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Farm-Food-Climate-Challenge sucht Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Lebensmittelsektor
Viele Lebensmittel, die in unserem Kühlschrank landen, werden produziert, verarbeitet und transportiert. Wichtige Handlungsfelder für eine umweltfreundliche Zukunft liegen deshalb zwischen dem Feld und Deinem Teller. Bei der Farm-Food-Climate-Challenge sucht die Initiative „ProjectTogether“ Lösungen für eine klimapositive Lebensmittelbranche. Das Vodafone Institut unterstützt sie dabei. Welche Lösungsansätze bereits Teil der Challenge sind, erfährst Du hier.
Die Corona-Krise hat gezeigt, wie fragil wirtschaftliche Strukturen sind. Sie gibt aber auch Denkanstöße, die für Herausforderungen unserer Zeit eine Chance sein können. Mit der Farm-Food-Climate-Challenge nimmt sich die gemeinnütze Innovationsplattform ProjectTogether eine zentrale Branche für die Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft vor: Den Agrar- und Lebensmittelsektor. Die Challenge richtet sich an Personen, die Ideen für eine klimafreundliche Gestaltung der Ernährungsbranche haben und diese verwirklichen möchten. Am 20. April 2021 ist die zweite Etappe der Farm-Food-Climate-Challenge gestartet. Im Rahmen eines Demo Days und Kick-offs präsentierten die teilnehmenden Initiativen, was sie bisher erarbeitet haben.
Klimapositiv vom Acker bis zum Teller
Egal ob Gemüse, Obst, Brot, Eier oder Milch: Die Art und Weise, wie wir Lebensmittel anbauen, produzieren und konsumieren, hat großen Einfluss auf die Gesundheit unseres Planeten. Für die Initiatoren der Farm-Food-Climate-Challenge steht fest, dass ein klimapositiver Ernährungssektor nur möglich ist, wenn wir unterschiedliche Stellschrauben gleichzeitig drehen. Deshalb fokussiert sich die Challenge auf die gesamte Wertschöpfungskette der Lebensmittelindustrie, angefangen vom nachhaltigen Anbau über den Vertrieb bis zum konsumbewussten Einkauf. Übergeordnetes Ziel ist es, möglichst viele Lösungsansätze auszutesten und erfolgreiche Konzepte breitflächig in die Praxis zu bringen.
Farm-Food-Climate-Challenge setzt auf rege Beteiligung und Zusammenarbeit
Bei der Farm-Food-Climate-Challenge geht es in erster Linie um pragmatisches Lernen und einen breiten Beteiligungsprozess. Gemeinsam mit Fachleuten und Partner:innen aus der Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft werden Ideen getestet und weiterentwickelt. Dabei steht den Teams und Innovator:innen auf einer digitalen Plattform ein Pool an Expert:innen und Ressourcen zur Verfügung. Gemeinsam geht es darum herauszufinden, welche Lösungen in der Praxis funktionieren und Agrar- und Landwirtschaftsbetriebe, der Handel oder Du als Endverbraucher:in schließlich anwenden können.
#WirVsVirus-Hackathon zeigt Potenzial gemeinschaftlichen Handelns
Für die Farm-Food-Climate-Challenge greifen das Team und die Partner:innen von „ProjectTogether“ auf die Erfahrungen sowie Netzwerke aus dem #WirVsVirus-Hackathon zurück, der Anfang April 2020 in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung und sechs zivilgesellschaftlichen Organisationen umgesetzt wurde. Innerhalb von 48 Stunden haben mehr als 28.000 Teilnehmer:innen circa 1.500 Lösungen gegen die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie erarbeitet. 130 davon sind schließlich in das Umsetzungsprogramm gelangt.
Unterstützung von erfahrenen Partner:innen und Expert:innen
Mitorganisiert wird die Farm-Food-Climate-Challenge unter anderem von der elobau Stiftung. Als Förderpartner unterstützt auch das Vodafone Institut für Gesellschaft und Kommunikation die Teams mit fachlichem und digitalem Know-how. Ebenso bringen sich Expert:innen für Landwirtschaft und Ernährung mit ihrem Wissen ein. Drei praxiserfahrene Unterstützer:innen konnte „ProjectTogether“ als Botschafter gewinnen: Neben der Politikerin und Autorin Sarah Wiener sind Tobias Bandel, der als Managing Partner von „Soil&More“ und Experte für „True Cost Accounting“ tätig ist, sowie Benedikt Bösel, CEO von „Gut & Bösel“ und Spezialist für regenerative Landwirtschaft, mit an Bord.
Eine nachhaltige Lebensmittelbranche ist auch eines der zentralen Anliegen des European Green Deals und der kürzlich gestarteten Farm-to-Fork-Strategy der Europäischen Kommission.
Die Initiativen der Farm-Food-Climate-Challenge
Einige Ideen werden noch entwickelt, andere bereits erfolgreich umgesetzt. Wir geben Dir einen Einblick in einige Teams der Farm-Food-Climate-Challenge und stellen ihre Lösungsansätze vor.
inogo und OURZ: Mehr Durchblick bei der Kaufentscheidung
Falls Du Dich schon mal gefragt hast, wie nachhaltig Dein Einkauf ist, liefert Dir inoqo die Antwort: Die App verfolgt Deinen Einkaufswagen und informiert Dich über die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Produkte. inoqo ermittelt beispielsweise, wie groß der Carbon Footprint Deines Einkaufs ist oder ob er ökologisch problematische Inhaltsstoffe wie Palmöl enthält. Außerdem kannst Du in der App Deine sozialen und ökologischen Prioritäten angeben. Möchtest Du mehr regionale oder vegane Produkte kaufen, macht Dich inoqo auf Waren aufmerksam, die Du schon in den Wagen gepackt hast, aber nicht mit Deinen Angaben übereinstimmen. Die App wird Anfang 2022 in Deutschland verfügbar sein.
Auch das Start-up OURZ möchte für mehr Transparenz im Lebensmittelsektor sorgen: Sofern ein Unternehmen mit OURZ zusammenarbeitet, kannst Du durch den Scan des QR-Codes eines Produkts dessen gesamte Produktions- und Lieferkette nachverfolgen. Der QR-Code führt Dich zur Web-App von OURZ, in der die Produzent:innen ihre Daten eingeben. Über die App verfolgst Du die Geschichte eines Produkts anhand dieser Daten nach. Auf dieser Basis kannst Du eine bewusstere und nachhaltigere Kaufentscheidung treffen. OURZ nutzt dafür die Blockchain-Technologie: Bei einer Blockchain handelt es sich eine öffentliche und verteilte Datenbank, bei der sichtbar ist, welcher Betrieb Daten eingetragen hat. Neue Daten müssen zu bereits existierenden passen und können nach dem Eintragen nicht mehr gelöscht werden. Falschangaben sind somit nicht möglich.
SPRK.global: Weniger Lebensmittelverschwendung durch KI
Weltweit werden jährlich 1,6 Milliarden Tonnen Lebensmittel verschwendet, davon 12 Millionen allein in Deutschland. Das Start-up SPRK.global setzt sich gegen Lebensmittelverschwendung ein, indem noch genießbare Nahrungsmittel rasch umverteilt werden. SPRK.global hat dazu eine Distributionsplattform entworfen, die die Systeme der teilnehmenden Lieferpartner verknüpft. Mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) wird verglichen, wie hoch die Nachfrage nach Lebensmitteln ist und wie viel davon produziert wird. Das Feedback wird im Anschluss an die Partner gesendet. Gibt es von manchen Nahrungsmitteln zu viel, wird das an Nachfragepartner wie NGOs oder lokale Verarbeitungsstätten weitergeleitet. Dadurch werden weniger Waren weggeworfen. SPRK.global verarbeitet überschüssige Lebensmittel auch selbst zu Produkten wie Tomatensuppe, die Du dann im Einzelhandel und ausgewählten Restaurants kaufen kannst.
SmartCloudFarming und Horitya: Lösungen für Landwirt:innen und Indoor-Farming
Das Bodenanalytik-Start-up SmartCloudFarming richtet sich an Agrargenossenschaften und Lebensmittelunternehmen, die ihre Äcker effizienter verwalten und ihr Bodenmanagement erleichtern wollen. Das Verfahren des Start-ups ermöglicht die Analyse großer Datenmengen. Dabei ist es schneller als vergleichbare Methoden. SmartCloudFarming erhebt seine Daten mithilfe von Bodensensoren und -proben, setzt Drohnen ein und nutzt Satellitendaten. Ihr Algorithmus vereint die Daten mit einer KI. Auf Basis der Ergebnisse können Landwirt:innen einen umweltfreundlicheren Ackerbau betreiben.
Hortiya fokussiert sich ebenfalls auf den Ursprung Deiner Lebensmittel: Das Start-up arbeitet mit einer Kombination aus Sensortechnologie und KI, um Indoor-Farming zu erleichtern. Mit der Sensortechnologie erkennen sie die Bedürfnisse von Pflanzen. Diese erfüllt dann Hortiyas GreenHouse-KI, indem sie Umweltfaktoren reguliert und im ausreichenden Maße liefert. Falls Deiner Pflanze zum Beispiel Licht fehlt, passt die KI die Lichtintensität und das -spektrum mithilfe einer speziellen Pflanzenbeleuchtung an. Diese Methode optimiert einerseits die Wachstumsbedingungen und spart andererseits wertvolle Ressourcen ein.
Anregungen und Innovationen für eine grüne Zukunft findest Du übrigens in unserer featured-Reihe #Connecting4Good.
Was hältst Du von den Lösungen der Farm-Food-Climate-Challenge? Schreib uns Deine Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Lebensmittelsektor!