Jannis Niewöhner als Felix Krull im Film Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
© 2021 Bavaria Filmproduktion GmbH / Marco Nagel
Vier luftig bekleidete Maklerinnen
Gru und die Minions
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Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull in der featured-Filmkritik: Eine Kostümkomödie mit Hang zum Klamauk

Thomas Manns unvol­len­de­ten Roman „Beken­nt­nisse des Hochsta­plers Felix Krull“ kennst Du vielle­icht noch aus dem Deutschunter­richt. Mit der gle­ich­nami­gen Ver­fil­mung bringt Regis­seur Detlev Buck die Lek­türe auf die Lein­wand. Ob sich der Gang ins Kino lohnt und was die bei­den Hauptdarsteller:innen Liv Lisa Fries und Jan­nis Niewöh­n­er von der Buchvor­lage hal­ten, liest Du in der fea­tured-Filmkri­tik.

Sekt, Charme, die gehobene Gesellschaft und ein Hochsta­pler: Der Roman Beken­nt­nisse des Hochsta­plers Felix Krull sollte ursprünglich aus zwei Teilen beste­hen. Noch bevor Thomas Mann die Geschichte abschließen kon­nte, ver­starb der bedeu­tende deutsche Schrift­steller. In sein­er Ver­fil­mung beleuchtet Regis­seur Detlev Buck eine Episode der Lek­türe und dichtet noch Liebeleien und zahlre­iche Details dazu.

Außer­dem haben wir die Gele­gen­heit  während der Pre­miere in Essen genutzt, um mit den bei­den Hauptdarsteller:innen Liv Lisa Fries und Jan­nis Niewöh­n­er zu sprechen.

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Die Handlung: Wie sich ein Hochstapler in die gehobene Gesellschaft mogelt

Felix Krull (Jan­nis Niewöh­n­er) liebt es, mith­il­fe von Verklei­dun­gen in neue Iden­titäten zu schlüpfen und in andere Gesellschaften einzu­tauchen. Da liegt es für den jun­gen Mann aus soli­dem, aber bankrot­tem Hause nahe, die Gele­gen­heit, in einem Paris­er Hotel zu arbeit­en, für sich zu nutzen. Zu Beginn noch in ein­er Anstel­lung als Lift­boy, arbeit­et er sich dank Charme und Gewitztheit schnell zum Oberkell­ner hoch.

Hier trifft er das erste Mal auf den stinkre­ichen Mar­quis Louis de Venos­ta (David Kross), der in Zaza (Liv Lisa Fries) ver­liebt ist. Dum­mer­weise kann ihre Liebe nicht beste­hen, denn sie bewe­gen sich in zwei unter­schiedlichen Gesellschaft­sklassen. Felix wit­tert die Chance, in eine neue Rolle zu schlüpfen und die bei­den Män­ner schmieden den Plan, ihre Plätze zu tauschen, damit Venos­ta mit Zaza zusam­men sein kann. Allerd­ings ist Zaza auch Felix‘ große Liebe und so ste­ht der char­mante Hochsta­pler vor der Wahl: Gesellschaftlich­er Auf­stieg oder die Frau seines Herzens. Wofür wird sich Felix wohl entschei­den?

Ein wohlhabender Mann steht vor einem bettelnden Jungen im Film Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

Der Hochsta­pler Felix Krull (Jan­nis Niewöh­n­er) stammt aus bankrot­tem Hause. — Bild: 2021 Bavaria Film­pro­duk­tion GmbH / Mar­co Nagel

Bekenntnisse eines Regisseurs: Ton getroffen und Details dazugedichtet

Das Drehbuch von Beken­nt­nisse des Hochsta­plers Felix Krull entstammt den Fed­ern von Daniel Kehlmann und Detlev Buck. Let­zter­er, der auch im Regi­es­tuhl saß, konzen­tri­ert sich bei der Ver­fil­mung nur auf einen Teil des unvol­len­de­ten Romans. Zudem fügen Buck und Kehlmann noch zahlre­iche Details hinzu und nehmen schw­er­wiegende Änderun­gen vor. Wie zum Beispiel das Liebes­dreieck zwis­chen Zaza, Felix und Venos­ta, das es so im Roman nicht gibt. Es ist inter­es­sant, dass sie sich ger­ade Zaza dafür aus­suchen, spielt sie im Buch doch nur eine sehr kleine Rolle. Strin­gent bleibt der Film allerd­ings beim Sprach­stil, der sich sehr an der Roman­vor­lage von Thomas Mann ori­en­tiert. Das kann Liebhaber:innen der Lek­türe gefall­en, sorgt aber dafür, dass ger­ade Jan­nis Niewöh­n­er als Felix Krull manch­mal etwas überze­ich­net wirkt.

Zwei Personen am Stand im Film Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

David Kross als Mar­quis Louis de Venos­ta und Liv Lisa Fries als Zaza in Beken­nt­nisse des Hochsta­plers Felix Krull. — Bild: 2021 Bavaria Film­pro­duk­tion GmbH / Mar­co Nagel

Eine Kostümkomödie mit Hang zum Klamauk

Generell ist es so, dass Beken­nt­nisse des Felix Krull fast immer über­spitzt daherkommt. Das ist zum Beispiel bei der Optik toll, denn die Kostüme und Kulis­sen sehen wirk­lich fan­tastisch aus. Ander­er­seits kön­nten Dir die Pas­sagen, in denen Felix vor allem als Frauen­schwarm in Szene geset­zt wird, irgend­wann auf den Keks gehen. Vielle­icht liegt es aber auch an Jan­nis Niewöh­n­er, der zwar einen soli­den Job macht, bei dem es aber ab und an schw­er­fällt, den lei­den­schaftlichen Lieb­haber abzukaufen. Der Humor ist an vie­len Stellen platt und driftet in den Kla­mauk ab. Beispiel­sweise, wenn Madame Houpflé (Maria Furtwän­gler) Felix wieder ein­mal für eine Spezialauf­gabe in ihr Hotelz­im­mer rufen lässt, um sich ihm dann an den Hals zu wer­fen oder wenn Joachim Król als Pro­fes­sor Kuck­uck ver­sucht, beson­ders schrul­lig zu sein.

Das Fazit: Was Thomas Mann wohl dazu sagen würde?

Lei­der übertüncht ger­ade der Kla­mauk die Stärken des Films. Näm­lich die Szenen, in denen Liv Lisa Fries glänzt und leicht­füßig ihre bei­den Kol­le­gen an die Wand spielt. Sie mimt die junge Zaza, die ganz genau weiß, was sie will, authen­tisch und nachvol­lziehbar. Lei­der geht ihr Charak­ter bei all den Nebengeschicht­en unter. Und spätestens nach der Hälfte der 114 Minuten ver­ren­nt sich der Film in zu vie­len Geschicht­en, die nur ober­fläch­lich erzählt wer­den. Immer­hin ist die Ver­fil­mung, dank grandiosem Kostüm- und Set-Design nicht ganz so trock­en wie eine Dop­pel­stunde Schu­lun­ter­richt am Nach­mit­tag, aber so richtig begeis­tert hat uns der Film lei­der nicht. Schade, da lesen wir lieber noch ein­mal das Buch.

Der Cast der Romanverfilmung im featured-Interview

Liv Lisa Fries kennst Du vielle­icht schon aus ihrer Rolle  als Char­lotte Rit­ter in der Erfol­gsserie „Baby­lon Berlin“ und auch Jan­nis Niewöh­n­er ist bere­its in eini­gen großen Film- und Serien­pro­duk­tio­nen zu sehen gewe­sen. Er kön­nte Dir bekan­nt vorkom­men, wenn Du beispiel­sweise „Narziss und Gold­mund“ oder „Cor­tex“ gese­hen hast. Für die Roman­ver­fil­mung Beken­nt­nisse des Hochsta­plers Felix Krull standen sie gemein­sam vor der Kam­era. Im fea­tured-Inter­view haben wir mit ihnen über ihre Rollen, den Roman und ihre Lei­den­schaft für die Schaus­piel­erei gesprochen.

Der Cast von Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull  bei der Premiere

Der Cast von Beken­nt­nisse des Hochsta­plers Felix Krull: David Kross, Liv Lisa Fries und Jan­nis Niewöh­n­er. — Bild: 2021 Warn­er Bros. Pic­tures / Andreas Büt­tner

Stellt bitte kurz Eure Rollen vor.

Jan­nis: Felix Krull ist immer wieder in neuen Rollen und an immer wieder neuen Orten, die er braucht. Er braucht die Abwech­slung und dadurch braucht er auch die Unab­hängigkeit, merkt aber, dass die Liebe, die er ken­nen­lernt, ihn auch abhängig machen kön­nte und muss sich entschei­den.

Liv Lisa: Meine Fig­ur ist eine sehr frei­heit­sliebende Frau, die sich aber aus exis­ten­ziellen Grün­den von Sicher­heits­fra­gen leit­en lässt.

Was kön­nen die Zuschauen­den von diesem Film erwarten?

Jan­nis: Vor allem – wir haben den Film gestern in München noch ein­mal gese­hen – tat­säch­lich einen richti­gen Kinofilm. Es gibt ein­fach Filme, die sollte man nicht auf einem kleinen Bild­schirm anschauen. Weil der auch etwas Alt­modis­ches hat, aber nicht alt­back­en ist. Die Zuschauen­den kön­nen sich auch auf ganz tolle Musik, Wahnsinns­bilder und inter­es­sante Charak­tere freuen.

Liv Lisa: Ich empfehle auf jeden Fall den Film im Kino zu sehen, denn er ist wirk­lich toll auf der großen Lein­wand. Man kann sich auf einen tollen Jan­nis Niewöh­n­er freuen, auf einen tollen David Kross. Alle sind ein­fach super.

Jan­nis: Was man auf jeden Fall noch sagen kann, ist, dass es eine Roman­ver­fil­mung ist, die dem Werk schon treu bleibt. Dadurch, dass wir Daniel Kehlmann, der Thomas Mann sehr gut ken­nt, als Drehbuchau­tor hat­ten und die Sprache auch ins Drehbuch brin­gen kon­nte, hat das gut geklappt. Aber es ist auch ein Film, der sich traut wegzuge­hen vom Orig­i­nal oder ihm noch etwas hinzuzufü­gen.

Felix Krull (Jannis Niewöhner)

Jan­nis Niewöh­n­er spielt Felix Krull. — Bild: 2021 Bavaria Film­pro­duk­tion GmbH / Mar­co Nagel

Habt Ihr das Buch denn gele­sen?

Jan­nis: Ja, ich hab’s gele­sen mit, ich glaube, Achtzehn, weil es mir damals von meinem Onkel geschenkt wurde, und ich hab es sehr gemocht.

Was genau hat Dir daran so gut gefall­en?

Jan­nis: Ger­ade die Rolle von Felix Krull hat mir gefall­en. Er ist es auch, bei dem ich denke, dass sich die Men­schen mit ihm verbinden kön­nen. So wie mit der Geschichte. Weil sich jede:r in ihr wiederfind­et oder wiederfind­en will. Da ist ein großes Wort im Buch: Lebenssehn­sucht. Also ein­fach eine unge­heure Lust aufs Leben zu haben und alles, was dazuge­hört. Inklu­sive der ganzen unter­schiedlichen Charak­tere, die einem während­dessen begeg­nen und einen inspiri­eren. Und natür­lich die Charak­tere, in die man selb­st schlüpft.  Deshalb mochte ich das Buch so gern.

Liv Lisa: Ich habe das Buch auch in mein­er Jugend gele­sen. Für die Ausar­beitung mein­er Rolle als Zaza ist es allerd­ings gar nicht so wichtig. Ger­ade sie wurde ja für den Film so unglaublich ver­größert und aus­gear­beit­et, was ich gut fand.

Warum?

Liv Lisa: Naja, ich finde es insofern ein­fach inter­es­sant, weil sie eine Frau ist und dabei auch draufzuschauen, was sie bewegt. Ger­ade im Zusam­men­spiel mit Krull und Venos­ta. Was sind da The­men, die für sie wichtig sind?  Und das finde ich, jet­zt im Jahr 2021, schon inter­es­sant, da noch eine Frauen­fig­ur hinzuzu­dicht­en, die gle­ichauf ist mit den Män­ner­fig­uren. Das finde ich ein­fach sehr zeit­gemäß.

Zaza (Liv Lisa Fries)

Liv Lisa Fries als Zaza in der Roman-Ver­fil­mung Beken­nt­nisse des Hochsta­plers Felix Krull. — Bild: 2021 Bavaria Film­pro­duk­tion GmbH / Mar­co Nagel

Ger­ade Du, Liv Lisa, kennst das ja bere­its aus Baby­lon Berlin – wie fühlt es sich an, wieder in die Klei­dung vom Beginn des zwanzig­sten Jahrhun­derts hineinzuschlüpfen?

Liv Lisa: Es fühlt sich schon anders an. Ger­ade durch das Korsett. Also, auf diese Erfahrung kön­nte ich gerne verzicht­en – nicht so gut atmen zu kön­nen, während man spielt. Aber es war auch ganz toll. Vor allem der große Hut hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die gesamte Ästhetik der Mode und der ganzen Zeit finde ich ein­fach eine Augen­wei­de. Auch die Kol­le­gen in den Kostü­men zu sehen, war wirk­lich schön.

Jan­nis: Es macht immer Spaß, his­torisch zu spie­len, weil es natür­lich auch in einem etwas ganz Kindlich­es berührt. Ich habe mich als Kind wahnsin­nig viel verklei­det und liebe das immer noch. Es macht ein­fach etwas mit einem, sobald man in einem Smok­ing ist. Automa­tisch wird die Spiel­lust angeregt. Das macht ein­fach Freude.

Gute Über­leitung, denn bei Felix Krull geht es ja um die Illu­sion und Schaus­piel­ern schlägt ja in die gle­iche Kerbe. Wieso schaus­piel­ert Ihr?

Jan­nis: Naja, ich glaube, Felix schafft natür­lich eine Illu­sion für andere. Aber das ist nur dadurch möglich, dass er selb­st an die Real­ität und die Per­son, die er darstellt, glaubt. Das ist ja so erfül­lend für ihn. Also, dass er wirk­lich in eine andere Welt ein­taucht und die Welt durch die Illu­sion anders erfährt. Und das gibt einem das Schaus­piel­ern eben auch. Es ist wirk­lich ein Per­spek­tivwech­sel und Anteile in einem, die man durch eine Rolle nochmal stärk­er spüren kann, treten her­vor.

Liv Lisa: Für mich ist es, glaub ich, nur in zweit­er Instanz eine Illu­sion. Also natür­lich fik­tiv, weil die Fig­uren fik­tiv sind, die ich zum Teil spiele. Aber es ist für mich auch eine Auseinan­der­set­zung mit dem Men­sch­sein, ger­ade bei Felix Krull. Es geht ihm ja um den Schein und die Frage, warum das Men­schen über­haupt machen. Der Schein ist für mich auch nur die Ober­fläche. Fra­gen wie Frei­heit oder Sicher­heit liegen unter diesem Man­tel. Beim Spie­len gibt es natür­lich auch Masker­aden, hin­ter denen man sich ver­steckt, es geht aber vor allem darum, spür­bar zu machen, was hin­ter der Illu­sion steckt. Das ist für mich in der Arbeit ein wichtiger psy­chol­o­gis­ch­er Effekt. Da kommt sehr viel Real­ität und Fik­tion zusam­men. Meine Herange­hensweise ist also die, als wäre das alles nun real.

Let­zte Frage: Wie würde Felix Krull heute vorge­hen?

Jan­nis: Er würde auf jeden Fall kein Insta­gram haben. Naja, das Schöne ist ja, dass der Film zwar in ein­er anderen Zeit spielt, aber auch das ist ein Grund, warum wir uns alle damit verbinden kön­nen – das, was die Men­schen antreibt, ist näm­lich gar nicht so unter­schiedlich in den einzel­nen Jahrzehn­ten. Wahrschein­lich wäre Felix Krull heute der, der er damals auch war.

Liv Lisa: Ein total schön­er Schluss!

Vie­len Dank für das Gespräch!

Beken­nt­nisse des Hochsta­plers Felix Krull
Genre: Komödie
Bun­desstart: 2. Sep­tem­ber 2021
Laufzeit: 114 Minuten
FSK: ab 12 Jahren freigegeben
Regie: Detlev Buck
Drehbuch: Daniel Kehlmann, Detlev Buck

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