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Die größten Serien-Hypes und wie sie uns beeinflussen
Masken von Salvador Dalí, der Sommerhit „Bella Ciao“, von TV-Shows geprägter Feminismus, „Yeah, Bitch!“ und „Es wird legendär!“ oder auch das Intro von „Game of Thrones“, das fast jeder mitsummen kann. Netflix, Amazon Prime Video, Sky wie auch die beauftragenden TV-Sender tun wirklich alles, damit Serienjunkies der Gesprächsstoff nicht ausgeht. Aber nur wenige davon haben das Potenzial, so auf die Gesellschaft abzufärben, dass die Auswirkungen unübersehbar sind. Wir erklären die größten Serien-Hypes und zeigen, wie sie uns beeinflussen.
Haus des Geldes: Robin Hoods der Neuzeit auf Netflix
„Haus des Geldes“ ist das Paradebeispiel für einen Überraschungshype. Heimlich, still und leise ist die spanische Netflix-Serie zur international meistgesehenen nicht-englischsprachigen Produktion des Streamingdienstes avanciert. Kein Wunder: Die moderne Robin-Hood-Neuinterpretation fährt gleich eine ganze Bande skurriler, aber liebenswerter Gauner auf. Zudem sorgt das Motiv, es vom reichen Staat zu nehmen und dem Volk zurückzugeben, für hohes Identifikationspotenzial.
Der Hype ist vor allem durch die Fans in den sozialen Netzwerken entstanden, die die Kunde der hohen Serienqualität wie ein Lauffeuer verbreitet haben. Und er geht weiter, denn die Fortsetzung steht schon in den Startlöchern. Dabei verrät der Trailer zur dritten Staffel nur so viel: Das räuberische Team um den Professor ist entkommen und in aller Welt verteilt. Als Rio geschnappt wird, versammelt sich die Crew erneut, um ihn mit einem waghalsigen Plan zu befreien. Ob der gelingt, kannst du ab dem 19. Juli auf Netflix erfahren. Aber schau dir vorher den Trailer an:
Größter Serien-Hype-Faktor von „Haus des Geldes“
Die knallroten Overalls und die Masken des spanischen Surrealismus-Künstlers Salvador Dalí dürften mittlerweile nicht wenige Kostümpartys bereichern. Zudem hat uns die Serie mit dem DJ Hugel Remix des alten Partisanenlieds „Bella Ciao” den offiziellen Sommerhit 2018 beschert.
Chernobyl: Serien-Hype erzeugt neuen Influencer-Hotspot
Die 5-teilige Miniserie „Chernobyl“ hat sich zum alles überstrahlenden Serien-Ereignis des Jahres entwickelt. Viele halten sie sogar für die beste Serie aller Zeiten. Dabei geht es um ein ernstes Thema: In beklemmender Atmosphäre zeigt die TV-Show den Super-GAU und die Folgen der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl im April 1986.
Es gab viele Tote und noch immer sind die Langzeitfolgen zu spüren. Besonders leidtragend waren damals die 50.000 Bewohner der Stadt Prypjat, die von jetzt auf gleich aus der verstrahlten Zone evakuiert wurden und ihre Heimat verloren haben. Eine Attraktion gewonnen hat hingegen der Katastrophen-Tourismus, der durch den Serien-Hype einen Aufschwung von 40 Prozent erlebt hat. Auch als Influencer-Selfie-Hotspot: So zeigt ein Instagram-Bild eine Frau, die einen Gefahrenanzug auf ihre Taille fallen und den BH blitzen lässt. Ein anderes zeigt eine als Atomwissenschaftlerin gekleidete Frau, die in der Mitte des Kontrollraums des zerstörten Blocks 4 des Tschernobyl-Kraftwerks posiert.
Klar: Über Geschmack lässt sich streiten – aber so was geht einfach nicht. Das findet auch der Autor von „Chernobyl“, der die Influencer mit einem Tweet dazu aufgefordert hat, die unnötige Selbstdarstellung am Ort der Katastrophe einzustellen. Richtig so!
Breaking Bad: Chemie war noch nie so cool
Ein riesiger Hype ist um die verrückte Geschichte des krebskranken Chemielehrers Walter White entstanden, der seine Familie absichern will und über mehrere Staffeln hinweg zum gefürchteten Drogenbaron aufsteigt.
Das Faszinierende an „Breaking Bad“ ist die glaubhafte Entwicklung, die die Charaktere durchmachen. Wenn Walter White sich mit seinem ehemaligen Schüler Jesse Pinkman auf kriminelle Pfade begibt, ist das einfach großes Kino.
Jetzt, fast zehn Jahre nach der ersten Folge, ist die von Kritikern und Fans als beste Serie der Welt geadelte Story längst ein Teil der jüngeren Popkultur. Und der Hype bricht nicht ab: Das auf Netflix laufende Spin-off „Better Call Saul“ wurde gerade für zehn Emmys nominiert. In London gibt es eine „Breaking Bad“-Bar und ein eigener „Breaking Bad“-Film ist in der Mache.
Größter Serien-Hype-Faktor von „Breaking Bad“
Den größten Hype erlebt der Ort mitsamt Umgebung, in dem „Breaking Bad“ spielt: Albuquerque ist die Hauptstadt von New Mexiko im Südwesten der USA und mittlerweile zum Wallfahrtsort aller Walter-White-Jünger geworden – sagenhafte 5,6 Millionen Besucher pilgern jährlich zu den verschiedenen Attraktionen.
Game of Thrones: Feuer, Eis und Namengewirr
Wenn du nicht völlig hinterm Mond lebst, konntest du den seit 2011 hitzig geführten Fantalk, die unendlich vielen popkulturellen Anspielungen, Memes und Satire-Videos gar nicht übersehen. Ganz klar: Das nach acht Staffeln furios zu Ende gegangene Mittelalter- und Fantasy-Epos „Game of Thrones“ hat einen der größten Serien-Hypes aller Zeiten verursacht.
Das Spiel um den eisernen Thron basiert auf der Fantasy-Reihe „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R.R. Martin und einem entscheidenden Erfolgsgeheimnis: Der einzigartige Mix aus intrigenreicher Seifenoper, mittelalterlicher Action, Fantasy, Horror und polarisierenden Charakteren begeistert die breite Masse. Jede einzelne Episode der mit beinahe 50 Emmys ausgezeichneten Serie hat im Schnitt unglaubliche 10 Millionen Dollar gekostet. Wer eine Folge gesehen hat, der weiß warum!
Größter Serien-Hype-Faktor von „Game of Thrones“
Ob Papierdrachen, die Feuer in Büros speien, ein Tourismusboom an den Drehorten, das kommende Spin-off „Bloodmoon“ oder unendliche Diskussionen, die durch die für viele enttäuschende finale Staffel weiter befeuert wurden – der GoT-Hype ist riesig und hat auch die internationale Namensgebung, wenn auch mit einem kleinen Haken beeinflusst: Zahlreiche Eltern, die ihre Töchter in Anlehnung an die Drachenmutter „Daenerys“ genannt haben, dürften diese Entscheidung nämlich mittlerweile bereuen.
The Walking Dead: Zombies als Teil der Popkultur
Und wenn sie nicht gestorben sind, laufen sie noch immer: Zombies sind schon länger Teil der Popkultur und „The Walking Dead“ ist einer der größten Serien-Hypes, der maßgeblich dazu beigetragen hat. Mittlerweile umfasst die Story neun Staffeln, ein Spin-off und mehrere Videospiele.
Die Geschichte um Rick und eine kleine Gruppe von Menschen, die in von einer Zombie-Apokalypse verwüsteten Welt in den Südstaaten der USA ums Überleben kämpfen, hat viele Anhänger. Die äußern sich zwar vermehrt mit lebendiger Kritik am durchwachsenen Fortgang, dennoch läuft sich „The Walking Dead“ nicht tot. Im Gegenteil: Die Serie wurde bereits um eine zehnte Staffel verlängert, die voraussichtlich im Herbst 2019 Premiere feiert.
Größter Serien-Hype-Faktor von „The Walking Dead“
Ob als Karnevals-Kostüm oder bei einem der zahlreichen Zombie-Walks: Die Untoten sind durch „Walking Dead“ gefragter denn je. Zahlreiche Zombie-Filme sind nach der Serie entstanden. Und auch in den sozialen Medien wird seit der ersten Staffel munter diskutiert, welcher der Charaktere ihnen wohl als Nächster zum Opfer fällt.
Sex and the City: prägender Feminismus der Nullerjahre
Der Serien-Hype „Sex and the City“ wurde 1998 erstmalig in den USA ausgestrahlt. Ab 2001 lösten die Geschichten um die New Yorker Freundinnen Carrie Bradshaw, Kim Catrall, Charlotte York und Miranda Hoppes auch hierzulande einen starken Hype aus. Mit über 50 Emmy Awards, 24 Golden Globes und zwei Kinofilmen ist „Sex and the City“ eine der erfolgreichsten Serien überhaupt. Und mit „Younger“ steht auch schon der inoffizielle Nachfolger der „Sex and the City“-Macher in den Startlöchern.
Dadurch, dass die Serie völlig neue Lebens-, Liebes- und Beziehungskonzepte präsentierte, wurden traditionelle Geschlechterrollen in Frage gestellt. Freundschaft und Unabhängigkeit stehen im Vordergrund. Und da viele junge Frauen mit der TV-Show groß geworden sind, hatte sie auch einen starken Einfluss auf den Feminismus.
Größter Serien-Hype-Faktor von „Sex and the City“
Neben dem prägenden Charakter der Serie waren es vor allem die Outfits, der Big Apple und der Cosmopolitan Cocktail, dem die Serie zu neuem Ruhm verholfen hat. Apropos Outfits: Jeder Look ist in Sex and the City genau einmal zu sehen, denn die Stylistin Patricia Field achtete penibel darauf, dass es keine Wiederholung gibt. Naja, bis auf den Pelzmantel von Carrie Bradshaw.
Sitcom-Hypes: How I Met Your Mother, Two and a Half Men & Friends
Bei allen Serien-Hypes darf die klassische Sitcom nicht fehlen. Und genau wie „Sex and the City“ spielt auch „Bro-Codes und des Playbooks mit Regeln, die auch außerhalb der Serienwelt so mancher schon gehört haben dürfte.
Zweifelhaftes Aufreißertum ist auch ein Erfolgsgeheimnis der weltweit erfolgreichsten Sitcom „Two and a Half Men“, in der Werbejingle-Komponist Charlie Sheen sich als Charlie Harper quasi selbst spielt. Er sitzt in kurzen Hosen mit Bierflasche vor dem Fernseher, genießt das sonnige Leben in Malibu und liegt abwechselnd im Clinch mit Frauen, seinem völlig gegensätzlichen Bruder Alan oder mit Berta, seiner äußerst schlagfertigen Haushälterin. Ein Fun Fact ist, das Letztere in ihrer Rolle eigentlich nur Kurzauftritte bekommen sollte. Da Berta bei den Zuschauern aber so gut ankam, hatte man sich kurzerhand dazu entschieden, sie dauerhaft einzustellen. Wegen seiner Eskapaden gefeuert wurde dann Charlie Sheen nach acht Staffeln. In Ashton Kutcher fanden die Produzenten aber einen würdigen Nachfolger.
In den Neunzigern war „Friends” die erfolgreichste aller Sitcoms. Jeder wollte so tolle Freunde wie Ross, Joey, Chandler, Phoebe, Monica und Rachel haben, die sich als Clique durch das New Yorker Leben hangelten. Nicht nur für Jennifer Aniston (Rachel) war die Serie der absolute Durchbruch, sondern auch für ihre Frisur, die damals zum Renner wurde. Und auch der Anmachspruch „How you doin’?“ von Joey dürfte wegen der inflationären Nutzung so manchen genervt haben.
The Big Bang Theory, Stranger Things und andere gute Serien
Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Serien-Hypes, die unsere Kultur mehr oder weniger stark beeinflussen. „The Big Bang Theory“ ist von der Mattscheibe nicht mehr wegzudenken und hat vor allem dafür gesorgt, dass Nerdtum heute sympathischer denn je ist.
Die gruselige Mystery-Serie „Stranger Things“ pflegt den fantastischen Retrostil alter Steven-Spielberg-Klassiker wie „E.T. – Der Außerirdische“ und kurbelt auch den Absatz von BMX-Bikes gehörig an. Oder die Dramaserie „House of Cards“, die die korrupten Machenschaften im Machtzentrum Amerikas karikiert und als Pionier des Binge Watching gilt: Zum Start 2013 stellte Netflix alle Episoden gleichzeitig zum Streamen bereit.
To All The Boys I’ve Loved Before: plötzliches Absatz-High für Yakult
Mit der Teenager-Romanze „To All The Boys I’ve Loved Before“ gelang Netflix 2018 ein Riesenhit. Den eigentlichen Hype bekam aber jemand anderes ab: Weil das probiotische asiatische Getränk Yakult angeblich in einer Szene zu sehen ist, stieg nicht nur der Absatz, sondern auch der Aktienwert des Herstellers schlagartig um drei Prozent an.
In der besagten Szene wird der Drink als „koreanischer Joghurt-Smoothie“ angepriesen. Da ist es dann auch völlig egal, dass der Drink aus Japan stammt – den Hersteller dürfte der unerwartete Hype in jedem Fall gefreut haben.
Serien-Hypes am Sonntag – der Tatort deutsche Serien
Auch der größte deutsche Serien-Hype darf natürlich nicht fehlen: Seit 1970 in mittlerweile über 1.099 Episoden mit über 100 Ermittlern erzählt der „Tatort“ wöchentlich eine in sich abgeschlossene Geschichte, in der wechselnd und wiederkehrend ein Kommissar oder ein
Der Hype besteht ganz klar darin, dass sich Sonntag für Sonntag Jung und Alt vor dem Fernseher versammeln und plötzlich alle zu Hobby-Kommissaren werden. Und das in einer Zeit, in der viele Menschen mittlerweile kaum noch bereit sind, zu einem vorgegebenen Termin den Fernseher einzuschalten. Bereits während der Ausstrahlung geht es in den sozialen Medien heiß her: Wer ist der Mörder? Wer das beste Ermittler-Team? Und wer findet eigentlich den Tatort mit Til Schweiger gut?
Warum die größten Serien-Hypes so erfolgreich sind
Viele der in den letzten Jahren produzierten Serien gehen ohne schlechtes Gewissen als hochwertige Kulturgüter durch. Denn gegenüber der Königsdisziplin Spielfilm haben sie einen entscheidenden Vorteil: die große Freiheit des Erzählens. In keinem anderen Format lassen sich Storylines und Charaktere so vertiefen wie in vielen aufeinanderfolgenden Episoden.
Folge um Folge entwickelt sich so ein Universum, in das du auch dank vieler TV-Pakete immer tiefer eintauchen kannst. Du fachsimpelst mit Gleichgesinnten über die Geschehnisse und wenn dann plötzlich und nicht nur an Karneval Menschen mit Salvador Dalí-Masken in knallroten Overalls auf BMX-Bikes rumcruisen, während im Club „Bella Ciao“ läuft und du ganz locker einen Cosmopolitan bestellst, dann hat eine Serie neben fesselnder Qualität vor allem eines bewiesen: ein extrem hohes Identifikationspotenzial.
Was wird der nächste Serien-Hype? Erscheint er auf Amazon Prime Video, im normalen oder im Pay-TV? Oder ist uns Netflix – genau wie der Professor bei „Haus des Geldes” – mal wieder einen Schritt voraus. Und wie gut kennst du dich eigentlich mit dem Serien-Hype aus Spanien aus? Finde es heraus und mache beim Gewinnspiel auf QUADRATAUGE mit!