Mann hält das iPhone 15 Plus in der Hand.
Frau schreibt mit Apple Pencil auf dem iPad Pro.

Tüfteln für die gute Sache: Moderne Erfindungen für Menschen mit Behinderung

Tech­nis­che Erfind­un­gen, die das Leben von Men­schen mit Behin­derun­gen verbessern wollen, leis­ten einen wichti­gen Beitrag zur Inklu­sion. So gibt es auch Men­schen, die sich pri­vat mit dem The­ma beschäfti­gen. Sei es, weil sie selb­st mit einem Hand­i­cap leben oder weil sie Fre­unde oder Fam­i­lien­mit­glieder unter­stützen wollen.

Ob Video­text, SMS oder Hör­buch: Inno­va­tio­nen, die Men­schen mit ein­er kör­per­lichen Ein­schränkung mehr Teil­habe am „nor­malen“ Leben ermöglichen, sind keine Erfind­ung des 21. Jahrhun­derts. Es gibt aber immer wieder Tüftler mit einem Hand­i­cap, die sich selb­st am besten zu helfen wis­sen. An Kreativ­ität und Impro­vi­sa­tion­stal­ent man­gelt es diesen mod­er­nen Erfind­ern offen­bar nicht.

Außergewöhnliches „Hand Solo“: Ein Lego-Bausatz als Arm-Prothese 

An einem han­del­süblichen Lego-Set haben viele kleine und große Tüftler ihre Freude. Für den Stu­den­ten David Aguilar sind die bun­ten Bausteine aber mehr als ein Spielzeug. Er hat einen Lego Tech­nic Air Race Jet zur voll­funk­tion­stüchti­gen Arm-Prothese umfunk­tion­iert. Durch einen ange­bore­nen Gen-Defekt ist der rechte Arm des 19-Jähri­gen nicht voll­ständig aus­ge­bildet. Deshalb bastelte der ange­hende Bioin­ge­nieur aus Lego-Bausätzen prak­tis­che Hil­f­s­mit­tel, die seine kör­per­liche Ein­schränkung aus­gle­ichen. Auf seinem Youtube-Kanal Hand Solo zeigt der Erfind­er aus Andor­ra seine Lego-Prothesen.

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Um den Arm bewe­gen zu kön­nen, half sich David mit ein­er Seilkon­struk­tion und Gum­mibän­dern aus. Mit der aus­ge­bilde­ten Hand zieht er an einem Hebel, um eine Greifzange zu steuern. Die Ellen­bo­gen­be­we­gung unter­stützt ein Motor, der nor­maler­weise das Fahrw­erk eines Lego-Jets antreibt.

Mit­tler­weile hat David vier ver­schiedene Greifw­erkzeuge gebaut, die er an sein­er Uni­ver­sität ausstellt. Er sieht seine Lego-Prothese allerd­ings eher als Sym­bol für das, was möglich ist, und möchte nach seinem Studi­um „richtige“ Prothe­sen herstellen.

Digitaler Blindenhund: Blindbot navigiert mit KI und einem Basketball

Aus­ge­fal­l­ene und vielver­sprechende Inno­va­tio­nen haben auf der Erfin­d­er­messe iENA seit 70 Jahren Tra­di­tion. Alljährlich präsen­tieren in Nürn­berg junge Inge­nieure und kreative Tüftler ihre vielfälti­gen Pro­to­typen der „Marke Eigen­bau“  – so auch die Schüler Alexan­der Bay­er und Niklas Gutsmiedl vom Kopernikus-Gym­na­si­um in Aalen. Sie stell­ten 2016 eine intel­li­gente Führhil­fe für Sehbe­hin­derte vor, die mit ein­fach­sten Bauteilen dem Blind­en­stock und Blind­en­hund einiges voraushat. Auf einem elek­trisch angetriebe­nen Bas­ket­ball rollt ihr Assis­tenz-Sys­tem namens Blind­bot auf jedem Unter­grund und lotst mit kün­stlich­er Intel­li­genz, 3D-Scan­nern und einem GPS-Sys­tem zuver­läs­sig an Hin­dernissen vor­bei.  Zwei blinde Mitschü­lerin­nen inspiri­erten die jun­gen Erfind­er zu dieser außergewöhn­lichen Roboter-Konstruktion.

Nach zwei Jahren Entwick­lung stell­ten die Schüler ihre intel­li­gente Gehhil­fe beim Lan­deswet­tbe­werb Jugend forscht vor und belegten im März 2018 schließlich den ersten Platz bei Jugend grün­det. Inzwis­chen haben Alexan­der und Niklas ihre Erfind­ung sog­ar zum Patent angemeldet.

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Selbstständiger laufen lernen mit einem autonomen Rollstuhl 

Auch die Geschwis­ter Mar­la und Sil­van Lai­dler sind aufmerk­same Beobachter und haben fest­gestellt, dass es nach einem Schla­gan­fall oder Unfall manch­mal gar nicht so ein­fach ist, ein zweites Mal laufen zu ler­nen. Deshalb haben die Schüler vom Max-Planck-Gym­na­si­um Hei­den­heim einen intel­li­gen­ten Roll­stuhl entwick­elt, der Betrof­fe­nen den selb­st­ständi­gen Wiedere­in­stieg in den All­t­ag erle­ichtert. „Shad­ow“ ist mit ein­er Kam­era und ein­er Soft­ware aus­ges­tat­tet, die den Nutzer erken­nt und den Roll­stuhl in Bewe­gung set­zt. So fol­gt das Gefährt dem Patien­ten bei seinen Geh-Ver­suchen wie ein Schat­ten. Kann sich der Betrof­fene sich nicht mehr auf den Beinen hal­ten, weil er das Gle­ichgewicht ver­liert oder ihm die Kraft aus­ge­ht, kann er sich jed­erzeit setzen.

Nach ihrem Pre­miere-Auftritt auf der iENA 2017 überzeugten die bei­den Erfind­er mit ihrem voll funk­tion­stüchti­gen Roll­stuhl let­ztes Jahr auch die Jury von Jugend forscht und erhiel­ten den Son­der­preis „Inno­va­tio­nen für Men­schen mit Behin­derun­gen“ der Christof­fel-Blind­en­mis­sion (CBM). Mit­tler­weile lässt sich der autonome Roll­stuhl auch via Smart­phone starten und stop­pen. Außer­dem kön­nen Reha-Kräfte das Lauf-Train­ing ihrer Patien­ten über eine nicht öffentliche Web­site im Auge behalten.

Technische Innovationen für ein „ganz normales Leben“ mit Handicap

Dass mod­erne Tech­nolo­gien für Men­schen mit ein­er Behin­derung enorme Chan­cen bieten kön­nen, weiß auch Bertolt Mey­er, den wir Dir in unser­er Rei­he #The­Fu­tureI­sEx­cit­ing bere­its vorgestellt haben. Dass der Pro­fes­sor aus Chem­nitz seine kün­stliche Hand mit­tler­weile wahrn­immt, wie ein ange­borenes Kör­perteil, liegt nicht zulet­zt daran, dass er an ihrer Entwick­lung maßge­blich mit­gewirkt hat. Dank unzäh­liger Sen­soren, eigen­er Blue­tooth-App und pro­gram­mier­baren Griff­mustern kann die High­tech-Prothese ein­er echt­en Hand prob­lem­los das Wass­er reichen.

Aus Ideen werden Innovationen: Erfindergeist für mehr Barrierefreiheit

Mit­tler­weile gibt es unzäh­lige Tools und Gad­gets, die dig­i­tale Bar­ri­ere­frei­heit schaf­fen. Sprachas­sis­ten­ten unter­stützen bet­tlägerige Men­schen im All­t­ag. Smart­phone-Apps machen die Außen­welt für Blinde sicht­bar. Auch in der Medi­z­in­tech­nik wer­den aus Sci­ence Fic­tion-Ideen immer öfter Sci­ence Facts: Inno­v­a­tive Eingabesys­teme „lesen“ Gedanken von den Augen und über­set­zen sie in Texte. Com­put­er-Hirn-Schnittstellen (Brain-Machine-Inter­face, kurz BMI) in Form von Elek­tro­den steuern Robot­er-Prothe­sen.

All diese pro­fes­sionell entwick­el­ten und lang erforscht­en Errun­gen­schaften der dig­i­tal­en Welt ermöglichen Men­schen mit Hand­i­cap mehr Selb­st­ständigkeit, Teil­habe und Leben­squal­ität. Doch auch viele junge Tüftler zeigen, dass sich die Gren­zen der eige­nen Fähigkeit­en mit Kreativ­ität und Exper­i­men­tier­freude ganz neu aus­loten lassen.

Hast Du Dir auch schon mal mit ein­er eige­nen Erfind­ung aus­ge­holfen? Schreib uns, welche Her­aus­forderun­gen des All­t­ags Deinen Erfind­ergeist geweckt haben. 

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