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Dennis Nilsen – Memoiren eines Mörders: Die wahre Geschichte hinter der Netflix-Doku
Die neue True-Crime-Doku „Dennis Nilsen – Memoiren eines Mörders“ bei Netflix erzählt die unfassbare Story des berüchtigsten Serienmörders Großbritanniens. Die wahre Geschichte hinter der Doku findest Du hier.
Wahre Kriminalfälle üben eine besondere Faszination aus. Kein Wunder, dass True-Crime-Dokus momentan beliebter denn je sind. Produktionen wie Red Privada: Wer hat Manuel Buendía umgebracht oder Elize Matsunaga – Es war einmal ein Mord sind nur zwei Beispiele. Nun nimmt sich Netflix mit Dennis Nilsen – Memoiren eines Mörders einer besonders grausamen Geschichte an.
BAFTA-Award-Gewinner Dimitri Dogaris (The Imposter) steckt als Produzent hinter dem 84-minütigen Film, der ab dem 18. August bei Netflix verfügbar ist. Mit Don’t F**k with Cats – Die Jagd nach dem Internet-Killer sammelte Dogaris bereits Erfahrungen im True-Crime-Genre. Sein neuestes Werk dürfte aber auch dem Produktions-Veteranen einiges abverlangt haben. Dort lässt er Beteiligte aller Seiten zu Wort kommen - inklusive dem Killer selbst.
Dennis Nilsen – Memoiren eines Mörders und zahlreiche weitere True Crime-Serien kannst Du ganz einfach mit Deinem Netflix-Account über Vodafones GigaTV anschauen.
Dennis Nilsen - Memoiren eines Mörders: Wer war Dennis Nilsen?
Der spätere Serienmörder Dennis Nilsen wurde 1945 als Sohn von Elizabeth Duthie Whyte und Olav Magnus Moksheim in Schottland geboren. Olav war ein norwegischer Soldat, der während der Zeit der deutschen Besatzung sein Heimatland verlassen und Schottland bereist hatte. Dort lernte er Elizabeth kennen und lieben.
1942 heiratete das Paar, doch Olav nahm die Ehe nicht sonderlich ernst. Er war vielmehr mit seinem Soldatenleben beschäftigt. Drei Kinder bekamen sie – alle wurden während der kurzen Heimatbesuche ihres Vaters bei seiner Frau gezeugt. Olav kämpfte lieber in Norwegen gegen die Nazis. Mit Unterstützung ihrer Eltern Andrew und Lily, die die Ehe nie gebilligt hatten, reichte Elizabeth schließlich die Scheidung ein.
Der kleine Dennis galt während seiner Kindheit als abenteuerlustig, aber eher zurückhaltend. Sein Großvater Andrew starb 1951 an einem Herzinfarkt während einer Fischfangaktion. Sein Enkel wollte den Leichnam unbedingt sehen und beschrieb diesen Moment später als einen der prägendsten Augenblicke seiner Kindheit. Seiner primären Bezugsperson beraubt, zog sich Nilsen immer mehr in sich zurück, wurde eifersüchtig auf seinen älteren Buder Olav Junior und nahm kaum noch am familiären Leben teil. Das engste Verhältnis hatte er zu seiner jüngeren Schwester Sylvia.
Sexuelle Verwirrung während der Pubertät
In der Pubertät verkomplizierten sich die Dinge für Dennis ins Extreme. Er fühlte sich zu Männern hingezogen, versteckte seine homosexuellen Neigungen aber vor seiner Familie. Doch er hatte eine Erklärung: Alle Männer, die er attraktiv fand, sahen seiner Schwester ähnlich. Waren seine Gefühle nur eine Manifestation seiner Fürsorge für Sylvia?
Seine sexuelle Unsicherheit übertrug sich auf seine Gewohnheiten. Einmal streichelte er seine Schwester unter anderem im Intimbereich. Einmal berührte er seinen Bruder, während dieser schlief. Olav Junior stellte ihn daraufhin in der Öffentlichkeit bloß und beleidigte ihn wegen seiner Homosexualität. Doch Dennis war inzwischen zur Überzeugung gelangt, dass er gar nicht homo-, sondern bisexuell war. Seine Liebe zu seiner Schwester war dabei sein wichtigster Anhaltspunkt.
Gleichzeitig begann er, seine Familie zu verachten. Seine Mutter hatte erneut geheiratet und vier weitere Kinder mit ihrem neuen Mann bekommen. Entsprechend wenig Geld hatte die Familie zur Verfügung. Um den Verhältnissen zu entkommen, schloss sich Dennis im Alter von 14 Jahren der Armee an.
Dennis Nilsen – Memoiren eines Mörders: Dunkle Fantasien manifestieren sich beim Militär
Beim Militär erlebte er nach eigenen Aussagen die beste Zeit seines Lebens. Er gewann viele Freunde, behielt seine Homosexualität jedoch für sich. Vor allem genoss er aber die Reisemöglichkeiten. Unter anderem war er zeitweise in Osnabrück stationiert. Dort schlug er zusammen mit seiner Einheit oft über die Stränge und gab sich dem Alkohol hin. Nach einem Trinkgelage in Osnabrück wachte er eines Morgens ohne Erinnerung an die Nacht in der Wohnung eines deutschen Jugendlichen auf.
Dieses Erlebnis weckte eine dunkle Fantasie in ihm: Sex mit einem passiven männlichen Partner. Doch Nilsen ging noch eine Stufe weiter, stellte sich seine Partner nicht nur passiv, sondern gelegentlich auch bewusstlos oder tot vor. Teilweise täuschte er bei Trinkgelagen Bewusstlosigkeit vor und hoffte auf sexuellen Kontakt mit seinen Saufkumpanen.
Die dunklen Gedanken verfestigten sich in den nächsten Jahren. Dennis zeigte sich fasziniert von toten Körpern, ausgelöst durch verschiedene Erlebnisse wie militärische Auseinandersetzungen und eine Nahtod-Erfahrung, als ein Taxifahrer in bewusstlos schlug. Bei einem Heimatbesuch stellte ihn sein Bruder erneut als homosexuell dar und verriet das Geheimnis seiner Mutter. Daraufhin brach Nilsen mit Olav Junior und hatte nur noch sporadischen Briefkontakt zu seiner Mutter.
Nilsen zog nach London und arbeitet dort als Polizist. In seiner Freizeit betrank er sich und suchte Schwulenbars auf. Sex mit Männern befriedigte ihn jedoch nicht. Später kündigte er seinen Job und arbeitete als Wachmann.
1975 lernte Nilsen den 20-jährigen David Gallichan kennen und lieben. Das Paar lebte fast zwei Jahre zusammen, bis Dennis die Beziehung beendete. Er sah sich als Ernährer der Wohngemeinschaft. 1977 trennten sich die beiden und Nilsen widmete sich wieder seinem Leben als Single mit viel Alkohol.
Stephen Holmes: Der erste Mord
Am 30. Dezember 1978 trank Nilsen erneut exzessiv, entschloss sich aber später, noch einmal in einen Pub und „unter Leute“ zu gehen. Dort lernte er den 14-jährigen Stephen Holmes kennen. Der Jugendliche hatte vergeblich versucht, Alkohol zu kaufen. Nilsen lud ihn in seine Wohnung ein. Beide tranken und schliefen ein. Am nächsten Morgen wachte Nilsen zuerst auf und entschied sich, den jungen Mann aus Angst, er würde ihn verlassen, zu töten.
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Er strangulierte Stephen bis zur Bewusstlosigkeit und ertränkte ihn dann in einem Wassereimer. Anschließend trug er den Leichnam in sein Badezimmer, wusch den Körper und legte ihn später wieder auf das Bett. Dann verging er sich an dem Toten und verstaute die Leiche unter seinem Fußboden. Erst acht Monate später verbrannte er den Körper in seinem Garten.
Jetzt war der Bann gebrochen. Ein knappes Jahr später misslang der Mordversuch an dem Austauschstudenten Andrew Ho, der jedoch keine Anzeige erstattete. Im Dezember 1979 erdrosselte Dennis den 23-jährigen Kanadier Kenneth Ockenden mit einem Kopfhörerkabel, fotografierte die Leiche in eindeutigen Positionen und schaute im Anschluss stundenlang Fernsehen, während der Leichnam mit ausgestreckten Armen und Beinen auf ihm lag. Dann verstaute er den Körper unter seinem Fußboden. Während der nächsten 14 Tage holte er die Leiche mindestens vier weitere Male hervor und setzte sie in einen Sessel neben ihm, während er trank und Fernsehen schaute.
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Bei seinen weiteren Morden ging Nilsen nach dem gleichen Muster vor. Am 17. Mai 1980 tötete er den 16-jährigen Martyn Duffey. Bis Ende des Jahres hatte er vier weitere Männer ermordet. Nur der 26-jährige William Sutherland konnte bis heute identifiziert werden.
Dennis Nilsen - Memoiren eines Mörders: Grausame Rituale
Alle Leichen verstaute Dennis unter seinem Fußboden. Logischerweise machte sich bald der Verwesungsgeruch in der Wohnung breit. Also errichtete er ein großes Feuer auf einem Privatgelände und verbrannte die Körper zusammen mit alten Reifen, um den Geruch zu überdecken. Laut eigener Aussage bestaunten drei Kinder das Feuer mit ihm zusammen.
In den nächsten Monaten mordete Dennis weiter, sezierte die Opfer teilweise und platzierte die Leichenteile an verschiedenen Stellen in seiner Wohnung. 1981 zog er aus, nachdem er die letzten Körper verbrannt hatte. Seine neue Wohnung hatte keinen Holzfußboden, weshalb Dennis zunächst keine Morde beging. Aber seine Triebe setzten sich letztlich doch durch und so begann das Töten von neuem. Die Leichen zerlegte er und verstaute sie in Schränken und Schubladen. Die Organe spülte er teilweise in der Toilette herunter.
Ein Klempner überführt Dennis Nilsen
Am Abend des 8. Februars 1983 entdeckte der Klempner Michael Cattran in den Abflussleitungen des Gebäudekomplexes, in dem Nilsen lebte, eine fleischartige Substanz und mehrere kleine Knochen. Sein Vorgesetzter wies ihn an, mit der Untersuchung bis zum nächsten Tag zu warten. Doch am darauffolgenden Morgen war das Rohr leer. Also öffneten die Klempner weitere Rohre und stießen auf ähnliche Überreste. Ohne weiteres Zögern benachrichtigten sie die Polizei, die die Beweise sicherte.
Detective Chief Inspector Peter Jay übernahm die Ermittlungen und stellte Nilsen zusammen mit zwei Kollegen vor dessen Wohnung zur Rede. Zum Erstaunen der Polizisten gestand der Verdächtige die Taten sofort und kündigte an, ihnen auf der Wache alle Details zu erzählen. Als sie ihn fragten, ob es sich bei den Überresten um eine oder zwei Personen handelte, schaute Nilsen aus dem Fenster und sagte: „Eher 15 oder 16, seit 1978.“
Die Spurensicherung fand überall in der Wohnung Leichenteile. Am 10. Februar 1983 erreichte die Geschichte die Öffentlichkeit und bestimmte die Berichterstattung über Wochen. Dennis wurde verhört und zeigte sich sehr kooperativ.
Bei der Schilderung seiner Taten wurde ein Muster deutlich. Nach dem Mord badete er alle Opfer, rasierte sie komplett, kaschierte Flecken mit Schminke und zog ihnen Unterhose und Socken an. Dann unterhielt er sich mit den Leichen, während er sich sexuell befriedigte. Dennis bewunderte die Schönheit der Körper und weinte oft, weil er die Ästhetik so sehr schätzte. Deswegen hatte er nach eigener Aussage auch nie Sex mit den Leichen – er wollte ihre Reinheit erhalten.
Kurzer Prozess, Haftstrafe und Tod von Dennis Nilsen
Am 11. Februar 1983 wurde Dennis angeklagt, am 24. Oktober 1983 begann der Prozess. Letztlich wurde er am 3. November 1983 für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt. Die genaue Anzahl seiner Opfer ist bis heute unbekannt. Mindestens zwölf sollen es gewesen sein, andere Quellen gehen von bis zu 15 aus.
Sein Leben schrieb Nilsen während seiner Haftstrafe in einer 400-seitigen Biografie mit dem Titel The History of a Drowning Boy nieder. Das Buch wurde Anfang 2021 veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt war der Serienmörder bereits fast drei Jahre tot. Am 12. Mai 2018 starb Nilsen im Alter von 72 Jahren an einer Lungenembolie.
Sein Vermächtnis lebt aber bis heute weiter. Einige Gegenstände und Räumlichkeiten seines Lebens sind im New Scotland Yard’s Crime Museum ausgestellt. Noch immer sind nicht alle Identitäten seiner Opfer bekannt. Selbst sein erstes Opfer wurde erst 2006 identifiziert. Nilsen hatte es hauptsächlich auf Obdachlose, Ausreißer und männliche Prostituierte abgesehen. Nur drei seiner Opfer hatten zum Tatzeitpunkt eine feste Wohnadresse.
Auch Hollywood nahm sich der Thematik an. Im Horrorfilm Cold Light of Day verkörperte Bob Flag (1984) einen Charakter namens Jordan March, der auf Nilsen basiert. Zahlreiche True Crime Dokus wie Real Crime, Born to Kill? und Encounters with Evil setzten sich mit der Geschichte auseinander. Die aufwändigste Produktion war bisher die dreiteilige Serie Des, in der David Tennant (Doctor Who) Dennis Nilsen spielte.
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Kennst Du den Fall von Dennis Nilsen und was hältst Du von der Aufarbeitung in der Doku? Sag es uns in den Kommentaren und diskutiere mit!