Poster von Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben
© Paramount Pictures Germany
June und Heather bei der Vermisstensuche
Begeisterte Studenten im Kaiserreich
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Dungeons & Dragons: Erfolgsgeschichte zwischen Fantasie und Satanismus-Vorwürfen

Für die einen ist es die Möglichkeit, im Fre­un­deskreis der Fan­tasie freien Lauf zu lassen, für die anderen ein Werk des Teufels: “Dun­geons & Drag­ons”. Seit sein­er Erfind­ung kon­nte der Pen-&-Paper-Klassiker Mil­lio­nen von Spieler:innen begeis­tern, musste sich aber auch gegen so manche Kon­tro­verse vertei­di­gen. Zum Kinos­tart von “Dun­geons & Drag­ons: Ehre unter Dieben” am 30. März wer­fen wir einen Blick auf die Entste­hung und bewegte His­to­rie von Dun­geons & Drag­ons.

D&D: Wer sind die Erfinder von Dungeons & Dragons?

Erfun­den wurde Dun­geons & Drag­ons von Gary Gygax und Dave Arne­son. Gygax hat­te die High­school abge­brochen und brachte sich und seine Fam­i­lie als Ver­sicherungsvertreter über die Run­den. Arne­son war Stu­dent an der Uni­ver­sität von Min­neso­ta.

Bei­de offen­barten sich schon in Kind­heit und Jugend als Fans soge­nan­nter Mini-Wargames, in denen Spieler:innen mit selb­st­be­mal­ten Miniatur­fig­uren-Armeen gegeneinan­der antreten. Ein Hob­by, das auch ihr Erwach­se­nen­leben prägte. So waren bei­de Mit­glieder der “Cas­tle & Cru­sade Soci­ety”, in der man sich traf, um gemein­sam Spiele zu spie­len.

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Doch Gygax und Arne­son teil­ten nicht nur ihre Lei­den­schaft für Spiele. Sie woll­ten mehr daraus machen, neue Spiel­er­fahrun­gen schaf­fen und ihr eigenes Sys­tem entwick­eln.

Übri­gens auch ein Mini-Wargam­ing-Fan: Hen­ry Cav­ill. Lies hier alles zu der geplanten “Warham­mer 40k”-Serie mit dem “The Witcher”-Star.

Entwicklung: Wie ist Dungeons & Dragons entstanden?

Der Grund­baustein für Dun­geons & Drag­ons war “Chain­mail” aus dem Jahr 1971. Dabei han­delt es sich um ein Mini-Wargame von Gary Gygax und Jeff Per­ren, das mit­te­lal­ter­liche Schlacht­en simuliert. Dem Ende der Spielan­leitung fügte Gygax jedoch einen 14-seit­i­gen Zusatz hinzu, mit dem man die Regeln auf ein Fan­ta­sy-Set­ting anpassen kann.

Als Dave Arne­son diese Fan­ta­sy-Regeln für Chain­mail in die Hände fie­len, war er begeis­tert. Er ver­wen­dete sie für sein eigenes Spiel “Black­moore”. Das Beson­dere: In Black­moore kämpfen keine Armeen gegeneinan­der, son­dern die Spieler:innen übernehmen die Kon­trolle über jew­eils nur einen Charak­ter. Eine Idee, die sich Arne­son von einem Spiel namens “Braun­stein” lieh.

Der Fokus von Black­moore war nicht etwa der Kampf gegeneinan­der, son­dern Koop­er­a­tion. Die Charak­tere müssen zusam­men gefährliche Ver­liese erkun­den und erleben so eine gemein­same Geschichte über mehrere Sitzun­gen. Auch ein aus­gek­lügeltes Sys­tem für Charak­ter- und Rüs­tungsklassen, Erfahrungspunk­te sowie Lev­e­lauf­stiege fand hier erst­mals Anwen­dung.

Dies­mal war Gary Gygax an der Rei­he, begeis­tert zu sein. Ins­beson­dere die Idee eines mess­baren Fortschritts (Erfahrungspunk­te) und der Umstand, dass die Par­tien in einem Dun­geon-Labyrinth stat­tfind­en, beein­druck­ten ihn. Zusam­men macht­en sich Gygax und Arne­son daran, auf dieser Basis ein neues Spiel zu entwick­eln.

Dungeons & Dragons: Wann wurde der Pen-&-Paper-Klassiker veröffentlicht?

1974 war es so weit. Gygax und Arne­son hat­ten ihre Ideen und Erfahrun­gen in einem Regel­buch zusam­mengeschweißt, das die Art und Weise, wie man spielt, rev­o­lu­tion­ieren sollte. Nicht auf dem Brett, son­dern im Kopf sollte das Rol­len­spiel stat­tfind­en. Der Name des Werks: Dun­geons & Drag­ons.

Da die bei­den keinen Ver­lag für die Veröf­fentlichung ihres neuen Spiels find­en kon­nten, entsch­ied sich Gygax kurz­er­hand dazu, es ein­fach selb­st zu tun. Dafür grün­dete er das Unternehmen Tac­ti­cal Stud­ies Rules Inc. (kurz TSR) und entließ Dun­geons & Drag­ons 1974 auf den Markt.

Dun­geons & Drag­ons-Grund­la­gen: So spielst Du den Pen-&-Paper-Rollenspiel-Klassiker.

Obwohl von dem Spiel im ersten Jahr nur rund 1000 Kopi­en verkauft wur­den, entwick­elte es sich rasch zum Hit. Nicht nur unter Wargamern, son­dern auch an Schulen und Col­leges fand Dun­geons & Drag­ons schnell eine treue Fange­meinde. Bere­its 1985 soll die D&D-Spielerschaft auf 3 bis 5 Mil­lio­nen Men­schen angewach­sen sein. In den näch­sten zehn Jahren entwick­elte sich TSR von ein­er Küchen­tisch-Oper­a­tion zu einem mil­lio­nen­schw­eren Unternehmen.

Doch der Erfolg brachte nicht nur Gutes mit sich. Denn ger­ade ältere Gen­er­a­tio­nen blick­ten mit Mis­strauen auf das Spiel, das sich wie ein Lauf­feuer unter den jun­gen Leuten ver­bre­it­ete. Bald sahen sich TSR und Dun­geons & Drag­ons ein­er Rei­he absur­der Anschuldigun­gen aus­ge­set­zt und rück­ten in den Fokus fun­da­men­taler Christ:innen.

Dungeons & Dragons in der Kritik: Satanismus-Vorwürfe und Schuldzuweisungen

Mit Beginn der 80er-Jahre und der zunehmenden Beliebtheit von Dun­geons & Drag­ons set­zte eine regel­rechte moralis­che Panik in der US-amerikanis­chen Gesellschaft ein, die ins­beson­dere durch die Medi­en befeuert wurde. Das Spiel wurde mit Satanis­mus, dem Okkul­ten, Mord, Suizid und Real­itätsver­lust in Verbindung gebracht.

Im Jahr 1979 ver­schwand zum Beispiel das 16-jährige Wun­derkind James Dal­las Egbert III aus seinem Zim­mer an der Michi­gan State Uni­ver­si­ty. Der von der Fam­i­lie eingeschal­tete Pri­vat­de­tek­tiv William Dear stellte daraufhin ohne echte Beweise die Hypothese auf, dass Egbert auf­grund von Dun­geons & Drag­ons den Bezug zur Real­ität ver­loren habe und sich daraufhin in den Ver­sorgungss­chächt­en ver­laufen habe.

Obwohl später her­auskam, dass der unter Depres­sio­nen und Dro­gen­sucht lei­dende Egbert sich nach ein­er beson­ders schlim­men Episode lediglich ver­steckt hielt, war das Bild in der Öffentlichkeit geschaf­fen. Die Nar­ra­tive des jun­gen Mannes, der von D&D in den Wahnsinn getrieben wurde, fand durch die Romanadap­tion des Fall­es “Labyrinth der Mon­ster” und den gle­ich­nami­gen Film mit Tom Han­ks nur weit­er Ver­bre­itung.

Auch Patri­cia Pulling, Grün­derin der Ini­tia­tive “Both­ered About D&D” (BADD), prägte maßge­blich das Bild von Dun­geons & Drag­ons in der Gesellschaft. Pulling machte das Spiel für den Selb­st­mord ihres Sohnes ver­ant­wortlich. Ihrer Mei­n­ung nach war der Fluch, den der Spielleit­er während ein­er Par­tie D&D gegen den Charak­ter ihres Sohnes aussprach, real. Ihre Kam­pagne gegen D&D erhielt durch kon­ser­v­a­tiv-christliche, aber auch Main­stream-Medi­en gewaltige Aufmerk­samkeit.

Pulling warf Dun­geons & Drag­ons laut der BBC “Dämonolo­gie, Hex­erei, Voodoo, Mord, Verge­wal­ti­gung, Blas­phemie, Suizid, Mord, Wahnsinn, sex­uelle Per­ver­sion, Homo­sex­u­al­ität, Pros­ti­tu­tion, satanisch artige Rit­uale, Glücksspiel, Bar­baris­mus, Kan­ni­bal­is­mus, Sadis­mus, Entwei­hung, Dämo­nenbeschwörung, Nekro­man­tismus, Wahrsagerei und andere Lehren” vor.

Was aus heutiger Sicht absurd und über­trieben klingt, war für viele Men­schen zu dieser Zeit aber Real­ität. Stu­di­en der Amer­i­can Asso­ci­a­tion of Sui­ci­dol­o­gy, dem US Cen­ters for Dis­ease Con­trol und Health and Wel­fare Cana­da kon­nten zwar keine kausalen Verbindun­gen zwis­chen Dun­geons & Drag­ons und Selb­st­mord her­stellen, trotz­dem brach aber eine regel­rechte Satanis­mus- und D&D-Panik über die USA here­in. Deren Aus­maße wer­den auch heute noch in Serien wie der 4. Staffel von “Stranger Things” aufge­grif­f­en.

TSR musste nach langer Gegen­wehr einknick­en und zen­sierte einige Inhalte der Regel­büch­er für die 2. Edi­tion von Dun­geons & Drag­ons. Ref­eren­zen auf Dämo­nen und Teufel (for­t­an Tanar’ri und Baatezu) kehrten zum Beispiel erst mit der 3. Edi­tion unter dem Nach­fol­gev­er­lag Wiz­ards of the Coast zurück.

Erfolg und Einfluss von D&D

Ob nun aus Man­gel an Beweisen, erlah­men­dem Medi­en­in­ter­esse oder neuen pop­kul­turellen Geg­n­ern für die christliche Rechte: Anfang der 90er hat­te Dun­geons & Drag­ons den aufge­bracht­en Ansturm über­standen. Heute ist D&D noch immer eines der beliebtesten Pen-&-Paper-Rollenspiele weltweit und kon­nte erst im Jahr 2020 ein neues Allzei­thoch von 765 Mil­lio­nen Euro an Gewin­nen verze­ich­nen.

Allerd­ings nicht mehr unter der Führung von TSR. Die Fir­ma wurde 1997 – beina­he bankrott – von dem Unternehmen Wiz­ards of the Coast aufgekauft. Gygax und Arne­son hat­ten TSR zu diesem Zeit­punkt schon bei­de ver­lassen. Gygax starb 2008 in Lake Gene­va, Wis­con­sin, Arne­son nur ein Jahr später in Saint Paul, Min­neso­ta. 2014 wurde die 5. Edi­tion ihres Spiels veröf­fentlicht.

Der Ein­fluss von Dun­geons & Drag­ons ist weit­er­hin unge­brochen – und das nicht nur im Table­top- und Pen-&-Paper-Bereich. Ins­beson­dere Videospiele ziehen mas­sive Inspi­ra­tion aus der Welt und dem Regel­w­erk von D&D. Und nicht wenige kämpfen noch immer mit der Her­aus­forderung, der schi­er unendlichen Fan­tasie und Entschei­dungs­frei­heit des Vor­bilds nahezukom­men.

Auch aus der Pop­kul­tur ist Dun­geons & Drag­ons nicht wegzu­denken. In Serien wie “The Big Bang The­o­ry”, “The IT Crowd” und “Com­mu­ni­ty” wer­den dem Pen-&-Paper-Klassiker ganze Fol­gen gewid­met. Die Ani­ma­tions-Serie “The Leg­end of Vox Machi­na” macht sog­ar den Nerd-Traum wahr und adap­tiert die Aben­teuer ein­er echt­en D&D-Gruppe.

Am 30. März geht jet­zt der Kinofilm Dun­geons & Drag­ons: Ehre unter Dieben an den Start. Der Beginn eines ganz neuen D&D-Filmuniversums? Zu wün­schen wäre es: Dann kön­nte die Men­schheit den ersten Dun­geons & Drag­ons-Film von 2000 vielle­icht etwas schneller vergessen.

Dun­geons & Drag­ons: Ehre unter Dieben strea­men – Alle Infos zum Heimki­nos­tart der Fan­ta­sy-Action.

Hast Du schon­mal Dun­geons & Drag­ons gespielt? Erzähl uns von Deinen Erfahrun­gen in den Kom­mentaren und disku­tiere mit.

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