Die Eltern von Fernando Baez Sosa während der Beisetzung.
© picture alliance / ZUMAPRESS.com | Claudio Santisteban

50 segundos: El caso Fernando Báez Sosa – die wahre Geschichte dahinter

Hier liest Du die wahre Geschichte hin­ter „50 segun­dos: El caso Fer­nan­do Báez Sosa”. Die Net­flix-Doku rollt den Mord an einem jun­gen Mann auf, der ganz Argen­tinien erschüt­terte. Es geht um eine beson­dere Form der Bru­tal­ität, Ras­sis­mus und Rug­byspiel­er, die sich für harte Ker­le halten.

50 segundos: El caso Fernando Báez Sosa – das steckt hinter der Doku

Die dre­it­eilige Dokuserie „50 segun­dos: El caso Fer­nan­do Báez Sosa” erzählt von dem Mord an einem jun­gen Mann. Sie zeigt den Ablauf und die Hin­ter­gründe eines Ver­brechens, das Argen­tinien erschüt­terte und bis heute bewegt. Am 18. Jan­u­ar 2020 wurde der erst 18-jährige Fer­nan­do Báez Sosa vor einem Nacht­club von ein­er Gruppe junger Män­ner zu Tode geprügelt.

„Heweliusz”: Die wahre Geschichte hin­ter dem Unter­gang der pol­nis­chen Fähre

Der Angriff dauerte nur etwa 50 Sekun­den, dann war Fer­nan­do tot. Die auf Video fest­ge­hal­tene Attacke ver­bre­it­ete sich inner­halb weniger Stun­den viral, schock­ierte das Land und löste eine Kon­tro­verse aus, die die Gesellschaft bis heute beschäftigt.

50 segundos: Die wahre Geschichte

Es ist die Nacht vom 17. auf den 18. Jan­u­ar 2020: Fer­nan­do Báez Sosa feiert mit ein paar Fre­un­den im Nacht­club Le Brique in Vil­la Gesell, ein beliebter Bade­ort an der argen­tinis­chen Atlantikküste. Es ist bere­its nach Mit­ter­nacht, als es zu ein­er Auseinan­der­set­zung zwis­chen ihnen und ein­er Gruppe von jun­gen Rug­byspiel­ern kommt. Bei­de Grup­pen wer­den schließlich aus dem Club ver­wiesen. Doch der Stre­it geht auf der Straße weit­er, mit tödlichem Aus­gang. Denn wenige Minuten später stürzen sich die Rug­byspiel­er auf Fer­nan­do Báez Sosa.

Sie treten und schla­gen ihn, auch als er bere­its am Boden liegt. Einige aus der Schlägertruppe hin­dern Umste­hende daran einzu­greifen. Aber ein­er der Zeu­gen filmt den Angriff, der nur knapp 50 Sekun­den dauert. Zeu­gen bericht­en später, einige der Angreifer hät­ten Fer­nan­do Báez Sosa ras­sis­tis­che Belei­di­gun­gen zugerufen.

Ein­er der Schläger schrie dem­nach „negro de mier­da“, was so viel wie „schwarzes Stück Scheiße“ bedeutet. Ein Mit­glied der Rug­by-Gang prahlt anschließend in Textnachricht­en mit dem Angriff, ein anderes ver­sucht seine Kam­er­aden zur Ver­schwiegen­heit zu verpflichten.

Bitte akzeptieren Sie die Nutzung von Drittanbieter-Einbindungen mit einem Klick auf den folgenden Button:

Der Prozess gegen die Schläger

Aber die Rug­byspiel­er kom­men nicht ungeschoren davon, die acht Mit­glieder der Schlägertruppe wer­den angeklagt. Im Jan­u­ar 2023 müssen sie sich vor dem 1. Strafgericht in Dolores ver­ant­worten, ein­er Kreis­stadt in der Prov­inz Buenos Aires. Rund 80 Zeu­gen sind geladen, darunter Jugendliche, die das Ver­brechen miter­lebt haben, und die Eltern der Angeklagten.

Die Staat­san­waltschaft fordert lebenslange Haft für alle Mit­glieder der Rug­bytruppe. Sie beze­ich­net die gemein­sam began­gene Tat als „Hin­rich­tung“. Die Vertei­di­gung plädiert auf Freis­pruch, da die Angeklagten nicht die Absicht gehabt hät­ten, Fer­nan­do Báez Sosa zu töten.

Menschen protestieren vor dem argentinischen Parlamentsgebäude und halten Plakate hoch.

Die Bevölkerung protestiert vor dem argen­tinis­chen Par­la­ments­ge­bäude. Men­schen hal­ten Plakate von Fer­nan­do Baez Sosa mit der Auf­schrift „Gerechtigkeit für Fer­nan­do, ermordet in Gesell“ hoch.

Es habe sich vielmehr um einen Totschlag im Stre­it gehan­delt. Die Sit­u­a­tion wäre eskaliert und der Tod von Fer­nan­do Báez Sosa so etwas wie ein Unfall gewe­sen, sug­geriert die Vertei­di­gung. Für „Totschlag im Stre­it” sieht das argen­tinis­che Strafge­set­zbuch eine Höch­st­strafe von sechs Jahren vor.

Das Gericht verkün­det das Urteil am 6. Feb­ru­ar 2023. Es fällt hart aus, denn es wertet die Tat als Mord aus Heimtücke und mit Vorbe­dacht. Fünf der jun­gen Män­ner wer­den als Mit­täter zu lebenslanger Haft verurteilt, die übri­gen drei als „Gehil­fen” zu 15 Jahren.

Die Diskussion um den Fall Fernando Báez Sosa

Damit ist die wahre Geschichte hin­ter „50 segun­dos: El caso Fer­nan­do Báez Sosa” aber noch nicht zu Ende erzählt. Denn der Fall wühlte die argen­tinis­che Gesellschaft auf wie kaum ein anderes Ver­brechen der ver­gan­genen Jahre. Dafür gibt es mehrere Gründe. Es ist nicht allein die Bru­tal­ität der Tat, die die Men­schen erschüttert.

Der Fall hat min­destens noch eine gesellschaft­spoli­tis­che Dimen­sion, zudem geht es um Ras­sis­mus. In der Anklageschrift ist zwar nicht von ras­sis­tisch motiviertem Hass die Rede, auch das Gericht lässt diesen Aspekt der Tat außen vor. Aber viele Men­schen in Argen­tinien sehen das anders: Für sie ist der Fall Fer­nan­do Báez Sosa ein Beispiel für Fremdenfeindlichkeit.

50 segundos: El caso Fernando Báez Sosa – steckte Rassismus hinter der Tat?

In Argen­tinien ist „negro“ ein Begriff, der nicht nur zur Beschrei­bung von Men­schen afrikanis­ch­er Abstam­mung, son­dern auch von dunkel­häuti­gen oder indi­ge­nen Per­so­n­en ver­wen­det wird. Dazu musst Du wis­sen: Fer­nan­do Báez Sosa war der einzige Sohn eines Paares, das aus dem Nach­bar­land Paraguay einge­wan­dert war.

„Die Vorkos­terin­nen”: Steckt eine wahre Geschichte hin­ter dem Filmdrama?

Fer­nan­do wuchs in Buenos Aires in ein­er Arbeit­er­fam­i­lie auf. Er schaffte es, durch her­vor­ra­gende schulis­che Leis­tun­gen die Basis für einen sozialen Auf­stieg zu leg­en. Dass ein junger Mann mit Migra­tionsh­in­ter­grund so erfol­gre­ich oder sog­ar erfol­gre­ich­er sein kann als Kids argen­tinis­ch­er Eltern, hat ver­mut­lich nicht jedem gefallen.

Touristen kondolieren am Tatort in Gesell, Argentinien.

Viele Men­schen kon­dolieren an dem Ort, an dem Fer­nan­do Baez Sosa sein Leben ver­lor. — Bild: pic­ture alliance / Nur­Pho­to | Car­ol Smiljan

Rugby in Argentinien: Mehr als ein Sport

Zudem spielt bei diesem Fall eine spezielle argen­tinis­che Sportkul­tur eine Rolle. In Argen­tinien ist „Rug­biers”, also Rug­byspiel­er, keine neu­trale Beze­ich­nung. Diese Spiel­er ste­hen auch für tra­di­tionelle Männlichkeit, falsch ver­stande­nen Mannschafts­geist und sozialen Dünkel bis hin zur Unantastbarkeit.

Fair­ness ist vie­len dieser „Sport­skanonen” fremd: Sie fühlen sich priv­i­legiert (und sind es in vie­len Fällen auch) und glauben, über dem Gesetz zu ste­hen. Es gilt das Recht des Stärk­eren, nicht nur auf dem Rugbyfeld.

Das Land hat also möglicher­weise ein Prob­lem mit Klassen­schranken, deren Über­win­dung lebens­ge­fährlich sein kann. Auch ein weit­eres Prob­lem scheint tief in der argen­tinis­chen Gesellschaft ver­wurzelt. Das zeigen auch weit­ere ähn­liche Ver­brechen, die sich nach dem Mord an Fer­nan­do ereignet haben.

Nur kurze Zeit nach dem Vor­fall in Vil­la Gesell ster­ben weit­ere junge Män­ner unter ähn­lichen Umstän­den wie Fer­nan­do Báez Sosa – immer ist es ein einzel­ner Junge, der aus nichtigem Anlass von ein­er Gruppe Gle­ichal­triger zu Tode geprügelt wird.

Du inter­essierst Dich für wahre Geschicht­en? Dann soll­test Du Dir mal die Hin­ter­gründe zu diesem aufwüh­len­den Film anschauen:

„Sep­tem­ber 5”: Die wahre Geschichte hin­ter dem Filmdrama

Netflix bei GigaTV

Als Film- und Serien­fan kommst Du um Net­flix nicht herum. Das viel­seit­ige Ange­bot umfasst neben preis­gekrön­ten Serien, Dokus, Real­i­tyshows und Fil­men auch immer wieder span­nende Eigen­pro­duk­tio­nen. Der Mix aus Klas­sik­ern und Neuer­schei­n­un­gen wächst jeden Monat um neue Titel an – lang­weilig wird es also garantiert nicht.

Was kostet Net­flix – und welch­es Abo lohnt sich?

Net­flix ist wer­be­frei. Außer­dem kannst Du mit Deinem Account jed­erzeit unbe­gren­zt auf alle Inhalte zugreifen, egal ob vom PC, Fernse­her oder Deinem Smart­phone aus. Der Stream­ing­di­enst ist zudem für GigaTV Home (Sound) ver­füg­bar.


Das könnte Dich auch interessieren