Rettungswagen in Burari, Indien
© picture alliance/AP Photo | Rishabh R. Jain
Bild aus Son of Sam: Selbstporträt eines Mörders
Auf dem Bild zu Germany's next Topmodel 2026 ist Heidi Klum zu sehen, die vor einem violetten Hintergrund steht. Sie trägt ein beigefarbenes Outfit mit geknoteter Bluse und posiert mit einem selbstbewussten Lächeln. Ihr langes blondes Haar fällt locker über die Schultern, während sie die Hände in die Hüften stützt.

Haus der Geheimnisse: Die Toten von Burari – die wahre Geschichte hinter der Tragödie

Die Net­flix-Doku „Haus der Geheimnisse: Die Toten von Burari” unter­sucht den mys­ter­iösen Tod von elf Mit­gliedern ein­er Fam­i­lie in Del­hi – ein Krim­i­nal­fall, der ganz Indi­en schock­ierte. Wir erzählen die wahre Geschichte der Toten von Burari.

Der Fall sorgte nicht nur in Indi­en für Entset­zen: 2018 wer­den elf Mit­glieder ein­er Fam­i­lie tot in ihrem Haus in Del­hi aufge­fun­den. Öffentlichkeit, Medi­en und Polizei rät­seln: War es Mord oder ein Massenselb­st­mord? Es gibt keine Ein­bruchsspuren und keine Abschieds­briefe. Aber die Ermittler:innen find­en Hin­weise auf das, was geschehen sein muss – Hin­weise auf eine famil­iäre Tragödie, die elf Men­schen das Leben kostete.

Net­flix hat den Fall in der dre­it­eili­gen Doku­men­ta­tion „Haus der Geheimnisse: Die Toten von Burari“ auf­bere­it­et. Die Doku startet am 8. Okto­ber beim Streamingdienst.

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Die Toten von Burari: Die wahre Geschichte

Es ist der 1. Juli 2018, ein Son­ntag. Gur­cha­ran Singh bemerkt kurz nach 7 Uhr, dass schon seit ger­aumer Zeit eine frische Milch­liefer­ung vor dem Haus sein­er Nachbar:innen lagert. Die Chun­dawat-Fam­i­lie betreibt im Erdgeschoss ihres Haus­es in Del­his Mit­telschicht-Vier­tel Burari einen kleinen Lebens­mit­tel­laden. Für gewöhn­lich öffnet der Laden um 6 Uhr. Aber Ladenbe­sitzer Lalit Chun­dawat, mit dem Singh um diese Zeit einen täglichen Mor­genspazier­gang zu machen pflegt, ste­ht nicht hin­ter der Theke.

Singh betritt um 7.14 Uhr das Haus durch die offene Tür, geht in den ersten Stock, in die Wohn­räume der Fam­i­lie. Oben im Haus­flur ereilt ihn dann der Schock: Von der Decke hän­gen die Leichen von zehn Mit­gliedern der Chun­dawat-Fam­i­lie. Singh ren­nt auf die Straße, alarmiert Nachbar:innen und die Polizei. Die trifft nach weni­gen Minuten ein. Den Beamt:innen bietet sich ein grausiges Bild: An einem Draht­git­ter unter dem Ober­licht baumeln Leichen „wie die Äste eines Baumes“, wie es ein Polizeibeamter beschreibt.

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Die Toten sind Lalit (45), sein Brud­er Bhav­nesh (50), ihre Ehe­frauen Savi­ta (48) und Tina (42), ihre Schwest­er Prathi­ba (48), die Kinder Priyan­ka (33), Nitu (25), Monu (23), Druv (12) und Shiv­am (15). Den Toten sind die Augen ver­bun­den und sie tra­gen Knebel im Mund, einige sind zudem an Armen und Beinen gefes­selt. Todesur­sache: Stran­gu­la­tion. Auf dem Boden ste­hen fünf Stüh­le. In einem Neben­z­im­mer ent­deck­en die Beamten eine weit­ere Leiche: die der 77-jähri­gen Narayan Devi, Senior­in der Fam­i­lie. Die Mut­ter und Groß­mut­ter wurde erdrosselt.

Die Polizei tappt zunächst im Dunkeln, ermit­telt in alle Rich­tun­gen. Bilder ein­er Überwachungskam­era, Tage­buchaufze­ich­nun­gen der Chun­dawats und Details ihrer Lebens­geschichte brin­gen die Ermittler:innen schließlich auf die richtige Spur.

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Der Burari-Fall: Die Auflösung

Am Haus gegenüber dem Chun­dawat-Anwe­sen hängt eine pri­vate Überwachungskam­era. Ihre Bilder lassen einige Rückschlüsse auf die let­zten Stun­den der Fam­i­lie zu. Sie zeigen Fol­gen­des: Gegen 22 Uhr am 30. Juni trägt eine der Chun­dawat-Frauen die fünf Stüh­le vom Balkon ins Haus. Um 22.15 Uhr brin­gen die bei­den Teenag­er Druv und Shiv­am die Seile, mit denen sich die Fam­i­lie später aufhän­gen wird, ins Haus.

Eine Vier­tel­stunde später lässt sich die Fam­i­lie 20 Fladen­brote liefern – die Henkers­mahlzeit. Kurz vor 23 Uhr geht Bhav­nesh noch mal mit dem Fam­i­lien­hund Gas­si. Wenige Minuten später sind alle Mit­glieder der Fam­i­lie im Haus ver­schwun­den. Bis 7.14 Uhr am 1. Juli betritt oder ver­lässt nie­mand mehr das Gebäude.

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Bei der Durch­suchung des Tatorts stoßen die Ermit­tler auf elf Tage­büch­er, denn jedes Mit­glied der Chun­dawats hat anscheinend Tage­buch geführt. Und das zum Teil schon seit elf Jahren. Elf Jahre zuvor näm­lich, 2007, war der Fam­i­lien­pa­tri­arch Bhopal gestor­ben. Für seinen Sohn Lalit änderte der Ver­lust alles. Er glaubte, dass der Geist seines ver­stor­be­nen Vaters mit ihm kom­mu­nizieren würde. Der Tod schien ihm eine Stimme zu ver­lei­hen – im buch­stäblichen Sinne. Denn 2004 hat­te Lalit bei einem Unfall seine Stimme ver­loren. Während der inten­siv­en, tage­lan­gen Gebete nach Bhopals Tod drei Jahre später fand Lalit seine Stimme dann wie durch ein Wun­der wieder.

Daraufhin nahm er die Rolle des Fam­i­lienober­haupts ein, obwohl er der jün­gere der Chun­dawat-Brüder war. Er änderte seinen Lebensstil und überzeugte die ganze Fam­i­lie, es ihm gle­ichzu­tun. Lalit dik­tierte seinen Ver­wandten beina­he jeden Schritt – gab vor, was sie essen soll­ten, was sie zu tun hat­ten, wofür sie Geld aus­geben kon­nten. Die Kinder durften wed­er Smart­phone noch PC nutzen, an der Schule gal­ten sie als „extrem gottes­fürchtig“. Alle fol­gten Lal­its Anweisun­gen – bis zulet­zt, bis zum bit­teren Ende.

Der Burari-Fall: Ein Fall von tödlichem Wahn

Dabei sollte das fin­stere Rit­u­al im ersten Stock des Burari-Haus­es wohl nicht zum Tod führen. Tage­buchaufze­ich­nun­gen leg­en nahe, dass die Chun­dawats sich ein besseres Leben erhofften, ein Leben in ein­er anderen Welt, vielle­icht wiedervere­int mit dem ver­stor­be­nen Patri­archen. Aber legt man sich deswe­gen die Schlinge um den Hals, um sich von einem Stuhl zu stürzen? Wie lässt sich dieses irra­tionale Ver­hal­ten erklären?

Psycholog:innen gehen davon aus, dass Lalit an ein­er wahn­haften Störung litt. Die Chun­dawat-Fam­i­lie fol­gte ihrem Anführer blind und stellte seine Anord­nun­gen offen­bar nicht infrage, vielmehr teilte sie seine psy­cho­tis­che Störung. So stürzten sie sich gemein­sam mit Lalit in den Tod. Ob dieser Schritt in sein­er Kon­se­quenz gewollt war, wis­sen wir nicht mit Gewissheit.

Die Toten von Burari – eine wahre Geschichte und ihre Folgen

Nur ein Fam­i­lien­mit­glied ist heute noch am Leben: Lal­its älter­er Brud­er Dinesh. Der Bau­un­ternehmer war sein­erzeit nicht mit der Fam­i­lie nach Del­hi gezo­gen. Er küm­mert sich jet­zt um das Burari-Haus, das er an zwei Fam­i­lien für kleines Geld ver­mi­etet hat. Das zweistöck­ige Gebäude gilt als Hor­rorhaus, Neugierige pil­gern vor­bei, Nachbar:innen fürcht­en böse Geis­ter. Der Burari-Fall wird die Men­schen in Del­hi noch lange beschäfti­gen. Dinesh aber hofft, dass das Inter­esse irgend­wann nach­lassen wird.

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Wenn die Leute das Haus nicht mehr als eine Art Sehenswürdigkeit betra­cht­en wür­den, sei der Zeit­punkt gekom­men, es zu verkaufen, sagt er. Dann werde er hof­fentlich einen guten Preis für die Immo­bilie bekommen.

Auch wenn Du eher Serien und Filme streamst: Guckst Du gele­gentlich auch einige der Net­flix-Dokus? Schreib und Deine Mei­n­ung in einem Kommentar.

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