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Wasp Network: Die wahre Geschichte hinter dem Netflix-Thriller
Kubanische Spione, Terroristen auf amerikanischem Boden und Penélope Cruz: Der neue Spionage-Thriller „Wasp Network“ bei Netflix liefert nicht nur ordentlich Starpower, sondern auch eine packende Geschichte – die tatsächlich auf wahren Begebenheiten beruht. Erfahre hier alles zum echten Fall der Cuban Five und was aus ihnen geworden ist.
Sie nannten sich das Wespennetzwerk, berühmt wurden sie in der Öffentlichkeit aber unter dem Namen „Cuban Five“ oder „Miami Five“. Für die US-Behörden waren sie gefährliche Spione, in ihrem Heimatland Kuba gelten sie aber bis heute als Volkshelden.
Dass eine klare Schwarz-Weiß-Einteilung wie so oft auch hier nicht so leichtfällt, zeigt nun der neue Spionage-Thriller „Wasp Network“, den Du ab dem 18. Juni bei Netflix oder über die Netflix-Option von GigaTV anschauen kannst.
Doch wie genau hält sich der Film eigentlich an die realen Begebenheiten? Was war das Wespennetzwerk? Welche geschichtlichen und politischen Hintergründe steckten hinter ihren Aktivitäten? Wir haben nachgeforscht und verraten Dir hier die wahre Geschichte.
Wasp Network: Wer waren die Cuban Five?
Wie im Film „Wasp Network“ hießen die Männer, die als Cuban Five bekannt werden sollten, auch im echten Leben Gerardo Hernández (im Film Gael García Bernal), Antonio Guerrero, Ramón Labañino, Fernando González und René González (im Film Edgar Ramírez).
Die fünf Kubaner bildeten, unter der Führung von Hernández, zusammen mit weiteren Agenten einen Spionagering in Südflorida: Das titelgebende Wespennetzwerk.
Im Auftrag der kubanischen Regierung sollten sie dort die Aktivitäten exilkubanischer Organisationen überwachen, die seit vielen Jahren im Verdacht standen, für terroristische Angriffe auf kubanischem Boden verantwortlich zu sein.
1998 sprengte das FBI das Wespennetzwerk und nahm zehn Mitglieder unter dem Vorwurf der Spionage fest. Dabei gerieten vor allem die kubanischen Fünf ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit, da sich diese als einzige weigerten, mit den Behörden zu kooperieren.
Der Prozess gegen die Fünf führte dank des Vorwurfs von Parteilichkeit, politischer Einflussnahme, übertrieben harter Haftbedingungen und schlussendlich einem unverhältnismäßig hohen Strafmaß nicht nur in Kuba zu Kritik. Auch international sorgte das Verfahren für zahlreiche Proteste.
Die wahre Geschichte des Wasp Network: Terror in Kuba
Ins Leben gerufen wurde das Wasp Network als Reaktion auf eine Reihe terroristischer Attacken und Attentate auf kubanische Offizielle, die seit Beginn der 1960er von exilkubanischen Gruppen verübt worden sein sollen.
Zu diesen Organisationen, die zumeist von US-amerikanischem Boden operierten, gehörten unter anderem die Coordination of United Revolutionary Organisations (CORU), Alpha 66, Omega 7, Brigade 2506, Commandos L und einige weitere Gruppen.
In einem Bericht an die Vereinten Nationen sprach die kubanische Regierung 2001 von bis zu 3478 Toten, die dieser Terrorkampagne über rund vier Jahrzehnte zum Opfer gefallen sein sollen. Besonders schwere Attacken wie der Bombenanschlag auf das Flugzeug Cubana Flight 455, bei dem alle 73 Passagiere getötet wurden oder die gescheiterte CIA-unterstützte Schweinebucht-Invasion sorgten auch international für Schlagzeilen.
Gerardo Hernández und seine Wespen wurden nach Miami entsandt, um die dortigen exilkubanischen Gruppen zu unterwandern, zu denen unter anderem die Cuban American National Foundation und die Brothers to the Rescue zählten.
Mit dem zusammengestellten Material sollten künftige Attacken verhindert und die US-Behörden dazu gezwungen werden, gegen die von ihrem Boden aus operierenden, gewaltbereiten Gruppen vorzugehen.
Das Wasp Network: Erfolge, Niederlagen und die Rolle von Luis Posada Carriles
Die Aktivitäten des Wespennetzwerks sollen zahlreiche Menschenleben gerettet haben. Wie auch die Washington Post berichtete, wird den Agenten unter anderem die Vereitelung eines Bombenanschlags auf Havannas berühmten Tropicana-Nachtclub im Jahre 1994 zugerechnet.
1998 verhinderten sie einen Plan, bei dem ein Boot mit Sprengstoff vom Miami River bis zur Dominikanischen Republik gesandt werden sollte, um dort ein Attentat auf den kubanischen Staatschef Fidel Castro zu verüben.
Auf der anderen Seite waren jedoch nicht alle Aktivitäten von Hernández und seinen Spionen von Erfolg gekrönt. Die Bombenanschlagsserie auf mehrere Hotels in Havanna 1997, die auch im Film „Wasp Network“ dargestellt wird, konnte auch im echten Leben nicht verhindert werden.
Dass bei einer der Explosionen ein 32-jähriger italienischer Tourist getötet wurde, entspricht ebenfalls den wahren Begebenheiten. Die Anschläge werden heute zumeist Luis Posada Carriles (im Film Tony Plano) zugeschrieben, der lange Zeit enge Kontakte zur CIA unterhielt und mit mehreren exilkubanischen Gruppen in Verbindung stand.
Carilles stand auch im Verdacht, für die Bombe an Bord der Passagiermaschine Cubana Flight 455 verantwortlich zu sein, obwohl ihm dies nie endgültig nachgewiesen werden konnte. Im Jahr 2000 wurde er wegen der Planung eines Attentats auf Fidel Castro in Panama festgenommen und zu acht Jahren Haft verurteilt, jedoch bereits 2004 wieder begnadigt.
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Der Abschuss der Brothers to the Rescue
Im Jahr 1996 leitete der Schläferagent Juan Pablo Roque, in „Wasp Network“ verkörpert von „Narcos“-Star Wagner Moura, Informationen über einen Flug der exilkubanischen Gruppe Brothers to the Rescue an seine kubanischen Auftraggeber weiter.
Die kubanischen Behörden hatten sich zuvor über mehrere Monate bei ihren amerikanischen Konterparts darüber beklagt, dass die Flugzeuge der Organisation unerlaubt den kubanischen Luftraum verletzen. Am 24. Februar 1996 schossen dann kubanische Kampfflieger die zwei zivilen Flugzeuge der Brothers to the Rescue ab.
Vier US-Bürger kamen dabei zu Tode.
Das Wespennetzwerk wurde zu diesem Zeitpunkt bereits seit einigen Jahren von amerikanischen Behörden wie dem FBI überwacht. Nun entschied sich die Clinton-Administration jedoch zum Einschreiten.
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Das Ende des Wasp Network: Festnahme und Verurteilung der Cuban Five
Im Jahr 1998 übergab der kubanische Geheimdienst dem FBI umfangreiche Akten, die auf den Informationen des Wespennetzwerks über die terroristischen Aktivitäten der Exil-Gruppen in Florida basierten. Anstatt jedoch gegen die entsprechenden Organisationen vorzugehen, nutzte das FBI das Material, um gegen die kubanischen Spione vorzugehen.
Am 12. September 1998 wurden Gerardo Hernández und neun weitere Mitglieder des Wespennetzwerks festgenommen. Die Anklagepunkte? Unter anderem Spionage, Verschwörung gegen die Sicherheit der Vereinigten Staaten und im Fall von Wespen-Anführer Hernández (wegen dem Abschuss der Flugzeuge 1996) sogar Verschwörung zum Mord.
Im darauf folgenden Verfahren wurden die Cuban Five zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt:
- Gerardo Hernández: Zweimal lebenslänglich plus 15 Jahre.
- Antonio Guerrero: Lebenslänglich plus zehn Jahre.
- Ramón Labañino: Lebenslänglich plus 18 Jahre.
- Fernando González: Eine Haftstrafe von 19 Jahren.
- René Gonzáles: Eine Haftstrafe von 15 Jahren.
Kritik am Verfahren gegen die Cuban Five
Das Gerichtsverfahren geriet nicht nur wegen der unverhältnismäßig hohen Haftstrafen in die Kritik, sondern vor allem auch wegen Zweifeln an der Fairness des Prozesses. So fand das Verfahren in Miami statt, obwohl die Verteidigung eine Verlegung beantragt hatte.
Das voreingenommene und stark von Exilkubanern dominierte Klima der Stadt habe einen fairen Prozess beinahe unmöglich gemacht.
Dazu kamen krasse Missstände im Umgang mit den Gefangenen. Denn die Cuban Five wurden bis zu 17 Monate in Isolationshaft gehalten, was selbst nach US-Recht weit über der gesetzlich erlaubten Laufdauer einer solchen Strafmaßnahme liegt.
Außerdem verweigerte man den Frauen von René González und Gerardo Hernández die Einreise zu Besuchszwecken, was ebenfalls gegen die Menschenrechte verstößt. Dies zeigt der Film „Wasp Network“ anhand von Gonzales Frau Olga Salanueva, die von Penélope Cruz gespielt wird.
Gegen die Rechtsstaatlichkeit des Prozesses gab es international zahlreiche Proteste, auch von namhaften Persönlichkeiten wie Günter Grass und sieben weiteren Nobelpreisträgern. Bemerkenswert ist der Brief von 110 Mitgliedern des britischen Parlaments, die darin ihre Unterstützung für die Cuban Five erklärten.
Schwer wiegt auch die Einschätzung der „Arbeitsgruppe zu willkürlichen Inhaftierungen“ der UN-Menschenrechtskommission, die große Zweifel an der Durchschaubarkeit und Fairness des Rechtsverfahrens anmeldete. Amnesty International schloss sich der Kritik an und setzte sich noch über Jahre für die fünf Inhaftierten und die Wiederaufnahme des Verfahrens ein.
Die wahre Geschichte: Wo sind die Cuban Five heute?
René González, der in der Verfilmung „Wasp Network“ im Zentrum steht, wurde als erster der Cuban Five 2011 auf Bewährung freigelassen. Trotzdem musste er noch zwei Jahre warten, bevor er endgültig nach Kuba ausreisen durfte.
Seiner Frau Olga Salanueva verwehrten die US-Behörden während dieser Zeit die Einreise in die USA, weshalb sie ihren Mann nicht besuchen konnte. Mittlerweile leben beide zusammen in Kuba.
Am 27. Februar 2014 wurde mit Fernando González das zweite Mitglied der inhaftierten Spione des Wespennetzwerks auf freien Fuß gesetzt. Schon am nächsten Tag schoben ihn die Behörden nach Kuba ab.
Im Rahmen eines Gefangenenaustauschs zwischen Kuba und den USA im Dezember desselben Jahres erhielten die letzten drei Mitglieder der Cuban Five ihre Freiheit.
Wasp Netzwork: Wann startet der Film bei Netflix?
Wenn Du „Wasp Network“ noch nicht gesehen hast und Dich von der Umsetzung der wahren Geschichte der kubanischen Agenten überzeugen willst, musst Du Dich nicht länger gedulden.
Der Spionage-Thriller mit Penélope Cruz und Wagner Moura kannst Du seit dem 18. Juni bei Netflix oder über die Netflix-Option von GigaTV sehen.
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