Future Stories: Neil Harbisson hört Farben mit künstlichem Sinnesorgan
Auf dem Bild ist eine Person in einem orangefarbenen Hemd zu sehen, die konzentriert an einem Laptop arbeitet. Die Hände tippen aktiv auf der Tastatur, während der Arbeitsplatz mit einem gelben Schreibtisch und dunkler Unterlage modern und aufgeräumt wirkt. Das Bild symbolisiert produktives Arbeiten mit verschiedenen ChatGPT-Versionen in einer ruhigen Umgebung.

Future Stories: Wie Neil Harbisson mit dem „Internet der Sinne“ Farben hört

Musik malen, UV-Licht spüren, Far­ben hören: Für Neil Har­bis­son gehören diese Fähigkeit­en zum All­t­ag dazu. Der far­ben­blinde Kün­stler nimmt die Welt mit einem kün­stlichen Sin­nesor­gan wahr. Wir stellen ihn Dir vor und erzählen Dir, was seine Inter­pre­ta­tion des „Inter­nets der Sinne“ ist. So aufre­gend ist die Zukun­ft. Ready?

„Früher habe ich mein Out­fit so gewählt, dass ich gut ausse­he. Heute ziehe ich mich so an, dass ich gut klinge.“ Dieser Logik fol­gt Neil Har­bis­son wegen der länglichen Antenne, die aus seinem Kopf zu wach­sen scheint. Um seine Farb­blind­heit zu kom­pen­sieren, entsch­ied sich der gebür­tige Brite vor mehr als 15 Jahren für einen ungewöhn­lichen Schritt: Er hat sich ein kün­stlich­es Sin­nesor­gan einpflanzen lassen, wom­it er die Welt auf ganz neue Weise wahrnimmt.

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Neil Harbisson hört die Welt bunt

Seit sein­er Geburt lei­det Neil an ein­er sel­te­nen Sehkrankheit namens Achro­matop­sie, weshalb er nur in Graustufen sieht. Als Kind habe er zwar gewusst, dass hin­ter dem „Rosaroten Pan­ther“ oder den „Gel­ben Seit­en“ irgendwelche Konzepte steck­en müssen, ver­stand sie aber nicht. Mit der Zeit reifte der Wun­sch, ver­schiedene Dimen­sio­nen des Sehver­mö­gens begreifen zu wollen. Denn: „Far­ben sind immer ein The­ma. Men­schen sprechen jeden Tag darüber. Keine Far­ben wahrnehmen zu kön­nen, schafft eine Bar­riere zwis­chen Dir und der Gesellschaft“, sagt Neil.  2003 war es dann so weit, der Plan für ein neues Sin­nesor­gan stand. Mit 21 Jahren ließ sich Neil ein kyber­netis­ches Gerät samt Antenne und Chip in den Hin­terkopf implantieren. Obwohl er die Antenne jed­erzeit abnehmen kön­nte, trägt er sie auch beim Schlafen und Duschen.

Ein Sen­sor an der Anten­nen­spitze nimmt Farbfre­quen­zen in seinem Sicht­feld auf, über­set­zt das Licht­spek­trum in den hör­baren Schall­bere­ich und überträgt es als Vibra­tion auf Neils Schädel­knochen. So kann er als soge­nan­nter Cyborg (aus dem Englis­chen von „cybernet­ic organism“) Far­ben „hören“, Klang­bilder malen und entwirft sog­ar Klei­dungstücke, die (für ihn) wie ein Musik­stück klingen.

Nach einem Upgrade der smarten Antenne kann Neil nicht mehr nur das sicht­bare Licht­spek­trum wahrnehmen, son­dern auch Infrarot und ultra­vi­o­lette Wellen. So „hört“ er zum Beispiel auch Bewe­gungsmelder und Sonnenstrahlen.

Vernetzt und daueronline: Künstler mit smartem Sinn

Auch wenn es den Ein­druck erweckt: Mit diesen über­men­schlichen Fähigkeit­en wollte sich Neil keine Superkräfte ver­lei­hen, son­dern lediglich seine Sinne erweit­ern. Dabei ging es dem Begrün­der der Cyborg Foun­da­tion nie darum, mehr Mas­chine als Men­sch zu wer­den, son­dern – so para­dox es klingt – der Natur näher zu kom­men. Eine Antenne in Form von Füh­lern ist schließlich bei vie­len Tier­arten eben­so nor­mal wie die Fähigkeit, Infrarot und UV-Licht wahrzunehmen.

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„Ich fühle mich, als wäre ich Technologie“ 

Es ist keine Soft­ware, die die elek­tro­n­is­chen Klänge in Neils Kopf erzeugt, son­dern sein Gehirn. Der Aktivist brauchte mehrere Monate, bis er die neuen Impulse richtig zuord­nen kon­nte und musste seinen Farb-Sinn über drei Jahre regel­recht aus­bilden. Heute empfind­et er sich als Ein­heit mit dem kün­stlichen Sin­nesor­gan und beze­ich­net sich selb­st als eben auch „fachgerecht“ als Cyborg: „Ich habe nicht das Gefühl, dass ich Tech­nolo­gie nutze oder trage. Ich füh­le mich wie eine Technologie.”

Zwischen Prothesen und Exoskeletten: Technik gegen das Handicap

Neil hat lange mit den britis­chen Behör­den gerun­gen, bis er sich mit Antenne in seinem Pass ablicht­en lassen durfte und sich nun als erster staatlich anerkan­nter Cyborg ausweisen kann. Heute set­zt er sich mit sein­er Cyborg Foun­da­tion für die Rechte und Akzep­tanz von Men­schen ein, die mit Tech­nik ein Hand­i­cap aus­gle­ichen und ihre Fähigkeit­en erweit­ern möcht­en. Dafür braucht es nicht gle­ich so einen drastis­chen Ein­griff wie ein fest „ver­bautes“ Implan­tat. Dass beispiel­sweise auch bion­is­che Prothe­sen kör­per­lich eingeschränk­ten Men­schen mehr Leben­squal­ität schenken kön­nen, zeigt Bertolt Mey­er, den wir Dir in unser­er Rei­he bere­its vorgestellt haben.

Vom Internet der Dinge zum Internet der Sinne

Um die Öffentlichkeit für die Möglichkeit­en durch den dig­i­tal­en Fortschritt zu sen­si­bil­isieren, reist Neil um die Welt und stellt auf inter­na­tionalen Ver­anstal­tun­gen seine Vision vom Men­sch-Maschi­nen-Zeital­ter vor. Intel­li­gente All­t­ags­geräte und Wear­ables im Inter­net der Dinge erweit­ern den Raum des men­schlich Wahrnehm­baren: Smart-Meter machen unsicht­bare Umwelt­fak­toren sicht­bar, Fit­nesstrack­er „fühlen“ Deine Vital­w­erte, Autos „sehen“, was sich außer­halb Deines Sicht­feldes befind­et. „Ich sehe die Zukun­ft als das Inter­net der Sinne“, beschreibt der Avant­garde-Kün­stler seine Vision.

Gigabit-Zeitalter eröffnet eine Welt neuer Möglichkeiten – Ready?

Diese Zukun­ft ste­ht auch für Neil noch ganz am Anfang. Mit der Ein­führung von 5G, dem Mobil­funk­stan­dard der fün­ften Gen­er­a­tion, wird sich eine Vielzahl weit­er­er, ganz neuer Anwen­dun­gen ergeben.

Dass bei all diesen Ideen stets der Men­sch im Mit­telpunkt ste­ht und die Tech­nik beherrscht, verdeut­licht Har­bis­son selb­st. Der far­ben­blinde Tech-Pio­nier ist ein beein­druck­endes Beispiel dafür, wie die Dig­i­tal­isierung Men­schen mit ein­er kör­per­lichen Ein­schränkung mehr Leben­squal­ität schenken kann und die Gren­zen des Möglichen verschiebt.

Fühlst Du Dich auch schon ein Stück weit als Cyborg? Schreib uns, mit welchen Geräten Du „verwach­sen“ bist und wie intel­li­gente Tech­nik Deinen All­t­ag bereichert.

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