Taraji P Henson im Netflix-Film "Straw"
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Produktionsstandbild von Dr. Susanne Mertens und einem Nasenbär
Olympo

Straw: Das Ende des Netflix-Thrillers erklärt 

Das Ende von „Straw” erk­lärt: Tara­ji P. Hen­son glänzt als Frau, die einen Tag erlebt, wie er schlim­mer nicht sein kön­nte. Der Net­flix-Thriller sorgt weltweit für Furore – und wirft etliche Fra­gen auf. Wir ver­suchen, einige davon zu klären.

Straw: Darum geht es in dem Psychothriller 

Tara­ji P. Hen­son (Empire”) spielt die schwarze allein­erziehende Mut­ter Janiyah Wiltkin­son, die den schlimm­sten Tag ihres Lebens erlebt. Es ist ein Tag, an dem alles schiefläuft, was nur schieflaufen kann. Regis­seur und Drehbuchau­tor Tyler Per­ry lässt nichts aus, ein Tief­schlag fol­gt auf den nächsten.

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Janiyah ver­liert nacheinan­der ihre Woh­nung, ihre kranke Tochter Aria, ihren Job und schließlich völ­lig die Kon­trolle. Sie erschießt den Räu­ber, der den Laden ihres Chefs Richard über­fall­en will – und auch noch Richard, als der sie beschuldigt, den Über­fall geplant zu haben.

Der Tag eskaliert in einem Banküber­fall, den Janiyah bege­ht, um endlich ihren Gehaltss­check einzulösen, und zwar mit gezück­ter Waffe. Diese Ket­ten­reak­tion ist eine todern­ste Abrech­nung mit sozialer Ungerechtigkeit, Ras­sis­mus, Polizeige­walt, Kap­i­tal­is­mus, Staatsversagen.

Die Hand­lung nimmt allerd­ings ganz am Schluss eine Wen­dung, die diesem Über­schwang der The­men und Gefüh­le vol­lends die Boden­haf­tung entzieht. Der Film porträtiert eine Frau in ein­er Aus­nahme­si­t­u­a­tion, stets nur einen Schritt vom Wahnsinn entfernt.

Das Ende von Straw” erk­lärt Janiyahs Ver­hal­ten mit einem Drehbuch-Trick, der so ziem­lich jede Gewis­sheit darüber, wie der Film wirk­lich endet und was wir von der Heldin hal­ten sollen, über den Haufen wirft.

Warum nimmt das Jugendamt Janiyah die Tochter weg? 

Von Anfang an ist klar, dass Aria das Einzige ist, was Janiyah am Leben hält. Die Sorge um ihre kranke Tochter beschäftigt sie 24 Stun­den am Tag. Aria braucht sie – und Janiyah braucht ihre Tochter, um zu zeigen, dass sie wenig­stens etwas in ihrem Leben hin­bekommt, näm­lich das Großziehen eines Kindes.

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Daher ist es ein Schock für sie, als die Schullei­t­erin anruft und ihr mit­teilt, das Jugen­damt dro­he, ihr Aria wegzunehmen. Die Begrün­dung der Behörde: die blauen Fleck­en auf dem Rück­en des Kindes – ein Hin­weis auf eine mögliche Misshandlung.

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Die Fleck­en stam­men aber von einem Aus­rutsch­er in der Bade­wanne. Als Janiyah die Schule erre­icht, um das Missver­ständ­nis aufzuk­lären, ist es bere­its zu spät. Das Amt hat gegen sie entsch­ieden. Janiyah kol­li­diert mit der staatlichen Autorität in Form ein­er Behörde, die eigentlich im Dien­ste der Bürger:innen han­deln sollte, sie aber stattdessen drangsaliert.

Damit erre­icht der Kon­flikt zwis­chen schut­zlos­er Frau und igno­ran­ter Umge­bung das näch­ste Lev­el. Kurz darauf ras­selt Janiyah mit dem näch­sten Vertreter der Staats­macht zusam­men, dem Polizis­ten Oliv­er, der sie von der Straße abdrängt.

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Warum überfällt Janiyah eine Bank? 

Janiyah erschießt nach dem gescheit­erten Ladenüber­fall ihren Chef, offen­sichtlich in Panik. Dann greift sie sich den Gehaltss­check, um ihn in ihrer Bank­fil­iale einzulösen. Warum sie aus­gerech­net jet­zt Geld braucht, wo ihr Leben bere­its in Trüm­mern liegt, bleibt unklar.

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Tochter, Job, Auto und Woh­nung sind weg, und sie ist zur Mörderin gewor­den. Was bleibt ihr also noch? Möglicher­weise will Janiyah fliehen.

Aber würde sie ihre Tochter im Stich lassen? Das erscheint sehr zweifel­haft. Klar ist allerd­ings, dass sie ohne Ausweis­pa­piere nicht an das Geld kommt. Daher zückt sie die Waffe des Laden­räu­bers, hält sie der Kassiererin vor die Nase und wird nun auch noch zur Bankräu­berin und Geiselnehmerin.

Was ist mit Janiyahs Tochter passiert? 

Dabei will Janiyah eigentlich nur eins: wieder mit ihrer Tochter vere­int sein. Obwohl sie schw­er­ste Straftat­en began­gen hat, zeigen Bankman­agerin Nicole (Sher­ri Shep­herd) und Detec­tive Kay Ray­mond (Teyana Tay­lor) Mit­ge­fühl für Janiyah, ein Akt weib­lich­er Sol­i­dar­ität unter schwarzen Frauen.

Ray­mond sorgt dafür, dass Offi­cer Oliv­er für sein Fehlver­hal­ten zur Rechen­schaft gezo­gen wird. Und Nicole ver­spricht, sich um Aria zu küm­mern und Besuche im Gefäng­nis zu ermöglichen.

Damit scheinen Banküber­fall und Geisel­nahme ein noch glimpflich­es Ende zu nehmen. Aber das Drehbuch hat etwas anderes vor – und jagt Haupt­fig­ur und Pub­likum durch eine scharfe Kurve. Denn Janiyahs Mut­ter Delores (Cheryl Fra­zier) ruft in der Bank an und enthüllt eine furcht­bare Nachricht: Aria ist in der Nacht zuvor an einem epilep­tis­chen Anfall gestorben.

Wie sich her­ausstellt, hat Janiyah den ganzen Tag die Anwe­sen­heit ihrer Tochter hal­luziniert. Das wirft ein vol­lkom­men neues Licht auf die Ereignisse. Eine Rück­blende zeigt zudem, dass Janiyah sich die Gegen­wart ihre Tochter nur ein­bildete. Anstatt Aria in der Schule abzuset­zen, öffnet Janiyah die Autotür und spricht mit ein­er Per­son, die nicht da ist.

Die Szene zeigt, dass Janiyah schon in den Wahnsinn abglitt, bevor der Tag richtig schlimm zu wer­den dro­hte. Ver­lust und Trauer sind so über­wälti­gend, dass die physis­che Wirk­lichkeit nur noch eine Kulisse für sie zu sein scheint.

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Das Ende von Straw erklärt: Halluzination oder Realität? 

Nach dem Anruf der Mut­ter stürmt das FBI die Bank. Trä­nen­gas liegt in der Luft, es fall­en Schüsse, Janiyah wird getrof­fen und sinkt tot zu Boden. Aber dieses Ende ist gar nicht das Ende: Es ist, wie die Anwe­sen­heit von Aria früher am Tag, nur eine Halluzination.

Diese Szene existiert nur in Janiyahs Kopf. Was danach passiert, ist das alter­na­tive Ende, aber nicht unbe­d­ingt das wirk­liche. Janiyah kapit­uliert, Nicole begleit­et sie aus dem Gebäude, und Detec­tive Ray­mond sorgt dafür, dass nie­man­dem etwas passiert. Janiyah kommt unver­let­zt in Polizeigewahrsam.

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Vor der Bank hat sich eine Men­schen­menge ver­sam­melt, die Sol­i­dar­ität mit ihr zeigt – Sol­i­dar­ität mit der allein­erziehen­den schwarzen Mut­ter, die gegen Ras­sis­mus, Igno­ranz und Willkür keine Chance hat­te und wider Willen zur Täterin wurde. Aber welch­es Schick­sal ste­ht Janiyah nun bevor?

Immer­hin hat sie zwei Men­schen erschossen und weit­ere Gewalt ange­dro­ht. Aber sie befand sich in einem psy­chis­chen Aus­nah­mezu­s­tand, war also ver­mut­lich für ihre Tat­en nur bed­ingt zurech­nungs­fähig. Janiyah darf wohl auf ein mildes Urteil hoffen.

Aber kommt sie über­haupt vor Gericht? War nicht doch alles ganz anders? Und ist das Ende von Straw” nicht ganz anders genau­so schlüs­sig erklärt?

Denn genau­so gut kön­nte Janiyah den gesamten Tagesver­lauf nur hal­luziniert haben. Ihr Tag war dann nichts weit­er als eine Abfolge wilder Fan­tasien, eine ver­rück­ter als die andere und nur zu dem Zweck in ihrem Kopf, den Ver­lust ihrer Tochter zu verdrängen.

Zugle­ich wirkt die Ereigniskette dieses schlimm­sten Tages, ob wahr oder einge­bildet, auch als per­sön­liche Entschuldigungsstrate­gie. Wenn alle Welt sich gegen sie ver­schworen hat, wie hat­te sie eine Chance, sich und ihre Tochter heil durchs Leben zu bekommen?

Fazit: Anklage oder Psychogramm?

Die Men­schen vor der Bank, die sie am Ende beina­he schon als Heldin feiern, sind doch der Beweis, dass eine per­sön­liche Not­lage, wie Janiyah sie erlebt hat, eigentlich eine öffentliche Angele­gen­heit ist. Mit anderen Worten: Es ist ein Skan­dal, wie mit dieser Frau umge­gan­gen wurde!

Aber es gibt berechtigte Zweifel an dieser Ver­sion von Straw”. Der Film ließe sich auch als Psy­chogramm ein­er zutief­st gestörten Frau erk­lären. Ihre kranke Tochter, ihr mieser Chef, die Schüsse – alles nur Ein­bil­dung. Am Ende hat sie gar keine Tochter und auch nie­man­den erschossen, son­dern nur verzweifelt nach Beach­tung und Selb­stach­tung gesucht.

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Und selb­st wenn wir annehmen, dass Janiyah tat­säch­lich ihre Tochter ver­lor und auch son­st nicht viel hat­te: Welche ihrer Erleb­nisse dieses schreck­lichen Tages waren, wie ihr ange­blich­er Tod durch Polizeikugeln in der Bank, noch Pro­duk­te ihrer Fantasie?

Straw” erscheint daher eher wie eine Was wäre, wenn”-Story. So gewiss der Film eine Anklage gegen herrschende (US-)Verhältnisse sein soll, so viel Ungewis­sheit pro­duziert seine erzäh­lerische Struktur.

Eine wahre Tragödie spielte sich 2023 auf dem U-Boot Titan ab, dies­mal allerd­ings im echt­en Leben. Net­flix hat zum The­ma eine Doku gemacht, die wahre Geschichte dahin­ter liest Du in unserem Artikel:

Ocean­Gate: Die wahre Geschichte hin­ter dem Titan-Unglück


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