© Guilherme Leporace/Netflix
Idris Elba als Luther
Bild aus Staffel 3 von "Succession".
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The Endless Night: Die wahre Geschichte hinter der brasilianischen Netflix-Serie

Die brasil­ian­is­che Net­flix-Minis­erie „The End­less Night” wid­met sich ein­er der schlimm­sten Brand­katas­tro­phen aller Zeit­en. Die wahre Geschichte dahin­ter find­est Du hier.

„Ein­fach mal die Sau raus­lassen!” Das dacht­en sich zahlre­iche Student:innen der Uni­ver­si­dade Fed­er­al de San­ta Maria (UFSM) im Jahr 2013. Doch aus der Par­ty wurde ein Alb­traum. Serien­mach­er Gus­ta­vo Lip­sztein („Dead in the Water”) arbeit­et die Geschehnisse in der Minis­erie The End­less Night nun auf Net­flix auf.

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Zur Seite standen ihm dabei die Regis­seurin­nen Julia Rezende („Girls from Ipane­ma”) und Car­ol Minem („O Rei da TV”), sowie Inves­tiga­tiv-Jour­nal­istin Daniela Arbex, die das zugrun­deliegende Buch „Todo dia a mes­ma noite” über jene schreck­liche Nacht vom 26. auf den 27. Jan­u­ar 2013 ver­fasste. Die Minis­erie beste­ht aus fünf etwa ein­stündi­gen Episo­den und beleuchtet nicht nur die Katas­tro­phe, son­dern auch die Auswirkun­gen auf die Hin­terbliebe­nen und die Gerichtsver­hand­lung. Doch was genau ist damals passiert?

The End­less Night kannst Du übri­gens auch mit Voda­fone GigaTV inklu­sive Net­flix anschauen. So genießt Du das volle Pro­gramm auf ein­er Plat­tform. Alle Infos dazu gibt es hier.

Die wahre Geschichte hinter The Endless Night: Eine der schlimmsten Katastrophen aller Zeiten

242 Tote, über 600 Ver­let­zte: Die schreck­liche Bilanz des Bran­des im Kiss Nacht­club liegt auf der Liste der größten Nacht­club-Brand­katas­tro­phen aller Zeit­en auf dem unrühm­lichen drit­ten Platz. 1942 hat­te ein Feuer im Cocoanut Grove in Boston (USA) 492 Todes­opfer gefordert und 130 Men­schen ver­let­zt. 2000 kam es in ein­er Dis­co im chi­ne­sis­chen Luoyang am ersten Wei­h­nacht­stag zu einem Unglück, das 309 Men­schen das Leben kostete und 50 weit­ere ver­let­zte.

In der brasil­ian­is­chen Geschichte nimmt das Feuer den zweit­en Platz unter den Brand­katas­tro­phen ein. Als 1961 ein Zirkuszelt in Nitério in Flam­men aufging, star­ben 503 Men­schen.

Eigentlich hat­ten an jen­em 26. und 27. Jan­u­ar 2013 Student:innen der UFSM, ein­er staatlichen Uni­ver­sität im Bun­desstaat Rio Grande do Sul ganz im Süden Brasiliens, eine Par­ty feiern wollen. Um die Stim­mung anzuheben, wur­den mit Pimen­ta e seus com­parsas und Gur­iza­da Fan­dan­gueira zwei Bands engagiert.

Monate­lang ohne Essen über­leben? Einem 11-jähri­gen Mäd­chen ist das schein­bar gelun­gen. Die wahre Geschichte zum Net­flix-Dra­ma „Das Wun­der” gibt’s hier.

The Endless Night: Ein bengalisches Feuer als Ursache des Unglücks

Gegen zwei Uhr nachts nahm die Katas­tro­phe ihren Lauf: Während des Auftritts der Band Gur­iza­da Fan­dan­gueira kam Pyrotech­nik zum Ein­satz, die eigentlich nur unter freiem Him­mel genutzt wer­den durfte. Genauer gesagt, han­delte es sich um Ben­galis­ches Feuer, bekan­nt aus vie­len Fußball­sta­di­en. Funken set­zten schalldäm­mende Mate­ri­alien an der Gebäud­edecke in Brand. Die Band­mit­glieder und ein Sicher­heit­sangestell­ter ver­sucht­en sofort, die Flam­men zu löschen, waren jedoch erfol­g­los.

Szene aus The Endless Night bei Netflix

Beim Auftritt der zweit­en Band nahm das Unglück seinen Lauf — Bild: Guil­herme Leporace/Netflix

Rasend schnell bre­it­ete sich das Feuer in den näch­sten Augen­blick­en aus. Die bren­nende Schalldäm­mung pro­duzierte gifti­gen, dun­klen Qualm, der das Navigieren in der Dis­co so gut wie unmöglich machte. Fehlende Hin­weiss­childer und Notaus­gänge verkom­plizierten die Sit­u­a­tion. Der einzige Ausweg war der Hauptein­gang.

Dazu kam der Umstand, dass die Kapaz­ität des Gebäudes deut­lich über­schrit­ten wurde. Hun­derte junge Men­schen zwis­chen 16 und 30 Jahren – Schätzun­gen gin­gen später von bis zu 2000 Anwe­senden aus – stürmten zum Aus­gang, einige ver­wech­sel­ten die Toi­let­ten­räume mit Notaus­gän­gen. Bei den Aufräu­mar­beit­en wur­den allein 180 Tote in diesen Räu­men gefun­den. 90 Prozent aller Opfer star­ben an Rauchvergif­tung.

Gefangen im Kiss Nachtclub

Ein­er der schreck­lich­sten Umstände sick­erte erst im Zuge der Ermit­tlun­gen durch. Offen­sichtlich hat­ten die Sicher­heit­skräfte des Nacht­clubs die einzige Tür ver­riegelt. Der Grund war ein­fach: Die Gäste mussten ihre Getränke im Nor­mal­fall beim Ver­lassen der Dis­co bezahlen. Um Zechpreller:innen zu stop­pen, wur­den die Türen abgeschlossen.

Als die ersten Men­schen nach dem Aus­bruch des Feuers zum Aus­gang stürmten, blieb dieser zunächst ver­schlossen. Denn die Sicher­heit­skräfte wur­den nicht über den Brand informiert und waren ver­wirrt. Sie ver­muteten zunächst Betrugsver­suche. Doch während­dessen drück­te die Masse der Men­schen weit­er Rich­tung Aus­gang und quetschte die ersten Gäste an der Tür ein.

Allein dabei sollen sich 150 Men­schen ver­let­zt haben. Viele weit­ere wur­den nieder­ge­tram­pelt. Während der drama­tis­chen Ereignisse bat ein späteres Todes­opfer sog­ar über Face­book um Hil­fe. Als die Tür endlich entriegelt wurde, war es für viele bere­its zu spät. Min­destens 232 Opfer hat­te das Feuer in dieser Nacht gefordert. Weit­ere Men­schen star­ben in den Tagen und Wochen danach an ihren Ver­let­zun­gen. Rodri­go Moura, Türste­her der Dis­co, beschrieb die Szenen später so:

Wir haben die Leute aufge­fordert, den Klub zu ver­lassen. Aber inmit­ten des Tumults fin­gen die Men­schen an, sich gegen­seit­ig zu über­ren­nen und sich totzu­tram­peln. Viele hat­ten keine Zeit mehr, rauszukom­men. Wir haben auch noch welche gerettet und ins Kranken­haus gebracht. Einige hat­ten 80 Prozent des Kör­pers ver­bran­nt und über­lebten nicht. Auch einige mein­er Arbeit­skol­le­gen star­ben.

Noch mehr Dra­ma basierend auf ein­er wahren Geschichte gibt es bei „Can­dy: Tod in Texas”. Hier bekommst Du alle Fak­ten dazu.

Grausame Rettungsarbeiten

Die Ret­tungsar­beit­en in den Stun­den nach der Katas­tro­phe müssen für alle Beteiligten sehr hart gewe­sen sein. Feuer­wehrleute berichteten von unun­ter­brochen klin­gel­nden Handys der Opfer während der Bergungs­maß­nah­men. Freund:innen und Ver­wandte ver­sucht­en, sie zu erre­ichen. Eine örtliche Turn­halle wurde als Leichen­halle genutzt, da sie genug Platz für die zahlre­ichen Toten bot.

Pablo Sanabio in The Endless Night

Die Ret­tungsar­beit­en zogen sich über Stun­den hin und belasteten alle Beteiligten enorm — Bild: Guil­herme Leporace/Netflix

Die Ver­sorgung der Ver­let­zten zog sich indes noch Jahre hin. Eine Woche nach dem Brand waren über 100 Per­so­n­en sta­tionär in Kranken­häusern unterge­bracht, davon viele in kri­tis­chem Zus­tand. Viele lit­ten an den Fol­gen von Cyanid­vergif­tun­gen, die sie durch den gifti­gen Qualm im Club erlit­ten hat­ten. Brand­ver­let­zun­gen mussten eben­falls behan­delt wer­den. Und auch die psy­chol­o­gis­che und seel­sorg­erische Betreu­ung musste gewährleis­tet sein. Dazu kam ein erhöht­es Kreb­srisiko der Über­leben­den auf­grund der gifti­gen Gase im Club.

Anklagen und ein Selbstmordversuch: Die wahre Geschichte hinter The Endless Night

Kurz nach der Katas­tro­phe began­nen die Ermit­tlun­gen. Bei­de Besitzer des Clubs und zwei Band­mit­glieder wur­den ver­haftet und ver­hört. Ein­er der Besitzer befand sich zu dieser Zeit im Kranken­haus. Dort ver­suchte er kurz nach den Vor­wür­fen, sich das Leben zu nehmen. Der vor der Zim­mertür sta­tion­ierte Polizist schritt jedoch rechtzeit­ig ein und ver­hin­derte den Suizid.

Bald kamen weit­ere Details ans Licht. Die Betrieb­ser­laub­nis der Dis­co war schon im August 2012 abge­laufen. Die beantragte Ver­längerung war noch nicht genehmigt wor­den. Offiziell durften sich zudem nur 691 Men­schen in der Dis­co aufhal­ten. Am Abend des Unglücks waren es jedoch je nach Schätzung bis zu 2000.

Thelmo Fernandes in The Endless Night

Besorgte Eltern und Ange­hörige wussten stun­den­lang nicht, ob ihre Kinder die Katas­tro­phe über­lebt hat­ten — Bild: Guil­herme Leporace/Netflix

Die Clubbe­sitzer wiesen im Zuge der Unter­suchun­gen jegliche Schuld von sich. Stattdessen macht­en sie die Architek­ten und Sicher­heitsin­spek­teure für die Katas­tro­phe ver­ant­wortlich. In der Zwis­chen­zeit wur­den im ganzen Land mehrere Clubs von den Behör­den auf­grund unzure­ichen­der Brand­schutz­maß­nah­men still­gelegt.

Verurteilungen und überraschende Aufhebungen

Am 2. April 2013 wur­den die bei­den Clubbe­sitzer und zwei Band­mit­glieder wegen Totschlags angeklagt. Der Prozess dauerte über acht Jahre. Am 10. Dezem­ber 2021 wur­den die bei­den Clubbe­sitzer zu 22,5 und 19,5 Jahren Haft verurteilt. Die bei­den Band­mit­glieder beka­men Haft­strafen von jew­eils 18 Jahren.

Thelmo Fernandes bei Netflix

In den Tagen nach dem Brand forderten die Hin­terbliebe­nen Gerechtigkeit — Bild: Guil­herme Leporace/Netflix

Doch im August 2022 fol­gte das näch­ste, aber sicher­lich nicht let­zte Kapi­tel der Brand­katas­tro­phe, als das Urteil gegen die vier Angeklagten von einem Gericht aufge­hoben wurde. Unter der Empörung und Verzwei­flung der Ange­höri­gen der Opfer begrün­dete das Gericht seine Entschei­dung mit Unstim­migkeit­en bei der Auswahl der Geschwore­nen beim Gericht­sprozess. Die Vertei­di­gung der Opfer hat bere­its angekündigt, in Beru­fung gehen zu wollen. Die vier Angeklagten durften das Gefäng­nis ver­lassen.

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