Leonie Benesch mit Kopfhörern in einer Szene des Films "September 5"
© picture alliance / COLLECTION CHRISTOPHEL | BerghausWobke Filmproduktion - P
Horst Lichter, Walter Lehnertz, Wendela Horz, Julian Schmitz-Avila, Horst Lichter, Annika Raßbach, Susanne Steiger und Fabian Kahl stehen hinter einer festlich gedeckten Tafel und lächeln in die Kamera. Im Hintergrund ist ein großes geschmücktes Fenster sowie Weihnachtsdekoration zu sehen.

September 5: Die wahre Geschichte hinter dem Filmdrama

Die wahre Geschichte zu „Sep­tem­ber 5”: Bei den Olymp­is­chen Spie­len 1972 in München verüben palästi­nen­sis­che Terrorist:innen einen Anschlag auf das israelis­che Team. Ein Ereig­nis, das auch die Medi­en­welt für immer verän­derte – davon erzählt der Film „Sep­tem­ber 5” seit dem 10. Novem­ber bei Net­flix, der nachze­ich­net, wie der US-Sender ABC auf das Atten­tat reagierte.

Darum geht es in September 5

Es ist eines jen­er Ereignisse, die man nie ver­gisst, auch ohne vor Ort und beteiligt gewe­sen zu sein: der Anschlag auf die Olymp­is­chen Spiele 1972 in München. Am 5. Sep­tem­ber fiebern die Münchner:innen und Mil­lio­nen Sport­fans in aller Welt dem zehn­ten Wet­tkampf­tag der XX. Olymp­is­chen Som­mer­spiele entgegen.

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Die ersten knapp einein­halb Wochen der Spiele waren ein Fest voller Reko­rde und Lebens­freude. Doch zwis­chen 4 und 5 Uhr an jen­em Mor­gen fall­en Schüsse im Olymp­is­chen Dorf. Eine Gruppe palästi­nen­sis­ch­er Terrorist:innen ist auf das Gelände vorge­drun­gen und stürmt das Quarti­er der israelis­chen Mannschaft. Die Terrorist:innen erschießen zwei Israelis, nehmen neun weit­ere als Geiseln und stellen uner­füll­bare Forderungen.

Wendepunkt der TV-Geschichte

Das IOC unter­bricht die Spiele, allerd­ings erst am Nach­mit­tag. Nach erfol­glosen Ver­hand­lun­gen und diversen ver­strich­enen Ulti­mat­en sich­ern die deutschen Behör­den den Terrorist:innen schließlich freies Geleit zu, um mit den Geiseln nach Kairo zu fliegen. Die Polizei will die Sit­u­a­tion als Hin­ter­halt nutzen, verur­sacht aber stattdessen ein Desaster.

Denn bei der fol­gen­den nächtlichen Befreiungsak­tion am Flughafen Fürsten­feld­bruck wer­den alle Geiseln, ein bay­erisch­er Polizeibeamter sowie fünf der acht Attentäter:innen getötet. Die drei über­leben­den Terrorist:innen wer­den festgenom­men und wenige Wochen darauf bei der Ent­führung ein­er Lufthansa-Mas­chine freigepresst.

Der Anschlag auf die Olymp­is­chen Spiele in München gilt als der erste Ter­ro­rakt, der live im Fernse­hen über­tra­gen wurde. Statt Bilder von den Wet­tkämpfen zu zeigen, richteten die TV-Sender ihre Kam­eras und Mikro­fone auf das Ver­brechen im Olymp­is­chen Dorf.

Und genau das ist die wahre Geschichte in „Sep­tem­ber 5”: Der Film zeigt, wie der US-amerikanis­che Sender ABC die Geisel­nahme live ausstrahlt; obwohl er eigentlich vor Ort ist, um den Sport zu übertragen.

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ABC schwenkt um – vom Sport zum Terror

ABC arbeit­et während der Spiele im Sendezen­trum des Olymp­is­chen Dor­fes. Als am frühen Mor­gen des 5. Sep­tem­ber die ersten Schüsse fall­en, befind­et sich nur ein kleines Team im Stu­dio. Als es aber immer mehr Infor­ma­tio­nen zu dem Vor­fall gibt, set­zt hek­tis­che Betrieb­samkeit ein. Der Sender holt alle ver­füg­baren Kräfte ins Stu­dio, darunter auch den ver­ant­wortlichen Pro­duzen­ten Roone Arledge.

Das jour­nal­is­tis­che Per­son­al des Senders ist auf Sport spezial­isiert, schwenkt nun aber auf die aktuelle Berichter­stat­tung eines laufend­en Ter­ro­rak­ts um. Dazu braucht es Fak­ten – und Bilder. Die sollen die mon­strösen Stu­diokam­eras liefern, die son­st nur für plan­bare Innenauf­nah­men oder an fes­ten Stand­punk­ten an den Wet­tkampf­stät­ten genutzt werden.

Peter Sarsgaard, Ben Chaplin, John Magaro in dem Film "September 5"

Peter Sars­gaard, Ben Chap­lin und John Mag­a­ro in dem Film „Sep­tem­ber 5”. — Bild: pic­ture alliance / Everett Col­lec­tion | ©Paramount/Courtesy Everett Collection

Nun wer­den die Kam­eras vor die Stu­diotür gerollt, um Live­bilder aus dem Olymp­is­chen Dorf einz­u­fan­gen. Auch das gehört zur wahren Geschichte in „Sep­tem­ber 5”: Lange bevor Live-TV-Bilder von mobilen Kom­pak­tkam­eras oder gar Smart­phones geliefert wur­den, waren Ton­nen an Equip­ment notwendig, um auch nur ein Bild senden zu können.

Es gab zwar bere­its trag­bare Kam­eras im TV-Geschäft. Aber das waren analoge 16-Mil­lime­ter-Kam­eras, deren Bilder zunächst im Labor entwick­elt wer­den mussten, bevor sie sich bear­beit­en und senden ließen. Und bei Großereignis­sen wie den Olymp­is­chen Spie­len gab es min­destens eine weit­ere tech­nis­che Her­aus­forderung: Die ver­füg­bare Satel­liten-Kapaz­ität für Liveüber­tra­gun­gen war knapp.

Die Tücken der TV-Technik

Zu jed­er Zeit senden, so lange und wohin es gefällt – das war nicht möglich. Anfang der 70er-Jahre mussten etwa die US-Sender untere­inan­der vere­in­baren, wer wann sein Pro­gramm über den Satel­liten schick­en durfte. ABC gelang dies trotz aller Hin­dernisse – und han­delte sich dafür sog­ar Ärg­er mit den deutschen Behör­den ein.

In ein­er Szene des Films drin­gen Polizist:innen mit vorge­hal­tener Waffe in den Kon­troll­raum des Senders ein und ver­lan­gen, eine der Livekam­eras sofort abzuschal­ten. Die zeige näm­lich, wie Scharfschütz:innen der Polizei über dem israelis­chen Quarti­er Posi­tion beziehen.

Die Behör­den glauben, dass die Terrorist:innen im Apart­ment der Israelis eben­falls die Live­bilder im Fernse­hen ver­fol­gen. Damit wäre eine mögliche Befreiungsak­tion zum Scheit­ern verurteilt. ABC schal­tet die Kam­era daraufhin ab.

Legende hält sich bis heute

Auch Jahrzehnte nach dem Anschlag glauben damals Beteiligte, Medi­en und die Öffentlichkeit, dass die Terrorist:innen über den Polizeiein­satz im Olymp­is­chen Dorf durch Fernse­hen und Radio informiert waren. Damit wären die Täter:innen ihren Verfolger:innen immer einen Schritt voraus gewe­sen. Auch „Sep­tem­ber 5” bleibt dieser Ver­sion treu – aber sie entspricht wohl nicht der wahren Geschichte.

„Die Vorkos­terin­nen”: Steckt eine wahre Geschichte hin­ter dem Filmdrama?

Erst 2024 bringt das Münch­n­er Insti­tut für Zeit­geschichte mehr Licht in diese Episode der TV- und Ter­ror-Geschichte. Denn Insti­tuts-His­torik­er Andreas Wirsching recher­chiert eine andere Ver­sion. Auf den Grun­dris­sen Adresse des israelis­chen Quartiers seien keine Fernse­han­schlüsse vorge­se­hen gewesen.

Und auf den Polizeifo­tos des Tatorts seien wed­er ein TV- noch ein Radi­ogerät erkennbar gewe­sen, so Wirsching. Der Polizeibericht enthält eine Aufzäh­lung aller Gegen­stände im Apart­ment des israelis­chen Teams; doch darin tauchen wed­er Fernse­her noch Radio auf.

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Die Personen hinter der wahren Geschichte von September 5

„Sep­tem­ber 5” beruht auf der wahren Geschichte des Ter­ro­ran­schlags auf die Olymp­is­chen Spiele 1972. Der Film konzen­tri­ert sich allerd­ings nicht auf den Ter­ro­rakt selb­st, son­dern auf die medi­ale Begleitung dieses Ereigniss­es. Er zeigt in gewis­sem Sinne, wie dieses Ereig­nis zu dem gemacht wurde, als das es heute noch erscheint.

Es geht weniger um das, was vor den Kam­eras passiert, als vielmehr um die Men­schen und Entschei­dun­gen dahin­ter. Es geht um Ethik und jour­nal­is­tis­che Ver­ant­wor­tung in ein­er Aus­nahme­si­t­u­a­tion, die Chance und Katas­tro­phe zugle­ich ist. Die Men­schen, die 1972 für ABC in München arbeit­eten, leis­teten auf jeden Fall Außergewöhnliches.

Fast alle Personen real

Der Film bemüht sich, das wiederzugeben. So tauchen (fast) alle damals wichti­gen Per­so­n­en als Charak­tere im Film auf. Das ist vor allem das Team um den Pro­duzen­ten Geof­frey Mason (gespielt von John Mag­a­ro), zu dem auch der Sportre­porter Mar­vin Bad­er (Ben Chap­lin) gehört. Masons Chef ist Roone Arledge (Peter Sarsgaard).

Die deutsche Über­set­zerin Mar­i­anne Geb­hardt (Leonie Benesch), die neben Mason sitzt, ist allerd­ings eine fik­tive Fig­ur. Sie ist ste­ht stel­lvertre­tend für mehrere Über­set­zungskräfte, die damals im Stu­dio für ABC arbeiteten.

Geof­frey Mason war während der Spiele 1972 Leit­er des Regier­aums von ABC. Er fing als Pro­duk­tion­sas­sis­tent bei dem Sender an, arbeit­ete später in den Sportredak­tio­nen von NBC, Fox, ESPN und NFL Net­work. Mason arbeit­ete als TV-Pro­duzent für sieben Olymp­is­che Spiele, sechs Fußball-Welt­meis­ter­schaften und einen Super Bowl. Am Drehbuch zu „Sep­tem­ber 5” wirk­te er als Berater mit.

Roone Arledge (gestor­ben 2002) war 1972 Präsi­dent von ABC Sports. Er wurde später Präsi­dent und Vor­sitzen­der von ABC News. Die New York Times beze­ich­nete ihn ein­mal als „die wichtig­ste Fig­ur hin­ter den Kulis­sen der Fernse­hberichter­stat­tung über die wichtig­sten Ereignisse des let­zten hal­ben Jahrhun­derts”. Arledge entsch­ied, die Berichter­stat­tung über den Anschlag ohne Pause fortzuset­zen – sie dauerte ins­ge­samt 17 Stunden.

Mar­vin Binder war ein jüdisch-amerikanis­ch­er Sportjour­nal­ist, der bere­its vor 1972 von Sportereignis­sen aus Deutsch­land berichtet hat­te. Der Ein­satz in dem Land, in dem der Holo­caust stat­tfand, war für den Jour­nal­is­ten nicht ein­fach. Während der Livesendung ist er es aber, der Regie aus dem Kon­troll­raum führt.

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„Geisel­nahme live: Der Fall Eloá Pimentel” – die wahre Geschichte

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