Karriere
Working Parents bei Vodafone – Interview mit Daniel Karuseit
Familienfreundlichkeit haben sich viele Unternehmen auf die Fahne geschrieben. Doch wie lassen sich Kind und Karriere tatsächlich gut vereinbaren und wie können Arbeitgeber Eltern unterstützen? Wir haben jemanden gefragt, der es wissen muss: Daniel Karuseit, Referent Contact Center Capabilities bei Vodafone und stolzer Vater zweier Töchter.
Steht Familienzuwachs ins Haus, möchten viele Eltern beruflich kürzer treten, um mehr Zeit mit ihrem Kind zu verbringen. Das geht aber nur, wenn diese Zeit finanziell abgesichert ist und sie passende Arbeitszeitmodelle nutzen können, um Familie und Firma unter einen Hut zu bringen. Wie es funktionieren kann, weiß Daniel Karuseit. Gemeinsam mit seiner Frau Janine ist er nach der Geburt der beiden Töchter Carla (4 Jahre) und Lena (18 Monate) erst in Elternzeit und dann in Teilzeit gegangen. Welche Erfahrungen er dabei gemacht hat und worauf es für ihn in Sachen „Familienfreundlichkeit“ ankommt, erzählt er uns im Interview.
Daniel, Du hast Dir schon nach der Geburt Eurer ersten Tochter Carla ein halbes Jahr Auszeit genommen. Warum hast Du Dich damals für Elternzeit entschieden?
Bei Carla war es für uns eine völlig neue Situation. Wir wollten gucken, wie sich der gemeinsame Familienalltag entwickelt und natürlich einfach erstmal Zeit zusammen haben. Die sechs Monate Elternzeit habe ich damals allerdings gesplittet. Nach der Geburt war ich erst zwei Monate komplett Zuhause und habe meine Arbeitszeit dann gesteigert: erst zwei Monate auf 40 Prozent, dann zwei Monate 60 Prozent.
Damit hast Du offenbar gute Erfahrungen gemacht. Auch bei Lena hast Du die Elternzeit genutzt. Was war dabei ausschlaggebend?
Bei Lena lagen die Gründe etwas anders. Hier habe ich vier Monate volle Elternzeit genommen und wollte vor allem für Carla da sein. Für sie war das ja auch eine völlig neue Situation. Hinzu kam, dass wir kurz vor Lenas Geburt umgezogen sind und erst keinen Betreuungsplatz für Carla hatten. Die Elternzeit war super, um diese Zeit zu überbrücken – und natürlich auch, um eine noch engere Papa-Tochter-Bindung aufzubauen. Dass ich die Elternzeit bei Lena zeitlich anders getaktet habe, lag vor allem daran, dass Vodafone zu diesem Zeitpunkt schon die Eltern-Policy anbot.
Was hat es mit der Eltern-Policy auf sich?
Nach der Elternzeit habe ich erstmal nur 30 Stunden in der Woche gearbeitet – aber bei vollem Gehalt. Mit der Eltern-Policy haben wir die Möglichkeit, unsere Arbeitszeit für maximal ein halbes Jahr um 25 Prozent zu reduzieren. Während dieser Zeit bekommen wir aber alle Gehaltsbestandteile zu 100 Prozent aufgestockt. Das ist, soweit ich weiß, deutschlandweit einmalig und ein wirklich tolles Angebot von unserem Arbeitgeber. Da können wir uns sehr glücklich schätzen und auch stolz sein.
Das ist tatsächlich keine Selbstverständlichkeit. Wer kann die Eltern-Policy nutzen?
Grundsätzlich jeder Vodafone-Mitarbeiter, der in Elternzeit war, also sowohl Mütter als auch Väter, unabhängig von ihrer Position. Was mir aber superwichtig ist: Es ist eine unternehmensweite Policy. Dieses Angebot gilt also Vodafone-weit und kann von Mitarbeitern in Indien genauso genutzt werden wie in Großbritannien oder in Australien. Das erklärt auch, warum dieses Angebot nicht auf deutsche Regularien oder Elterngeld-Fristen gemünzt ist. Es gibt natürlich auch ein paar Rahmenbedingungen*, um die Policy nutzen zu können. Als Vater musste ich mindestens 14 Wochen voll in Elternzeit gehen und konnte dann für maximal sechs Monate reduziert arbeiten.
Wie hast Du diese 75 Prozent Arbeitszeit aufgeteilt? Gab es Vorgaben von Deinem Arbeitgeber oder Vorgesetzten?
Das habe ich einfach mit meinem Chef abgestimmt und konnte mir die Arbeitszeit völlig frei einteilen. So habe ich drei Tage in der Woche acht Stunden gearbeitet, donnerstags war ich sechs Stunden im Büro und hatte freitags immer frei. Daraus wurde dann ein Vater-Tochter-Tag mit Carla.
Wie ging es für Dich danach beruflich weiter? Hattest Du Bedenken, dass die Elternzeit einen Karriereknick bedeuten könnte?
Jetzt arbeite ich wieder ganz normal in Vollzeit. Die Eltern-Policy legt auch fest, dass man nach den sechs Monaten wieder mindestens ein Jahr in sein altes Vertragsverhältnis zurückkehrt. Es ist quasi eine befristete Teilzeit. Deswegen konnte ich problemlos in meine Vollzeitbeschäftigung zurück und hatte nie den Gedanken, dass es einen Karriereknick bedeuten könnte.
Was war für Dich die größere Herausforderung: Vollzeit-Papa in Elternzeit oder der Teilzeit-Spagat zwischen Spielplatz und Schreibtisch?
Teilzeit ist vor allem eine organisatorische Herausforderung. Janine ist Krankenschwester und fängt gerade wieder in Teilzeit an. Jetzt müssen wir natürlich wieder viel mehr darüber nachdenken, wer zum Beispiel die Kinder abholt und wie wir den Alltag organisieren. Das ist nicht immer einfach. Da spielt dann die Flexibilität unserer Arbeitgeber eine große Rolle.
Flexibilität ist ein gutes Stichwort. Was zeichnet für Dich ein familienfreundliches Unternehmen aus?
Ich halte es vor allem für wichtig, dass man seine Arbeitszeit flexibel einteilen kann und mit Wochenstunden haushalten kann, wie es die private Situation erfordert. Also dass man zum Beispiel sagen kann: Ich bleibe jetzt Zuhause, weil es gerade notwendig ist. Das macht für mich Familienfreundlichkeit aus.
Genau diese Flexibilität scheinen viele Eltern bei ihrem Arbeitgeber zu vermissen. Zumindest beklagen gut zwei Drittel aller befragten Eltern dieses Problem bei einer aktuellen Forsa-Umfrage. Was macht Vodafone – abgesehen von der Eltern-Policy – zu einem familienfreundlichen Vorreiter?
Dafür haben wir bei Vodafone eine Reihe guter Angebote. Verschiedene Teilzeitmodelle, Betreuungsangebote auf dem Campus, Blockteilzeit und so weiter. Home-Office ist für mich aber das Allerwichtigste in puncto Familienfreundlichkeit. Da gibt es bei uns zwei Modelle. Einmal das Flex-Office, bei dem wir einen Tag in der Woche zu Hause arbeiten dürfen, und einmal das Home Office. Hier dürfen wir bis zu 50 Prozent und müssen einen Tag pro Woche zu Hause arbeiten.
Über die gesetzliche Elternzeit hinaus bietet Vodafone auch noch bis zu zwölf weitere Monate betriebliche Elternzeit an. Wäre das für Dich eine Option?
Ich habe ja nicht mal die gesetzliche Elternzeit voll ausgenutzt. Dafür arbeite ich auch einfach viel zu gerne. Da sind die Menschen verschieden. Es ist sicherlich schön, sich einfach mal komplett drei Jahre um die Kinder und Familie zu kümmern und nichts mit Arbeit zu tun zu haben. Für meine Frau und mich passt das aber nicht. Die Zeit mit den Kindern macht Spaß und ist super wertvoll. Wir sind aber auch beide froh, wenn wir wieder ein paar Stunden arbeiten und Zeit mit den Kollegen verbringen können.
Das spricht im Endeffekt auch wieder für Eure Arbeitgeber. Ich danke Dir für diese persönlichen Einblicke.
*Als Mutter kehrst Du spätestens sechs Monate nach der Geburt wieder an Deinen Arbeitsplatz zurück. Nach der Elternzeit kannst Du Deine Arbeitszeit ebenfalls für maximal 6 Monate um bis zu 25 Prozent reduzieren – bei vollem Gehalt.