Der vietnamesische Kriegsfotograf Nguyễn Thành Nghệ
© © 2025 Netflix, Inc.
Auf dem Bild zum Scrubs Reboot sind die Hauptcharaktere aus der Serie in einer humorvollen Gruppenaufnahme zu sehen. Von links nach rechts stehen Dr. Bob Kelso (Ken Jenkins) mit einem Skelett, Dr. Cox (John C. McGinley) mit verschränkten Armen, Dr. Elliot Reid (Sarah Chalke) in blauer Kleidung, J.D. (Zach Braff) sitzend mit Stethoskop, Turk (Donald Faison) in grüner Kleidung, der Hausmeister (Neil Flynn) mit einem Wischmopp und Carla (Judy Reyes) in orangefarbener Kleidung. Die Szene ist lebendig und voller Witz.
Havana Joy als Anna-Maria Mozart in der Serie "Mozart/Mozart".

The Stringer: Wer steckt hinter dem Foto? Die wahre Geschichte

„Napalm Girl“ zählt zu den bekan­ntesten Fotos der Welt. Nick Út gilt als Urhe­ber der Auf­nahme aus dem Viet­namkrieg. Jet­zt weckt die Doku „The Stringer: Wer steckt hin­ter dem Foto?“ Zweifel an der Urhe­ber­schaft. Hat jemand anders das Foto geschossen? Welche Vor­würfe die Doku erhebt, erfährst Du hier.

Regis­seur Bao Nguyen sorgt für Auf­se­hen: Erzählt sein Film „The Stringer: Wer steckt hin­ter dem Foto?“ die wahre Geschichte hin­ter dem Viet­nam-Foto, das 1972 für Auf­se­hen sorgte? Kritiker:innen sind sich jeden­falls einig, dass die Doku ein bedeu­ten­des Werk des Jour­nal­is­mus ist, denn es hin­ter­fragt die offiziellen Nar­ra­tive großer Nachrichtenkonzerne.

Wie viel Wahrheit dahin­ter­steckt, muss sich zeigen, denn die Asso­ci­at­ed Press leugnet alle Vor­würfe. Das ändert nichts daran, dass die von Net­flix gekaufte Doku ihre Zuschauer:innen zum Nach­denken anre­gen wird. Sie erscheint am 28. Novem­ber 2025 bei dem Streamingdienst.

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8. Juni 1972: Ein Foto, das Geschichte schrieb

Es gibt kaum eine Per­son, die das Foto „Napalm Girl“ nicht ken­nt. Schließlich han­delt es sich um das wohl berühmteste Bild aus dem Viet­namkrieg. Die wahre Geschichte dahin­ter ken­nen jedoch nicht viele: Es ist der 8. Juni 1972, als das Foto entste­ht. Der Viet­namkrieg wütet seit 17 Jahren. Die USA sind zu diesem Zeit­punkt seit 1964 offizielle Kriegspartei.

Das Foto, von dem die Rede ist, trägt den offiziellen Titel „The Ter­ror of War“. Es ist vie­len jedoch unter dem unsen­si­blen Spitz­na­men „Napalm Girl“ bekan­nt. Darauf zu sehen: mehrere viet­name­sis­che Kinder auf der Flucht vor einem Luftan­griff. In der Mitte der Auf­nahme das damals neun­jährige Mäd­chen Phan Thi Kim Phúc, gän­zlich unbek­lei­det, schw­er ver­bran­nt und mit vor Angst verz­er­rtem Gesicht. Hin­ter der Gruppe Kinder laufen amerikanis­che GIs vor einem dunkeln Rauchschleier.

Das Napalm-Mädchen: Die wahre Geschichte hinter dem Foto

Was wenige wis­sen: Der Grund, warum die Kinder auf dem Foto um ihr Leben ren­nen, ist nicht etwa ein nord­viet­name­sis­ch­er Angriff. Tat­säch­lich han­delt es sich um einen tragis­chen Fall von Friend­ly Fire, also Eigenbeschuss. Die süd­viet­name­sis­che Air Force warf irrtüm­licher­weise Napalm über fliehen­den Zivilist:innen ab – sie wur­den nahe der umkämpften Stadt Trảng Bàng für den nord­viet­name­sis­chen Feind gehalten.

Astroworld-Fes­ti­val: Die wahre Geschichte hin­ter der Tragödie

Das Foto, so das bish­erige Nar­ra­tiv, schießt Nick Út, der damals für die Asso­ci­at­ed Press arbeit­et. Eige­nen Angaben zufolge bringt Út die durch Napalm schw­er ver­let­zte Phúc sowie andere Kinder der Gruppe unmit­tel­bar nach der Auf­nahme ins Barsky Hos­pi­tal in Saigon. Das Foto „The Ter­ror of War“ verkauft er an die Asso­ci­at­ed Press, die es zunächst mit dem Titel „Acci­den­tal Napalm Attack“ veröf­fentlicht. 1973 erhält Út dafür renom­mierte Preise wie den Pulitzer­preis und die Ausze­ich­nung „World Press Pho­to of the Year“.

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Welche Vorwürfe erhebt The Stringer?

Bis 2025 scheint die Geschichte hin­ter dem welt­bekan­nten Foto gut doku­men­tiert. Mit der Welt­premiere von „The Stringer“ beim Sun­dance Film Fes­ti­val 2025 ändert sich jedoch alles.

In der Doku­men­ta­tion stellt der US-viet­name­sis­chen Regis­seur Bao Nguyen gemein­sam mit dem Kriegs­fo­tografen Gary Knight die Urhe­ber­schaft von Út infrage. Recherchen, die bere­its 2022 begin­nen, weisen darauf hin, dass damals ein soge­nan­nter Stringer das berühmte Foto schießt, also ein:e Freelancer:in. Laut Doku­men­ta­tion soll es sich um Nguyễn Thành Nghệ han­deln, ein viet­name­sis­ch­er Fotograf, der das AP-Team am 8. Juni 1972 begleitet.

Der vietnamesische Kriegsfotograf Nguyễn Thành Nghệ

Laut der Doku­men­ta­tion „The Stringer” hat dieser Mann das berühmte Foto geschossen: Nguyễn Thành Nghệ. — Bild: © 2025 Net­flix, Inc.

Was ergeben die Recherchen in The Stringer?

Im Zen­trum der 100-minüti­gen Doku ste­ht die zwei­jährige Suche nach der Wahrheit, ange­führt von Gary Knight und seinem Reporterteam. Knight merkt an, dass er bere­its vor Jahren Gerüchte über die eigentliche Urhe­ber­schaft des Fotos hörte – und zwar vom damals in Saigon sta­tion­ierten AP-Edi­tor Carl Robinson.

Robin­son habe damals mehrere Auf­nah­men aus Trảng Bàng von Út sowie Fotos von viet­name­sis­chen Freelancer:innen erhal­ten. Laut Robin­son wählte der dama­lige AP-Foto-Edi­tor Horst Faas das Bild aus und wies Robin­son an, es Nick Út zuzuschreiben. Die mögliche Moti­va­tion dahin­ter: Út hat­te sieben Jahre zuvor seinen Brud­er Huỳnh Thanh Mỹ, eben­falls Fotograf in Viet­nam, im Krieg verloren.

„Die Wahrheit über Jussie Smol­let?” Die Geschichte hin­ter der Doku

Die Doku­men­ta­tion zeigt zudem Inter­views mit dem Brud­er von Nguyễn Thành Nghệ: Er bestätigt, Nguyễn zum AP-Büro gefahren zu haben, wo er die Fotos für 20 US-Dol­lar verkaufte. 55 weit­ere Inter­views mit Expert:innen und Zeitzeug:innen sowie 3D-Nach­stel­lun­gen vom Ort des Geschehens sollen die Vor­würfe untermauern.

Welche Auswirkungen hat die Doku auf Nick Út?

Der langjährige AP-Fotograf Nick Út stre­it­et genau wie die Asso­ci­at­ed Press alle Vor­würfe ab. Auf­grund man­gel­nder Beweise hat AP die Urhe­ber­schaft des Fotos bish­er nicht geändert.

Anders sieht das bei der Organ­i­sa­tion World Press Pho­to aus, die Út 1973 ihren renom­mierten Foto-Award ver­lieh. Hier wird das Foto „The Ter­ror of War“ bis auf unbes­timmte Zeit anonym und ohne die Angabe der Urhe­ber­schaft geführt.

Der Hin­ter­grund: Eigene Unter­suchun­gen von World Press Pho­to bestäti­gen die Vor­würfe der Doku­men­ta­tion. Hierzu zogen Expert:innen auch Posi­tion­s­analy­sen her­an, die darauf hin­weisen, dass Út sich sehr wahrschein­lich nicht in der Posi­tion befun­den haben kann, um das Foto aufzunehmen.

Alle Fakten zusammengefasst: Was spricht gegen Út als Urheber?

Wir fassen noch ein­mal alle Fak­ten zusam­men, die Nick Úts Urhe­ber­schaft anzweifeln. Zumin­d­est, wenn wir davon aus­ge­hen, dass „The Stringer“ die wahre Geschichte erzählt:

  • Nick Út bringt zwar das Mäd­chen Phúc ins Kranken­haus, ist jedoch nicht der Einzige, der die Ver­let­zten fotografiert.
  • Nick Út und Nguyễn Thành Nghệ reichen ihre Auf­nah­men von den ver­let­zten Kindern und Zivilist:innen am sel­ben Tag bei der Asso­ci­at­ed Press ein.
  • Der dama­lige AP-Foto-Edi­tor in Saigon, Carl Robin­son, habe von seinem Vorge­set­zten Horst Faas die Anweisung bekom­men, das Foto Nick Út zuzuschreiben.
  • World Press Pho­to nimmt eigene Unter­suchun­gen vor: Sie stellen Nick Úts Dis­tanz zum Foto­mo­tiv infrage.

Du willst noch mehr wahre Geschicht­en lesen? Dann ist vielle­icht die Aufar­beitung der soge­nan­nten Ocean­Gate-Katas­tro­phe etwas für Dich:

„Ocean­Gate”: Die wahre Geschichte hin­ter dem Titan-Unglück


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