Lukas (Levy Rico Arcos), Gino (Rafael Klein-Heßling), Julius (Vincent Wiemer) und Sanchez (Aaron Maldonado-Morales) stehen in einem Supermarkt und besorgen, was sie für ihren Abend brauchen.
© Constantin Film Verleih / Anne Wilk
Michael B. Jordan als John Kelly in Tom Clancys Gnadenlos
Cate Blanchett komponiert ein Lied auf einem Papier
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Sonne und Beton | Kritik: Warum Felix Lobrechts Coming-of-Rage-Drama auf Deine Watch-List gehört

Vier Jungs in Neukölln, ein fet­ter Dieb­stahl und Gewalt als Sprache – aus diesem teil­bi­ografis­chen Set­up von Come­di­an und Autor Felix Lobrecht insze­niert Regis­seur David Wnendt einen raubeini­gen und zum Heulen schö­nen Com­ing-of-Age-Film mit Kri­mi-Rah­men. Warum uns das begeis­tert, erfährst Du in unser­er Kri­tik zu „Sonne und Beton“.

Sonne und Beton basiert auf dem gle­ich­nami­gen Roman von Felix Lobrecht, seines Zeichens Stand-up-Come­di­an, Pod­cast­er und Autor. Laut Lobrecht, beste­ht die Geschichte zu je 50 Prozent aus Fik­tion und tat­säch­lichen Erleb­nis­sen. Wom­öglich liegt es an dieser Authen­tiz­ität, dass die Milieu-Studie nie ins Lächer­liche abdriftet, wenn die Jugendlichen auf Gang­ster machen.

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Die Story von Sonne und Beton: Ein Sommer in Berlin-Gropiusstadt

Der Film bringt Dich zurück ins Jahr 2003. In den Ort­steil Gropiusstadt von Berlin-Neukölln, der als Bren­npunkt bekan­nt ist. Lukas (Levy Rico Arcos), Julius (Vin­cent Wiemer), Gino (Rafael Luis Klein-Heßling) und Sanchez (Aaron Mal­don­a­do Morales) wohnen in der Plat­te. Sie haben nichts und davon noch zu wenig.

Kif­f­en ist ein The­ma.

Mäd­chen sind ein The­ma.

Gewalt ist ein The­ma.

Nach einem Gang-Kon­flikt schuldet Lukas einem Deal­er 500 Euro. Die Lösung liegt in der Schule. Genauer im Keller der Schule. Dort lagern brand­neue Com­put­er, die sich vielle­icht zu Geld machen lassen.

Ein glaubhafter Cast mit vertrauter Dynamik

Sonne und Beton ist vor allem ein Charak­ter­stück über Fre­und­schaft und über den Traum nach lux­u­riös­er Nor­mal­ität – etwa den Ein­tritt fürs Freibad bezahlen zu kön­nen. Dafür bleibt Regis­seur David Wnendt lange in den Szenen. Wir beobacht­en die Pro­tag­o­nis­ten, auch wenn es erdrück­end still ist. Eine Stille nach der es meis­tens knallt – ver­bal und kör­per­lich.

Die Cliquen­struk­tur erin­nert an ähn­lich gestrick­te Kon­stel­la­tio­nen ander­er Com­ing-of-Age-Filme. Lukas ist ein Tal­ent mit ungenutztem Poten­zial; Julius ist der Möchte­gern-Play­boy; Gino schweigsam und Sanchez der Neuzu­gang und Impuls­ge­ber. Die Dynamik der vier erin­nert an den „Club der Ver­lier­er“ aus Stephen Kings „ES“, aber auch an die Clique aus „Jim Car­roll – In den Straßen von New York“. Die ganze Jugend­sprache, die Kraftaus­drücke und die oft vorgeschobene Pöbelei zahlt sich – wie so häu­fig bei Fil­men dieser Machart – in den ruhi­gen Momenten aus. Wenn raue Panz­er abgelegt, Fre­und­schaften neu ver­han­delt und Wun­den ver­sorgt wer­den. In diesen Momenten überzeugt auch das Spiel der jugendlichen Darsteller beson­ders.

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Überzeichnete Karikaturen und spitzen Cameos

Würde man Sonne und Beton etwas vorhal­ten wollen, dann, dass Autoritätsper­so­n­en und die meis­ten Erwach­se­nen wie kom­plett dys­funk­tionale Karika­turen daherkom­men. Unter­stellt man dem Film einen jugendlichen Blick auf die Welt, mag diese Insze­nierung sog­ar hin­hauen.

Name­drop­ping ist zwar an dieser Stelle kein Muss, wenn Du jedoch ein offenes Ohr fürs Rap-Genre hast, freust Du Dich auf Luvre47 und Lucio101 in Neben­rollen. Für einen Cameo gibt sich Felix Lobrecht auch selb­st die Ehre.

Lukas‘ (Levy Rico Arcos) und sein älterer Bruder Marco (Luvre47) spazieren durch den Plattenbau

Rap­per Luvre47 spielt Lukas‘ großen Brud­er Mar­co, der im Bezirk eine lebende Leg­ende ist und den Absprung ver­meintlich geschafft hat. — Bild: Con­stan­tin Film Ver­leih / Pas­cal Ker­ouche

Blut und Schweiß: Keine Langeweile

Regis­seur David Wnendt lässt keine Langeweile aufkom­men. Wie viel Musik­mon­ta­gen ein Film wie Sonne und Beton wirk­lich braucht, sei ein­mal dahingestellt. Für unseren Geschmack hät­ten es ein, zwei weniger sein kön­nen, für Dich ist es wom­öglich genau richtig so. Gilt auch für den Grad an Gewalt. Sonne und Beton ist bru­tal. Und ver­mut­lich ist der Film so drastisch, weil eine Jugend im Milieu eben poten­ziell damit ver­bun­den ist.

Geschönt wird hier nichts; Gewalt gegen Jugendliche und Frauen gibt es lei­der. Und Kam­er­afrau Jie­un Yi hält die Linse drauf. Das ist ein­dringlich, aber zu keinem Zeit­punkt entste­ht der Ein­druck, dass David Wnendt die Darstel­lung zum reinen Selb­stzweck verkom­men ließe. Vielmehr geht es um eine sim­ple Dual­ität: jede Aktion erzeugt eine Reak­tion.

Sonne und Beton in der Kritik: Unser Fazit zum Coming-of-Age-Drama

Sonne und Beton ist Bru­tal­is­mus als Film­genre. Dort wo Beiträge wie „4Blocks“ das Milieu-Leben hier und da zu sehr glo­ri­fizieren, verk­lärt Sonne und Beton seine Gewalt nie zur Held:innentat. Das einzig schöne im Block, ist die Hoff­nung eines Tages nicht mehr darin zu wohnen. David Wnendts Com­ing-of-Age-Dra­ma gaukelt nie­man­dem vor, dass die Let­zten die Ersten sein wer­den. Aber vielle­icht die Zweit­en.

Für uns ist Sonne und Beton ein Must­watch!

Sonne und Beton
Orig­inalti­tel: Sonne und Beton
Genre: Com­ing of Age // Kri­mi // Milieu
Start: 3. März 2023 (Kino)
Laufzeit: 119 Minuten
Alters­freiga­be: Ab 12 Jahren (FSK), ungeschnit­ten
Regie: David Wnendt
Drehbuch: David Wnendt, Felix Lobrecht
Basiert auf: „Sonne und Beton“ (2017); Roman von Felix Lobrecht

 Welche Milieu-Filme ziehen Dich sofort in den Bann? Wir freuen uns auf Deine Filmtipps in den Kom­mentaren.

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