Mann steht vor Fenster und hält in der linken Hand ein Tablet, in der rechten einen Eingabestift
Digitalisierung

Handschrift digitalisieren: Diese Apps und Tablets eignen sich besonders gut

Handschrifterkennung führte lange ein Nischendasein unter den digitalen Helfern für die Arbeitswelt. Frühe „Persönliche Assistenten“ mit Schrifterkennung wie der 1993 vorgestellte Apple Newton belustigten und frustrierten ihre Benutzer:innen mit sehr „kreative”, weil häufig fehlerhaften und sehr langsamen Ergebnissen. So geriet diese eigentlich sehr nützliche Technologie zu Unrecht in Verruf.

Seitdem hat die Schrifterkennung, auch OCR genannt (englisch: optical character recognition), viele Kinderkrankheiten überwunden. Heute lassen sich handschriftliche Notizenbequem  digitalisieren und sinnvoll weiterverarbeiten. Erfahren Sie hier, welche Geräte und Apps besonders geeignet sind.

Seit dem „Newton“ sind Geräte und Software intelligenter und leistungsfähiger geworden, so dass die Ergebnisse wirklich verwertbar sind. Zunehmende Mobilität und ein Trend zur Arbeit unterwegs haben die OCR-Entwicklung weiter vorangetrieben. Gerade bei der Arbeit unterwegs – ohne Tastatur – bietet es sich an, handschriftliche Notizen schnell zu erfassen. Sie können auch die Manuskripte aus der letzten Teambesprechung abfotografieren und einscannen, und so allen Kolleg:innen in der Cloud zur Verfügung stellen.

Auch für Schulen bringt diese Technik Vorteile: Schüler:innen fotografieren beispielsweise ihre im Homeschooling handgeschriebenen Hausaufgaben ab und laden sie in die Schul-Cloud. Die  Lehrer:innen können sie dann als Textdokumente bearbeiten und den Schüler:innen bequem Rückmeldung geben.

Inhaltsverzeichnis

Mit diesen Technologien werden Handschriften digitalisiert

Drei Verfahren sind derzeit üblich, um Handschriften in digitale Daten umzuwandeln. Jedes davon hat seine Stärken und Eigenarten.

Mit der Smartphone-Kamera unterwegs Einzelblätter ablichten

Sie können handgeschriebene Unterlagen seitenweise mit der Smartphone-Kamera aufnehmen und mit einer entsprechenden App in Textdokumente umwandeln. Es werden vor allem dann gute Resultate erzielt, wenn ausreichend Beleuchtung vorhanden ist. Für längere Dokumente mit vielen Einzelseiten ist das Verfahren auf Dauer etwas mühsam.
Vorteil: Das klappt auch unterwegs jederzeit und liefert schnell Ergebnisse: Geräte wie das leistungsstarke Samsung Galaxy Note10+ mit 16-Megapixel-Kamera sind dabei im Vorteil.
Entsprechende Apps sind beispielsweise „Pen to Print“ (Serendi), „OCR Textscanner – Bild zu Text“ (4 Tech Solutions) oder „Smart Lens – Text Scanner OCR“ (MMLab). Nicht alle Apps sind jedoch für iOS und Android gleichermaßen verfügbar.
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Handschriften digitalisieren mit Multifunktions-Kopierer oder Scanner

Wenn Sie viele Einzelblätter nacheinander einscannen möchten, sind ein Multifunktionsgerät oder ein (reiner) Scanner eine gute Wahl. Je nach vorhandener OCR-Software legen Sie Ihre Dokumente einfach als Stapel in den Dokumenteneinzug. Die Seiten laufen dann nacheinander durch die Scan-Einheit, werden in Grafiken umgewandelt und im nächsten Schritt der Text daraus isoliert.
Der Text wird dann beispielsweise im txt-Format abgespeichert und kann so in die Textverarbeitung übernommen werden. Vorteile gegenüber der Erkennung per Smartphone: Sie können viele Blätter auf einmal abarbeiten lassen, die integrierte Scaneinheit wackelt nicht und leuchtet auch kontrastarme Vorlagen wie Bleistiftnotizen auf buntem Papier optimal aus. Manche Programme sind außerdem batch-fähig: Sie durchlaufen die einzelnen Arbeitsschritte für jede Seite vollautomatisch und liefern am Ende alles in einem einzigen Textdokument.

Mit dem klugen Stift auch ohne Papier

Sogenannte Smart Pens sind eine noch recht junge Alternative auf dem OCR-Markt. Erst seit wenigen Jahren sind zuverlässige Produkte dieser Art verfügbar. Mit ihnen schreiben Sie Ihre Notizen auf einer speziellen Unterlage. Auf normalem Papier funktionieren die Geräte in der Regel nicht. Sie schreiben entweder auf einem Tablet desselben Herstellers, wie etwa beim Wacom Grip Pen, oder auf dem Spezialblock wie beim Livescribe Aegir Bluetooth Smartpen.
Je nach eingesetzter Technologie haben sie in der Spitze eine Kamera, die den richtigen Untergrund braucht, um feinste Bewegungen zu erfassen. Auf normalem Papier funktionieren sie deshalb nur als gewöhnlicher Stift, digitalisieren jedoch die geschriebenen Buchstaben nicht. Die Schrifterkennung ist nicht ganz so exakt wie bei Vorlagenscannern. Dafür eignen sich die cleveren Stifte sehr gut auch für Zeichnungen und Skizzen. Wenn Sie Illustrationen und handschriftliche Notizen digitalisieren möchten, könnte dies die richtige Wahl für Sie sein.

Handschrifterkennung in der Praxis: Auf die Weiterverarbeitung kommt es an

Schrifterkennung ist Schwerstarbeit für die OCR-Software. Nicht nur hat jeder Mensch eine individuelle Handschrift mit speziellen Eigenarten – auch beim selben Verfasser sehen gleiche Zeichen jedes Mal etwas anders aus. Das ist etwa dann der Fall, wenn der Schreiber in Eile war oder den Stift gewechselt hat. Deshalb setzen OCR-Programme auf kluge, häufig KI-basierte Algorithmen.
Das Bild zeigt einen Mann mit einem Smartphone

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Mit vertrauten Augen sehen – die Software lernt den Benutzer kennen

Ähnlich wie digitale Sprachassistenten sind auch gute OCR-Programme lernende Systeme: Manche verlangen vor der eigentlichen Erkennung einen Probelauf, bei dem Sie als Benutzer bestimmte Zeichenfolgen mit Ihrer Handschrift abschreiben sollen, damit das Programm Ihre graphischen Eigenarten kennenlernt. Für jeden neuen Benutzer wird dann ein weiterer Lern-Durchlauf benötigt.

0 oder O – für die Software kein Unterschied

Viele Schriftzeichen sehen sich im lateinischen Alphabet ähnlich, etwa das große „I“ und das kleine „l“ oder die Null und der Großbuchstabe „O“. Der Computer weiß nicht, ob in Zeichenfolgen wie „O2-Tank“ oder „H0-Maßstab“ die Ziffer oder der Buchstabe gemeint sind. Moderne OCR-Lösungen enthalten deshalb eine Wortliste aus der Muttersprache des Benutzers und wissen so, dass beispielsweise im Formelzeichen für Sauerstoff ein O stehen muss und keine Null.
Mit Fremdsprachen, die nicht speziell trainiert wurden, kommt die Software deshalb meist schlechter zurecht. Hier muss sie bei vielen Wörtern schlicht raten, was gemeint sein könnte.

Anschließende Grammatikprüfung

In einem weiteren Arbeitsschritt erkennt das OCR-Programm oder die nachgeschaltete Textverarbeitung auch Grammatik- oder Logikfehler im Text. Tauchen solche Fehler gehäuft auf, kann beispielsweise ein Positionierungsfehler vorliegen. Dieses Problem tritt meist dann auf, wenn etwa wenn Zeilen zweier benachbarter Textspalten vom Programm irrtümlich als ein fortlaufender Text angesehen und zusammengefügt wurden oder Fußnoten als Bestandteil des Fließtextes eingebaut werden.

Kein Scan ohne Konzept – die richtige Planung erspart doppelte Arbeit

Wer häufiger Handschriften per OCR erkennen möchte, der sollte sich zuvor Gedanken über die geeignete Archivierung der Schriftdateien machen. Denn beim Umwandeln von Handschrift in digitalen Text gehen immer Informationen verloren, beispielsweise die Position des Textes auf der Skizzenseite. So ist später oft nicht mehr zu erkennen, ob eine Textzeile die Erklärung einer handschriftlichen Skizze enthält oder Teil des umlaufenden Fließtextes war.
Idealerweise sollten daher erkannter Text und Seitenansicht gemeinsam gespeichert werden. Ein Quasi-Standard für das Abspeichern von Handschriften ist mittlerweile das PDF-Format mit durchsuchbaren Text-Inhalten. Jede Seite wird hierin zweimal gespeichert: Einmal als Bilddatei mit allen darin enthaltenen Grafiken und Textpositionen und dann noch einmal der reine Text, der später auch per Suchfunktion gezielt durchlaufen werden kann.
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Bei größeren Scan-Projekten sollten Sie sich zuerst überlegen, in welcher Auflösung und Farbtiefe Sie darin enthaltene Grafiken abspeichern möchten. Hier müssen Sie den richtigen Kompromiss aus Detaillierungsgrad einerseits und Speicherverbrauch für die Grafiken anderseits finden. Der Hersteller Adobe gibt im Video brauchbare Tipps dazu.
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