Eine Frau wirft eine Flasche in den smarten Mülleimer Trashbot
Das Cockpit eines Teslas

Wie die Digitalisierung das Lesen verändert

Der Buch­druck war eine der wichtig­sten und weitre­ichend­sten Erfind­un­gen über­haupt. Seit­dem kön­nen wir unser Wis­sen nicht nur fes­thal­ten und weit­ergeben, son­dern auch in großer Menge vervielfälti­gen. Seit eini­gen Jahren sind elek­tro­n­is­che Büch­er auf dem Vor­marsch. Sie brin­gen nicht nur mehrere Vorteile mit sich, son­dern kön­nten auch auf Dauer unsere Art zu lesen verän­dern.

Für viele Leser hat ihre Lei­den­schaft nicht unbe­d­ingt nur etwas mit den Geschicht­en und Inhal­ten von Büch­ern zu tun. Es ist eben nicht das­selbe, ein Buch in der Hand zu hal­ten, das Papi­er zu fühlen und dessen Geruch wahrzunehmen oder auf einem E-Book-Read­er oder Tablet zu lesen.  Auch kann man E-Books nicht deko­ra­tiv ins Wohnz­im­mer-Regal stellen. Und doch hat das dig­i­tale Lesen zahlre­iche Vorteile, die für sich sprechen. Davon ist auch Kar­la Paul, Lit­er­atur­blog­gerin und Lei­t­erin des Ham­burg­er Ver­lags edel & elec­tric, überzeugt: „Was früher der Lesekreis in der örtlichen Bib­lio­thek war, ist jet­zt die Lit­er­atur­gruppe auf Face­book oder der #book­sta­gram-Hash­tag auf Insta­gram und weltweit ent­deck­en Leser immer neue, andere Möglichkeit­en zum gemein­samen Aus­tausch. Dadurch ent­decke ich als Leserin den Inhalt immer wieder neu, finde andere Sichtweisen, Inter­pre­ta­tio­nen – manch­mal, pos­i­tiv oder neg­a­tiv, sog­ar ein ganz neues Buch.“

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Elektronische Bücher schonen Ressourcen

Seit der Erfind­ung des Buch­drucks hat unser Ver­brauch von Papi­er stetig zugenom­men. Nahezu jed­er zweite indus­triell gefällte Baum wird heute zu Papi­er ver­ar­beit­et. „Wir Deutschen ver­brauchen jedes Jahr allein 20 Mil­lio­nen Ton­nen Papi­er“, sagt Philipp Göl­tenboth, Leit­er des Wald­pro­gramms beim WWF Deutsch­land gegenüber dem Nachricht­en­magazin Focus. Das seien pro Kopf durch­schnit­tlich 235 Kilo jährlich. Natür­lich geht der größte Anteil des Papierkon­sums nicht für Büch­er drauf. Vielmehr sind es Wer­be­prospek­te, Zeitun­gen, aber auch Küchen­rollen, Taschen­tüch­er und Toi­let­ten­pa­pi­er, für die am meis­ten abge­holzt wird. Den­noch ist der Papierbe­darf bei etwa 90.000 Neuer­schei­n­un­gen im Jahr nicht zu unter­schätzen. Elek­tro­n­is­che Büch­er kön­nen also dur­chaus einen Beitrag zum Umweltschutz leis­ten, da sie Ressourcen scho­nen und auch der CO2-Ausstoß bei ihrer Pro­duk­tion deut­lich geringer ist.

Schneller Lesen per App

Ein weit­er­er Vorteil der dig­i­tal­en Natur der Texte ist die Möglichkeit der elek­tro­n­is­chen Bear­beitung. Die gezielte Auf­bere­itung der Texte kann vor allem beim schnellen Lesen sehr hil­fre­ich sein. „Speed Read­ing”, „Tur­bo-Lesen” oder „Speed Stu­dents“ – zahlre­iche erlern­bare Tech­niken ver­sprechen, schnelleres Lesen und Erfassen von Tex­ten zu ermöglichen. Für deren Wirk­samkeit gibt es sog­ar wis­senschaftliche Belege. Diese Tech­niken sollen die Lesegeschwindigkeit ver­dop­peln und dabei sog­ar die Auf­nah­memöglichkeit des Lesers erhöhen. Ein Hak­en dabei ist jedoch, dass man regelmäßig üben muss, um nicht wieder auf das alte Leseniveau zu sinken. Anders soll das zum Beispiel bei der App Spritz sein. Mit ihr sollen unglaubliche 1.000 Wörter pro Minute gele­sen wer­den kön­nen.

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Die App blendet hierzu nicht den gesamten Text ein­er Seite, son­dern nur einzelne Wörter ein, bei denen je ein Buch­stabe in der Wort­mitte rot markiert wird. Das soll den Effekt haben, dass die Augen des Lesers nicht mehr von Zeile zu Zeile sprin­gen, son­dern auf den Markierun­gen ruhen, während die Worte einge­blendet wer­den. Die Tech­nik soll auch auf sehr kleinen Dis­plays, beispiel­sweise Smart­phones, funk­tion­ieren. Auf der Test-Web­site lassen sich Geschwindigkeit­en von bis zu 700 Wörtern pro Minute auswählen.

Auch Schreiben und Publizieren verändern sich

Neben den Möglichkeit­en, die die Dig­i­tal­isierung den Lesern bietet, kön­nte sie auch das Schreiben, Pub­lizieren und die Lit­er­atur an sich verän­dern. Ein Roman muss in dig­i­taler Form nicht mehr an den Text im Buch gebun­den sein, Geschicht­en kön­nten zu Mul­ti­me­dia-Sto­rys wer­den, die ihre Erweiterung im Inter­net find­en. Hier kön­nten Leser über Links auf Web­sites mit weit­erge­hen­den Infor­ma­tio­nen, Visu­al­isierun­gen oder Videoein­spielun­gen gelan­gen. Auch denkbar wären inter­ak­tive For­men der Lit­er­atur, in denen Leser Ein­fluss auf die Hand­lung nehmen. „Erfol­gre­iche Schrift­steller ver­wan­deln sich deshalb in Trans­me­dia Sto­ry­teller“, schreibt der Lit­er­atur­pro­fes­sor Stephan Porom­b­ka in der Zeit.

Autoren ste­hen mit dig­i­tal­en For­mat­en also vielfältige Wege offen, ihre Sto­rys auf nicht herkömm­liche Arten zu erzählen. Vor allem für unbekan­ntere Schrift­steller bietet die Dig­i­tal­isierung aber auch einen ganz prak­tis­chen Nutzen. Während es früher äußerst schw­er war, das eigene Werk einem Ver­lag schmack­haft zu machen, kön­nen Autoren heute selb­st zu Ver­legern wer­den und ihre E-Books über Plat­tfor­men wie den Ama­zon Kin­dle Shop vertreiben. Kar­la Paul ist sichtlich begeis­tert von dieser Entwick­lung: „Auf­grund der Dig­i­tal­isierung kann inzwis­chen jed­er von Zeit, Ort sowie finanziell unab­hängig veröf­fentlichen und lesen – damit erleben wir nach dem Buch­druck eine weit­ere Demokratisierung der Lit­er­atur, eine große und pos­i­tive Weit­er­en­twick­lung unser­er Kul­tur.“

 

Stirbt das analoge Lesen aus?

Der Tod der Print­me­di­en wird ja bere­its seit Jahren immer wieder beschworen. Und doch wer­den immer noch deut­lich mehr gedruck­te Büch­er als elek­tro­n­is­che verkauft und gele­sen. Wie auch immer sich die Buch­branche und damit unsere Lesege­wohn­heit­en weit­er­en­twick­eln, Buch­wis­senschaftler verkün­de­ten, dass eine Tat­sache bleiben wird: „Es gibt keinen Clash der Lese-Kul­turen – ob ana­log oder dig­i­tal, Lesen bleibt die wichtig­ste Kul­turtech­nik.”

Wie liest Du am lieb­sten – auf einem E-Book-Read­er oder brauchst Du das Rascheln des Papiers, um in Leses­tim­mung zu kom­men?

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