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Netflix‘ Der größte Kunstraub der Geschichte: Die wahre Story des Kriminalfalls
Im März 1990 rauben zwei Täter Kunstwerke im Wert von einer halben Milliarde US-Dollar aus einem Bostoner Museum. Der Coup gilt als größter Kunstraub der Geschichte und ist bis heute nicht aufgeklärt. Jetzt will Netflix mit einer Dokumentation Licht ins Dunkle bringen. Hier erfährst Du die wahre Story hinter dem Kriminalfall.
In einer Märznacht 1990 verschwanden 13 Kunstwerke aus dem „Isabella Stewart Gardner Museum” in Boston. Darunter befanden sich Gemälde von Rembrandt, Vermeer und Manet. Der Fall sorgte für weltweite Schlagzeilen, jahrzehntelange FBI-Ermittlungen und jede Menge Spekulationen. Die Beute ist bis heute verschwunden, die Täter wurden nie gefasst. Es gibt viele Verdächtige und nur wenige Spuren. In der Netflix-Doku „Der größte Kunstraub der Geschichte” kommen jetzt Zeugen, Ermittler und Experten zu Wort.
Der größte Kunstraub: Die wahre Geschichte hinter dem Kriminalfall
Es ist die Nacht vom 17. auf den 18. März 1990: Ganz Boston feiert den St. Patricks Day. Ganz Boston? Nein, im Gardner Museum schieben die beiden Wachleute Rick A. und Randy H. ihren Dienst. Das Gardner ist ein kleines Privatmuseum, das vorwiegend europäische Kunst zeigt. Seit den 1920er-Jahren hängen die Bilder unverändert in einer Dauerausstellung in den altmodischen Räumen – so wollte es die Stifterin Isabella Stewart Gardner.
Gegen 1.20 Uhr klingeln zwei unangekündigte Besucher am Seiteneingang des Museums. Sie tragen Polizeiuniformen und behaupten, sie müssten einer Störungsmeldung nachgehen. Rick A. sieht die beiden Männer auf der Videosprechanlage in der Sicherheitszentrale und lässt sie herein. Sein Kollege Randy H. macht zu dieser Zeit seinen Rundgang. Unter einem Vorwand locken die vermeintlichen Polizisten Rick A. aus seinem Kabuff mit dem einzigen Alarmknopf im Haus und überwältigen ihn.
Wenig später gerät auch Randy H. in die Gewalt der Täter. Mit den Worten „Dies ist ein Überfall, Gentlemen!“ fesseln und knebeln sie die Wachleute und bringen sie in den Keller. Dann starten die beiden Eindringlinge ihren Raubzug. In den nächsten gut achtzig Minuten schneiden sie Gemälde aus ihren Rahmen, greifen sich weitere Kunstwerke und schaffen die Beute in ihr Auto am Seiteneingang.
Eine Videoüberwachung im Haus gibt es nicht, lediglich Bewegungsmelder erfassen die Aktionen der Räuber, und auch das nur lückenhaft. Gegen 2.45 Uhr verlassen die Ganoven das Gardner Museum – im Gepäck 13 Kunstwerke.
Reiche Beute aus dem Gardner Museum Boston
Die Räuber ließen einige äußerst wertvolle Stücke im Museum hängen. So verschmähten sie Werke von Raffael, Botticelli, Michelangelo und Tizian, was nicht unbedingt für ihren Sachverstand spricht.
Was sie an Werten zusammenrafften, ist dennoch beträchtlich: Die Beute umfasst zwei Gemälde und eine Radierung von Rembrandt und je ein Gemälde von Jan Vermeer, Govaert Flinck und Édouard Manet. Dazu kommen fünf Zeichnungen von Edgar Degas, ein antikes chinesisches Bronzegefäß und ein bronzener Adler aus dem frühen 19. Jahrhundert.
Der Gesamtwert wurde im Jahr 2000 auf 500 Millionen Dollar geschätzt. Mittlerweile dürfte er bei etwa 600 Millionen Dollar liegen. Damit ist es der Kunstdiebstahl mit der wertvollsten Beute der Kriminalgeschichte. Die wertvollsten Stücke sind die Ölbilder „Das Konzert“ von Jan Vermeer und „Christus im Sturm auf dem See Genezareth“ von Rembrandt van Rijn. Beide zusammen bringen es auf einen Schätzwert von mindestens 350 Millionen Dollar.
Bis heute sind weder diese noch die anderen Werke aus dem Kunstraub von Boston je wieder aufgetaucht. Daran hat auch die vom Museum ausgelobte Belohnung von zehn Millionen US-Dollar nichts ändern können. Ähnlich frustrierend wie die Suche nach der Beute verlief außerdem die Fahndung nach den Tätern.
Das sind die Verdächtigen im größten Kunstraub der Geschichte
Wegen der übergeordneten Bedeutung des Kunstraubs von Boston übernahm noch am 18. März 1990 das FBI die Ermittlungen. Ins Visier der Ermittler geriet zunächst der Wachmann Rick A. Er hatte sich in der Tatnacht auffällig verhalten, unter anderem hatte er sich am Seiteneingang zu schaffen gemacht. A. beteuerte seine Unschuld – und die Ermittler trauten ihm die Tat auch nicht wirklich zu. Erfolg versprechendere Spuren führten ins organisierte Verbrechen.
Boston war zu jener Zeit Hochburg rivalisierender Mafiabanden. Einer der Bosse war James „Whitey“ Bulger. Der Raub fand in „seinem Revier“ statt, zudem hatte er Kontakt zur Irisch-Republikanischen Armee in Boston, die ihren Terror in Großbritannien auch mit Kunstrauben finanzierten. Mithilfe korrupter Polizisten konnte Bulger untertauchen, erst 2011 wurde er wegen anderer Delikte verhaftet, schließlich 2018 im Gefängnis ermordet. Das FBI konnte ihm den Raub bislang nicht nachweisen.
Die Ermittler hatten auch etliche andere Gangster aus der Stadt auf dem Zettel, etwa den Hochstapler Brian McDevitt, der bereits mit einem versuchten Kunstraub auffällig geworden war. Oder die Bostoner Patriarca-Familie, deren Boss Bobby Donati angeblich einen Gefolgsmann mit den geraubten Kunstwerken aus dem Gefängnis freipressen wollte.
FBI hat Täter angeblich identifiziert – ihre Identität bleibt aber geheim
2013 verkündete das FBI, die Täter mit großer Sicherheit identifiziert zu haben – es handele sich um Mitglieder einer an der US-Ostküste ansässigen kriminellen Organisation, also einer Mafiabande. Zur Identität der Täter machte das FBI keine Angaben. Aber es gibt Hinweise darauf, dass sie der sogenannten Merlino-Gang zuzurechnen sind, die bereits Anfang der 80er-Jahre einen Überfall auf das Gardner Museum Boston geplant haben soll. Auch nach 31 Jahren bleiben allerdings noch viele Fragen offen.
Ob die Netflix-Doku einige davon beantworten kann? Regisseur Colin Barnicle verspricht jedenfalls zumindest etwas Aufklärung. Selbst wer alles zum Kunstraub von Boston gelesen und gehört habe, werde Neues erfahren, sagte er in einem Interview. „Und wir können ein Fazit ziehen.“
Der größte Kunstraub der Geschichte auf Netflix
Netflix zeigt die vierteilige Doku Der größte Kunstraub der Geschichte ab dem 7. April 2021. Verantwortlich für die Produktion ist Tribeca Film, die New Yorker Filmproduktionsgesellschaft von Hollywoodstar Robert De Niro und Filmproduzentin Jane Rosenthal.
Tribeca Film war unter anderem beteiligt an den Filmen „The Irishman“ (2019), „Bohemian Rhapsody“ (2018) und „Public Enemies“ (2008).
Eine Geschichte wie aus einem Thriller – würdest Du Dir auch die Netflix-Doku anschauen? Schreib es uns in einem Kommentar.
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