WhatsApp und Facebook: Das Messenger-Monopol

Digitales Business

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Datum 02.02.2021
Lesezeit 7 Min.

WhatsApp und Facebook: Das Messenger-Monopol

Kennen Sie – von altersbedingten Ausnahmen abgesehen – jemanden in Ihrem Umfeld, der weder WhatsApp noch Facebook nutzt? Der Smartphone-Messenger, der seit 2014 zu Facebook gehört, erfreut sich weiterhin ungebrochener Beliebtheit. Dabei kann dessen Nutzung für unternehmerische Zwecke durchaus zu Problemen führen.


Einer statista-Untersuchung aus 2020 zufolge nutzen 94 Prozent der Deutschen den Messenger WhatsApp, gefolgt vom Facebook Messenger mit 51 Prozent. Auf einem abgeschlagenen dritten Platz rangiert Skype mit ganzen 15 Prozent (Mehrfachnennungen waren möglich). Die Zahlen verdeutlichen eindrucksvoll das Monopol, mit dem der US-amerikanische Social-Network-Anbieter den Markt sowohl für soziale Netzwerke als auch für Messaging-Dienste beherrscht.

Sogar eine Business-Version von WhatsApp existiert, mit der Unternehmen mit ihren Kunden in Kontakt treten können. Doch ist das alles DSGVO-konform? Welche Alternativen gibt es, die sinnvoll nutzbar sind, ohne den Anschluss zu verlieren? Wir haben uns umgesehen und tatsächlich eine kleine Lücke im allgegenwärtigen Messenger-Monopol aufgetan.

 

WhatsApp und Facebook: Das soziale Online-Leben aus einer Hand

Strategisch gesehen war die Entscheidung von Facebook, WhatsApp für immerhin 19 Milliarden US-Dollar zu übernehmen, sicherlich richtig. Immerhin erfreute sich der hauseigene Facebook Messenger bis dahin keiner sonderlich großen Beliebtheit – WhatsApp war einfach immer einen bis mehrere Schritte voraus. Hinzu kommt, dass bei WhatsApp von Anfang an die Verknüpfung mit der Telefonnummer (MSISDN) des Nutzers zu den Bedingungen für die Nutzung gehörte – die Identität der Nutzer ließ sich also problemlos bestätigen.

Während Facebook also zwischenzeitlich mit Fake-Profilen, einer gewöhnungsbedürftigen Messenger-App und anderen Problemen zu kämpfen hatte, füllte WhatsApp zum richtigen Zeitpunkt genau die Marktlücke zwischen telefonischer Erreichbarkeit und einfacher Messenger-Kommunikation. Auf diese Weise hat WhatsApp sogar den bis dahin so beliebten Kurznachrichtendienst SMS deutlich zurückgedrängt: Auch 2019 war die Nutzung der Mobilfunk-Kurznachrichten mit acht Milliarden versendeten SMS oder minus elf Prozent gegenüber dem Vorjahr in Deutschland weiter rückläufig.

Ausklappbare Informationsgrafik

Der Facebook-Konzern dominiert den deutschen Markt für Messenger-Lösungen (Quelle: statista).

 

Durch die Übernahme des kalifornischen Messaging-Pioniers erhielt Facebook quasi über Nacht einen sehr guten Messenger, sowie Milliarden von Handynummern. Diese will man nach eigenen Angaben allerdings weder für Werbeanrufe, noch für sogenanntes User Profiling nutzen. 

In der Untersuchung nicht vertreten, aber dennoch äußerst beliebt: Auch der Foto- und Kurzvideo-Dienst Instagram gehört seit Längerem zu Facebook und bietet ebenfalls (eingeschränkte) Messaging-Funktionen.

 

Die Alternativen: Telegram, Threema, Signal und Viber gelten als DSGVO-konform und sicher

Dabei gibt es – bezogen auf deren Funktionalität – durchaus ernstzunehmende Alternativen zu WhatsApp und Co.: Der Videocall-Pionier Skype punktet mit einer professionellen Umsetzung ebendieser Funktion, ist aber wie WhatsApp auch nicht wirklich DSGVO-konform. Telegram und Threema wiederum versprechen deutlich mehr Sicherheit sowohl bei der Datenübertragung als auch der Speicherung und der Auswertung von Nutzerdaten. Und fast alle Messenger-Alternativen verfügen über im Grunde dieselben Funktionen wie WhatsApp. Teilweise bieten sie sogar deutlich mehr. Sämtliche genannten Dienste verfügen inzwischen über eine sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der Ihre Nachrichten nicht im Klartext verschickt werden – eine der Grundvoraussetzungen für die sichere Übermittlung gemäß geltenden Gesetzen.

Folgende Messenger gelten nach aktuellem Stand als DSGVO-konform:

  • Telegram: Sofern Sie ausschließlich dessen „geheime” Chats nutzen, die Synchronisierung des Telefonbuchs mit der Cloud abschalten und mit Inhabern der Telefonnummern deren Speicherung auf Ihrem Gerät absprechen, gilt Telegram als DSGVO-konform.
  • Threema: Da es keinen zentralen Cloud-Server gibt, der Ihre Nachrichten speichert und sich die Schweizer Entwickler besonders strengen Anforderungen bezüglich der Datensicherheit unterwerfen, gilt der kostenpflichtige Threema-Messenger als derzeit eine der sichersten Messenger-Alternativen.
  • Signal: Auch hier findet keine Cloud-Synchronisation der Chat-Inhalte statt. Außerdem ist Signal ein Messenger, bei dem der Quellcode offenliegt (also für Jedermann einsehbar ist), was für zusätzliches Vertrauen sorgt.
  • Viber: Auch die japanische Messenger-Entwicklung Viber punktet mit nicht stattfindender Cloud-Synchronisierung und gilt daher als DSGVO-konform.
  • Teamwire: Dieser Dienst, der auch von Behörden genutzt wird, nutzt ausschließlich deutsche Server, anonymisiert die übermittelten Nutzerdaten und gilt ebenfalls als DSGVO-konform.

 

Wer WhatsApp nicht verwendet, bekommt das Wesentliche nicht mit – oder doch?

Warum also nutzen trotzdem so viele Menschen WhatsApp? Der Grund ist vermutlich ebenso banal wie einleuchtend: Wer WhatsApp nicht verwendet, schließt sich selbst automatisch von einem Großteil des eigenen Freundes- und Bekanntenkreises aus. Hinzu kommt, dass WhatsApp-Verweigerer nicht in die dort so beliebten Gruppenchats eingeladen werden können – mit teils erheblichen Folgen für das soziale Miteinander. 

Mit anderen Worten: Wer WhatsApp nicht verwendet, existiert zunächst einmal im sozialen (Online-)Miteinander (nahezu) nicht. Das hat auch Folgen für das Privatleben: Man verpasst so manche lustige Gruppennachricht und -diskussion und vielleicht sogar die Einladung zur nächsten Feier. Gleiches gilt in Firmen und an Schulen: „Alle” nutzen WhatsApp, da kann man sich wohl kaum verweigern. Und so scheinen die mögliche Datenweitergabe an Facebook, die mögliche Nutzung der hochgeladenen Medien zu kommerziellen Zwecken und fragliche DSGVO-Konformität in der Consumer-Variante von WhatsApp für die meisten Anwender das kleinere Übel zu sein.

 




Video: YouTube / Ultralativ

 

WhatsApp Business: Unter bestimmten Bedingungen DSGVO-konform nutzbar

Doch was bedeutet das für Unternehmen? Immerhin gibt es von WhatsApp inzwischen eine Variante für Geschäftskunden namens „WhatsApp Business”. Doch ist es nach EU-Recht überhaupt „erlaubt”, ein WhatsApp Business-Konto anzulegen und hierüber mit Kunden zu kommunizieren? Die Antwort lautet: Jein. Es kommt wie so oft darauf an, was Sie mit diesem Konto tun. Die direkte Kommunikation mit Kunden dürfte weitgehend unproblematisch sein, sofern Sie in Ihrer Unternehmensbeschreibung beispielsweise ein rechtskonformes Impressum vorhalten. Schwierig wird es hingegen, wenn Sie auf demselben Gerät sowohl ein privates als auch ein geschäftliches WhatsApp-Konto eingerichtet haben: Die Verknüpfung Ihrer Kundendaten zwischen beiden Messenger-Varianten und der Upload auf US-amerikanische Server dürften kaum auszuschließen sein.

Wie gehen Sie also vor, um WhatsApp Business DSGVO-konform zu nutzen?

  • Besorgen Sie sich ein separates Smartphone mit separater Nummer für dienstliche Zwecke und nutzen Sie nur dieses für WhatsApp Business.
  • Speichern Sie ausschließlich Kundenkontakte in diesem Gerät, keine privaten.
  • Notieren Sie in den Kundenkontakten keinerlei zusätzliche Informationen wie Mailadressen oder gar Umsatzzahlen.
  • Schützen Sie das Telefon mit Hilfe geeigneter Mechanismen vor unbefugter Benutzung.
  • Richten Sie die Möglichkeit der Fernlöschung für den Fall der Fälle ein.
  • Erstellen Sie keine WhatsApp-Gruppen oder Videokonferenzen ohne die ausdrückliche Einwilligung jedes einzelnen Kunden: Diese können sonst untereinander gegebenenfalls deren Handynummern sehen.
  • Betreiben Sie WhatsApp Business nach Möglichkeit in der API-Version und auf eigenen Servern.

 

Das Monopol: So bleiben Sie auch ohne WhatsApp und Facebook mit Ihren Kunden in Kontakt

Ganz klar: Wer als moderner Unternehmer auftreten will, bietet seinen Kunden eine Kontaktmöglichkeit via WhatsApp an und verfügt über eine Facebook-Seite. Doch welchen Unterschied das Vorhandensein dieser Kontaktmöglichkeiten in der Praxis macht, ist kaum durch Zahlen belegt. 

Viel wichtiger als WhatsApp und der Facebook Messenger als Kontaktmöglichkeit sind auch weiterhin eine logisch aufgebaute und gut bedienbare Website, die auch mobil funktioniert, sowie das Vorhandensein diverser Kontaktmöglichkeiten – einschließlich einer Handy- oder Festnetz-Rufnummer für den telefonischen Kontakt und eine Email-Adresse. Davon abgesehen spricht wenig dagegen, Ihren Kunden anstelle von WhatsApp die Kommunikation über Threema oder Signal anzubieten – falls Ihre Kunden diese Apps denn nutzen (wollen). 

Für die unternehmensinterne Kommunikation wiederum sollten Sie auf etablierte Dienstleister wie beispielsweise Teamwire, Slack oder Microsoft Teams setzen. Diese Collaboration-Systeme sind speziell für den unternehmerischen Einsatz optimiert und werden, wie im Falle von Teamwire, sogar von Behörden genutzt.

Wenn Sie also skeptisch sind, was die Datenweitergabe und den Umgang mit diesen seitens Facebook angeht, riskieren Sie trotz anderweitigen Trends ruhig einmal eine Lücke im medienübergreifenden Omnichannel-Marketing. Begründen Sie diese Lücke genau damit, dass Sie den Datenschutz sehr ernst nehmen – Ihre Kunden werden es Ihnen danken, selbst wenn diese privat WhatsApp exzessiv nutzen.

Und wenn Sie sich fragen, wie Sie denn nun mit Ihren Kunden in Kontakt bleiben sollen – rufen Sie diese doch (mit deren Einwilligung) gelegentlich mal an oder vertrauen Sie – je nach Zielgruppe – auf die gute alte Email.

 

Was halten Sie vom Facebook-Marktmonopol bei den Messenger-Diensten? Wie bleiben Sie mit Ihren Kunden in Kontakt? Wir sind gespannt auf Ihren Kommentar.

 

 


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