- Tankstellen verkaufen nicht nur Kraftstoffe, sondern gleichen zunehmend Supermärkten oder Bistros.
- In Düsseldorf und Erfurt stehen seit Anfang 2020 Europas erste 5G-Tankstellen.
- Die Tankstelle der Zukunft bietet volldigitale Anzeigen, automatische Werbetafeln und kostenloses WLAN für Kunden.
- Mit 5G-Technologie lassen sich schnell und einfach beliebige Subnetze aufbauen und an verschiedene Aufgaben anpassen.
Die Tankstelle der Zukunft ist volldigital. Ein einheitliches System auf Basis von 5G könnte die bisher fest verdrahteten Verkabelungen ersetzen – denn aktuell sind die automatisierten Systeme und Sensoren in Tankstellenanlagen kaum flexibel. Ganz nebenbei können Kunden dann kostenlos im WLAN surfen oder TV schauen und verbringen gern mehr Zeit am POS.
Tankstellen haben viel mehr zu bieten als nur eine neue Tankfüllung Benzin, Diesel oder Flüssiggas. Dank umfassender Serviceangebote halten sich viele Kunden gerne länger dort auf, gerade an Autobahnen und auf Autohöfen. Sie nutzen die Tankpause, um sich mit Snacks, Kaffee oder Reisezubehör zu versorgen. Was liegt also näher, den Kunden hier einen Service ähnlich wie in einem üblichen Café oder Bistro zu bieten? Schließlich steigt mit der Verweildauer auch das Umsatzpotenzial. Der Tankstellenbetreiber TOTAL hat gemeinsam mit Vodafone Anfang Februar die ersten beiden 5G-Tankstellen bundesweit ans Netz gebracht. Sie sind vielmehr ein Erlebnis-Center als ein reiner Ort zum Tanken.
TOTAL vernetzt: Wie in Düsseldorf und Erfurt die ersten 5G-Tankstellen in Betrieb gingen
Anfang 2020 zeigte Vodafone gemeinsam mit dem Tankstellenbetreiber TOTAL, wie Europas erste 5G-Tankstellen aussehen werden. Herzstück des Systems ist dabei nicht etwa ein riesiger Serverschrank, wie man vielleicht vermuten würde, sondern ein handlicher GigaCube 5G.
Dessen Signal wird vom Tankstellenbetreiber vor Ort bei der Einrichtung der Tankstelle in diverse Subnetze aufgeteilt und für die einzelnen Anwendungen bereitgestellt. Der GigaCube 5G bindet nun gleich mehrere Systeme voneinander unabhängig an das Internet an:
- Das cloudbasierte Kassensystem inklusive Mobile-Payment-Funktionen
- Die digitale Preisanzeige an der Straße und an den Zapfsäulen
- Eigenes WLAN für Mitarbeiter
- Ein Gäste-WLAN für Kunden
- Sicherheitstechnik der Tankstelle wie Videoüberwachung, Alarmanlage und vieles mehr
- Digitale Werbeplakate mit Hinweisen auf aktuelle Angebote
Video: YouTube / Vodafone Deutschland
Die Tankstelle der Zukunft ist komplett vernetzt und digital
Das 5G-Netz in Verbindung mit dem GigaCube 5G sorgt für deutlich mehr Effizienz und Flexibilität. Bis heute müssen Änderungen an den Kraftstoffpreisen häufig manuell in das Zapfsäulensystem eingegeben werden. Diese und andere Informationen können demnächst dank 5G-Integration und IoT-Anbindung vollautomatisch an die Anzeigetafeln an der Straße, ins Kassensystem und die einzelnen Zapfsäulen in Echtzeit übertragen werden.
Kostenloses, schnelles WLAN als Serviceangebot für die Kunden ist ebenfalls eine interessante Option der 5G-Vernetzung. Denn ein Großteil des Umsatzes an Tankstellen wird mit Snacks, heißen und kalten Getränken sowie Zubehörartikeln gemacht. Dabei gilt: Je länger der Kunde im Laden verweilt, umso höher ist die Kaufwahrscheinlichkeit. Die WLAN-Bandbreite kann der Tankstellenbetreiber selbst bestimmen, sodass genügend Bandbreite für den eigenen Bedarf und die Datenanbindung zur Konzernzentrale verbleibt.
Mit 5G lassen sich am POS in kürzester Zeit beliebige Subnetze aufbauen und betreiben
Um die Auswirkungen von Störungen zu begrenzen, ist es wünschenswert, dass verschiedene Aufgaben in verschiedenen Subnetzen bearbeitet werden: Die Übermittlung von Tankdaten, Bürotätigkeiten und das Surfen der Kunden im WLAN oder beispielsweise ein TV-Angebot vor Ort sollten über voneinander getrennte Netzwerke stattfinden. 5G vereinfacht ein derartiges Set-up: Es sind keine verschiedenen Internet-Anbindungen nötig und auch der Administrationsaufwand ist überschaubar. Eine einzelne 5G-Anbindung kann innerhalb von Minuten so konfiguriert werden, dass jedes Subnetz eigene Zugangsberechtigungen, Eigenschaften und Bandbreiten erhält.

Die Tankstelle von morgen ist dank 5G komplett vernetzt.
Thomas Strauß, Tankstellen-Direktor bei TOTAL Deutschland, bringt es auf den Punkt:
„Durch leistungsfähigere Bandbreiten können digitale Services zügig und störungsfrei durchgeführt werden. Somit bringt 5G für jeden einzelnen Kunden Vorteile”
Ein Blick in die Vergangenheit: Die Apotheke als „Tankstelle”
Tankstellen bieten weit mehr als den üblichen Mix verschiedener Kraftstoffsorten. Streng genommen schließt sich ein Kreis, denn angefangen hat alles mit dem Verkauf von Kraftstoffen in Apotheken um das ausgehende 19. Jahrhundert herum. Die Stadt-Apotheke in Wiesloch gilt als erste Tankstelle weltweit überhaupt. Hier kaufte Bertha Benz für ihre Automobil-Überlandfahrt von Mannheim nach Pforzheim 1888 das damals verwendete Leichtbenzin Ligroin.
Mit immer weiter zunehmendem Verkehr bestand die Notwendigkeit, den Kraftstoff in großen Mengen unterirdisch zu lagern, von dort nach oben zu pumpen und von einem Tankwart in das Fahrzeug einfüllen zu lassen. Noch heute gibt es diesen Beruf in einigen Ländern – in Deutschland tanken die meisten Autofahrer aber lieber selbst.
Die Erlaubnis, das Geschäft unabhängig von üblichen Ladenschlusszeiten zu betreiben und das Sortiment zu erweitern, hat die klassische Tankstelle sehr verändert: Seitdem werden dort nicht nur Kraftstoffe und Betriebsmittel für Kraftfahrzeuge angeboten, sondern auch jeglicher Reisebedarf und viele Lebensmittel, Getränke und Speisen für unterwegs. Tankstellen sind zu vielseitigen Versorgungszentren geworden. All das hat den Tankstellen enorme Umsatzzuwächse beschert. Doch die Konkurrenz unter den Betreibern und Kraftstoffanbietern ist ebenfalls groß. Hier lohnt es sich also, immer einen Schritt voraus zu denken um für die kommenden Entwicklungen gewappnet zu sein.
Was könnte 5G noch für die Tankstelle von morgen leisten? Wir sind gespannt auf Ihren Kommentar.
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