Natalie Portman, Julianne Moore
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Zwei Schauspieler mit Filmklappe am Set
Gina Rodriguez und Tom Ellis in Players
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May December: Das Ende des Melodrams erklärt

Im neuesten Film von Regis­seur Todd Haynes liefern sich Julianne Moore und Natal­ie Port­man einen düster-komö­di­antis­chen Machtkampf um Mann, Fam­i­lie und Wahrheit. Hier find­est Du das Ende von „May Decem­ber” erk­lärt.

Der Film von Todd Haynes („Vel­vet Gold­mine”) startete am 17. Novem­ber 2023 in den US-Kinos und tauchte bere­its wenig später bei Net­flix auf. Der Stream­ing­di­enst sicherte sich näm­lich May Decem­ber nach der Welt­premiere beim Film­fes­ti­val in Cannes 2023, wo der Film für die Gold­ene Palme nominiert war, aber bei der Preisver­lei­hung leer aus­ging.

Am 1. Dezem­ber 2023 wan­derte er in das Net­flix-Ange­bot, allerd­ings nur in den USA und Kana­da. Ob und wann Du May Decem­ber auch hierzu­lande bei Net­flix strea­men kannst, ist noch nicht bekan­nt. Fest ste­ht inzwis­chen aber, dass der Film in Deutsch­land in die Kinos kommt. Start­ter­min ist der 6. Juni 2024.

Darum geht’s in May December

May Decem­ber (in den USA ein Aus­druck für Paare mit deut­lichem Alter­sun­ter­schied) erzählt die Geschichte von Eliz­a­beth (gespielt von Natal­ie Port­man), ein­er Schaus­pielerin, die sich im Haus von Gra­cie (Julianne Moore) und Joe (Charles Melton) ein­nis­tet. Sie will für ihren näch­sten Film recher­chieren, ein Dra­ma über das Leben des Paares. Gra­cie und Joe haben drei Kinder: Col­lege-Boy Hon­or und die Zwill­inge Char­lie und Mary, die kurz vor ihrem High­school-Abschluss ste­hen.

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Die Ver­gan­gen­heit des Paares hat es in sich: Die inzwis­chen 59-jährige Lehrerin Gra­cie löste einst einen Skan­dal aus, als sie mit dem Siebtk­lässler Joe im Lager­raum ein­er Zoohand­lung beim Sex erwis­cht wurde. Sie brachte ihr Baby im Gefäng­nis zur Welt und hat nun ein schein­bar glück­lich­es Leben mit dem mit­tler­weile 36-jähri­gen Joe (Charles Melton) und ihren gemein­samen Kindern aufge­baut.

Eliz­a­beths inten­sives Rol­len­studi­um belastet die Beziehung zwis­chen Gra­cie und Joe. Schließlich hat sie eine intime Begeg­nung mit Joe, um an einen Brief von Gra­cie zu gelan­gen. Die sex­uell aufge­ladene Sit­u­a­tion weckt seine Neugi­er, während er sich bewusst wird, dass sein Leben noch vor ihm liegt – aber die Beziehung zu Gra­cie Ein­schränkun­gen mit sich bringt.

Gra­cie scheint unter­dessen ihre Opfer­rolle zu zele­bri­eren. Die aufges­taute Frus­tra­tion führt zur Hochspan­nung, als die Mut­ter am Mor­gen der Abschlussfeier ihrer Kinder abwe­send ist. Die Befürch­tun­gen erweisen sich jedoch als unbe­grün­det. Der Film endet mit ein­er Szene, in der Eliz­a­beth in ihrem Film­pro­jekt als Gra­cie auftritt – und ganz und gar in ihrer Rolle aufge­ht.

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Mit May Decem­ber liefert Haynes eine scharfe, dun­kle Komödie mit fes­sel­nden Dar­bi­etun­gen in ein­er Geschichte, die zum Nach­denken anregt und sich mit unser­er Wahrnehmung der Wahrheit beschäftigt. Die Hand­lung des Films wirft nicht nur Licht auf die Ver­gan­gen­heit, son­dern beleuchtet auch die kom­plexe Dynamik inner­halb der Fam­i­lie.

May Decem­ber stellt Fra­gen zu Liebe, Verge­bung und den Schat­ten­seit­en men­schlich­er Beziehun­gen, während der Film auch komö­di­antisch die Vielschichtigkeit der Charak­tere in den Vorder­grund rückt. Das alles führt zu einem fes­sel­nden Finale, das neben den Kon­fronta­tio­nen auch einige lustige Momente bietet.

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Der Film enthält inter­es­sante The­men wie die Suche nach eigen­er Wahrheit und wie es ist, nach einem großen Skan­dal Nor­mal­ität einzu­fordern. Zugle­ich fes­selt May Decem­ber durch seine moralis­che Ambivalenz, er bleibt am Ende mehrdeutig.

Der Film nimmt keine ein­deutige Posi­tion zu den Hand­lun­gen von Gra­cie und Eliz­a­beth ein, son­dern über­lässt dies den Zuschauer:innen: Eliz­a­beths mögliche Gren­züber­schre­itun­gen und Ein­mis­chun­gen in die Beziehung von Gra­cie und Joe bieten Raum für Diskus­sion, genau­so wie Gra­cies Selb­stver­ständ­nis, authen­tisch zu sein. May Decem­ber zeigt schließlich auf raf­finierte Weise, dass es immer ver­schiedene Per­spek­tiv­en auf eine Geschichte gibt.

Ist Elizabeth genauso verkorkst wie Gracie oder schauspielert sie nur?

Eliz­a­beth, zu Beginn des Films eine nor­male, möglicher­weise etwas zu lei­den­schaftliche Schaus­pielerin, ist fasziniert von Gra­cies Geschichte und strebt an, sie authen­tisch zu spie­len. Sie beobachtet Gra­cie inten­siv und führt in aller Ruhe ihre Recherche durch. Im Ver­lauf des Films zeigen sich jedoch Risse in Eliz­a­beths Gelassen­heit. Sie übern­immt Ver­hal­tensweisen von Gra­cie, drängt und stellt Fra­gen, auch wenn Gra­cies Fam­i­lie sich unwohl fühlt.

Alles ändert sich, als Eliz­a­beth mit Joes Gefühlen spielt und zu „Forschungszweck­en“ mit ihm schläft. Obwohl ihre wahren Motive nicht klar genan­nt wer­den, scheint sie mit­tler­weile Gefall­en daran zu find­en, sich wie Gra­cie zu ver­hal­ten. Ob sie inner­lich ähn­lich düstere und ver­drehte Ansicht­en hat wie Gra­cie, bleibt unklar.

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Die Schlussszene, die Eliz­a­beth beim Film­dreh zeigt, bildet den Höhep­unkt dieser Entwick­lung. Ohne mit der Wim­per zu zuck­en, schal­tet sie bei ihrem 13-jähri­gen Co-Star, der Joe spielt, in den Ver­führerin­nen-Modus.

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Joe ist mit 36 Jahren nicht kindisch, aber im Ver­gle­ich zu Gra­cie zeigt er ein jün­geres Ver­hal­ten. Durch seine frühe Kon­fronta­tion mit dem Erwach­sen­wer­den ver­schwim­men die ver­schiede­nen Reifestufen bei ihm. Trotz sein­er Rolle als guter Vater zeigt der Film, dass er für die Fam­i­lie, die er hat, zu jung ist. Für seine Teenag­er-Kinder ist er eher Fre­und als Vater.

Nach dem Ver­lust sein­er Jugend erlebt er diese Phase durch seine Kinder erneut. Zunächst fest davon überzeugt, dass seine Beziehung zu Gra­cie in Ord­nung ist, kom­men Zweifel auf, als Eliz­a­beth auf­taucht. Sie ist jung, in seinem Alter, und zeigt Inter­esse an ihm. Ob authen­tisch oder nicht: Auch er fühlt sich von ihr ange­zo­gen. Als Gra­cie sich auch noch über­mäßig auf Eliz­a­beth fix­iert, fühlt er sich aus­ge­gren­zt und sucht Trost bei der Schaus­pielerin.

Nach dem Sex merkt er jedoch, dass sie ihn nur benutzt, um Gra­cie bess­er ken­nen­zuler­nen, und ist ver­let­zt. Am Ende wird ihm klar, dass bei­de Frauen ihn nicht so sehr mögen, wie er sie mag. Trotz­dem erscheint er zur Abschlussfeier sein­er Kinder, wenn auch mit Trä­nen in den Augen. Ob er zu Gra­cie zurück­kehrt oder nicht, bleibt der Fan­tasie des Zuschauers über­lassen.

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