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“Terminator: Dark Fate“ in der featured-Filmkritik: Schicksalsjahre einer Kämpferin
Und wieder steht die Zukunft auf dem Spiel! Ein neuer Terminator wurde durch Zeit und Raum geschickt. Ob der sechste Film das Franchise revitalisiert oder ihm den Todesstoß versetzt, erfährst Du in der featured-Filmkritik zu Terminator: Dark Fate.
Kult-Franchises werden gemolken und zwar mit voller Kraft. Die neue Strategie dabei: Vergiss all’ die verkorksten Fortsetzungen – es gibt ein Reboot mit Sequel-Funktion. 2018 setzte Halloween das gleichnamige Original fort und ignorierte alle anderen bisherigen Filme. Terminator: Dark Fate seinerseits ignoriert Terminator 3: Rebellion der Maschinen (2003), Terminator: The Sarah Connor Chronicles (2008, Serie), Terminator – Die Erlösung (2009) sowie den jüngst gescheiterten Terminator: Genisys (2015) und knüpft unmittelbar an Terminator 2: Tag der Abrechnung (1991) an.
Tag der Abrechnung
1984: Sarah Connor (Linda Hamilton) wird schlagartig aus ihrem Leben als Bedienung gerissen, als ein Killer-Roboter, der Terminator T-800 (Arnold Schwarzenegger), aus der Zukunft Jagd auf sie macht. Ein Soldat aus der gleichen Zeit in der Zukunft rettet sie und erzählt ihr, dass ihr Sohn künftig den Widerstand anführen wird. Und das gegen eine künstliche Intelligenz namens Skynet.
1994: Zehn Jahre nach den Ereignissen sitzt Sarah Connor in der Psychiatrie. Ihr neunjähriger Sohn John (Edward Furlong) knackt Bankautomaten, wächst bei Pflegeeltern auf und gerät ins Visier eines weiterentwickelten Terminators aus der Zukunft, dem T-1000 (Robert Patrick). Als Beschützer steht ihm ein umprogrammiertes Exemplar der T-800-Reihe zur Seite. Sie befreien Sarah Connor gemeinsam und können Skynet und die Übernahme durch die Maschinen verhindern – vorerst.
Terminator Dark Fate: Alte Hardware, neue Software
2020: In Mexiko-Stadt materialisieren sich zwei weitere Zeitreisende. Das Terminator-Modell Rev-9 (Gabriel Luna) mit der Fähigkeit, sich in zwei Einheiten zu splitten, sucht nach der jungen Mexikanerin Daniella Ramos (Natalia Reyes), um sie zu terminieren. Die kybernetisch aufgemotzte Widerstandskämpferin Grace (Mackenzie Davis) hingegen will das Mädchen beschützen. Hilfe bekommen sie von einer verbitterten und alten Sarah Connor (Linda Hamilton), die sich damit konfrontiert sieht, nicht mehr das wichtigste Glied in der Kette der Ereignisse zu sein.
Fast wie neu: Das Reboot-Prinzip
Dass „pre-sold movies“, also jene Filme, deren Inhalte und Figuren die potentiellen Zuschauer schon kennen, für Filmstudios attraktiver sind, ist kein Geheimnis. Das Portal Economist hat dafür mal den Begriff Pottering (nach der Harry-Potter-Reihe) gebraucht. Und neue und eher unbekanntere Stoffe haben es beim Publikum erfahrungsgemäß sowieso schwerer.
Aus diesem Grund werden auch schon mal Filme in ein Franchise hineingeschrieben, die eigentlich nicht dazugehören – um den ’schon verkauften Namen’ aufs Plakat kleben zu können. Als Beispiel sei hier der Film 10 Cloverfield Lane genannt, dessen ursprüngliches Skript, laut Variety, nichts mit dem Franchise zu tun hatte und dann ‚passend’ gemacht wurde.
Bei Terminator ist der Fall natürlich etwas anders. Nach drei Fortsetzungen – eine schlimmer als die andere – und einer TV-Serie kehrte James Cameron für Dark Fate zum Franchise zurück, entwickelte die Story mit und kümmerte sich um die Vorproduktion. Bei der imdb werden mittlerweile fünf Personen für die Story und die Idee von Dark Fate gelistet und drei für das Drehbuch. Und wofür? Für eine Story, die das Franchise in ähnlicher Weise wiederbeleben möchte, wie Star Wars: Das Erwachen der Macht, in dem die Originalfilme peinlich genau kopiert werden. Ohne Überraschungen. Den einzigen Twist in Dark Fate riecht man 50 Minuten gegen den Wind.
Wiedersehen mit alten Bekannten
Sarah Connor gehört sicherlich zu den weiblichen Action-Ikonen und darf im gleichen Atemzug genannt werden wie Ellen Ripley aus Alien. Insofern ist es für Fans des zweiten Terminator-Films sicherlich ein Stück Nostalgie, Linda Hamilton erneut in dieser Rolle zu sehen. Und insbesondere, wenn sie sich die Leinwand mit Arnold Schwarzenegger teilt, gibt es schöne Momente, die unaufgeregt an die ersten beiden Filme erinnern. Trotzdem wirkt die Performance an einigen Stellen etwas hölzern und unnötig unterkühlt. Absolut überzeugend hingegen wirkt Mackenzie Davis als upgegradete Soldatin Grace. Dafür, dass ihrer Figur bisweilen unnötig kaltschnäuzige Dialoge in den Mund geschrieben wurden, kann die Schauspielerin nichts. Abliefern tut sie trotzdem; verbindet handfeste Actionsequenzen mit herzlich warmer Mimik und erinnert diesbezüglich im allerbesten Sinne an die Linda Hamilton von 1991.
Referenz-Misch-Masch
Obwohl die bisherigen Fortsetzungen ignoriert werden, scheinen sie konzeptionell auf die eine oder andere Art eingeflossen zu sein. So erinnern die Sequenzen in der dystopischen Zukunft stark an Terminator: Die Erlösung, zumindest was Farbe und Maschinen angeht. Flüssigmetall auf festem Endoskelett? Doch, doch, mit seinem Konzept erinnert der Rev-9 an den T-X aus Terminator 3: Rebellion der Maschinen. Aber das ist bis dato nur eine Vermutung.
Bessere Fortsetzung mit Nostalgie-Bonus
Terminator: Dark Fate ist mittlerweile der dritte Film, der sich als direkte Fortsetzung versteht. Und zweifelsfrei befriedigt er den Hunger nach einer ‚echten’ Fortsetzung – irgendwie jedenfalls. Dass er dabei alte Themen wiederkäut, liegt leider auch in der begrenzten Prämisse des Stoffes. Actionfreunde hingegen kommen voll auf ihre Kosten. Besonders das Finale hat Regisseur Tim Miller grandios im Griff. Das macht Spaß, das ist kurzweilig. Aber leider besteht so ein Film ja nicht nur aus dem Ende.
Filmtipp für Freunde des Actionkinos.
Terminator: Dark Fate
Genre: Action / Science Fiction
Bundesstart: 24.10.2019
Laufzeit: 123 Minuten
FSK: Ab 16 Jahren
Regie: Tim Miller
Drehbuch: David S. Goyer, Justin Rhodes, Billy Ray
Hat Dir Terminator: Dark Fate gefallen? Oder was müsste das Franchise tun, um wieder interessant für Dich zu werden? Wir freuen uns auf Deine Ideen in den Kommentaren.
Titelbild: © 2019 Twentieth Century Fox