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Bones and All | Kritik: Ein ungewöhnlicher Roadtrip, der es in sich hat
In „Bones and All“ macht sich eine junge Frau auf die Suche nach ihrer eigenen Identität und den Hintergründen für ihr ungewöhnliches Verlangen nach Menschenfleisch. Was den Roadtrip mit Taylor Russell und „Dune“-Star Timothée Chalamet in den Hauptrollen so besonders macht, verraten wir Dir in unserer Kritik zu Bones and All.
Maren Yearly (Taylor Russell) und ihr Vater (André Holland) müssen ständig umziehen. Grund dafür: Maren findet Menschen auf ihre ganz eigene Art interessant. Als sie eines Abends bei einer Pyjamaparty den Finger einer ihrer Freundinnen abbeißt, ist für ihren Vater der Punkt erreicht, an welchem er sie zurücklassen muss. Er hinterlässt seiner Tochter ihre Geburtsurkunde und eine Kassette, bespielt mit den Best-of-Erzählungen ihrer kannibalistischen Zwischenfälle. Mit dem Ziel zu erfahren, woher ihr scheinbar unstillbares Verlangen kommt, begibt sich Maren auf die Suche nach ihrer Mutter. Bis dato ist sie davon ausgegangen, dass nur sie so ist. Schnell wird sie eines Besseren belehrt, trifft auf schräge Gestalten und schließlich auch auf Lee (Timothée Chalamet), der sie auf ihrer Reise begleitet.
Bones and All: Coming-of-Age-Story oder blutiger Roadtrip?
Regisseur Luca Guadagnino wird Dir etwas sagen, wenn Du das Drama „Call Me by Your Name“ kennst. Mit Bones and All hat sich Guadagnino erneut einer Liebesgeschichte angenommen, allerdings diesmal mit einem blutigen Twist. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Camille DeAngelis, bewegt sich der Film rasch auf das Grundthema zu: Kannibalismus.
Mit der Pyjamaparty-Szene bekommst Du bereits nach wenigen Minuten das Gefühl, dass dieser Film in eine seltsame Richtung gehen könnte. Und das ist erst der Anfang. Mit dem Bus macht sich Maren auf den Weg quer durch die USA. Die Reise fühlt sich zu Beginn noch wie eine klassische Coming-of-Age-Story an – auch wenn es eine sehr blutige ist. Sie entwickelt sich aber schnell zu einem schrägen Roadtrip.
Schrullige und ziemlich „normale“ Kannibalen
Die besondere Love-Story hat Regisseur Luca Guadagnino nicht nur in den Hauptrollen stark besetzt. Zunächst trifft Maren auf den seltsamen Sully, der grandios schrullig von Mark Rylance gespielt wird. Ihm nehmen wir die Rolle des geruchsempfindlichen Eaters, so werden die Kannibalen im Film (Originalton) genannt, direkt ab.
Die Rolle der Maren wirkt im Vergleich erstaunlich „normal“ und vor allem naiv. Der schauspielerischen Leistung von Taylor Russell ist es zu verdanken, dass die Protagonistin trotz der typischen Teenie-Problemen nicht überzeichnet wirkt. Schließlich ist die Pubertät schon allein ein Gefühlschaos, auch wenn man keine kannibalistischen Neigungen hat. Ganz besonders sticht allerdings Timothée Chalamet hervor: Ausgestattet mit pinkem Vokuhila, schrägen Klamotten und seinem typisch grummelig-traurigen Hundeblick stiehlt er nicht nur Marens Herz.
Wir sind uns bis jetzt nicht sicher, ob wir Lee und Maren sympathisch, gruselig oder beides finden sollen. Das liegt an der guten schauspielerischen Leistung der beiden Protagonist:innen. Denn für gewöhnlich sind mörderische Teenies nicht dafür bekannt, dass sie vom Publikum gemocht werden
Eine weitere äußerst seltsame Begegnung, die uns im Kopf geblieben ist, ist die mit Michael Stuhlbarg (Call Me by Your Name, „Dopesick“) als latzhosentragenden Red-Neck-Kannibalen.
Quietschende Reifen und endloses Schmatzen
In Bones and All geht es hauptsächlich um die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen Lee und Maren. Ein wichtiger Teil davon ist aber auch ihre jeweilige Identitätsfindung. Dafür gibt es zahlreiche tiefgründige Gespräche, die während der schier endlosen Fahrt in einem Truck stattfinden. Dabei ist die viele Zeit im Auto nicht nur für die Protagonist:innen ermüdend, sondern leider auch für die Zuschauenden. Die langen Fahrt-Passagen hätte zwischendurch mehr Spannung gebraucht, denn bis zum rasanten Finale dauert es eine ganze Weile. Echte Highlights sind die Szenen, in denen die beiden mal nicht im Auto rumgurken und auf Menschen treffen.
Etwas over-the-top sind auch die kaum zu ertragenden Liebesszenen. Das liegt daran, dass nicht nur die Lautstärke ihrer schmatzenden Knutscherei für zartbesaitete Ohren im Kino anstrengend ist, sondern auch die Dauer des Geräusches. Guadagnino übertreibt es an einigen Stellen und wir haben uns öfter gewünscht, dass das einfach nur aufhört. Im Gegensatz dazu sind die kannibalistischen Szenen herausragend inszeniert worden. Hier wird nicht etwa plump draufgehalten, denn das Augenmerk liegt auf den Reaktionen und dem Verhalten von Lee, Maren und den anderen Blutverschmiert. Ein großes Glück, denn sonst wäre Bones and All nur ein weiterer Kannibalen-Horrorstreifen geworden.
Bones and All in der Kritik: Unser Fazit
Bones and All ist ein starker Coming-of-Age-Roadtrip mit dem gewissen Twist. Manchmal zieht er sich zwar, insgesamt haben uns aber der tolle Cast und die schrullig-schaurigen Charaktere überzeugt. Definitiv ein Film für Dich, wenn Du Call Me by Your Name mochtest und kein Problem damit hast, wenn ab und zu mal auf einem Menschen rumgekaut wird.
Bones and All
Genre: | Drama |
Bundesstart: | 24. November |
Laufzeit: | 130 Minuten |
FSK: | Ab 16 Jahren freigegeben |
Regie: | Luca Guadagnino |
Drehbuch: | Camille DeAngelis, David Kajganich |
Bevor Timothée Chalamet mit Dune weltbekannt wurde, war er in einer ganzen Reihe hochgelobter Produktionen zu sehen. Wir stellen Dir unsere fünf liebsten Filme mit ihm vor:
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