Eine Person in einem weißen Kittel zoomt mit zwei Fingern in eine Abbildung auf einem Tablet.
Digitalisierung

Digitalisierung im Gesundheitswesen – Zukunft der Medizin

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen revolutioniert Forschung und Versorgung. Sie verbessert Therapien und macht Diagnosen präziser. Mehr dazu erfahren Sie hier.

Im Gesundheitswesen hat die Digitalisierung einen Wandel eingeläutet: Von der Prävention über die Diagnose bis hin zur Therapie wird die gesamte „Patientenreise“ durch digitale Werkzeuge und Interaktionen verändert – mit entsprechenden Folgen für alle Beteiligten.

Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet Digitalisierung im Gesundheitswesen?

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen befasst sich mit sämtlichen Aspekten rund um eine verbesserte Kommunikation im Medizinbereich. Dazu gehört die Abkehr von veralteten, teils immer noch analogen Strukturen mit Stift, Papier und Faxgerät; sowie allgemein deutlich effizientere Abläufe insbesondere, aber nicht nur in der medizinischen Verwaltung.
Außerdem geht es bei der Digitalisierung von Gesundheitsaspekten um die Früherkennung von Krankheiten beispielsweise mithilfe von KI, schnellere Reaktionen im Notfall und darum, das Gesundheitssystem insgesamt vor dem Kollaps durch eine immer älter werdende Bevölkerung zu schützen. Wenn in diesem Zusammenhang von eHealth bzw. E-Health die Rede ist, geht es insbesondere um die Verwendung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien im Umgang mit Patient:innen. EHealth vernetzt alle Beteiligten im Gesundheitswesen und kommt bei der unmittelbaren Behandlung und Betreuung von Patient:innen zum Einsatz.
Digitale Technologien schaffen im Gesundheitswesen neue Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten, erleichtern die Kommunikation zwischen Patient:innen und medizinischen Fachkräften und helfen, Verwaltungsabläufe effizienter zu gestalten.
EHealth ist ein Teilgebiet von Digital Health. Digital Health beschreibt die gesamte Digitalisierung in allen Bereichen des Gesundheitswesens sowie der gesunden Lebensführung und Vorsorge. Zum Bereich Digital Health gehören beispielsweise auch Laufuhren für das Fitnesstraining oder Websites, die Ernährungsberatung geben.
Arzt arbeitet am Tablet

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Welche Jobs sind am stärksten betroffen?

Wie in allen Branchen verlieren auch im Gesundheitswesen einige Jobs durch die Digitalisierung an Bedeutung. Andere Berufsbilder werden hingegen wichtiger oder kommen ganz neu auf. Generell sind die Arbeitsplätze im Medizinbereich jedoch in vergleichsweise geringem Umfang durch die digitale Revolution gefährdet – schließlich ist der persönliche Kontakt auf diesem Gebiet essenziell.
Dass beispielsweise Medizinroboter Ärzt:innen, Apotheker:innen oder Pflegekräfteersetzen, ist derzeit nicht absehbar. Allerdings übernehmen solche Apparaturen zunehmend Routinearbeiten in Krankenhäusern oder bei der Pflege und assistieren als Präzisionswerkzeug bei Operationen.
Pflegeroboter helfen dabei, mobilitätseingeschränkte Personen in Rollstühle zu heben und entlasten so Pflegekräfte von dieser körperlich sehr herausfordernden Tätigkeit. In Pflegeheimen in Japan und Südkorea werden bereit seit einigen Jahren Kommunikationsroboter eingesetzt, die Bewohner:innen zur Konversation anregen und ihnen spielerisch Inhalte präsentieren.
Diese Beispiele verdeutlichen, dass sich die Aufgabengebiete und Anforderungen an medizinisches Personal stark verändern. Wie in vielen anderen Sektoren auch entlasten Maschinen insbesondere von Routinearbeiten und von körperlich anstrengenden Arbeiten, die oft Ursache von Berufskrankheiten sind. Zugleich werden der Umgang mit Daten, komplexen Maschinen und neuen Medien, der Einsatz von Gesundheitsapps und andere digitale Skills für viele Berufe im Gesundheitswesen immer wichtiger.
Auch neue Berufe werden durch die Digitalisierung im Gesundheitswesen entstehen. Die Stiftung Münch hat in Zusammenarbeit mit dem „Bündnis Junge Ärzte“ (BJÄ) vier Berufsbilder skizziert, die für die Digitalisierung des Gesundheitssystems wichtig sind:
  • Digital Health Carer: Die Fachkraft für digitale Gesundheit kombiniert die klassische analoge Hilfe und Routineversorgung mit digitalen Technologien.
  • Digital Health Process Manager: Prozessmanager:innen für digitale Gesundheit sind für die Implementierung und Aufrechterhaltung innovativer medizinischer und pflegerischer Versorgungsabläufe zuständig.
  • Digital Health Architect: Systemarchitekt:innen für digitale Gesundheit kombinieren medizinisches und technologisches Wissen, um die digitale Transformation in Gesundheitseinrichtungen voranzubringen und zu überwachen.
  • Ärzt:innen für digitale Medizin: Sie müssen fundierte Kenntnisse über digitale Tools und digitale Gesundheitsanwendungen haben und diese genauso anwenden können wie analoge Hilfsmittel.

Digitalisierung im Gesundheitswesen – Beispiele

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat bereits zu vielen Neuerungen geführt. Künftig könnten durch die digitale Transformation noch viele weitere, teils bahnbrechende Entwicklungen anstehen. Vor allem im Verwaltungsbereich haben sich bereits viele Dinge etabliert, beispielsweise die elektronische Patientenakte, eine Tablet-gestützte Patientenaufnahme oder digitale Aufklärungsbögen. Noch immer muss medizinisches Personal in Praxen und Krankenhäusern zu viel Zeit für Verwaltungsarbeit aufwenden. Für das eigentliche Arzt-Patienten-Gespräch bleiben deshalb beim Hausarzt im Durchschnitt nur acht Minuten, wie die Stiftung Gesundheitswissen ermittelte. Mit einer serviceorientierten Architektur verschlanken und digitalisieren Gesundheitseinrichtungen ihre internen Prozesse. Vorteil für die Patient:innen: Es bleibt mehr Zeit für das Gespräch mit ihnen. Informationen kommen schneller bei Ihnen an. Abläufe werden zudem transparenter und Fehlerquellen reduziert. Aber auch ganz banale Dinge wie flächendeckendes WLAN oder 5G-Campus-Netze in Krankenhäusern sind auf die fortschreitende Digitalisierung im Gesundheitswesen zurückzuführen.
Bei der Diagnose und Behandlung hat die Digitalisierung ebenfalls in großem Umfang Einzug gehalten: Die Messung und Kontrolle von Gesundheitsdaten per Sensor und App gehört mittlerweile zum Standard. Ebenso greifen Ärzt:innen verstärkt auf Telemedizin inklusive Videosprechstunde oder Konsultationen mit Kolleg:innen zurück.
Bei bestimmten Operationen und Eingriffen nutzen Ärzt:innen Roboter zur Unterstützung oder setzen Virtual Reality ein. Einige verwenden künstliche Intelligenz (KI) bei der Diagnose, beispielsweise zur Auswertung von Röntgen- oder MRT-Bildern.
In Zukunft können sich Ärzt:innen laut einer Bitkom-Umfrage computergestützte Voraussagen vorstellen, die vor Pandemien warnen und die Dynamik von Infektionsgeschehen vorhersagen. Ein Großteil der Umfrage-Teilnehmer:innen erwartet zudem, dass künstliche Organe wie Speiseröhrenimplantate, Haut und Knorpelscheiben künftig mithilfe eines 3D-Druckers entstehen.
Das Foto zeigt einen Containerhafen, in dem stilisierte Lichbögen die Contaniner miteinander verbinden.

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So steht Deutschland im internationalen Vergleich da

Im Vergleich zu anderen Ländern geht die Digitalisierung im Gesundheitswesen hierzulande eher schleppend voran. In einer Bitkom-Erhebung aus dem Oktober 2022 waren 78 Prozent aller Ärzt:innen der Ansicht, Deutschland liege in diesem Bereich im Vergleich zu anderen Ländern zurück. Bei einer vergleichbaren Umfrage aus dem Jahr 2021 waren nur 60 Prozent dieser Meinung.
Andere Untersuchungen kommen zu ähnlichen Ergebnissen: So lag Deutschland bei der #SmartHealthSystems-Studie der Bertelsmann Stiftung im internationalen Vergleich mit 16 anderen Nationen nur auf dem vorletzten Platz. Und auch eine Fraunhofer-Studie zum Thema E-Health aus dem Jahr 2022 sieht Länder wie Dänemark, Estland, Spanien und Österreich allesamt vor Deutschland, was das Voranschreiten der Digitalisierung im Gesundheitssystem angeht.
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Chancen und Risiken

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist alternativlos und bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Fachleute versprechen sich von ihr beispielsweise eine personalisiertere Vorsorge, die manche Erkrankungen und Verletzungen bereits im Vorfeld verhindern oder abmildern könnte. Ferner erwarten sie eine präzisere Diagnostik, sowie individuellere und gänzlich neue Behandlungsmethoden mit besseren Heilungschancen. Auch die Versorgungsqualität für Patient:innen werde profitieren.
Doch die Datenmengen, die durch die digitale Transformation entstehen, sind auch ein Risiko; der „gläserne Patient“ ist für viele Menschen ein Schreckensszenario. Wird der Schutz von sensiblen Patientendaten nicht gewährleistet, könnten Gesundheitsprofile könnten in falsche Hände geraten. Zudem muss die Frage geklärt werden, was bei einem Datenverlust infolge technischen Versagens geschieht.
Die Organisation für Zusammenarbeit und wirtschaftliche Entwicklung (OECD) hat in einer Analyse außerdem darauf hingewiesen, dass die Digitalisierung auch Mehrkosten verursachen kann: Wearables, die die Gesundheit überwachen sollen, würden oft Fehlalarme auslösen, die dann unnötige Facharztbesuche oder gar Rettungseinsätze zur Folge hätten.
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Gesetzeslage zur Digitalisierung im Gesundheitswesen

Im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung im Gesundheitswesen wurden mehrere Gesetze erlassen. Den Grundstein legte das E-Health-Gesetz aus dem Jahr 2015, das den ersten Rahmen für den Aufbau der sicheren Telematikinfrastruktur (TI) und die Einführung medizinischer Anwendungen formuliert.
Seitdem haben verschiedene Gesetze die Digitalisierung befördert: zum Beispiel das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG), das Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV), das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) oder das Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG). Darüber hinaus gibt es das am 9. Juni 2021 in Kraft getretene Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG).
Am 30. August 2023 hat der Bundestag das Vorhaben zum Digitalgesetz (DigiG) beschlossen. Damit soll die elektronische Patientenakte ab dem 15. Januar 2025 für alle Versicherten angelegt werden und das E-Rezept bereits ab 2024 als verbindlicher Standard gelten. Das ebenfalls im August 2023 beschlossene Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) soll Gesundheitsdaten für die Forschung zugänglich machen.
Die Digitalisierungslücke im deutschen Gesundheitssystem - mit Nikolay Kolev von Doctolib

Nikolay Kolev ist Managing Director bei Doctolib. Das Unternehmen bietet eine Software-Lösung u.a. für Terminbuchungen und Patientenmanagement in Arztpraxen an.

Was kann Deutschland im Hinblick auf die Digitalisierung des Gesundheitswesens von Frankreich und Finnland lernen? Wie kann digitalisiertes Patientenmanagement Arztpraxen entlasten und wie leistet künstliche Intelligenz dabei bereits jetzt einen wichtigen Anteil? Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten Sie in dieser Podcastfolge von „Digitale Vorreiter:innen“.

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Das Wichtigste zur Digitalisierung im Gesundheitswesen in Kürze

  • Digitalisierung im Gesundheitswesen umfasst den Einsatz digitaler Technologien und Lösungen in allen medizinisch relevanten Bereichen.
  • Wesentliches Ziel der Digitalisierung ist die Verbesserung der Qualität und der Zugänglichkeit von Gesundheitsdienstleistungen.
  • Die Anforderungen an Berufe im Gesundheitswesen ändern sich durch die Digitalisierung. Zugleich entstehen neue Berufsfelder.
  • Beispiele für die Digitalisierung sind die elektronische Patientenakte, das E-Rezept, Apps zur Gesundheitsüberwachung, Telemedizin sowie neue technologische Lösungen bei Behandlungen.
  • Deutschland hat bei der Digitalisierung der Medizin im internationalen Vergleich Aufholpotential.
  • Ein wichtiges Thema bei der Digitalisierung ist der sichere und sorgsame Umgang mit den Daten von Patient:innen.
  • Das Digitalgesetz soll die elektronische Patientenakte einführen und das E-Rezept als verbindlichen Standard einrichten.
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