Hamster (Skylan Brooks) und Max Fist (Joe Manganiello) in Archenemy
© 2022 Koch Films
Vier luftig bekleidete Maklerinnen
Gru und die Minions
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Archenemy in der featured-Filmkritik: Feinste Indieperle im brachial coolem Neon-Look

Ein Obdachlos­er erzählt, er sei ein außerirdis­ch­er Super­held ohne Superkräfte. Ein Jugendlich­er glaubt ihm. Plöt­zlich find­en sich alle Beteiligten im Fokus der organ­isierten Krim­i­nal­ität wieder. Wir hat­ten Spaß mit „Arch­en­e­my“ trotz der Eck­en und Kan­ten, die der Action­film hat – oder ger­ade deswe­gen? Das erfährst Du in der fea­tured-Filmkri­tik zu Arch­en­e­my!

Wenn Du einen Mar­vel-Block­buster suchst, soll­test Du Dich woan­ders umschauen. Arch­en­e­my ist kleines, fast schon intimes Indie-Kino und reit­et sat­telfest durchs Gemüse­beet des Gen­re­films – von Action über Sci-Fi bis Mys­tery. Und wir steigen gerne auf.

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Max Fist: Der Held von Chromium

Ham­ster (Sky­lan Brooks) will für ein trendi­ges Online-Mag­a­zin schreiben. Auf der Suche nach der per­fek­ten Sto­ry find­et er einen abgewrack­ten Trinker, der sich selb­st Max Fist (Joe Man­ganiel­lo) nen­nt und eine aber­witzige Geschichte erzählt: Früher war Max ein inter­galak­tis­ch­er Super­held und beschützte das Reich Chromi­um. In einem drama­tis­chen Gefecht gegen seine Erzfeindin Cleo Ven­trik (Amy Seimetz) wurde er in eine par­al­lele Dimen­sion und auf die Erde geschleud­ert. Dabei ver­lor er all seine Superkräfte.

Ham­ster will diese abge­fahrene Geschichte glauben. Vor allem, weil sich Max auch ohne Superkräfte wie ein Held ben­immt. Zum Beispiel legt er sich mit dem lokalen Dro­gen­syn­dikat an. Dabei zieht er die Aufmerk­samkeit eines mys­ter­iösen Deal­ers auf sich, der nur „Der Man­ag­er“ (Glenn How­er­ton) genan­nt wird.

Aber ist Max wirk­lich ein kraft­los­er Super­held oder ein­fach nur ein sehr verzweifel­ter Obdachlos­er?

Max Fist (Joe Manganiello) in Archenemy

Max, ein ange­blich­er Held aus ein­er anderen Dimen­sion, ver­sucht mit Teenag­er Ham­ster die Quelle seine Superkräfte zu find­en. Ganz neben­bei bekämpft er den Dro­gen­boss der Stadt. — Bild: © 2022 Koch Films

Ein bisschen B-Movie, Retro-Stil und die Action-Blaupause

Für Regis­seur und Autor Adam Egypt Mor­timer ist Arch­en­e­my bere­its der dritte Film, der pure Retro-Vibes mit B-Movie-Charme auf den Bild­schirm ban­nt. In dem Streifen tre­f­fen ein körniges Bild, plaka­tive Gear-up-Mon­ta­gen und über­holte Action-Charak­tere auf oft nicht so glaub­würdi­ge Effek­te. Gekrönt wird das von den pumpen­den Syn­the­siz­er-Beats von Elec­tro-Kün­stler Umber­to. Da ist es kein Wun­der, dass Arch­en­e­my das Pub­likum eigentlich nur spal­ten kann.

Oben­drauf drängt sich fol­gen­der Gedanke auf: kenne ich die Geschichte nicht schon? Denn hin­ter der Maske dieses ver­meintlichen Superheld:innen-Films, läuft ein recht sim­ples Szenario ab, das Du wom­öglich zig mal gese­hen hast. Ein ver­bit­tert­er Held beschützt Unschuldige vor dem Dro­gen­mob. Das ist die Blau­pause zahlre­ich­er Action­filme wie „The Equal­iz­er“ oder der Mar­vel-Fig­ur „Pun­ish­er“. An diesen erin­nert Arch­en­e­mys Pro­tag­o­nist Max Fist übri­gens mehr als ein­mal. Wir unter­stellen mal Absicht.

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Leere Straßen, aber eine starke Atmosphäre

Auf der andere Seite überzeugt Arch­en­e­my mit ein­er Intim­ität, die vielle­icht in den Gren­zen des Bud­gets wurzelt: Kaum Men­schen­men­gen, leere Hin­ter­höfe, ver­lassene Woh­nun­gen, lange Ein­stel­lun­gen, manch­mal auch Leer­lauf oder Platzhal­ter-Dialoge. Da drängt sich uns der Gedanke auf, ob nicht wom­öglich schon 80 Minuten reichen wür­den, um die Geschichte zu erzählen – vielle­icht wären aber auch zwölf Episo­den zu kurz. Soll heißen: Die einzel­nen Ele­mente der Geschichte sind abso­lut aus­tauschbar, inklu­sive der Hin­ter­grundgeschichte vom außerirdis­chen fliegen­den Super­helden, der Max ein­mal gewe­sen sein will. Aber so wie sie Regis­seur Adam Egypt Mor­timer arrang­iert, machen sie Lust auf mehr.

Dazu trägt auch der Cast rund um Haupt­darsteller Joe Man­ganiel­lo („Jus­tice League“, „Mag­ic Mike“) bei. New­com­er Sky­lan Brooks („Unsolved“) als Ham­ster und Zolee Grig­gs („Wu-Tang: An Amer­i­can Saga“) als dessen Film­schwest­er Indi­go liefern immer wieder ordentlich­es Dra­ma ab. Dabei over­acten sie fast in manchen Szenen, aber das ist im Kon­text des Retro-Feel­ings von Regis­seur Mor­timer wom­öglich sog­ar gewollt.

Hamster (Skylan Brooks) und Max Fist (Joe Manganiello) in Archenemy

Joe Man­ganiel­lo als Max Fist und Sky­lan Brooks als Ham­ster in Arch­en­e­my. — Bild: © 2022 Koch Films

Neontraum: Grün, Rot, Pink und Zeichentrick

Pro­duziert wurde Arch­en­e­my unter anderem von Spec­tre­Vi­sion. Die Genre-Film-Schmiede, in der auch Eli­jah Wood fed­er­führend ist, hat in den ver­gan­genen Jahren mit zahlre­ichen Indieperlen von sich reden gemacht. Darunter „Mandy“, „Die Farbe aus dem All“ und „Der Killer in mir“. Arch­en­e­my passt her­vor­ra­gend ins Port­fo­lio. Wenn das grobkörnige Bild fast von den Neon­far­ben aufge­fressen wird, ist es ger­ade grün, pink oder rot genug. Ob Dir das zusagt, ist vor allem Geschmackssache. Aber wenn Du diesen Stil magst, wird Arch­en­e­my es Dir beson­ders leicht machen.

Ein beträchtlich­er Teil dieses Neon-Overkills geht auf das Kon­to von ani­mierten Sequen­zen. Rück­blenden aus Max’ ver­meintlich­er Ver­gan­gen­heit kom­men als Zeichen­trick daher und ver­schmelzen immer mal wieder mit der Real­ität. Eine hüb­sche Idee, die dem Medi­um Com­ic noch ein­mal Trib­ut zollt.

Archenemy in der featured-Filmkritik: Ein Must-See für Comic- und Indie-Fans

Arch­en­e­my liefert ein rup­piges und imper­fek­tes Action-Dra­ma, verklei­det als Superheld:innen-Geschichte. Nun gibt es Serien wie „The Boys“ und Filme wie „Bright­burn: Son of Dark­ness“ oder „Watch­men“ – um wirk­lich frisch zu sein, kommt Arch­en­e­my knapp zehn Jahre zu spät. Dafür liefert er dem oder der geneigten Zuschauer:in eine dichte Atmo­sphäre, wun­der­volle Far­ben und natür­lich authen­tis­chen Retro-Charme.

Ein fea­tured-Filmtipp für Fans von Mandy (2018), „Beyond the Black Rain­bow“ (2010), Die Farbe aus dem All (2019), Der Killer in mir (2019) und „Super – Shut up, Crime!“ (2010).

P.S.: Regis­seur und Autor Adam Egypt Mor­timer bestätigte, dass der Vorgänger­film Der Killer in mir und Arch­en­e­my im gle­ichen Fil­mu­ni­ver­sum ange­siedelt sind und zusam­men mit einem kom­menden Film die Vor­tex-Trilo­gie bilden wer­den – einem Genre-Hybrid aus Cos­mic Hor­ror und Cos­mic Action.

Arch­en­e­my
Orig­inalti­tel: Arch­en­e­my
Genre: Superheld:innen / Action
Bun­desstart: 17. Feb­ru­ar 2022 (Video on Demand)
24. Feb­ru­ar 2022 (Blu-ray, DVD)
Laufzeit: 90 Minuten
FSK: ab 16 Jahren freigegeben
Regie: Adam Egypt Mor­timer
Orig­i­nal-Drehbuch: Adam Egypt Mor­timer, Luke Pass­more
Post-Cred­it-Szene: Nein

Du hast Lust auf etwas andere Superheld:innen-Geschichten wie Arch­en­e­my? Dann wirf doch mal einen Blick in unsere Liste mit fünf Fil­men und Serien wie Bright­burn. Da geht es ordentlich zur Sache!

Fünf harte Superheld:innen-Geschichten für Deine Watch­list

Welche Superheld:innen abseits von Mar­vel und DC willst Du auf der großen Lein­wand sehen? Ver­rat es uns in den Kom­mentaren!

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