Mahershala Ali, Julia Roberts
© JoJo Whilden/Netflix
Gina Rodriguez und Tom Ellis in Players
Rosalie Thomass und Laurence Rupp in Der Liebeskümmerer
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Leave the World Behind: Das Ende des Netflix-Thrillers erklärt

In der Best­sellerver­fil­mung spielt Julia Roberts eine Kar­ri­ere­frau, die während eines Urlaubs mit ihrer Fam­i­lie von ein­er Katas­tro­phe über­rascht wird. Großes Kino, das allerd­ings viele Fra­gen offen­lässt. Hier find­est Du das Ende von „Leave the World Behind” erk­lärt. 

Julia Roberts als Biest

Eines vor­weg: Leave the World Behind ist aus­geze­ich­net beset­zt. Ethan Hawke, Maher­sha­la Ali, Kevin Bacon und viele andere machen den Net­flix-Film zu einem erstk­las­si­gen Vergnü­gen. Die Krö­nung aber ist Julia Roberts.  

Der Hol­ly­wood­star hat sich in den let­zten Jahren rar auf der Lein­wand und im TV gemacht. Warum aus­gerech­net gibt sie sich nun in der Pro­duk­tion eines Stream­ing­di­en­stes die Ehre? Weil sie hier die Chance hat (und sie nutzt), mal eine ganz andere Seite ihres Tal­ents zu zeigen.  

Julia Roberts spielt in Leave the World Behind gegen ihr Image als Amer­i­can Sweet­heart an. In dem Thriller von Regis­seur Sam Esmail („Mr. Robot”) ist sie nicht mehr die kumpel­hafte oder leicht über­drehte Frau von nebe­nan mit großem Herzen und viel Empathie für ihre Mit­men­schen. Sie spielt die New York­er Kar­ri­ere­frau Aman­da Sand­ford, die sich um nichts als sich selb­st küm­mert.

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„Ich has­se Men­schen”, sagt Aman­da gle­ich zu Beginn. Sie ist das Fam­i­lienober­haupt, zweifache Mut­ter im Dauer­stress und erfol­gre­iche Werbe­m­an­agerin. Aman­da hat bei den Sand­fords die Hosen an – und bucht kurzfristig für sich und ihre Fam­i­lie einen Woch­enendtrip an die Küste.

Das Verhängnis nimmt seinen Lauf

Mit Ehe­mann Clay (Ethan Hawke) und den halb­wüch­si­gen Kindern Archie und Rose geht es in ein Luxus-Ferien­haus in die Hamp­tons. Die Idylle im abgeschiede­nen Super­re­ichen-Paradies weicht sehr bald nack­ter Panik. Ein Tanker kracht unge­bremst an den Strand. Im Haus fällt das WLAN aus.  

In der Nacht klin­gelt ein Mann an der Tür, der behauptet, Eigen­tümer des Haus­es zu sein. In New York habe es einen Stro­maus­fall gegeben, sagt George, seine Frau sei ver­misst, und nun müsse er mit sein­er Tochter Ruth in den Hamp­tons Unter­schlupf suchen.

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Aman­da glaubt wed­er, dass George der Eigen­tümer der teuren Immo­bilie ist, noch dass es keinen Strom mehr in New York gibt. Denn Aman­da zeigt auch ras­sis­tis­che Ten­den­zen, so lässt sich ihr Auftreten gegenüber George Scott und sein­er Tochter inter­pretieren. Er ist schwarz, ste­ht in fein­er Abendgarder­obe vor ihr und hat offen­sichtlich mehr Geld als die Sand­fords. Schließlich gehört ihm diese Luxus-Immo­bilie, die Sand­fords sind nur Mieter. Unmöglich!

Aman­da wird zum Biest, agiert bösar­tig und egozen­trisch. Im Angesicht ein­er nahen Katas­tro­phe stellt sie ihre Fam­i­lie über die Nöte der Scotts. Die wer­den schließlich in den Keller ver­ban­nt, während die Sand­fords eine Etage darüber resi­dieren.

In diesem Augen­blick wirkt Leave the World Behind nur wie eine Bühne für Julia Roberts: Sie ent­fer­nt sich so weit wie möglich von der Pret­ty Woman, als die sie alle seit Jahrzehn­ten lieben.

Es lohnt sich sich­er, diesen Typus Men­sch, den Julia Roberts verkör­pert, näher unter die Lupe zu nehmen: In den USA heißt er „Karen” und beze­ich­net einen Men­schen, der hin­ter der Fas­sade bürg­er­lichen Anstands selb­st­gerecht, ras­sis­tisch und sex­is­tisch auftritt. 

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Apokalypse! Welche Apokalypse? 

Ein führungslos­er Tanker, Flugzeuge, die vom Him­mel fall­en, Inter­net- und Stro­maus­fall, ver­stopfte Straßen, eine bewaffnete Nach­barschaft, ein rät­sel­hafter Knall und die Tier­welt spielt ver­rückt: Leave the World Behind zeigt viele der typ­is­chen Szenen und Bilder, die wir aus etlichen Film-Apoka­lypsen ken­nen.  

Auf einige verzichtet er (wie auch die lit­er­arische Vor­lage „Inmit­ten der Nacht” von Ruuman Alam): Es gibt keine dun­klen Him­mel, Explo­sio­nen, Aufmärsche von Mil­itär und Ord­nungskräften. Mit welch­er Art von Apoka­lypse haben wir es in diesem Film also zu tun? Das bleibt unklar.  

Der Film liefert auch am Ende keine Erk­lärung für die Katas­tro­phe, die über New York, die Hamp­tons, offen­sichtlich über die ganze Welt here­in­bricht. Ange­blich gab es eine Cyber­at­tacke auf die dig­i­tale Infra­struk­tur, sagt irgend­wann ein Nachricht­en­sprech­er im TV.  

Aber woher? Wer steckt dahin­ter? Die Bedro­hung bleibt abstrakt. Denn Leave the World Behind ist im Kern eine Ver­such­sanord­nung und kein typ­is­ch­er Katas­tro­phen­film wie etwa „The Day After Tomor­row”. Es geht nicht um die Katas­tro­phe selb­st, son­dern um das, was sie bei uns Men­schen aus­löst.  

Kein Empfang, keine Menschlichkeit 

Schon der Aus­fall von WLAN, Mobil­funknetz und TV-Emp­fang scheint Aman­da, ihren Mann und die bei­den Kinder an den Rand des Wahnsinns zu treiben. Wenn die gewohnte Darstel­lung der Welt da draußen, so wie wir sie aus den Medi­en ken­nen, plöt­zlich nicht mehr sicht­bar ist, ist dann die Welt selb­st nicht mehr exis­tent?  

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Die Sand­fords leben in ein­er Blase des Luxus und der Abgeschieden­heit, nehmen von ihrer realen Umwelt also so gut wie nichts wahr. Bricht aber der Strom an Infor­ma­tio­nen über diese Welt unver­mit­telt ab, set­zt Panik ein. Ohne TV-Bilder, Onlineme­di­en, Smart­phone-Benachrich­ti­gun­gen fällt das kleine Reich der Sand­fords in sich zusam­men.  

Ethan Hawke als Clay Sand­ford muss in ein­er ent­lar­ven­den Szene mit der von Kevin Bacon gespiel­ten Fig­ur selb­st zugeben, dass er in dieser Sit­u­a­tion nut­z­los ist; ein nut­zlos­er Mann ohne GPS und Smart­phone.

Die Sand­fords sind Repräsentant:innen ein­er priv­i­legierten, west­lichen Klasse: weiß, wohlhabend, ver­wöh­nt. Diese Klasse scheint aber im Inner­sten nichts mehr zusam­men­zuhal­ten ohne das Mobil­funknetz. 

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Das Ende von Leave the World Behind erklärt: Wenn Friends die letzten Freunde sind 

Was bleibt, ist die Flucht. Tochter Rose ist verzweifelt, weil sie ihre Lieblingsserie „Friends” nicht mehr zu Ende sehen kann. Sie hat alle Fol­gen durchge­suchtet, nur die let­zte Episode fehlt noch.  

In einem ver­lasse­nen Haus, das auch als ide­al­er Schutzbunker dient, find­et sie eine DVD-Box mit allen Friends-Episo­den und einen DVD-Play­er. Statt sich um den offen­bar dro­hen­den Unter­gang der realen Welt zu sor­gen, schiebt sie die DVD in den Play­er und sieht die let­zten Szenen der Serie.  

Kom­men Ross und Rachel endlich zusam­men? Rose flüchtet sich in eine heile Welt, die nie so heil war, wie sie die Serie glauben macht. Es ist auch eine Zeitreise zurück in die 90er-Jahre, eine Zeit, in der die 13-jährige Rose noch gar nicht geboren war.  

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Es ist die Welt ein­er Gruppe junger Men­schen ein­er west­lichen Metro­pole, die keine größeren Sor­gen hat als den näch­sten Kneipen­bum­mel, ihre Liebes­beziehun­gen, ihr gemütlich­es Apart­ment. Die imag­inären Friends auf dem Bild­schirm sind Rose wichtiger als ihre Mit­men­schen. Sind Ross und Rachel glück­lich, ist es auch Rose.  

Es gibt also eine Art Hap­py End in diesem Film, aber das ist nur geklaut. Es stammt aus ein­er alten TV-Serie und hat nichts mit den Sand­fords oder dem Zus­tand der Welt zu tun. 

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