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Der unwahrscheinliche Mörder: Die wahre Geschichte hinter dem Mord an Olof Palme
Wer hat das Attentat verübt, bei dem der damalige schwedische Ministerpräsident Olof Palme ums Leben gekommen ist? Von dem spektakulären Fall sowie dem mutmaßlichen Killer erzählt die Netflix-Serie „Der unwahrscheinliche Mörder” – wir beleuchten die wahre Geschichte dahinter.
Der unwahrscheinliche Mörder: Wer war Olof Palme? Die wahre Geschichte
Der Schwede Olof Palme war einer der bekanntesten europäischen Politiker der 1970er- und 1980er-Jahre. Zweimal war er Ministerpräsident seines Landes. Geboren wurde Palme 1927 in Stockholm, später studierte er Rechtswissenschaften. Schon als Student engagierte er sich in der sozialdemokratischen Partei.
Ab Anfang der 1960er-Jahre legte er eine steile Karriere in der Regierung hin: Zunächst übernahm er einen Ministerposten, 1969 folgte das Amt des Ministerpräsidenten. 1976 verlor seine Partei die Wahlen. Doch 1982 wurde Palme erneut zum Regierungschef ernannt und bekleidete diese Position bis zu seinem Tod 1986.
Olof Palme war international bekannt für seine soziale Politik. Sein Ziel war eine gerechtere Welt zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Außerdem setzte er sich für Abrüstung, gegen die Apartheid in Südafrika und für die Belange ärmerer Länder ein. Mit seinem Engagement machte er sich einige Feinde.
So demonstrierte er 1968 in Moskau gegen den Vietnamkrieg und verärgerte damit die USA. In Schweden brachte Palme sozialpolitische Reformen auf den Weg, etwa zur Gleichberechtigung und steuerlichen Gleichstellung von Eheleuten. Seine Regierung baute das staatliche Gesundheitssystem aus, unterstützte die Gewerkschaften und förderte Schulen und Universitäten.
Der Mord an Olof Palme: Was geschah am 28. Februar 1986?
Olof Palme wollte auch als Ministerpräsident ein möglichst normales Familienleben führen. Seinen Leibwächtern gab er darum oft frei – auch am Abend des 28. Februar 1986. Palme und seine Frau Lisbeth fuhren spontan mit der U-Bahn in die Stockholmer Innenstadt. Dort schauten sie sich im Kino eine schwedische Komödie an.
Auf dem Heimweg und mitten auf einer belebten Straße geschah das Attentat: Um 23:21 Uhr schlich sich der Täter hinterrücks an die Eheleute heran. Aus einem Abstand von nicht einmal einem Meter schoss er zweimal auf das Ehepaar Palme. Die erste Kugel traf den 59-jährigen Ministerpräsidenten in den Rücken. Sie durchtrennte die Aorta und zerschmetterte die Wirbelsäule. Die zweite Kugel war für seine Frau bestimmt, streifte sie aber nur. Olof Palme starb innerhalb weniger Sekunden, seine Frau wurde nur leicht verletzt.
Die Ermittlungen und Pannen nach dem Palme-Mord
Der Mörder entkam unerkannt in eine Seitengasse. Und aus dem Attentat auf den beliebten schwedischen Regierungschef entwickelte sich ein spektakulärer Kriminalfall. Mehr als 30 Jahre lang ermittelte die Polizei – ohne Erfolg. Die Mordwaffe wurde nie gefunden, es handelte sich wohl um ein Modell des Kalibers .357 Magnum.
Die Untersuchungen waren von Anfang an von Pannen geprägt: Der Tatort wurde nicht korrekt gesichert, wodurch Passant:innen wichtige Spuren vernichtet haben könnten. Außerdem fanden die Beamt:innen die beiden Pistolenkugeln nicht. Eine vorbeigehende Person entdeckte sie ein paar Tage später zufällig. Es gab viele falsche Spuren und wechselnde Verdächtige.
Mal gerieten Einzeltäter:innen ins Visier, so wie der vorbestrafte Christer Pettersson. Er wurde 1989 sogar als Mörder verurteilt. Lisbeth Palme habe ihn als Angreifer identifiziert – ansonsten gab es aber nur Indizien. In zweiter Instanz wurde Pettersson wegen mangelnder Beweise freigesprochen. Trotzdem gab es jahrzehntelang Spekulationen, ob er nicht doch der Mörder gewesen war – und Diskussionen darüber, ob Lisbeth Palme wirklich sicher war, ihn wiedererkannt zu haben.
Anschließend ging die Polizei von einer politisch motivierten Verschwörung aus. Sie verdächtigte etwa die kurdische Organisation PKK, den südafrikanischen Geheimdienst und eine schwedische Terrorgruppe. Beweisen konnten sie nichts. Über 130 angebliche Attentäter:innen meldeten sich bei den Behörden, aber keine Person war glaubwürdig.
Es entwickelten sich unzählige Gerüchte, Vermutungen und Verschwörungstheorien. 150 Bücher sind zum Mordfall Olof Palme erschienen. Auch der schwedische Thriller-Autor und Journalist Stieg Larsson („Millennium”-Trilogie) recherchierte jahrelang zu dem Fall.
Stig Engström: Der wahrscheinliche Mörder
2020 meldeten die Fahnder:innen dann, sie hätten den Täter wahrscheinlich ermittelt. Der Schwede Stig Engström soll für den Mord verantwortlich gewesen sein. Der Mann hatte sich allerdings 20 Jahre zuvor umgebracht. Das Ermittlungsverfahren wurde deshalb eingestellt, und der Mord offiziell nie aufgeklärt.
Aber wer war Stig Engström und warum soll er der Täter gewesen sein? Tatsächlich war er mehrmals ins Visier der Ermittlungen geraten, wurde aber als Verdächtiger ausgeschlossen. Peinlich für die Polizei: Denn der 52-Jährige hatte sich am Morgen nach dem Verbrechen als Zeuge gemeldet. Engström hatte widersprüchliche Aussagen zu seinem Verhalten am Tatort gemacht. Auch hatte er kein Alibi für die Zeit des Mordes und trug an dem Tag des Attentats sogar Kleidung, die zu den Aussagen mehrerer Zeug:innen passte.
Der unwahrscheinliche Mörder – die wahre Geschichte: Der „Skandia-Mann”
Engström wurde später „Skandia-Mann” genannt. Den Namen erhielt er, weil er als Werbegrafiker in einem Gebäude der Skandia-Versicherung in der Nähe des Tatorts gearbeitet hatte. Nach dem Mord hatte er dort sogar dreist Interviews vor laufenden Fernsehkameras gegeben.
Das schwedische Magazin „Filter” hatte zwölf Jahre lang zu Engström recherchiert. Sie fanden unter anderem heraus, dass er im Schützenverein gewesen war. Außerdem hatte er einen Waffensammler zum Freund, der Pistolen mit dem Kaliber besaß, das bei dem Attentat auf Olof Palme verwendet wurde. Aber welches Motiv sollte Engström für den Mord gehabt haben? Angeblich war er in rechtsextremen Kreisen unterwegs gewesen und hatte Palme gehasst.
Zweifel an dem Olof-Palme-Mörder bleiben
Die Polizei ist zwar davon überzeugt, dass sie mit Engström den Palme-Mörder gefunden hat. Doch einige Expert:innen zweifeln an der Theorie – und nur ein Fünftel der schwedischen Bevölkerung glaubt daran. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Sifo. Ein Problem ist, dass die Mordwaffe nicht aufgetaucht ist. Zudem ist rätselhaft, wie der Täter wissen konnte, wo sich Olof Palme wann am 28. Februar 1986 aufhalten würde.
Das heizt die Gerüchteküche weiter an: Hatte vielleicht jemand aus dem Umfeld von Palme den Täter informiert? Oder steckte doch jemand anderes hinter dem Mord? Manche glauben, dass in Wahrheit die schwedische Polizei dahintersteckt – oder der Geheimdienst, der angeblich von Rechtsextremist:innen unterwandert gewesen sein soll.
Andere halten es weiterhin für möglich, dass der südafrikanische Geheimdienst das Verbrechen verübt hat: Ein Agent der Organisation befand sich am Tag des Mordes in Stockholm. Der Mord an Olof Palme wird wegen der vielen Ungereimtheiten wahrscheinlich nie zweifelsfrei aufgeklärt werden können.
Der unwahrscheinliche Mörder – die wahre Geschichte bei Netflix?
Die schwedische Miniserie Der unwahrscheinliche Mörder bzw. „The Unlikely Murderer” auf Netflix widmet sich dem Mordfall. In den fünf Folgen erzählt sie allerdings die fiktive Geschichte von Stig Engström – und was ihn zu dem Mord getrieben haben könnte.
Die Regie übernahmen Charlotte Brändström und Simon Kaijser. Brändström arbeitete unter anderem bei mehreren Folgen der Serien „Outlander”, „Wallander” und „Away” mit. Kaijser führte Regie bei Thrillern und Krimiserien wie „Mörderische Zweifel” und „Before We Die”.
Was glaubst Du ist die wahre Geschichte hinter Der unwahrscheinliche Mörder und dem Olof-Palme-Mord? Schreib es in die Kommentare!
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