Poster der Netflix-Serie Cowboy Bebop
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Cowboy Bebop | Kritik: Starke Anime-Umsetzung – mit einem Haken

Wel­traumkopfgeld­jäger, Kung-Fu und jede Menge Style: Nach langer Wartezeit geht bei Net­flix endlich die Realse­rien-Adap­tion des Kult-Ani­mes „Cow­boy Bebop“ an den Start. Doch hat sich das Warten gelohnt? Kann sich die Live-Action-Serie gegenüber dem Orig­i­nal behaupten? Erfahre es in unser­er Serien-Kri­tik.

Ani­me-Realver­fil­mungen haben einen notorisch schlecht­en Ruf. Nicht zu unrecht. Auf jede gute Adap­tion wie „Rurouni Ken­shin“ kom­men zig Total-Desaster wie „Drag­on Ball“, „Full­met­al Alchemist“ oder „Attack on Titan“. Selb­st schön anzuse­hende Block­buster wie „Ghost in the Shell“ kon­nten die Seele der Vor­lage nie ganz greifen.

John Cho, Mustafa Shakir und Daniella Pineda in Cowboy Bebop

Cow­boy Bebop ist zurück. — Bild: Netflix/ Geof­frey Short

Auch Net­flix hat sich in der Ver­gan­gen­heit mit „Death Note“ nicht ger­ade mit Ruhm bek­leck­ert. Jet­zt bringt der Stream­ing-Gigant mit Cow­boy Bebop aber eine der heiß erwartet­sten Live-Action-Ver­fil­mungen über­haupt an den Start. Und hat sich damit einiges vorgenom­men.

Die Handlung von Cowboy Bebop: Western im All

Spike Spiegel (John Cho) und der ehe­ma­lige Cop Jet Black (Mustafa Shakir) ziehen mit ihrem Raum­schiff „Bebop“ von Plan­et zu Plan­et und hal­ten sich als Kopfgeld­jäger über Wass­er. Ob Dro­gen­schmug­gler oder Umwelt-Ter­ror­is­ten: Kein Krim­ineller ist vor den bei­den sich­er.

Spike und Jet sind immer auf der Suche nach dem näch­sten großen Fang. — Bild: Netflix/ Geof­frey Short

Spike hat aber auch eine bewegte Ver­gan­gen­heit hin­ter sich. Einst gehörte er einem berüchtigten Syn­dikat an und erledigte für seine Oberen die Dreck­sar­beit. Als er mit sein­er Geliebten Julia (Ele­na Satine) aus diesem Leben aus­brechen wollte, ging jedoch alles schief. Heute hält ihn das Syn­dikat für tot – und das sollte bess­er so bleiben.

Eines Tages stoßen Spike und Jet bei einem ihrer Aufträge mit der Kopfgeld­jäger-Kol­le­gin Faye Valen­tine (Daniel­la Pine­da) zusam­men, die es auf das­selbe Ziel abge­se­hen hat. Nach anfänglichen Rei­bun­gen beschließen die drei aber, kün­ftig gemein­same Sache zu machen. Eine gute Entschei­dung.

Denn schon bald wer­den die Kopfgeld­jäger von ihrer Ver­gan­gen­heit heimge­sucht und kön­nen jede Hil­fe gebrauchen. Ins­beson­dere Jet steckt bald in tiefen Schwierigkeit­en, als sein alter Erzfeind Vicious (Alex Has­sel) Wind davon bekommt, dass er noch am Leben ist.

Cowboy Bebop: Der Style stimmt

Der 1998er Ani­me Cow­boy Bebop gilt nicht nur wegen seinem wilden Mix aus Space-West­ern, Mar­tial Arts, Gang­ster-Bal­lade und Film Noir als absoluter Kult. Cow­boy Bebop lebt und atmet durch seine von Jazz und Clas­sic Rock beschwingte Stim­mung und seinen aus dutzend Quellen zusam­menge­flick­ten Pulp-Style.

John Cho in Cowboy Bebop

Es ist wieder schön an Bord der Bebob zu sein. — Bild: Netflix/ Nico­la Dove

Wer im Vor­feld befürchtet hat, dass ger­ade diese lock­er-coole Seele von Cow­boy Bebop in der Realver­fil­mung ver­loren gehen kön­nte, kann jet­zt beruhigt sein. Die neue Net­flix-Serie nimmt sich zwar zahlre­iche kreative Frei­heit­en, der Geist des Orig­i­nals ist aber von der ersten Folge an in jed­er Szene zu spüren.

Von den knal­li­gen Far­ben, staubi­gen Straßen und dreck­ig-schrillen Wel­traum-Sta­tio­nen: Spätestens, wenn sich Spike erst­mals auf das knall­gelbe Sofa der Bebop fläzt, fühlt man sich als Fan wieder richtig zuhause. Außer­dem sieht das neue Cow­boy Bebop ein­fach fan­tastisch aus. Spikes ikonis­ch­er, rot­er Raumjäger, die Bebop beim Lan­dean­flug auf einen Fluss oder gigan­tis­che Wel­traumpanora­men über einem Plan­eten ver­schla­gen beim Zuschauen ein ums andere Mal die Sprache.

John Cho und Daniella Pineda in Cowboy Bebop

Humoris­tisch trifft Cow­boy Bebop ins Schwarze. — Bild: Netflix/ Geof­frey Short

Dazu kommt die fan­tastisch dynamis­che Serien­musik vom Orig­i­nal-Kom­pon­is­ten Yoko Kan­no, ohne die Cow­boy Bebop ein­fach nicht Cow­boy Bebop wäre. Und natür­lich der schräge Humor, der sich in der Net­flix-Serie nicht auf den vorgegebe­nen Pointen aus­ruht, son­dern auf eige­nen Wegen für Lach­er sorgt und sog­ar ein größeres Schlaglicht auf die Fig­uren und ihre Beziehun­gen zueinan­der wirft.

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Klasse Cast und Figuren – mit einigen Freiheiten

Apro­pos Fig­uren: Der Cast von Spike Spiegel und Jet Black gle­icht einem Genie-Stre­ich. Ins­beson­dere John Chos etwas rup­pigere Inter­pre­ta­tion von Spike hat einiges für sich, ohne dabei jedoch dessen schläfrige Cool­ness zu ver­lieren. Mit seinem leicht über­großen lila Anzug, Wuschel­frisur und Kopfhör­ern überzeugt der Star Trek-Star nicht nur in den ras­an­ten Kampf­szenen, son­dern strahlt auch densel­ben augen­zwinkern­den Mag­net­ismus aus wie sein Ani­me-Vor­bild.

John Cho als Spike Spiegel in Cowboy Bebop

Stark: John Cho als Spike Spiegel. — Bild: Netflix/Kirsty Grif­fin

Auch Mustafa Shakir („Marvel’s Luke Cage“) gibt einen tollen Jet Black ab, der dem Bebop-Kapitän genau die richtige Dosis aus mür­rischem Eigen­brödler­tum, grim­miger Härte und väter­lich­er Für­sor­glichkeit ver­lei­ht. Die hinzuer­fun­dene Seri­en­tochter wäre da aber wirk­lich nicht nötig gewe­sen und wirkt im Großen und Ganzen über­flüs­sig.

Den­noch ist es vor allem die Fig­ur von Faye Valen­tine, die die größten Verän­derun­gen im Ver­gle­ich zum Orig­i­nal erfahren hat. Ihre Hin­ter­grundgeschichte bleibt zwar weit­ge­hend dieselbe, doch aus der gewieften Meis­ter­diebin ist nun eine weit­ere Kopfgeld­jägerin gewor­den. Die abge­brühte Kratzbürstigkeit und ver­führerische Pin-Up-Erotik aus dem Ani­me tauscht Schaus­pielerin Daniel­la Pine­da („Juras­sic World 2“) gegen großäugige Ver­schmitztheit und ent­waffnende Offen­heit ein.

John Cho und Mustafa Shakir in Cowboy Bebop

Spitzen-Dynamik: John Cho und Mustafa Shakir. — Bild: Netflix/Kirsty Grif­fin

Tat­säch­lich bringt die so neudefinierte Fig­urenkon­stel­la­tion ein angenehmes Maß an Men­schlichkeit und Wärme in Cow­boy Bebop. Die Inter­ak­tio­nen, Wort­ge­fechte und Neck­ereien zwis­chen Spike, Jet und Faye wer­den so zu den echt­en High­lights der Serie. Man spürt förm­lich die famil­iäre Bande, die sich zwis­chen den Dreien entwick­elt.

Vicious & Julia: Schritt in die falsche Richtung

Ger­ade zu Beginn hält sich das neue Cow­boy Bebop noch deut­lich an den episo­den­haften Charak­ter der Vor­lage. Jede Folge ein neuer Auf­trag, jede Folge ein neuer Bösewicht, den es gegen Kopfgeld hin­ter Git­ter zu brin­gen gilt. Und hier zeigt sich die Net­flix-Serie auch am stärk­sten.

Die einzel­nen Fälle sind dabei nie nur bloße Nacherzäh­lun­gen der Orig­i­nal-Plots, enthal­ten ihre eige­nen Drehun­gen und Wen­dun­gen, während andere Ele­mente sin­nvoll wegge­lassen wur­den. Dass zum Beispiel der egozen­trische Kopfgeld­jäger Cow­boy Andy keinen Auftritt hoch zu Ross in der Realserie hat, mögen manche Fans bedauern, ver­ringert jedoch die Gefahr unfrei­williger Albern­heit­en. Nicht alles, was in einem Ani­me-Kon­text gut funk­tion­iert, hat in ein­er Live-Action-Umset­zung dieselbe Wirkung.

Alex Hassell als Vicious

Der Fokus auf den Killer Vicious geht nicht auf. — Bild: Netflix/Geoffrey Short

Ins Schlingern kommt die Net­flix-Adap­tion aber lei­der genau dann, wenn sie den Haupt-Plot um Spikes Ver­gan­gen­heit eigen­ständig erweit­ern will. Denn der aus­ge­baute Sto­rys­trang um dessen alten Feind Vicious und seine große Liebe Julia ist nicht nur äußerst hol­prig ger­at­en und strotzt vor Klis­chees – er raubt den Fig­uren eher Facetten, als dass er ihnen neue hinzufü­gen würde.

Die unan­tast­bare Aura von Vicious und das Mys­teri­um um Femme Fatale Julia? Je mehr sich Cow­boy Bebop mit den bei­den befasst, umso blass­er wirken deren Charak­tere, Moti­va­tio­nen und Hand­lun­gen.

Das Cow­boy Bebop-Orig­i­nal und mehr: Diese Ani­ma­tions-Serien kannst Du 2021 und 2022 bei Net­flix sehen.

Cowboy Bebop: Der Zwang der 2. Staffel

So ver­ständlich das Bemühen der Drehbuchau­toren um eine alles über­greifende Geschichte ist – man merkt der Serie zum Ende hin deut­lich an, dass einige Entschei­dun­gen nur getrof­fen wur­den, um eine Fort­set­zung von Cow­boy Bebop vorzu­bere­it­en.

Der Orig­i­nal-Ani­me gipfelte nach nur ein­er Staffel in einem ful­mi­nan­ten Finale, das sich in all sein­er ner­ve­naufreiben­den Span­nung, sein­er Melan­cholie und Schön­heit ins Gedächt­nis der Fans einge­bran­nt hat. Damit muss sich nun auch die Net­flix-Serie messen – und scheit­ert in diesem Bezug lei­der auf ganz­er Lin­ie.

John Cho und Matt Hassell als Spike Spiegel und Vicious

Das Ende kann mit dem Orig­i­nal nicht mithal­ten - trotz viel­er Zitate. — Bild: Netflix/Geoffrey Short

Schon im Vor­feld war klar, dass sich die neue Cow­boy Bebop-Serie wohl kaum auf eine Staffel beschränken wird. Zu viel hat sich verän­dert im mod­er­nen Stream­ing-Zeital­ter, zu viel Pres­tige hängt auch an der Marke Cow­boy Bebop. Dass damit auch eine Prob­lematik ein­herge­ht, führt das Finale schmer­zlich vor Augen.

Denn auf der einen Seite will das neue Ende dank dem Auf­greifen der Kathe­dralen-Kulisse Erin­nerun­gen an das ursprüngliche Finale weck­en – sich aber gle­ichzeit­ig auch alle Türen offen­hal­ten. Das Resul­tat ist jedoch eine fehlende Fall­höhe und eine ganze Rei­he an frag­würdi­gen Fig­ure­nentschei­dun­gen und weit­eren Unglaub­würdigkeit­en. Schade.

Cowboy Bebop-Kritik: Fazit zur Realserie des Kult-Animes

Die neue Net­flix-Realse­rien-Adap­tion von Cow­boy Bebop zieht ihr eigenes Ding durch, vib­ri­ert aber in jedem Detail vor Liebe zum Orig­i­nal. Bunt, witzig, hart und mit jed­er Menge Bebop-Flair zieht einen die Serie wieder tief hinein in das Kult-Uni­ver­sum. Und John Cho ist als Spike Spiegel wirk­lich eine absolute Wucht.

Es bleibt zu hof­fen, dass sich Cow­boy Bebop in ein­er zweit­en Staffel von dem schwachen Staffel­fi­nale erholen kann. Und auch bei eini­gen Neben­hand­lungssträn­gen müssen einige Weichen neu gestellt wer­den. Der fan­tastis­che Cast, die tollen Fig­uren und über­haupt der Aufwand, das Cow­boy Bebop-Uni­ver­sum in einem solch eigen­willi­gen Maße aufer­ste­hen zu lassen, haben es defin­i­tiv ver­di­ent.

Wir sehen uns, Space Cow­boy…

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