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Vivo – Voller Leben: Die Kritik zum Netflix-Animationsfilm
Mit Musik und lateinamerikanischem Flair soll das animierte Musical „Vivo – Voller Leben” das Netflix-Publikum im Sturm erobern. Ob der Film über einen singenden Wickelbären, der im Auftrag der Liebe unterwegs ist, das Potenzial dazu hat, erfährst Du in unserer Kritik.
Netflix und die Animationsschmiede Sony Pictures Animation scheinen Gefallen aneinander gefunden zu haben: Vivo – Voller Leben ist nach Die Mitchells gegen die Maschinen und Der Wunschdrache nämlich bereits der dritte Film des Studios, der 2021 exklusiv beim Streaming-Giganten veröffentlicht wird.
Am 6. August startet nun das bunte Musical von Kirk DeMicco (Die Croods) und Brandon Jeffords, für das Musik-Mastermind Lin-Manuel Miranda (Hamilton) Stimme und selbst geschriebene Songs beisteuerte.
Die besten Voraussetzungen also für ein mitreißendes und schwungvolles Animations-Abenteuer? Das möchte man zumindest meinen, doch leider ist es dann doch nicht so einfach, wie Du in der folgenden Kritik lesen kannst.
Vivo – Voller Leben kannst Du übrigens auf Deinem Netflix-Account auch mit Vodafones GigaTV anschauen.
Die Handlung von Vivo – Voller Leben: Musikalischer Roadtrip nach Miami
Der Wickelbär Vivo könnte nicht glücklicher sein: Er lebt im sonnigen Havanna und kann jeden Tag seiner Liebe zur Musik frönen. Gemeinsam mit seinem menschlichen besten Freund und Ziehvater Andrés tritt er nämlich in den Fußgängerzonen von Kubas Hauptstadt auf und unterhält die Leute mit melodischem Gesang sowie rhythmischen Klängen.
Alles scheint perfekt, bis das unbeschwerte Leben von Vivo ganz plötzlich eine neue Wendung nimmt. Denn eines Tages erhält Andrés einen Brief von der weltberühmten Sängerin Marta Sandoval, die einst seine musikalische Partnerin war und ihn nach all den Jahren zu ihrem Abschiedskonzert in Miami einlädt.
Was Marta nicht weiß: Andrés war damals unsterblich in sie verliebt und schrieb ihr deshalb ein Liebeslied, das sie jedoch nie zu Gesicht und Ohren bekam. Da der alte Mann allerdings nicht mehr selbst nach Miami reisen kann, um ihr den Song persönlich zu überreichen, nimmt sein treuer Begleiter Vivo notgedrungen den abenteuerlichen Weg über den Atlantik auf sich.
Also lässt der pelzige Straßenmusiker sein geliebtes Havanna hinter sich, um Marta Sandoval die harmonische Liebesbekundung zu übermitteln. Aber wie soll ein reiseunerfahrener Wickelbär überhaupt bis nach Florida kommen? Möglicherweise kann ihm da das flippige und leicht chaotische Mädchen Gabi behilflich sein. Die Teenagerin erkennt in Vivo einen Seelenverwandten und unterstützt ihn nur zu gern bei seiner Mission.
Noch mehr spaßige Unterhaltung: Diese Animationsfilme hält das Jahr 2021 für Dich bereit.
Netflix’ Vivo als animierte Standardware: Kein Vergleich zur Konkurrenz
Ein sprechender Wickelbär als niedlicher Sympathieträger, etwas Buena Vista Social Club-Vibes als Gute-Laune-Lieferant und eine artenübergreifende Freundschaftsgeschichte als Herzwärmer: Zweifellos haben die Vivo-Regisseure DeMicco und Jeffords auf die richtigen Faktoren gesetzt, um ihren Animationsfilm zu einem weiteren Glanzstück des Genres zu machen.
Doch leider funktioniert die erfolgversprechende Formel in diesem Fall nicht so wie gedacht. Ohne Frage ist Vivo mit viel Liebe zum Detail inszeniert, erreicht letztendlich in puncto Animation und Story aber nie den Standard seiner geistigen Vorbilder. Der Vergleich mit dem übermächtigen Konkurrenz-Studio Pixar mag zwar fast schon unfair erscheinen, drängt sich jedoch nahezu auf. Zu offensichtlich sind die handlungstechnischen (und namentlichen) Ähnlichkeiten von Vivo zum 2017er-Pixar-Werk Coco – Lebendiger als das Leben!.
Das Netflix-Musical liefert sich damit allerdings ein Rennen, das es nur verlieren kann. Wo der zweifache Oscargewinner Coco Frische und Originalität versprüht, bleibt Vivo genau das schuldig. Alles hier hat man gefühlt schon woanders gesehen – und meistens auch besser.
Der Funke will einfach nie so richtig überspringen, auch wenn der kunterbunte Roadtrip sich noch so viel Mühe gibt. Bei allem Spektakel dringt Vivo nämlich nicht wirklich zum emotionalen Kern seiner Geschichte vor, verlässt sich stattdessen zu sehr auf die Eigendynamik seiner einzelnen Elemente.
Überraschungsarmes Abenteuer: Vivo ist solide, aber austauschbar
Und damit ist auch schon das Hauptproblem des Films ausgemacht. Natürlich kommt es darauf an, mit welchem Anspruch man sich Vivo – Voller Leben ansieht, mehr als oberflächliche Unterhaltung sollte man aber nicht erwarten.
So kommen fast alle positiven Aspekte mit einer Einschränkung daher: Die Figuren sind zwar sympathisch, bieten jedoch zu wenig Tiefe. Die Geschichte ist mit Humor gewürzt, Gags zünden hingegen eher selten. Große Emotionen werden gezeigt, aber nicht gelebt.
Ein singender Wickelbär als Protagonist mag vielleicht neu sein, DeMicco und Jeffords vergessen dabei nur leider, Vivo weitere Alleinstellungsmerkmale zu verpassen. Dadurch kann der pelzige Held nicht den Charme entwickeln, den es für einen Animationsfilm dieser Art braucht.
Dabei kann der Film durchaus mit netten Ideen punkten: Die Kekse verkaufende Tierschutz-Mädchengruppe, die ihrer Funktion äußerst übereifrig nachkommt, macht Spaß. Und auch die dünn gesäten Momente mit dem liebeskranken Löffler Dancarino sorgen für Lacher. Eine wirkliche Bedeutung für die Geschichte haben diese Figuren dennoch nicht.
Mehr Mut zur Andersartigkeit wäre hier von Vorteil gewesen. Es fehlt an inneren Konflikten, echten Antagonist:innen und insgesamt einfach an Überraschungen. So steuert Vivo ohne große Höhen und Tiefen auf das erwartbare Ende zu, das man mit einem schmunzelnden Nicken quittiert, vermutlich aber schnell wieder vergisst.
Musik als Manko: Ein Musical ohne Ohrwürmer
All das wäre sicher zu verschmerzen gewesen, wenn die Musik herausstechen würde – schließlich steht und fällt ein Musical mit seinen Songs. Doch auch in dieser Hinsicht bleibt der Netflix-Film hinter den Erwartungen zurück. Zu generisch, fast schon bieder wirken die Lieder in Vivo, von denen kein einziges wirklich im Ohr hängen bleibt.
Das ist insofern verwunderlich, weil Emmy- und Grammy-Preisträger Lin-Manuel Miranda für den Soundtrack des Films verantwortlich war. Der 41-Jährige gilt vor allem in den USA quasi als Musik-Messias und komponierte unter anderem den Musical-Hit Hamilton sowie die Musik zum Disney-Erfolg Vaiana.
Die beiden genannten Beispiele zeigen, dass er zu weitaus mehr fähig ist als er es in Vivo präsentiert. Da hilft es auch nicht, dass Miranda selbst den Titelhelden im Original spricht und dessen Songs zum Besten gibt. In der deutschen Synchronisation fällt dieses Manko sogar noch schwerer ins Gewicht, da der für Miranda typische Rap-Gesang übersetzt seltsam arrhythmisch wirkt.
Die vermeintlich größte Stärke des Films entpuppt sich daher als dessen elementare Schwäche. Das führt dazu, dass die thematisierte Liebe zur Musik nicht so recht nach außen transportiert werden kann.
Wie Musik einen Animationsfilm bereichern kann, haben wir Dir in unserer Kritik zum Netflix-Film Die bunte Seite des Monds verraten.
Vivo – Voller Leben: Das Fazit zum Netflix-Musical
Die ganz kleinen Zuschauer:innen werden vermutlich ihren Spaß mit Vivo – Voller Leben haben, da der Film farbenfrohe Animationen und sympathische Charaktere zu bieten hat. Alle anderen wird das Werk mit seiner herkömmlichen Geschichte und bisweilen hektischen Aufmachung wohl nicht abholen können.
Schade auch, dass die Songs sich dem Durchschnittsniveau des gesamten Films anpassen und das Musical nicht auf eine höhere Ebene hieven können. Mit Vivo hat Netflix zwar keineswegs einen Totalausfall produziert, aber trotz vielversprechendem Personal eben auch kein nennenswertes Genre-Highlight.
Am Ende entscheidet aber auch die Erwartungshaltung des Publikums: Wer ein Animationsfilm auf Pixar-Level erwartet, wird bitter enttäuscht werden. Wer jedoch ein kurzweiliges Vergnügen für Sonntagnachmittag sucht, ist hier genau richtig.
Mit GigaTV greifst Du auf Free-TV, Pay-TV und sogar Streamingdienste wie Netflix zu und kannst Sendungen auf Wunsch aufnehmen. Falls Du von diesem Angebot noch nicht gehört hast, schau am besten hier bei unserer Übersicht vorbei – dort findest Du alle Infos.
Hat Vivo – Voller Leben bei Dir mehr Eindruck hinterlassen? Oder stimmst Du unserer Kritik zu? Sag es uns in den Kommentaren!