Hamster (Skylan Brooks) und Max Fist (Joe Manganiello) in Archenemy
© 2022 Koch Films
Auf dem Bild in dem Artikel zu den Reality-Shows 2026 ist eine Hand mit einer Fernbedienung im Vordergrund zu sehen, die auf einen großen, leicht verschwommenen Fernseher gerichtet ist. Auf dem Bildschirm erscheinen zahlreiche bunte Vorschaubilder.
Bild aus Son of Sam: Selbstporträt eines Mörders

Archenemy in der featured-Filmkritik: Feinste Indieperle im brachial coolem Neon-Look

Ein Obdachlos­er erzählt, er sei ein außerirdis­ch­er Super­held ohne Superkräfte. Ein Jugendlich­er glaubt ihm. Plöt­zlich find­en sich alle Beteiligten im Fokus der organ­isierten Krim­i­nal­ität wieder. Wir hat­ten Spaß mit „Arch­en­e­my“ trotz der Eck­en und Kan­ten, die der Action­film hat – oder ger­ade deswe­gen? Das erfährst Du in der fea­tured-Filmkri­tik zu Archenemy!

Wenn Du einen Mar­vel-Block­buster suchst, soll­test Du Dich woan­ders umschauen. Arch­en­e­my ist kleines, fast schon intimes Indie-Kino und reit­et sat­telfest durchs Gemüse­beet des Gen­re­films – von Action über Sci-Fi bis Mys­tery. Und wir steigen gerne auf.

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Max Fist: Der Held von Chromium

Ham­ster (Sky­lan Brooks) will für ein trendi­ges Online-Mag­a­zin schreiben. Auf der Suche nach der per­fek­ten Sto­ry find­et er einen abgewrack­ten Trinker, der sich selb­st Max Fist (Joe Man­ganiel­lo) nen­nt und eine aber­witzige Geschichte erzählt: Früher war Max ein inter­galak­tis­ch­er Super­held und beschützte das Reich Chromi­um. In einem drama­tis­chen Gefecht gegen seine Erzfeindin Cleo Ven­trik (Amy Seimetz) wurde er in eine par­al­lele Dimen­sion und auf die Erde geschleud­ert. Dabei ver­lor er all seine Superkräfte.

Ham­ster will diese abge­fahrene Geschichte glauben. Vor allem, weil sich Max auch ohne Superkräfte wie ein Held ben­immt. Zum Beispiel legt er sich mit dem lokalen Dro­gen­syn­dikat an. Dabei zieht er die Aufmerk­samkeit eines mys­ter­iösen Deal­ers auf sich, der nur „Der Man­ag­er“ (Glenn How­er­ton) genan­nt wird.

Aber ist Max wirk­lich ein kraft­los­er Super­held oder ein­fach nur ein sehr verzweifel­ter Obdachloser?

Max Fist (Joe Manganiello) in Archenemy

Max, ein ange­blich­er Held aus ein­er anderen Dimen­sion, ver­sucht mit Teenag­er Ham­ster die Quelle seine Superkräfte zu find­en. Ganz neben­bei bekämpft er den Dro­gen­boss der Stadt. — Bild: © 2022 Koch Films

Ein bisschen B-Movie, Retro-Stil und die Action-Blaupause 

Für Regis­seur und Autor Adam Egypt Mor­timer ist Arch­en­e­my bere­its der dritte Film, der pure Retro-Vibes mit B-Movie-Charme auf den Bild­schirm ban­nt. In dem Streifen tre­f­fen ein körniges Bild, plaka­tive Gear-up-Mon­ta­gen und über­holte Action-Charak­tere auf oft nicht so glaub­würdi­ge Effek­te. Gekrönt wird das von den pumpen­den Syn­the­siz­er-Beats von Elec­tro-Kün­stler Umber­to. Da ist es kein Wun­der, dass Arch­en­e­my das Pub­likum eigentlich nur spal­ten kann.

Oben­drauf drängt sich fol­gen­der Gedanke auf: kenne ich die Geschichte nicht schon? Denn hin­ter der Maske dieses ver­meintlichen Superheld:innen-Films, läuft ein recht sim­ples Szenario ab, das Du wom­öglich zig mal gese­hen hast. Ein ver­bit­tert­er Held beschützt Unschuldige vor dem Dro­gen­mob. Das ist die Blau­pause zahlre­ich­er Action­filme wie „The Equal­iz­er“ oder der Mar­vel-Fig­ur „Pun­ish­er“. An diesen erin­nert Arch­en­e­mys Pro­tag­o­nist Max Fist übri­gens mehr als ein­mal. Wir unter­stellen mal Absicht.

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Leere Straßen, aber eine starke Atmosphäre

Auf der andere Seite überzeugt Arch­en­e­my mit ein­er Intim­ität, die vielle­icht in den Gren­zen des Bud­gets wurzelt: Kaum Men­schen­men­gen, leere Hin­ter­höfe, ver­lassene Woh­nun­gen, lange Ein­stel­lun­gen, manch­mal auch Leer­lauf oder Platzhal­ter-Dialoge. Da drängt sich uns der Gedanke auf, ob nicht wom­öglich schon 80 Minuten reichen wür­den, um die Geschichte zu erzählen – vielle­icht wären aber auch zwölf Episo­den zu kurz. Soll heißen: Die einzel­nen Ele­mente der Geschichte sind abso­lut aus­tauschbar, inklu­sive der Hin­ter­grundgeschichte vom außerirdis­chen fliegen­den Super­helden, der Max ein­mal gewe­sen sein will. Aber so wie sie Regis­seur Adam Egypt Mor­timer arrang­iert, machen sie Lust auf mehr.

Dazu trägt auch der Cast rund um Haupt­darsteller Joe Man­ganiel­lo („Jus­tice League“, „Mag­ic Mike“) bei. New­com­er Sky­lan Brooks („Unsolved“) als Ham­ster und Zolee Grig­gs („Wu-Tang: An Amer­i­can Saga“) als dessen Film­schwest­er Indi­go liefern immer wieder ordentlich­es Dra­ma ab. Dabei over­acten sie fast in manchen Szenen, aber das ist im Kon­text des Retro-Feel­ings von Regis­seur Mor­timer wom­öglich sog­ar gewollt.

Hamster (Skylan Brooks) und Max Fist (Joe Manganiello) in Archenemy

Joe Man­ganiel­lo als Max Fist und Sky­lan Brooks als Ham­ster in Arch­en­e­my. — Bild: © 2022 Koch Films

Neontraum: Grün, Rot, Pink und Zeichentrick

Pro­duziert wurde Arch­en­e­my unter anderem von Spec­tre­Vi­sion. Die Genre-Film-Schmiede, in der auch Eli­jah Wood fed­er­führend ist, hat in den ver­gan­genen Jahren mit zahlre­ichen Indieperlen von sich reden gemacht. Darunter „Mandy“, „Die Farbe aus dem All“ und „Der Killer in mir“. Arch­en­e­my passt her­vor­ra­gend ins Port­fo­lio. Wenn das grobkörnige Bild fast von den Neon­far­ben aufge­fressen wird, ist es ger­ade grün, pink oder rot genug. Ob Dir das zusagt, ist vor allem Geschmackssache. Aber wenn Du diesen Stil magst, wird Arch­en­e­my es Dir beson­ders leicht machen.

Ein beträchtlich­er Teil dieses Neon-Overkills geht auf das Kon­to von ani­mierten Sequen­zen. Rück­blenden aus Max’ ver­meintlich­er Ver­gan­gen­heit kom­men als Zeichen­trick daher und ver­schmelzen immer mal wieder mit der Real­ität. Eine hüb­sche Idee, die dem Medi­um Com­ic noch ein­mal Trib­ut zollt.

Archenemy in der featured-Filmkritik: Ein Must-See für Comic- und Indie-Fans

Arch­en­e­my liefert ein rup­piges und imper­fek­tes Action-Dra­ma, verklei­det als Superheld:innen-Geschichte. Nun gibt es Serien wie „The Boys“ und Filme wie „Bright­burn: Son of Dark­ness“ oder „Watch­men“ – um wirk­lich frisch zu sein, kommt Arch­en­e­my knapp zehn Jahre zu spät. Dafür liefert er dem oder der geneigten Zuschauer:in eine dichte Atmo­sphäre, wun­der­volle Far­ben und natür­lich authen­tis­chen Retro-Charme.

Ein fea­tured-Filmtipp für Fans von Mandy (2018), „Beyond the Black Rain­bow“ (2010), Die Farbe aus dem All (2019), Der Killer in mir (2019) und „Super – Shut up, Crime!“ (2010).

P.S.: Regis­seur und Autor Adam Egypt Mor­timer bestätigte, dass der Vorgänger­film Der Killer in mir und Arch­en­e­my im gle­ichen Fil­mu­ni­ver­sum ange­siedelt sind und zusam­men mit einem kom­menden Film die Vor­tex-Trilo­gie bilden wer­den – einem Genre-Hybrid aus Cos­mic Hor­ror und Cos­mic Action.

Arch­en­e­my
Orig­inalti­tel: Arch­en­e­my
Genre: Superheld:innen / Action
Bun­desstart: 17. Feb­ru­ar 2022 (Video on Demand)
24. Feb­ru­ar 2022 (Blu-ray, DVD)
Laufzeit: 90 Minuten
FSK: ab 16 Jahren freigegeben
Regie: Adam Egypt Mortimer
Orig­i­nal-Drehbuch: Adam Egypt Mor­timer, Luke Passmore
Post-Cred­it-Szene: Nein

Du hast Lust auf etwas andere Superheld:innen-Geschichten wie Arch­en­e­my? Dann wirf doch mal einen Blick in unsere Liste mit fünf Fil­men und Serien wie Bright­burn. Da geht es ordentlich zur Sache!

Fünf harte Superheld:innen-Geschichten für Deine Watchlist

Welche Superheld:innen abseits von Mar­vel und DC willst Du auf der großen Lein­wand sehen? Ver­rat es uns in den Kommentaren!

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