Der Cast von The Last Duel
© Walt Disney Studios Motion Pictures
Bild aus Son of Sam: Selbstporträt eines Mörders
Auf dem Bild zu Germany's next Topmodel 2026 ist Heidi Klum zu sehen, die vor einem violetten Hintergrund steht. Sie trägt ein beigefarbenes Outfit mit geknoteter Bluse und posiert mit einem selbstbewussten Lächeln. Ihr langes blondes Haar fällt locker über die Schultern, während sie die Hände in die Hüften stützt.

The Last Duel | Kritik: Dekonstruktion des Rittertums

Rid­ley Scotts neuestes Werk „The Last Duel“ ist zu gle­ichen Teilen Rit­ter-Epos, Krim­i­nal­film und ein Kom­men­tar zur #metoo-Ära. Doch wie gut greifen diese Ele­mente wirk­lich ineinan­der? Und wie schlägt sich der Cast um Adam Dri­ver, Matt Damon und Jodie Com­er? Die Antworten gibt‘s in unser­er Kritik.

Die Rit­ter des Mit­te­lal­ters verbind­est Du vielle­icht mit glänzen­den Rüs­tun­gen, ihren Mut in der Schlacht und natür­lich mit ihren unver­rück­baren Ide­alen. In ihrer Freizeit beschützen sie die Schwachen, wenn sie nicht ger­ade eine holde Maid aus ein­er misslichen Lage ret­ten. So ken­nen wir Rit­ter zumin­d­est aus Jahrhun­derten verk­lären­der Kun­st, Lit­er­atur und natür­lich Fil­men, wie die Dutzend Neuaufgüsse der König-Artus-Sage nur allzu deut­lich beweisen.

Regie-Vet­er­an Rid­ley Scott hat mit Werken wie „Kön­i­gre­ich der Him­mel“ bere­its selb­st seinen Beitrag zu diesem Helden-Mythos geleis­tet. Doch dass die Darstel­lung der Rit­ter als unfehlbare, selb­st­lose Ehren­män­ner denkbar weit von der Real­ität ent­fer­nt ist, darüber gibt es in der Wis­senschaft schon seit ger­aumer Zeit keine Zweifel mehr. 

Dieser Denkschule fol­gend, erweist sich Scotts neuester Film The Last Duel als scho­nungslose Dekon­struk­tion eben dieses roman­tisierten Rit­ter­bildes – die auch über­raschend viel über die heutige Gesellschaft auszusagen weiß. Denn bevor die Stars Adam Dri­ver und Matt Damon im titel­geben­den Duell gegeneinan­der antreten, ste­ht erst ein­mal die Frage, welchen Preis eine Frau zahlen muss, um ihr Recht zu erhalten.

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Die Handlung von The Last Duel: Das Los einer Frau?

Das mit­te­lal­ter­liche Frankre­ich im 14. Jahrhun­dert: Einst kämpften Jean de Car­rouges (Matt Damon) und Jacques Le Gris (Adam Dri­ver) im Krieg Seite an Seite, doch über die Jahre sind aus den bei­den Fre­un­den bit­tere Rivalen gewor­den. Während der kul­tivierte Le Gris im Dienst des Fürsten Pierre d’Alençon Kar­riere macht, hat de Car­rouges Geld­prob­leme und wird bei Hof verlacht.

Ins­beson­dere de Car­rouges zeigt sich zunehmend ver­bit­tert, da Le Gris mit Län­dereien und Titeln über­häuft wird, die sein­er Mei­n­ung nach ihm zuste­hen. Als er die reiche und schöne Mar­guerite (Jodie Com­er) heiratet, scheint sich das Blatt aber endlich zu wen­den. Die junge intel­li­gente Frau ver­schafft ihm den lang ersehn­ten Seelenfrieden.

Eines Tages berichtet Mar­guerite ihrem Mann jedoch, dass Le Gris in sein­er Abwe­sen­heit in die Burg ein­drang und sie verge­waltigte. Und sie will es nicht darauf beruhen lassen. Auf­grund von Le Gris‘ poli­tis­ch­er Verbindun­gen haben die Car­rouges‘ aber keine Chance, auf herkömm­lichem Rechtswege Gerechtigkeit zu erlangen.

Der Cast von The Last Duel

Matt Damon und Adam Dri­ver als erbit­terte Feinde in The Last Duel — Bild: Walt Dis­ney Stu­dios Motion Pictures

Also greift Jean nach dem let­zten Stro­hhalm, um seine Ehre wieder­herzustellen: Er fordert Le Gris vor dem jun­gen franzö­sis­chen König (Alex Lawther) zu einem Duell auf Leben und Tod her­aus. Diese zu diesem Zeit­punkt schon ver­al­tete Tra­di­tion soll vor Gott her­aus­find­en, wer die Wahrheit spricht – kommt jedoch auch mit einem hohen Preis einher.

Denn wenn Jean ver­liert, wird auch seine Frau Mar­guerite wegen Falschaus­sage zum Tod auf dem Scheit­er­haufen verurteilt.

The Last Duel: Drei Kapitel zur Wahrheit

The Last Duel basiert auf dem Sach­buch „The Last Duel: A True Sto­ry of Crime, Scan­dal, and Tri­al by Com­bat in Medieval France“ von Eric Jaeger, also auf ein­er wahren Geschichte. Um sich der Wahrheit in diesem realen Krim­i­nal­fall aus dem Mit­te­lal­ter anzunäh­ern, hat Rid­ley Scott seinen Film in drei Kapi­tel unterteilt, die ähn­lich wie in Aki­ra Kuro­sawas Klas­sik­er „Rashomon“ nacheinan­der die Ereignisse aus Sicht der einzel­nen Protagonist:innen Jean de Car­rouges, Jacques Le Gris und Mar­guerite de Car­rouges zeigen.

Eine solche Erzählweise lebt von der Unzu­ver­läs­sigkeit der Per­spek­tiv­en und dem sich daraus ergeben­den Dilem­ma. Und ger­ade in den ersten bei­den Kapiteln, denen von Jean de Car­rouges und Jacques Le Gris, spielt The Last Duel sehr erfol­gre­ich mit der Ambivalenz der bei­den Kon­tra­hen­ten – und auch mit den Sym­pa­thien der Zuschauer:innen.

Die Stärken des Casts ausgespielt

Hier zeigt der Cast um Adam Dri­ver, Matt Damon und Jodie Com­er sein ganzes Kön­nen. Damon, son­st eher in der Rolle des sym­pa­this­chen Sauber­manns, überzeugt hier mit frag­würdi­gem Vokuhi­la als stu­pid­er Prov­inzrit­ter, der sich schneller in eine Bre­douille redet, als er „Ehre“ sagen kann. 

Adam Dri­ver hält als freigeistiger Lebe­mann Le Gris dage­gen und lässt das Pub­likum dank seinem abgründi­gen Charme so manch­es Warnsignal überse­hen. Hinzu kommt in ein­er Neben­rolle Ben Affleck, der nicht nur zusam­men mit Damon am Drehbuch mit­geschrieben hat, son­dern als Fürst Pierre mit blonder Topf­frisur für einige der witzigeren Szenen sorgt.

Wer am Ende jedoch wirk­lich die Wahrheit spricht, daran lässt Scott keine Zweifel. Was eigentlich schade ist, denn auch das dritte Kapi­tel bietet genü­gend Diskus­sion­spunk­te, die den Fall in einem weniger ein­deuti­gen Licht hät­ten zeigen kön­nen. Zu diesem Zeit­punkt weiß man aber schon, wie die Dinge wirk­lich ste­hen, was dem Dra­ma ein gewiss­es Maß an Span­nung und Kraft raubt.

Jodie Comer in The Last Duel

Jodie Com­er überzeugt als Mar­guerite — Bild: Walt Dis­ney Stu­dios Motion Pictures

Trotz­dem ertappt man sich auch hier dabei, wie man jede Geste, jeden Blick und jedes Wort auf kleine Unter­schiede zwis­chen den einzel­nen Kapiteln zu analysieren ver­sucht, was zum einen der präzisen Kam­er­aar­beit, zum Großteil aber auch dem her­vor­ra­gend nuancierten Spiel von „Free Guy“-Star Jodie Com­er zu ver­danken ist.

Echte Ritter und das dreckige Mittelalter

Auch in Sachen Insze­nierung lässt Rid­ley Scott in The Last Duel nichts mis­sen. So authen­tisch hat sich das Mit­te­lal­ter auf der Lein­wand zumin­d­est schon lange nicht mehr ange­fühlt. Dabei sind die Bilder nie nur rein­er Selb­stzweck, ver­rat­en sie in all ihrem Schmutz, ihrer Kälte und Härte doch so viel mehr über die Leben­sum­stände, die die Men­schen dieser Zeit geprägt haben.

Ger­ade Jean de Car­rouges‘ Geschichte führt vor Augen, dass der All­t­ag des Lan­dadels längst nicht so glam­ourös war, wie man es sich bei einem Rit­ter vorstellt. Um genü­gend Geld für die Abgaben an seinen Lehn­sh­err zusam­men­zukriegen, muss er immer wieder in den Krieg ziehen, um so durch Plün­derun­gen seine Einkün­fte aufzustocken.

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Dabei wer­den die kurzen Schlacht­en­szenen so bar­barisch, blutig und chao­tisch in Szene geset­zt, dass vom soge­nan­nten „Rit­ter in strahlen­der Rüs­tung“ anschließend kaum etwas übrig bleibt. Das ist kein Beruf für Gen­tle­men, son­dern knall­har­ter Ernst, in dem jed­er um das nack­te Über­leben kämpft. Selb­st wenn man dafür mit dem Ket­ten­hand­schuh das Gesicht des Geg­n­ers ein­schla­gen muss.

Wenn de Car­rouges dann Monate später krank und gedemütigt nach Hause zurück­kehrt, sieht man schnell die Gründe für das oft enthemmte, auf Stolz und Wertschätzung fokussierte Ver­hal­ten dieses Ritters.

The Last Duel: Überraschend aktuell

The Last Duel sucht den­noch keine Entschuldigun­gen für seine Charak­tere. Das mit­te­lal­ter­liche Frankre­ich wird als ein Umfeld gezeigt, in dem Frauen den Män­nern hil­f­los aus­ge­set­zt sind. Mar­guerite kann so ihren Peiniger auch gar nicht selb­st ankla­gen, weil sie vor der Jus­tiz lediglich als das Eigen­tum ihres Ehe­mannes zählt. Auch Jean scheint es mehr um seine eigene ver­let­zte Ehre zu gehen, als um die schreck­liche Tat, die seine Frau erlei­den musste.

Umso schmerzhafter ist es, wenn über die knapp zweiein­halb­stündi­ge Laufzeit immer klar­er wird, dass das Dilem­ma von Mar­guerite keineswegs ein Relikt aus ein­er anderen Zeit ist. Sie wird unter Druck geset­zt, nicht nur von der Kirche, son­dern auch von der eige­nen Fam­i­lie, Freund:innen und der öffentlichen Mei­n­ung. Das Risiko, die Rechte ein­er Frau einzu­fordern, ist genau­so präsent wie in der heuti­gen #metoo-Ära.

Adam Driver in The Last Duel

Ist Jacques Le Gris ein Verge­waltiger? — Bild: Walt Dis­ney Stu­dios Motion Pictures

Wie soll man einen mächti­gen Mann ankla­gen, wenn man dafür die eigene Zukun­ft aufs Spiel set­zt? Dies geschieht in The Last Duel über weite Streck­en sub­til, nur einige Dialogzeilen wirken doch etwas überdeut­lich in ihrem Bestreben, Par­al­le­len zur Gegen­wart zu ziehen.

Einziger Wer­mut­stropfen ist an dieser Stelle, dass der Film sein­er fem­i­nis­tis­chen Botschaft zu wenig Ver­trauen ent­ge­gen­bringt, um nicht doch noch vor dem let­zten Kapi­tel die Schuld deut­lich auszu­for­mulieren. Denn dies sabotiert nicht nur das eigene Erzäh­lkonzept, etwas mehr Ambivalenz hätte der starken Aus­sage auch im let­zten Drit­tel keinen Abbruch getan.

Das letzte Duell: Brachiale (Bild)-gewalt

So läuft alles auf den großen Höhep­unkt des Films hin, das Duell zwis­chen den bei­den Kon­tra­hen­ten Le Gris und de Car­rouges. Und hier liefert Scott nochmal richtig ab. Denn die Kon­fronta­tion der bei­den Män­ner wird mit ein­er solch anar­chis­chen Wucht und Gewalt auf die Lein­wand gewor­fen, dass einem beim Zuschauen schlicht der Atem wegbleibt.

Matt Damon in The Last Duel

Kämpft um seine Ehre und sein Leben: Jean de Car­rouges — Bild: Walt Dis­ney Stu­dios Motion Pictures

Pferde krachen aufeinan­der, Schilder zer­ber­sten und Blut fließt, während sich Damon und Dri­ver mit Lanzen, Schw­ert­ern, Äxten und Dolchen gegen­seit­ig beharken. Gle­ich Berserk­ern gehen die Erzfeinde aufeinan­der los – Sinnbild und Dekon­struk­tion des ver­meintlich noblen Rit­ter­standes zugleich. 

Mar­guerite muss unter­dessen hil­f­los zuschauen. Ihr Leben hängt vom Aus­gang genau­so ab, wie das der bei­den Duel­lanten. Doch das kön­nen nur die Män­ner unter sich ausmachen…

Alles, was Du zum aktuellen Kino­jahr wis­sen musst, find­est Du bei uns: In der großen Film-Über­sicht für 2021.

The Last Duel-Kritik: Das Fazit zum Mittelalter-Drama

Rid­ley Scotts The Last Duel ist ein bildge­waltiger Mit­te­lal­ter-Kri­mi, der nicht nur das klas­sis­che Rit­ter­bild entro­man­tisiert, son­dern auch mit starken Darsteller:innen und ein­er noch stärk­eren fem­i­nis­tis­chen Botschaft aufwartet. Nur schade, dass der Mut nicht aus­gere­icht hat, um die Auflö­sung des Falls etwas mehr in der Schwebe zu hal­ten. Dafür wird man zum Schluss mit einem brachialen End­kampf für die Geschichts­büch­er entlohnt.

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Wie hat Dir The Last Duel gefall­en? Ver­rate uns Deine Mei­n­ung in den Kommentaren.

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