Laut Einschätzung des Europäischen Parlaments ist die EU (Stand Juni 2025) in den Bereichen digitale Produkte, Dienstleistungen, IT-Infrastrukturen und geistiges Eigentum zu über 80 % von Drittländern abhängig.
Diese Abhängigkeit mindert die strategische Handlungsfähigkeit und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Europas – besonders im Bereich der Cloud-Technologien. US-amerikanische Anbieter wie Amazon Web Services, Microsoft Azure und Google Cloud dominieren den europäischen Markt mit einem Anteil von 69 %. Europäische Anbieter erreichen nur 13 % – ein verschwindend geringer Wert. Die Folge: ein beträchtliches Risiko, da Daten vielfach außerhalb des EU-Territoriums gespeichert und gehostet werden.
Dieses Missverhältnis gefährdet langfristig die digitale Souveränität. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund des stark wachsenden Cloud-Bedarfs, der als zentraler Baustein der Digitalisierung gilt.
Ausländische Anbieter haben das enorme Marktpotenzial in Deutschland und Europa erkannt und aufgrund der europäischen Rechtsvorschriften ihre Cloud-Angebote teilweise mit dem Label „souverän“ versehen (Sovereign Cloud). Damit soll der Eindruck entstehen, dass sensible Unternehmensdaten vor Zugriffen aus Drittländern geschützt bleiben. Ob das immer der Fall ist und nach europäischen Standards geschieht, darf zumindest bezweifelt werden. Vorsicht geboten ist somit bei sogenanntem „Sovereignty Washing“: Manche Anbieter werben mit vermeintlich „souveränen Clouds“, die in Wahrheit keine vollständige Kontrolle gewährleisten.
Die physische Präsenz von Rechenzentren in Europa reicht davon abgesehen nicht aus, um digitale Souveränität sicherzustellen. Viele Dienste basieren weiterhin auf Software-Stacks und APIs, die außerhalb Europas kontrolliert werden.
Dies gilt umso mehr seit Inkrafttreten des US Cloud Act (2018), der amerikanische Unternehmen verpflichtet, Kundendaten auf behördliche Anforderung herauszugeben.
Im Juni 2025 wurde dieses Restrisiko während einer öffentlichen Anhörung vor dem französischen Senat deutlich. Dort räumte der Chefjustiziar von Microsoft in Frankreich ein, dass er nicht garantieren könne, dass Daten französischer Bürger:innen und Behörden nicht ohne deren Zustimmung von dem amerikanischen Software-Konzern an die US-Regierung weitergegeben würden. Damit besteht theoretisch auch die Gefahr, dass sensible Daten europäischer Unternehmen aufgrund extraterritorialer US-Rechtsvorschriften eines Tages offengelegt werden könnten.
Selbst seriöse Anbieter wie Microsoft können aufgrund der amerikanischen Rechtslage keine absolute Konformität zur europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) garantieren. Aus technischer Sicht bietet die Microsoft-Cloud aber ein sehr hohes Sicherheitsniveau – etwa durch Verschlüsselung während der Datenübertragung, Multi-Faktor-Authentifizierung, Zertifizierungen und weitere Schutzmechanismen.