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Dynamisches Lastmanagement: Kosten sparen durch optimierte Energieverteilung

Mit dynamischem Lastmanagement können auch kleine und mittlere Unternehmen ihren Stromverbrauch optimieren und Kosten sparen. Entsprechende Lösungen sind bereits in großer Zahl am Markt verfügbar.

Wie dynamisches Lastmanagement für Ihr Unternehmen funktioniert und was Sie dabei beachten sollten, erfahren Sie hier.

Inhaltsverzeichnis

Was ist dynamisches Lastmanagement?

Lange Zeit wurden öffentliche Stromnetze in Deutschland und Europa ausschließlich nach dem Top-down-Prinzip („von oben nach unten“) entworfen und gebaut: Elektrische Energie floss von zentralen Großkraftwerken über die einzelnen Ebenen der Verteilnetze hin zu den Kund:innen in Gewerbebetrieben und Privathaushalten.
Heute hingegen gibt es neben den zentralen Großkraftwerken auch immer mehr lokale Stromproduzenten. Viele von ihnen sind auf den mittleren und unteren Netzebenen angebunden, bis hinunter zur sogenannten Netzebene 7 mit den Lokalnetzen in Stadtteilen und Industriegebieten.

Regelung von Stromnetzen mittels Lastmanagement

Weil der Strom in den Netzen längst nicht mehr nur in eine Richtung fließt, benötigen Stromnetze ein aktives Lastmanagement. Es überwacht die jeweilige Netzinfrastruktur und bringt Erzeugung und Verbrauch in Einklang.
Dabei gibt es unterschiedliche Formen des Lastmanagements:
Ein statisches Lastmanagement weist den angebundenen Geräten und Maschinen feste Einspeise- und Verbrauchskontingente zu. Aus technischer Sicht werden diese Geräte in Stromverbraucher (z.B. Ladegeräte oder Arbeitsplatzcomputer) und Stromerzeuger (beispielsweise Photovoltaikanlagen) unterteilt. Nicht immer lässt sich jedes Gerät einzeln ansteuern und mit einem festen Kontingent belegen. Manchmal werden die Kontingente beim Lastmanagement für Gruppen von Maschinen oder ganze Netzabschnitte vergeben.
Ein dynamisches Lastmanagement hingegen kann die Erzeuger und Verbraucher innerhalb eines Netzes aktiv ansteuern und aufeinander abstimmen. Benötigen beispielsweise einzelne Verbraucher für einen angekündigten Zeitraum nur wenig Energie, gibt das dynamische Lastmanagement anderen Verbrauchern die Möglichkeit, in dieser Zeit mehr Energie zu entnehmen.
Durch dynamisches Lastmanagement können Netzbetreiber:
  • ihre Infrastruktur besser ausnutzen.
  • thermische Energieverluste durch hohe Lasten minimieren.
  • ihre Netze besser gegen Überlastung oder Unterversorgung absichern.
Aber auch Stromverbraucher können ein dynamisches Lastmanagement betreiben, beispielsweise kleine und mittlere Unternehmen (KMU). So reduzieren sie im besten Fall ihre Stromkosten und nutzen die eigene technische Infrastruktur effizienter.

Lastmanagement versus Load Balancing

Gelegentlich taucht der Begriff Lastmanagement in Zusammenhang mit Computernetzwerken und Cloud-Speichern auf. Mittels Load Balancing (auf Deutsch: Lastverteilung) werden dort komplexe Berechnungen auf viele Einzelcomputer verteilt, um die einzelnen Geräte gleichmäßig auszulasten und „Datenstaus“ zu vermeiden. Sogenannte Load Balancer in Form von Hard- oder Software organisieren die Verteilung von Rechenressourcen zentral.
Das ist allerdings nicht Thema dieses Beitrags. Nachfolgend geht es allein um die Verteilung von Energielasten in Stromnetzen.

So funktioniert das dynamische Lastmanagement

Ein dynamisches Lastmanagementsystem besteht üblicherweise aus einer zentralen Recheneinheit, die über Mess- und Regelanschlüsse verfügt. Kleinere und mittelgroße Lösungen werden meist direkt im Hauptverteiler auf einer Hutschiene montiert – wie die XEM-Reihe von Hager, das ABL Energy Meter, der Janitza Procont oder die Steuereinheit ABB SCU200. Größere Lösungen gibt es oft als Stand-alone-Gerät mit zusätzlichem Akkuspeicher (Hager XEMV) für die Innenraummontage – oder im 20-Fuß-Container auch für den Außenbereich (GSL Energy, Bluesun, Pknergy).
Aufgesetzt und administriert wird ein dynamisches Lastmanagementsystem in der Regel über eine Weboberfläche. Die meisten Geräte haben hierfür einen LAN-Anschluss oder WLAN an Bord.
Über seine Messanschlüsse liest das Lastmanagementsystem nach der Installation die aktuellen Werte aller Erzeuger und Verbraucher im Netz aus. Gegebenenfalls protokolliert es auch die Stromflüsse an den Haupt- und Unterverteilern sowie an den Übergangspunkten zu anderen Netzen.
Um Lasten und Stromflüsse zu erfassen, gibt es unterschiedliche technische Verfahren:
  • Kontaktlose Messung von Wechselströmen mittels Rogowski-Spulen an Geräteanschlüssen oder Leitungswegen, bei höheren Strömen ab etwa 100 Ampere über Messwandlerzähler
  • Überwachung der Netzfrequenz sowie der lokalen Abweichung von dieser Frequenz an verschiedenen Punkten im Netz (bevorzugt in sehr großen Netzen angewendet)
  • Erstellung eines digitalen Zwillings des Netzes, der über Datenleitungen oder Funkverbindungen mit allen Einspeisern und Verbrauchern verbunden ist und aus deren Messwerten ein Gesamtbild des Netzes errechnet
Auf Basis der hierbei ermittelten tatsächlichen Lasten gibt das Lastmanagementsystem anschließend individuelle Steuerbefehle an die angeschlossenen Geräte. Es reduziert beispielsweise die Ladeleistung von Ladesäulen für Elektroautos, wenn sehr viele Ladeanschlüsse auf dem Unternehmensgelände gleichzeitig genutzt werden.
Denn je nach Ladeart (Wechselstrom oder Gleichstrom) und Ladeleistung entstehen an Ladestationen hohe Ströme, die die vorhandenen Stromverteilungen in kleineren Unternehmen oder an kleineren Standorten schnell an Grenzen bringen können.
Zwei Beispiele: Bereits eine Wallbox für das Laden mit 22 kW wird nach Norm über einen 32-Ampere-Anschluss angebunden – also mit dem Doppelten eines klassischen Stromkreises im Privathaushalt oder der Büroeinheit. Eine Mehranschluss-Ladestation der 150-kW-Klasse kann sogar bis zu 350 Ampere ziehen.

Technische Umsetzung

Für die Einrichtung eines dynamisches Lastmanagements sollten idealerweise alle Netzkomponenten, Verbraucher und Erzeuger sowie ihre jeweilige Strom- und Spannungsfestigkeit bei Spitzenlasten und Dauerströmen bekannt sein. Für Blindleistung sowie mögliche Lastspitzen sind entsprechende Toleranzen einzuplanen.
Zu berücksichtigen sind hier insbesondere die DIN VDE 0100 für die Errichtung von elektrischen Anlagen bis 1.000 Volt Wechselspannung oder 1.500 Volt Gleichspannung sowie die DIN EN 61439 für Niederspannungs-Schaltgerätekombinationen.
Um die Geräte anzusteuern, bietet sich eine Vernetzung über das Internet der Dinge an (auf Englisch: Internet of Things, kurz: IoT). Mögliche Übertragungstechnologien und -protokolle sind LAN, WLAN, 5G-Mobilfunk oder auch Narrowband IoT. Mittels Powerline Communication (PLC) können die Steuerbefehle auch direkt über das Stromnetz versendet werden.
Theoretisch ließe sich ein solches dynamisches Lastmanagement auch dezentral einrichten: über untereinander vernetzte Verbraucher und Erzeuger. Die einzelnen Geräte und Anlagen würden dann ihre Verbrauchs- und Einspeisewerte über ein entsprechendes Protokoll untereinander aushandeln. Eine solche Lösung ist aber bisher noch nicht am Markt verfügbar.
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Dynamisches Lastmanagement in öffentlichen Netzen

Auch die Energieversorger und öffentlichen Netzbetreiber wenden aktives Lastmanagement an und versenden ihre Steuerbefehle hierfür direkt über die Stromleitung. Sie nutzen die sogenannte Rundsteuertechnik: Damit können sie bei einem Stromüberangebot beispielsweise entsprechend ausgerüstete Photovoltaikanlagen mittels Fernbefehl vom Netz nehmen. Inzwischen gibt es auch Funkrundsteuerempfänger, die ihre Befehle vom Netzbetreiber nicht mehr über das Stromnetz, sondern als Funksignal per Langwelle oder UKW erhalten.

Lastmanagement über Photovoltaikanlage

Eine einfache Form des Lastmanagements gibt es bereits in vielen Gewerbebetrieben und Privathaushalten mit eigener Photovoltaikanlage auf dem Dach. Moderne PV-Anlagen besitzen meist eine zusätzliche Messeinheit, die direkt im Hauptverteiler des Gebäudes oder der Wohnung verbaut ist.
Mit den Daten aus der Messeinheit können Eigenverbrauch, Einspeisung, Ladestand und die Stromentnahme aus dem Akku anhand einer benutzerdefinierten Ladestrategie aufeinander abgestimmt werden. Je nach Ladestrategie wird dann:
  • möglichst viel selbsterzeugter Strom verbraucht.
  • der Stromverbrauch bei einem dynamischen Stromtarif an den aktuellen Preisen an der Strombörse ausgerichtet.
  • der Akku immer oberhalb eines bestimmten Ladeniveaus gehalten, um bei einem Stromausfall abgesichert zu sein.

Lastmanagement über Elektroautos

Selbst ohne Solaranlage und daran angeschlossenen Speicherakku können viele Unternehmen und private Verbraucher:innen schon bald Strom speichern und in Hochpreiszeiten auch wieder einspeisen. Möglich machen das sogenannte V2G-fähige Elektrofahrzeuge der neuesten Generation.
Die Abkürzung „V2G“ steht für „Vehicle to Grid“ (auf Deutsch: Fahrzeug zu Netz). Man spricht auch vom bidirektionalen Laden, weil Energie über den Ladeanschluss des Autos in beide Richtungen fließen kann. Damit werden moderne Elektrofahrzeuge zum fahrbaren Stromspeicher für den Unternehmensstandort oder das private Eigenheim.
Handwerksbetriebe und andere KMU könnten ihre am Wochenende an der Ladestation abgestellten Werkstattfahrzeuge beispielsweise als Ausgleichsspeicher für das öffentliche Stromnetz zur Verfügung stellen – und so zusätzliches Einkommen generieren.
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Möglicherweise können viele Firmen ihre Elektrofahrzeuge schon bald auch als Stromspeicher nutzen.

Unterschiede zwischen dynamischem und statischem Lastmanagement

Beim statischen Lastmanagement werden feste Einspeise- und Verbrauchswerte für jeden Erzeuger und Verbraucher vorgegeben.
Beim dynamischen Lastmanagement werden die individuellen Obergrenzen für alle Verbraucher im Netz immer wieder neu errechnet und flexibel an die aktuelle Situation angepasst.
Daher kann dynamisches Lastmanagement zu jeder Zeit die gesamte Kapazität des Netzes ausnutzen. Das statische Lastmanagement ist dagegen aus Sicherheitsgründen so ausgelegt, dass es nur dann an diese Kapazitätsgrenze kommt, wenn tatsächlich alle Verbraucher mit voller Leistung in Betrieb sind.
Ein statisches Lastmanagement ist technisch deutlich einfacher zu realisieren als ein dynamisches. Dafür ist das dynamische Lastmanagement im laufenden Betrieb wesentlich effizienter, weil es auch bei Teillast immer die gesamte Kapazität des Stromnetzes auf die Verbraucher aufteilt.
Infografik die zeigt, wie ein dynamisches Lastmanagement Netzkapazität auf einspeisende und stromverbrauchende Geräte und Maschinen aufteilt
Dynamisches Lastmanagement überwacht und koordiniert alle Erzeuger- und Verbrauchergeräte. Lastspitzen werden vermieden.

Vorteile eines dynamischen Lastmanagements

Je nach Branche, Nutzungsprofil und Stromtarif bietet das dynamische Lastmanagement viele Vorteile für Unternehmen:
  • Firmen sparen in Verbindung mit flexiblen Stromtarifen Kosten ein, indem sie Strom genau dann aus dem Netz beziehen, wenn er gerade günstig ist.
  • Unternehmen können vorhandene Infrastruktur auf dem Unternehmensgelände gleichmäßiger auslasten. Durch Lastspitzenkappung (Peak Shaving) vermeiden sie möglicherweise einen aufwendigen und teuren Ausbau der eigenen Netzinfrastruktur.
  • Betriebe können energieintensive Prozesse und Maschinen, die keine eigene Zeitsteuerung haben, über das Lastmanagement zu Zeiten aktivieren, in denen Strom günstig ist. So entfällt die sonst dafür notwendige Nachrüstung einer speicherprogrammierbaren Steuerung wie Siemens Simatic, Beckhoff Twin oder Codesys Control.
  • Firmen können ihre am Wochenende nicht benötigten Elektroautos über das Lastmanagement als stationäre Energiespeicher verwenden oder zur Netzstabilisierung an die öffentlichen Netzbetreiber vermieten.
  • Viele Elektrogeräte und -fahrzeuge werden am Wochenende oder an Feiertagen nicht benötigt. Akkus von Elektroautos, Flurförderfahrzeugen oder landwirtschaftlichen Maschinen können dann über das Lastmanagement besonders langsam und schonend geladen werden. Die Akkus halten so länger und es geht weniger Energie durch Erwärmung verloren.
  • Mit einem dynamischen Lastmanagement erfassen Firmen nicht nur ihren Gesamtverbrauch, sondern erhalten auch Informationen zu Spitzenlasten und zum allgemeinen Verbrauchsprofil. So finden Unternehmen leichter einen genau passenden Stromtarif.
  • Über ein dynamisches Lastmanagement lassen sich die Akkus von Firmenfahrzeugen und Photovoltaikanlagen sowie andere Energiespeicher im Unternehmen zu einem virtuellen Stromspeicher mit Notstromversorgung zusammenschalten, falls es zu einem Stromausfall kommt. Damit können Firmen beispielsweise ihre Private Cloud On-Premises, die Telefonanlage oder besonders wichtige Maschinen in der Produktion übergangsweise mit Energie versorgen.
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Das Wichtigste zu dynamischem Lastmanagement in Kürze

  • Ein dynamisches Lastmanagement verteilt die verfügbaren Kapazitäten innerhalb eines Stromnetzes auf alle vorhandenen Erzeuger und Verbraucher.
  • Im Unterschied zum statischen Lastmanagement passt das dynamische Lastmanagement die Grenzwerte für einzelne Geräte permanent an die aktuelle Lastsituation im Netz an. So kann es immer die volle Netzkapazität nutzen.
  • Lösungen für ein dynamisches Lastmanagement gibt es mittlerweile in vielen unterschiedlichen Größen.
  • Kleine Lösungen mit reduziertem Funktionsumfang sind heute standardmäßig in vielen Wechselrichtern und Wallboxen für Elektroautos verbaut.
  • Größere Lösungen für Unternehmen werden in der Regel über eine Weboberfläche verwaltet. Sie bieten einen großen Funktionsumfang, etwa um Notstromkapazität bereitzustellen oder dynamische Stromtarife optimal auszunutzen.
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