Der Mauretanier
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Auf dem Bild in dem Artikel zu den Reality-Shows 2026 ist eine Hand mit einer Fernbedienung im Vordergrund zu sehen, die auf einen großen, leicht verschwommenen Fernseher gerichtet ist. Auf dem Bildschirm erscheinen zahlreiche bunte Vorschaubilder.

Der Mauretanier – die wahre Geschichte von Mohamedou Ould Slahi

„Der Mau­re­tanier – (K)eine Frage der Gerechtigkeit” insze­niert auf bedrück­ende Art den Fall von Mohame­dou Ould Slahi als Jus­tiz­dra­ma. Slahi saß viele Jahre ohne Anklage im Gefan­genen­lager des Mil­itärstützpunk­tes Guantanamo.

Der Mau­re­tanier – (K)eine Frage der Gerechtigkeit ist seit dem 10. Okto­ber 2024 auf Net­flix zu sehen. Erst­mals in Deutsch­land gezeigt wurde der Film am 9. Juni 2021 im Rah­men der Berlinale.

Die Rolle des Mohame­dou Ould Slahi spielt der franzö­sis­che Schaus­piel­er Tahar Rahim. Seine Anwältin Nan­cy Hol­lan­der verkör­pert Jodie Fos­ter, während Bene­dict Cum­ber­batch den Mil­itäran­walt Stu­art Couch gibt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Mohame­dou Ould Slahi war 14 Jahre in Guan­tanamo inhaftiert, ohne Anklage oder Beweise gegen ihn. Er wurde 2016 ent­lassen.
  • Ver­dachtsmo­mente basierten auf Tele­fonat­en und Moschee-Besuchen, reicht­en aber nie für eine Anklage aus.
  • Slahi schrieb das „Guan­tanamo Diary” (Guan­tanamo Tage­buch) während sein­er Haft. Der Bericht wurde als Der Mau­re­tanier verfilmt.
  • Anwältin Nan­cy Hol­lan­der kämpfte für sein Recht auf ein faires Ver­fahren und set­zte schlussendlich seine Freilas­sung durch.
  • Slahi kämpft weit­er­hin um die Ein­reise nach Deutsch­land, um mit sein­er Fam­i­lie vere­int zu sein.

Von Deutschland nach Guantanamo: Mohamedous Reise

Die Geschichte begin­nt schon lange, bevor Mohame­dou Ould Slahi ins berüchtigte Gefan­genen­lager Guan­tanamo Bay gebracht wurde. Geboren und aufgewach­sen in Mau­re­tanien, erhielt Mohame­dou 1988 ein Hochbe­gabten­stipendi­um, um in Deutsch­land Elek­trotech­nik an der Duis­burg­er Mer­ca­tor-Uni­ver­sität zu studieren.

Während dieser Zeit kam es zu unglück­lichen Verbindun­gen, die später ver­häng­nisvoll sein soll­ten. Denn in den späten 90er-Jahren tele­fonierte er zweimal mit einem Cousin, der Osama bin Laden nahe stand, und besuchte dieselbe Moschee wie ein Al-Qaida-Mitglied.

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Diese Kon­tak­te, kom­biniert mit sein­er Ver­gan­gen­heit als Kämpfer im afghanis­chen Bürg­erkrieg – ein Krieg, der von den USA unter­stützt wurde – macht­en ihn zu einem poten­ziellen Ziel der US-Behör­den nach den Anschlä­gen vom 11. September.

Die Vere­inigten Staat­en starteten eine beispiel­lose Jagd auf alle, die in irgen­dein­er Weise mit Ter­ror­is­mus in Verbindung ste­hen kön­nten. Im Jahr 2001 ver­hafteten die US-Behör­den Mohame­dou während eines Aufen­thalts in Mau­re­tanien. Sie ver­schleppten ihn rechtswidrig über Jor­danien nach Afghanistan und schließlich, am 05. August 2002, nach Guan­tanamo Bay.

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Gefangenschaft und Folter: Ein unschuldiger Mann im Albtraum

Schon während sein­er Ver­schlep­pung wurde Mohame­dou Ould Slahi gefoltert. Doch in Guan­tanamo wurde alles noch schlim­mer und es begann ein jahre­langer Alb­traum. Ohne Anklage saß er 14 Jahre lang in Haft, erlebte unvorstell­bare Folter und Ver­höre, die darauf abziel­ten, ein Geständ­nis zu erzwin­gen. Die Meth­o­d­en reicht­en von Iso­la­tion über Schlafentzug durch Schein­wer­fer­licht und laute Musik bis hin zu insze­nierten Hin­rich­tun­gen und Waterboarding.

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Zu einem anderen Zeit­punkt wur­den die Türen sein­er Zelle mod­i­fiziert, um jeglichen Lichte­in­fall zu ver­hin­dern. Zusät­zlich war es ihm zwei unter­sagt, sich tagsüber im Außen­bere­ich aufzuhal­ten. Zudem set­zten ihn die Wachen niedri­gen Tem­per­a­turen aus und über­gossen ihn mit kaltem Wasser.

Immer wieder griff man ihn tätlich an, ent­zog ihm die Nahrung und dro­hte, seine Fam­i­lie eben­falls zu foltern. Trotz allem gab es keine Beweise, die seine Beteili­gung an feindlichen Aktiv­itäten bestätigten.

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Im Jahr 2005 nahm sich die inter­na­tion­al renom­mierte Strafvertei­di­gerin und Men­schen­recht­san­wältin Nan­cy Hol­lan­der gemein­sam mit Anwältin There­sa Dun­can des Falls Slahi an. Trotz der Kri­tik, einen Ter­rorverdächti­gen zu vertreten, set­zten sie sich für Slahis Recht auf ein faires Ver­fahren ein. Ihr Engage­ment und uner­müdlich­er Ein­satz gaben ihm Hoff­nung auf ein faires Ver­fahren und die Kraft, durchzuhalten.

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Im Laufe der Jahre kämpfte Nan­cy gegen bürokratis­che Hür­den und mas­sive Wider­stände der US-Behör­den, schaffte es jedoch, 2010 eine Anhörung zu erwirken. Beson­ders tragisch: Ein US-Bun­desrichter stufte Slahis Inhaftierung daraufhin als rechtswidrig ein und ord­nete eine Freilas­sung an. Doch die US-Regierung legte Beru­fung ein und so dauerten seine Gefan­gen­schaft und sein Leid weit­er an.

Erst im Okto­ber 2016 wurde Mohame­dou Ould Slahi endgültig freige­sprochen und ent­lassen, nach­dem ihn eine von Präsi­dent Oba­ma ins Leben gerufene Unter­suchungskom­mis­sion entlastete.

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Nach sein­er Freilas­sung wurde Mohame­dou nach Mau­re­tanien gebracht und stand vor neuen Her­aus­forderun­gen. Obwohl er tech­nisch gese­hen ein freier Mann war, genoss er kaum Bewe­gungs­frei­heit, denn bis 2019 erhielt er keinen Reisepass.

Heute lebt er in den Nieder­lan­den. Beson­ders schmerzhaft ist, dass er nach wie vor nicht nach Deutsch­land ein­reisen darf. Seine Frau, eine US-amerikanis­che Anwältin, lebt mit dem gemein­samen Sohn in Deutsch­land, doch eine Wiedervere­ini­gung ist bis­lang gescheitert.

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Das Ein­rei­se­ver­bot beste­ht auf­grund eines Sozial­be­truges vor mehr als 30 Jahren, als Slahi in Deutsch­land studierte. Damals hat­te er sich arbeit­s­los gemeldet und zeit­gle­ich eine Selb­st­ständigkeit begonnen – laut Slahi ein Verse­hen. Der Kampf um das Visum dauert bis heute an. Obwohl das Ver­wal­tungs­gericht Düs­sel­dorf am 2. Novem­ber 2023 die Ein­reis­es­perre der Aus­län­der­be­hörde Duis­burg für rechtswidrig erk­lärte, darf Sal­hi auf­grund eines Beru­fungsver­fahrens nicht einreisen.

Unter­stützt wird er nach wie vor von Anwältin Nan­cy Hol­lan­der und Men­schen­recht­sor­gan­i­sa­tio­nen wie Amnesty International.

Die Botschaft von Der Mauretanier: Menschlichkeit über alles

Der Film Der Mau­re­tanier ist mehr als nur eine drama­tis­che Nacherzäh­lung von Mohame­dous Geschichte. Er fordert das Pub­likum auf, über die Men­schlichkeit des soge­nan­nten Fein­des nachzu­denken. Während der Film deut­liche Kri­tik an den Meth­o­d­en zur Ter­ror­bekämp­fung äußert, weckt er auch Mit­ge­fühl und Ver­ständ­nis. Wer ist Täter:in und wer ist Opfer? Das ist in Der Mau­re­tanier häu­fig bewusst nicht ganz klar.

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Regis­seur Kevin Mac­don­ald betont mit seinem Werk, dass wir in Zeit­en wie diesen die Men­schlichkeit auf allen Seit­en erken­nen müssen. Dass ein unschuldiger Mann wie Mohame­dou Ould Slahi solch ein Schick­sal erleben musste, stellt eine Mah­nung dar, Ungerechtigkeit nicht nur zu erken­nen, son­dern auch zu bekämpfen.

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