Freud, Netflix, Serie, Robert Finster
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Bild aus Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim
Plakat zum Musical-Film Wicked

Freud: Die Kritik zur Crime-Mystery-Serie bei Netflix

Die neue his­torische Mys­tery­serie „Freud” auf Net­flix wid­met sich dem Werde­gang des berühmten Psy­cho­an­a­lytik­ers Sig­mund Freud. Wir ver­rat­en, warum die Serie wider Erwarten eher ent­täuscht und liefern Dir darum im sel­ben Zuge zwei alter­na­tive Seri­en­tipps inner­halb des­sel­ben Gen­res. „Freud” und viele weit­ere Serien kannst Du übri­gens auf Deinem Net­flix-Account auch mit Voda­fones GigaTV sehen.

Was haben „4 Blocks”-Drogenboss Toni Hamady und Sig­mund Freud gemein­sam? Sie sind lei­den­schaftliche Bart­träger, haben ein Faible für beden­kliche Sub­stanzen und ver­danken ihre filmis­chen Man­i­fes­ta­tio­nen ein und dem­sel­ben Regis­seur. Mar­vin Kren durfte sich bere­its für sein her­vor­ra­gend insze­niertes Neuköll­ner Gang­s­ter­dra­ma „4 Blocks” von Serien-Fans und Kri­tik­ern gle­icher­maßen feiern lassen. 

Freud, Netflix, Robert Finster

Robert Fin­ster spielt Sig­mund Freud in Net­flix’ Mys­tery-Hor­ror-Serie „Freud”. — Bild: Net­flix

Den gemein­samen roten Faden sein­er bish­eri­gen Arbeit­en, darunter mehrere „Tatort”-Produktionen, der bru­tale Hor­ror­film „Ramm­bock” und sein neuestes Serien­pro­jekt „Freud”, ortet der 40-jährige Öster­re­ich­er gegenüber dem Medi­en­magazin DWDL vor allem in einem The­ma: „Vielle­icht eine gewisse Fasz­i­na­tion von Gewalt, sei es kör­per­liche, sei es psy­chis­che. Gewalt kommt aus mein­er Sicht zunächst aus dem Herzen. Das zu analysieren, ohne es zu bew­erten, bildet den Kern mein­er gesamten Arbeit”, erläutert Kren. 

So manch­er Filmkri­tik­er hinge­gen kommt um das Bew­erten von Krens erster öster­re­ichis­ch­er Net­flix-Orig­i­nalserie „Freud” kaum herum und gerät dabei wider Erwarten recht zügig in Ver­legen­heit. Denn in den acht Fol­gen um die eher fik­tiv­en Aben­teuer des ikonis­chen Psy­cho­an­a­lytik­ers bek­leck­ert sich wahrlich nie­mand mit Ruhm.

Freud bei Netflix: Die Handlung der historischen Mystery-Thriller-Serie

Wien im Jahr 1886: Der junge Sig­mund Freud (Robert Fin­ster) gilt in der oberen Wiener Gesellschaft und unter vie­len sein­er Ärzte-Kol­le­gen als Spin­ner. Obwohl er fest an die umstrit­tene Meth­ode der Hyp­nose glaubt, misslingt es ihm selb­st immer wieder, sie wirk­sam auszuführen. 

So lange er sich noch nicht mit reellen Erfol­gen brüsten kann, besticht er auch gerne mal seine Haushäl­terin mit der ein oder anderen Dosis Kokain, damit sie vor ein­flussre­ich­er Zuschauer­schaft die durch Hyp­nose geheilte Pati­entin mimt. Auch Freud selb­st frönt lustvoll dem Kokain, versinkt dabei regelmäßig in seel­is­chen Sümpfen des Weltschmerzes oder sehnt sich nach sein­er Fast-Verlobten. 

Freud, Netflix, EllaRumpf

Sexy Medi­um Fleur Salomé (Ella Rumpf) in Nöten: Freud muss der geheimnisvollen Schön­heit helfen …  — Bild: Net­flix

Als er aber Bekan­ntschaft mit dem attrak­tiv­en Medi­um Fleur Salomé (Ella Rumpf) macht, begin­nt er schnell, sich auch bald für sie zu erwär­men. Doch Fleur lei­det unter Visio­nen, in denen sie dem kür­zlich ver­schwun­de­nen Mäd­chen Clara von Schön­feld fol­gt. Zudem find­et Freud bald her­aus, dass die ungarischen Blaublüter Graf Vik­tor (Philipp Hochmair) und Gräfin Sophia von Szápáry (Anja Kling) eine Ver­schwörung vorantreiben und Fleur für ihre Zwecke benutzen wollen.

Zur gle­ichen Zeit sind die Inspek­toren Kiss (Georg Friedrich) und Poschacher einem grausamen Mörder auf der Spur, der eine junge Frau bru­tal ermordete und ver­stüm­melte. Schnell gerät Kiss’ ehe­mals vorge­set­zter Krieg­sof­fizier Georg von Licht­en­berg (Lukas Miko) unter Ver­dacht. Noch dazu haben die bei­den Män­ner eine Rech­nung miteinan­der offen. 

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Soap-Figuren, ergraute Gruselklischees und ein unpassender Sidekick

Es fragt sich nur, wie viele Zuschauer lange genug dran­bleiben, um her­auszufind­en, um welche Rech­nung es sich genau dabei han­delt. Denn schon auf Drehbuch-Ebene hapert es bei „Freud” spür­bar an Sub­stanz und Orig­i­nal­ität. Die drei bis vier unter­schiedlichen Hand­lungsstränge düm­peln in erstk­las­siger Seifenop­er-Manier vor sich hin und find­en nicht sin­nvoll zueinan­der. Noch weniger tun es übri­gens die eindi­men­sion­alen und aal­glat­ten Vorabendserien-Charaktere.

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Anja Kling in kein­er Paraderolle - ihre Gräfin Sophia von Szápáry kommt ein­fach zu soapig daher. — Bild: Net­flix

Schaus­pielerin Anja Kling wirkt in ihrer Rolle der soapig-durchtriebe­nen Gräfin unfrei­willig wie eine Vor­fahrin der schwarz-rot-bek­lei­de­ten „Ver­botene Liebe”-Gräfin Claris­sa von Anstet­ten. Let­ztere stellt in diesem Ver­gle­ich allerd­ings noch die boden­ständi­gere Vari­ante ein­er überze­ich­neten Bösewichtin dar.

Robert Finster als Sigmund Freud: Glatt, seicht, ausdruckslos

Robert Fin­ster, bish­er nur wenig kam­er­aer­probt, spielt einen der bedeu­tend­sten Denker des 20. Jahrhun­derts mit der emo­tionalen Tiefe eines Kinder­plan­schbeck­ens. Zugegeben­er­maßen helfen ihm die sch­ablo­ne­nar­ti­gen und toll­patschi­gen Dialoge und Inter­ak­tio­nen auch nicht ger­ade aus dieser Mis­ere heraus. 

Freud, Netflix, Robert Finster

Als Sig­mund Freud macht Robert Fin­ster buch­stäblich nicht die beste Fig­ur. — Bild: Net­flix

Wenn er bei der Begrüßung der Fam­i­lie im Haus­flur Sätze wie „Es ist wirk­lich schw­er, das Leben. Das hät­tet ihr mir vorher sagen sollen” hölz­ern vor sich her­schiebt, möchte so manch­er Zuschauer tief in einem Loch im Boden oder zumin­d­est in Freuds Ther­a­pie-Couch versinken.

Sig­mund Freuds Kumpel Arthur Schnit­zler (Noah Saave­dra), seines Zeichens ein­er der bedeu­tend­sten Schrift­steller der Wiener Mod­erne, wird in der ORF/Net­flix-Pro­duk­tion betont läs­sig zum seicht­en Gesellschafts-Dandy und Freuds Side­kick degradiert. All denen, die sich bei der Serien­sich­tung schon auf auf­schlussre­iche Szenen dieser his­torischen Män­ner­fre­und­schaft gefreut hat­ten, sei gesagt, dass die Serie ihnen auch dies­bezüglich gehörig den Mit­telfin­ger zeigen wird.

Ausstattung und Kostüme: Historisch sieht anders aus

Zwis­chen schwarzen, drama­tisch wiehern­den Kutsch­pfer­den, dun­klen Kel­lergewöl­ben und abgeschnit­te­nen Glied­maßen lässt „Freud” kein einziges alt­bekan­ntes Klis­chee eines his­torischen Schauer­märchens aus. Es wer­den über­flüs­sige und anonyme Telegramme ver­schickt und schwach motivierte Duelle angezettelt. Während­dessen ver­suchen knarzende Geigen vergebens, die Atmo­sphäre mit Gefahr und Mys­tery zu schwängern.

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Auch in punc­to Ausstat­tung kann Freud kaum überzeu­gen. — Bild: Net­flix

Auch Kulis­sen, Kostüme und filmis­che Stilmit­tel bleiben deut­lich hin­ter dem zurück, was sich so manch­er Net­flix­er wohl erträumt hat­te. Schar­la­tan-Hyp­no­tiseur Freud und seine Mit­stre­it­er hüllen sich in blitzsaubere Kostüme, die unge­fähr so his­torisch anmuten wie das Ultra-HD-Abo von Net­flix. Die Aussätzi­gen und Obdachlosen von Wien hausen in von Ikea-Kerzen aus­geleuchteten Gewölbe-Kulis­sen. So gemütlich, dass man sich zum Auskochen der Knochen glatt zu ihnen gesellen würde. 

Zur größten Krux der wenig mys­ter­iösen Mys­tery-Serie wird allerd­ings im Laufe der Zeit vor allem die unglück­liche Kam­er­aführung. Unstete Schwankun­gen und gele­gentliche Unschär­fen vor ordentlich drapierten Spin­nweben soll­ten wom­öglich dazu dienen, dem Zuschauer die unsicheren Gefilde des Serienuni­ver­sums zu ver­mit­teln, erre­ichen aber inner­halb kürzester Zeit durch ihre Vorherse­hbarkeit genau das Gegenteil. 

Freud, Netflix

Gegen andere Net­flix-Serien erin­nern Kulis­sen und Ausstat­tung von „Freud” an gün­stige Vor­abend­se­rien. — Bild: Net­flix

Die zweifel­hafte Bildäs­thetik gibt es bei dieser Methodik in den meis­ten Ein­stel­lun­gen gratis dazu. Die kon­ven­tionelle Hor­ror-Mys­tery-Mis­chung aus nack­ter Haut, Blut und Gewalt hat keine inszena­torischen Über­raschun­gen zu bieten. Auch ein indi­vidu­elles Sound-Pro­fil lässt „Freud” ver­mis­sen - da kön­nen die Geigen auch noch so unheil­voll vor sich hin knarzen.

Als Fan his­torisch­er Serien bist Du immer auf der Suche nach neuen Lieblings­for­mat­en? Diese geschicht­strächti­gen Serien soll­test Du Dir nicht ent­ge­hen lassen!

Freud: Seichte Mystery-Soap voll mit ungenutztem Serienpotenzial

„Freud” schöpft die span­nen­den Möglichkeit­en eines Serien­for­mats mit der illus­tren Haupt­fig­ur des Psy­cho­an­a­lytik­ers Sig­mund Freud nicht mal im Ansatz aus. Dabei hat­te Regis­seur Kren nach seinem Serien­juwel „4 Blocks” doch so große Ambi­tio­nen: „Ich will mit Freud auch das Unbe­wusste der Stadt zeigen”, erwäh­nt er im Inter­view mit DWDL und erk­lärt weit­er: „Eine Topogra­phie des Ver­drängten, die Seele zwis­chen den Knochenresten“. 

Freud, Netflix, Robert Finster

Sor­ry, Herr Freud! Auf Ihrer Couch nehmen wir für diese Staffel nicht mehr Platz. — Bild: Net­flix

Das, was let­ztlich aus „Freud” gewor­den ist, gle­icht iro­nis­cher­weise ein­er recht buch­stäblich freud­losen Suche nach der Seele ein­er Serie über den Begrün­der der Psy­cho­analyse. Wir kon­nten sie nicht aus­find­ig machen. Auch nicht zwis­chen den Knochenresten.

Serien wie Freud - nur besser: Unsere Serientipps für historische Crime-Mystery-Serien

Wenn Du nach diesem ent­täuschen­den Faz­it mehr denn je nach Empfehlun­gen für neue his­torische Mys­tery-Crime-Serien suchst, dann haben wir zwei pack­ende For­mate für Deinen näch­sten Serien-Binge parat. 

In „The Alienist − Die Einkreisung” nehmen uns Daniel Brühl und Dako­ta Fan­ning mit auf die uner­müdliche Jagd nach einem Serienkiller ins New York des Jahres 1896. Hier ste­ht zwar keine Psy­cho­analyse im Vorder­grund, dafür aber die Geburt der Krim­i­nalpsy­cholo­gie. Sto­ry, Ausstat­tung und Darsteller kön­nen sich sehen lassen!

The Alienist - Die Einkreisung, Daniel Brühl

Als der „Alienist” ver­sucht Daniel Brühl im New York des 19. Jahrhun­derts die Krim­i­nalpsy­cholo­gie zu etablieren. — Bild: Net­flix

Mit ein­er Extra­por­tion Mys­tik kann auch die his­torische Crime-Serie „Taboo” glänzen. Kein Gerin­ger­er als Hol­ly­wood­star Tom Hardy spielt hier den tot­geglaubten, geheimnisvollen Sohn eines betucht­en Lon­don­er Kauf­manns. Vor der Kulisse des Britisch-Amerikanis­chen Krieges ver­fol­gt er als James Delaney eine düstere Mis­sion, bei der er sich sowohl Gang­ster der übel­sten Sorte als auch schaman­is­che Magie zunutze macht. 

Cle­vere Intri­gen, ein überzeu­gen­der geschichtlich­er Back­ground und eine Rolle, die Tom Hardy wie auf den Leib geschnei­dert wirkt – all das macht „Taboo” zu ein­er würdi­gen Serienempfehlung. 

Kein Zweifel, dass diese bei­den hochkaräti­gen his­torischen Crime-Mys­tery-Serien Dich sich­er über die Ent­täuschung des öster­re­ichis­chen Net­flix-Orig­i­nals „Freud” hin­wegtrösten werden.

GigaTV Film-Highlights

Wie hat Dir Freud” gefall­en und was sind Deine lieb­sten Mys­tery-Serien? Ver­rate es uns in den Kommentaren!

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