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München – Im Angesicht des Krieges: Das ist die wahre Geschichte hinter dem Film
Der Netflix-Film „München – Im Angesicht des Krieges” behandelt ein entscheidendes Kapitel der jüngeren deutschen Vergangenheit. Wir klären, welche wahre Geschichte hinter „München – Im Angesicht des Krieges” steckt.
„München – Im Angesicht des Krieges” startet am 21. Januar 2022 bei Netflix – und basiert auf dem Roman „München” von Robert Harris. Der britische Autor gilt als Spezialist für historische Inhalte: Mit „Vaterland” lieferte er bereits 1992 einen Besteller über den NS-Staat.
Der literarische Kunstgriff ist in Vaterland folgender: Harris siedelt die Handlung im Jahr 1964 an. Im Buch regieren die Nazis noch immer, weil sie den Krieg gewonnen haben. Im Film „München – Im Angesicht des Krieges” kommt es allerdings nicht ganz so weit.
In seiner Vorlage nutzt Harris historische Ereignisse, um sie mit einer eigenen Perspektive zu versehen und literarisch umzuformen. Das heißt, er mischt Fiktion und Realität. Auch Regisseur Christian Schwochow bleibt dieser Kombination in seinem Film treu.
Das historische korrekte Ereignis ist in diesem Fall das Münchner Abkommen von 1938. Die fiktive Ergänzung, mit der Harris die wahre Geschichte in einen Roman verwandelt hat, ist eine Spionagegeschichte um zwei befreundete Männer aus verfeindeten Ländern.
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München – Im Angesicht des Krieges: Darum geht’s in dem Film
Das NS-Regime unter Adolf Hitler (Ulrich Matthes) will sich das Sudetenland einverleiben. Die Wehrmacht bereitet daher den Einmarsch in die Tschechoslowakei vor. Um einen Krieg zu verhindern, kommt es am 29. September 1938 kurzfristig zu einem Gipfeltreffen europäischer Staatenlenker in München.
An der Konferenz nehmen Hitler, der britische Premier Neville Chamberlain (Jeremy Irons), der französische Premierminister Édouard Daladier und der italienische Diktator Mussolini teil. Die Tschechoslowak:innen, um deren Territorium es schließlich geht, sitzen nicht am Verhandlungstisch.
Chamberlain will Hitler von einer friedlichen Lösung überzeugen. Deutschland bekomme das Sudetenland, solle aber von weiteren Gebietsansprüchen an die Tschechoslowakei abrücken. Diese Ereignisse basieren im Film auf wahren historischen Ereignissen – jedoch nicht alle.
Die wahre Geschichte hinter München – Im Angesicht des Krieges
Zwei der drei Hauptfiguren im Buch sind von Robert Harris erfunden. Neben dem „echten” Chamberlain lässt er zwei Männer auftreten, die im historischen Kontext so nicht existiert haben: den deutschen Diplomaten und Übersetzer Paul von Hartmann (Jannis Niewöhner) und Chamberlains Sekretär Hugh Legat (George MacKay).
Hartmann ist allerdgins an den Diplomaten und Hitler-Gegner Adam zu Trott angelehnt, wie Harris in einem Interview verraten hat. Der Autor verwendete zwar einige biografische Details, folgte aber bei dieser Figur im Wesentlichen seiner Fantasie.
Und so werden auch in „München – Im Angesicht des Krieges” die beiden fiktiven Figuren Teil der wahren Geschichte. Hartmann und Legat kennen sich aus der gemeinsamen Studienzeit in Oxford. Hartmann war einst glühender Nationalist und hat Kontakt zu einer Widerstandsgruppe. Diese Gruppe aus führenden deutschen Militärs und Politikern will Hitler mit einem Attentat beseitigen, um den drohenden Krieg noch zu verhindern.
Der Hitler-Widerstand ist keine Erfindung von Harris. Denn es gab zu jener Zeit tatsächlich eine Widerstandsgruppe um den Wehrmachtsoffizier Hans Oster. Deren Plan ging als Septemberverschwörung in die Geschichte ein: Ein Staatsstreich gegen Hitler und seine Gefolgsleute sollte die Kriegsvorbereitungen stoppen.
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Im Film fordert Chamberlain seinen Mitarbeiter Legat dazu auf, Kontakt zu seinem Freund Hartmann aufzunehmen. Er soll Informationen beschaffen, die Hitlers Verhandlungsposition schwächen könnten.
Legat und Hartmann treffen sich in München. Beschattet von der SS, versucht Hartmann seinem Freund geheime Unterlagen zuzuspielen, die Hitlers Kriegspläne belegen. Einen derartigen Vorfall hat es bei der Münchner Konferenz nicht gegeben.
Was war das Münchner Abkommen?
Zurück zu den historischen Tatsachen: Die Münchner Konferenz endete am 30. September 1938 mit einem schon damals umstrittenen Vertrag. Das Abkommen bestimmte, dass die Tschechoslowakei das Sudetenland an das Deutsche Reich abtreten musste.
Bereits am 1. Oktober marschierte die Wehrmacht in das Nachbarland ein. Damit galt die sogenannte Sudetenkrise als beendet. Und der Krieg, den Hitler provozieren wollte, war zunächst verhindert.
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Das Münchner Abkommen gilt als Höhepunkt der Beschwichtigungspolitik Großbritanniens und Frankreichs, die so das aggressive Nazi-Deutschland zu besänftigen versuchten. Und für den Erfolg ließ sich Chamberlain seinerzeit feiern.
Aber ein Jahr nach der Konferenz begann der Krieg, den er verhindern wollte, schließlich doch noch. Die bittere Ironie dabei: Die Widerstandsgruppe um Oster gab ihre Umsturzpläne auf, nachdem das Münchner Abkommen zustande kam. Denn sie hatten angenommen, dass es dadurch nicht mehr zum Krieg kommen würde.
Ein historisches Thema verpackt in einen Spionagethriller: Klingt das für Dich nach einem Film, den Du sehen musst? Wusstest Du bereits im Vorfeld, dass „München – Im Angesicht des Krieges” auf einer wahren Geschichte basiert? Schreib uns Deine Einschätzung gern in einem Kommentar!