Frau Pausder, Sie setzen sich für Chancengleichheit in Bildung und Beruf ein. Sehen Sie sich als Frauenrechtlerin?
Mich „Frauenrechtlerin“ zu nennen fände ich vermessen, wenn ich mir angucke, wie viel die Frauen vorheriger Generationen erreicht haben – vom Frauenwahlrecht, über finanzielle und berufliche Unabhängigkeit bis zum Familienrecht. Ich würde mich eher als Antreiberin für die Chancengleichheit bezeichnen: Mich treibt das Thema Bildungsgerechtigkeit genauso um, wie Gender Equality in Unternehmen. Mir geht es darum, dass nicht deine Herkunft, dein Elternhaus oder dein Geschlecht über deine Zukunft bestimmen.
Welche beruflichen Erfahrungen haben Sie dazu bewogen, sich für das Thema Frauen in Führungspositionen zu engagieren?
In meiner Unizeit oder in den ersten Jahren im Job habe ich gar nicht so deutlich die Notwendigkeit gesehen, dass man sich für mehr Frauen in Führungspositionen einsetzen müsste. Da waren ja überall 50 Prozent Frauen um mich herum. Spätestens aber als ich Mutter geworden bin und in der Start-up-Szene unterwegs war, hat sich mein Blick geändert. Wenn Frauen Kinder bekommen, treten sie immer noch viel häufiger beruflich kürzer als die Väter. Die Gründerszene ist mit nur 16 Prozent weiblichen Gründerinnen immer noch extrem männlich geprägt. Zu dieser Zeit habe ich gemerkt, dass Frauen in bestimmten Rollen immer noch die Ausnahme sind. Das hat mich ermutigt, mich mehr zu engagieren: So habe ich zum Beispiel als Gründerin von Fox+Sheep den Müttern und Vätern in meinem Unternehmen während der Elternzeit 100 Prozent Gehalt weitergezahlt, damit sie sich früh Kinderbetreuung leisten können und schnell in den Job zurückkehren, wenn sie wollten.
Gibt es Charaktereigenschaften, die für Frauen in Führungspositionen unabdingbar sind?
Klar … und das sind genau die gleichen Eigenschaften wie für Männer. Die Anforderungen einer Position ändern sich ja nicht damit, wer sie besetzt. Entscheidende Charaktereigenschaften für Führungskräfte sind für mich Resilienz, Empathie und Durchhaltevermögen. Resilienz, weil man auch in stürmischen Zeiten Optimismus fühlen und ausstrahlen können muss. Empathie, weil Menschen nur denjenigen gerne folgen, von denen sie sich verstanden und ernst genommen fühlen. Und Durchhaltevermögen, weil gerade in größeren Organisationen Prozesse komplex sind, man auf Widerstände trifft und nur dann etwas erreichen kann, wenn man am Ball bleibt.
Was können Ihrer Meinung nach Frauen besser als Männer? Und warum sollten Führungsetagen paritätisch besetzt sein?
Frauen können gar nicht unbedingt etwas besser als Männer. Aber diverse Teams können vieles besser als homogene Teams: Sie sind kreativer und treffen bessere Entscheidungen. Diverse Teams bringen beispielsweise knapp 20 Prozent mehr Umsatz durch Innovation. Mehr Frauen, mehr People of Colour, mehr unterschiedliche Bildungshintergründe in (Führungs-)Teams sind kein Altruismus sondern ein Business Case.