TV & Entertainment
Kadaver bei Netflix: Das Ende des Films erklärt
In Netflix’ neuestem Horrorfilm „Kadaver” quält sich eine kleine Familie in einer dystopischen Welt durch eine abartige Theatervorstellung. Das Ende des Films lässt eine Frage offen. Wir erklären die Bedeutung.
„Kadaver” und viele weitere Filme und Serien kannst Du übrigens auf Deinem Netflix-Account auch mit Vodafones GigaTV sehen.
Kadaver – die Handlung: Kannibalen-Theater im Schauer-Hotel
In einer dystopischen Welt in der Zukunft hat eine Atomkatastrophe in Norwegen der Bevölkerung sämtliche Lebensgrundlagen zerstört. Es herrscht eine schreckliche Hungersnot, Menschen sterben mitten auf den Straßen. Schauspielerin Leonora (Gitte Witt) und Jacob (Thomas Gullestad) kämpfen zusammen mit ihrer Tochter Alice (Tuva Olivia Remman) ums nackte Überleben.
Während sich Leonora des nachts in grausamen Alpträumen verliert, versucht sie am Tag, sich an jeden Hoffnungsschimmer zu klammern, der ihr in den Sinn kommt, um die aussichtslose Lage irgendwie zu verarbeiten. Ihr Mann Jacob hingegen resigniert von Tag zu Tag mehr, während Alice in einer Welt heranwächst, die kaum trostloser anmuten könnte.
Wie ein Wink des Schicksals erscheint Leonore darum erst recht der alte Mann, der eines Tages Karten für ein ganz besonderes Event in der Stadt verkauft. Es soll sich dabei um ein geheimnisvolles und eindrucksvolles Theaterstück handeln, was in einem prächtigen Hotel vorgeführt wird. Das Highlight des Abends: Jeder Zuschauer soll eine üppige Mahlzeit ganz für sich alleine bekommen. Leonore kann nicht widerstehen und erwirbt drei Karten, vor allem in der Hoffnung, dass Töchterchen Alice den Horror des Alltags für ein paar Stunden vergessen kann.
Doch schon kurz nachdem das Stück beginnt, häufen sich merkwürdige bis verstörende Vorfälle. In dem eigentümlichen Hotel verschwinden Menschen spurlos, es kommt zu blutigen Auseinandersetzungen und schockierenden Entdeckungen. Leonore weiß schon bald nicht mehr, wem hier überhaupt noch zu trauen ist. Und dann verschwindet auch noch Alice spurlos in dem tödlichen Hotel …
Du liebst harten Horror? Wir empfehlen Dir die besten Horrorfilme ab 18!
Kadaver: Das Ende des Films erklärt
Im Laufe des Films wird die kleine Familie schließlich komplett voneinander getrennt. Alice bleibt vorerst verschwunden, während Jacob bei einem Zweikampf mit Schauspieler Lars (Kingsford Siayor) ums Leben kommt. Leonora entdeckt ein geheimes Tunnelsystem in den Wänden des Hotels, das eine höllische Maschinerie dahinter bedient.
Die Theaterzuschauer werden hier grausam umgebracht, zu Mahlzeiten verarbeitet und den nächsten Zuschauern als Festmahl serviert. Außerdem tun sich auch die Angestellten des Hotels inklusive des Theaterintendanten Mathias (Thorbjørn Harr) an den Leichen gütlich.
Alice im Horrorland: Eine Frage der Perspektive
Am Ende von „Kadaver” kann Leo mit ihrer Tochter aus dem Hotel fliehen und Mathias’ Gäste davon überzeugen, dass sie innerhalb des Gebäudes in höchster Gefahr sind. Mathias verschont Alice, weil er selbst einst eine Tochter in ihrem Alter hatte, die aber in seinem Hotel bei einem Feuer ums Leben kam.
Da Alice seiner Tochter stark ähnelt, war selbst der grausame Mathias nicht in der Lage, dem Mädchen etwas anzutun. Als er sie fragt, ob sie in seinem Theaterstück mitspielen will, bejaht sie im Gegensatz zu ihrer Mutter das Angebot. Alice schließt sich der schaurigen Theater-Crew lediglich an, weil ihr kindlicher Verstand noch nicht greift, was Mutter Leo längst begriffen hat. Hier spielt der Film nicht zum ersten Mal mit der Diskrepanz zwischen Schein und Sein, zwischen Wunschvorstellung und Wirklichkeit.
Zu Beginn lässt sich die Familie von dem äußerlich prächtigen Hotel in seinen Bann ziehen. Das üppige Mahl scheint in einer Zeit des Hungers einem Traum gleichzukommen. Das Hotel wird in Leos und Alice’ Gedanken zum absoluten Zufluchts- und Sehnsuchtsort. Doch bald entdeckt Leo, dass es sich in Wirklichkeit um ein tödliches Horror-Hotel handelt.
Die Frage der Perspektive wird außerdem durch die Gemälde an den Wänden des Hotels und das geheime Tunnelsystem thematisiert. Wer durch die mit rotem Samt gesäumten Korridore wandert, glaubt zuerst, sich an einem luxuriösen und absolut sicheren Ort zu befinden. Wer einen Weg ins Tunnelsystem findet, stellt fest, dass es sich in Wirklichkeit bei dem Hotel um ein minutiös geplantes Vernichtungslager handelt.
Tochter Alice wiederum ist noch zu klein und naiv, um hinter die Fassade zu blicken, um eine andere Perspektive einzunehmen. Die Anspielungen auf Lewis Carrolls „Alice im Wunderland” verdeutlichen, wie sehr Menschen, hier vor allem die junge Alice, dem Impuls unterliegen, vor allem das zu glauben, was sie glauben möchten. Das Wunderland entpuppt sich als Horrorland, doch nicht jeder Gast gewinnt diese Erkenntnis früh genug.
Du suchst Horror in Serie? Diese 5 Horrorserien lehren Dich so richtig das Fürchten!
Die letzte Szene: Überleben um jeden Preis?
Das Prinzip des Überlebens des Stärkeren wird nicht nur Alice, sondern auch Leo innerhalb des Films kurzzeitig in Aussicht gestellt, als Mathias ihr anbietet, als Schauspielerin Teil des kannibalischen Theaters zu werden.
Doch die junge Mutter bleibt selbst angesichts der Hoffnungslosigkeit, der Gefahr und der Anarchie der Welt, die sie auch außerhalb des Hotels erwartet, ihren Werten, ihrer Moral und ihrer Humanität treu. In der letzten Szene am Ende des Films stellt sich allerdings die Frage, welchen Vorteil es dem Individuum bringen kann, Menschlichkeit und Zivilisiertheit in jeder Lebenslage beizubehalten, wenn dies den beinahe sicheren Tod bedeutet. Sie entscheidet sich nicht dafür, sich den horrenden Lebensbedingungen der Welt anzupassen und ihre Menschlichkeit zu verdrängen.
Als Leo sich aber im tödlichen Chaos der Welt um sie herum noch einmal dem opulenten Hotel zuwendet, das zwischen Schutt und Asche visuell fast einer Oase gleichkommt, wird ihr bewusst, dass sie ihre sicherste Chance auf ein Überleben für sich und ihre Tochter so gut wie verspielt hat.
Der Film lässt letztlich die Frage völlig offen, ob sie sich angesichts dieser Erkenntnis doch noch einmal umentscheidet. Dieser Ausgang scheint allerdings in höchstem Maße unwahrscheinlich, da die Theaterleute sie nach all den Ereignissen sicherlich nicht mehr in ihren Kreisen aufnehmen würden. Außerdem kann man die Vehemenz, mit der sie Mathias’ Angebot ablehnte, nach wie vor kaum in Zweifel ziehen. Es wirkt unwahrscheinlich, dass sie ihre Prinzipien doch noch über den Haufen werfen würde. Leo bleibt sich und ihren Überzeugungen treu, wird dafür allerdings wahrscheinlich mit ihrem Leben bezahlen.
Du suchst neuen Binge-Stoff? In unserem Netflix-Serien-Guide 2020 findest Du neue Serien-Favoriten!
Wie hat Dir „Kadaver” gefallen? Verrate es uns in den Kommentaren!