Gaming
Happy Birthday, Wipeout: 25 Jahre Highspeed Anti-Gravitations-Rennen
Das Rennspiel „Wipeout“ etablierte elektronische Musik in der Gaming-Welt und brachte futuristische Highspeed-Racer auf den Bildschirm. Dieses Jubiläum nutzen wir für einen kleinen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte der Rennsimulations-Reihe.
Elektro-Beats, knallige Farben und alles ein wenig extremer: „Wipeout“ war in jeder Hinsicht die Verkörperung der Neunziger. Das galt auch für die Werbekampagne zum ersten Spiel, in der man zwei blasse Jugendliche, mit blutender Nase sah. Der Unterton, dass eine Überdosis im Spiel sei, legte nah, dass auch das Spiel abhängig machen kann. Dazu die Werbezeile „A Dangerous Game“ - et voila: Kontroverse Werbung!
Welche anderen Qualitäten die Reihe durchaus noch hat und wie die Zukunft der Anti-Gravity-Racer aussieht, auch wenn sie wohl nicht „Wipeout“ heißt, erfährst Du hier.
The Playstation ad for Wipeout which was controversial at the time because it was thought it portrayed a drug overdose. They claimed it didn’t and it most certainly did pic.twitter.com/g9FMq5ivIV
— Jason Scott (@textfiles) October 21, 2018
Wipeout: Rennsport 2052 a.D.
Die „Wipeout“-Spiele sind Rennsimulationen mit Combat-Charakteristik in futuristischem Setting. Das Besondere daran, ist dass Du dabei das Steuer eines Antigravitationsgleiters übernimmst. Um die Sache zusätzlich anzuheizen, können die FahrerInnen während der Rennen verschiedene Waffen und Items nutzen, um ihre Konkurrenz aus dem Verkehr zu ziehen. Das erinnert von der Mechanik her an andere Racer wie „Mario Kart“, klingt dank lizenzierter Musik aber cooler und richtet sich eindeutig an ein erwachsenes Publikum.
Eine Wipeout-Chronik – Part I: Das Kind von „Mario Kart“ und „Matrix Marauders“
1994: Die Idee zu „Wipeout“ entsteht 1994, als der Gamedesigner Nick Burcombe eine Runde „Mario Kart“ spielt, dabei aber den Ton ausschaltet und stattdessen seine Lieblingsmusik aufdreht. Bei einem Pub-Besuch mit seinem Kollegen Jim Bowers, mit dem er zu dieser Zeit gemeinsam beim Liverpooler Gamestudio „Psygnosis“ arbeitet, wird dann der Grundstein für die Spielereihe gelegt. Bowers, der ursprünglich Raumschiffe für das 1990 erschienene Atari-Rennspiel „Matrix Marauders“ designte, bringt eben diese Raumschiff-Designs mit ein.
Noch während der Entwicklung des Spiels wendet sich die Produktionsfirma des Films „Hackers – Im Netz des FBI“ an Psygnosis und bittet darum, eine „Wipeout“-Sequenz für ihren kommenden Film zu erstellen. Das Studio liefert wie bestellt. Im September 1995 erscheint sowohl der Film „Hackers“, als auch das darin zu sehende Computerspiel.
1995: Am 29. September 1995 – vor 25 Jahren – erscheint „Wipeout“ für PlayStation, Sega und PC. Die Kritiker sind sich überwiegend einig darüber, dass die Grafik fantastisch ist und der Soundtrack von Electro-Größen wie „Chemical Brothers“ oder „Oribital“ ordentlich treibt. Die überpräzise Steuerung erscheint manchen als eine unnötige Herausforderung. Noch Jahrzehnte später wird man in Magazinen wie dem „Spiegel“ über das Spiel sinnieren und feststellen, dass es nicht weniger als „eine Offenbarung“ war. Nur ein Jahr später, 1996, erscheint mit „Wipeout 2097“ die direkte Fortsetzung, die dank verbesserter Steuerung und neuartigem Schadensmodell – Du kannst jetzt mit den Items Gegner komplett von der Strecke fegen –punktet.
Eine Wipeout-Chronik – Part II: Neuer Look und Grafik-Update
1999: Während Nintendo-Spieler und Spielerinnen ein Jahr zuvor dank „Wipeout 64“ das erste Mal überhaupt in Kontakt mit der Reihe gekommen waren, erscheint 1999 „Wipeout 3“. Obwohl sich am Spielprinzip nicht viel geändert hat, kommt es optisch doch deutlich anders daher. Für den im Jahr 2116 angesiedelten dritten Teil bittet Psygnosis die britische Werbeagentur „The Designers Republic“ um ein neues In-Game-Design für Kontextmenüs, fiktionale Firmenlogos und andere Grafiken. Nicky Westcott, der leitende Designer für „Wipeout 3“, begründet die Entscheidung damit, dass dies wesentlich glaubwürdiger für die Zukunft sei als ein „giftig orangener Himmel mit zehn Monden die dort herumfliegen“.
2002: Das 2002 für die PlayStation 2 veröffentlichte „Wipeout Fusion“ erhält erneut viel Lob für seine Musik. Aber wie bei den meisten fortlaufenden Spieleserien stellt sich auch hier irgendwann die Frage nach dem Verhältnis von Bewährtem und Innovation. Neben der Musik bekommt dieser Teil zwar auch Lob für Atmosphäre und Design, an anderer Stelle resümieren die Kritiker allerdings nüchtern, dass der einzige Mehrwert zum Vorgänger in der verbesserten Grafik liegt.
Eine Wipeout-Chronik – Part III: Das Zeitalter der Handheld-Konsolen
2005: „Wipeout Pure“ findet die Future-Racer-Reihe im Jahr 2005 ihren Weg auf Sonys Handheld PlayStation Portable und gehört dort zu den heißerwarteten Launch-Titeln. Dafür wurde zwar nicht das Konzept „Wipeout“, wohl aber Elemente wie Grafik, Interface oder Strecken von Grund auf überarbeitet. Für das Team wurde außerdem ein neuer Arbeitsprozess erarbeitet - man habe aus Fehlern beim Vorgänger „Fusion“ gelernt, wie die Entwickler Dave Burrows und Martin Linklater auf der „Game Developers Conference Europe 2005“ erklären. „Wipeout Pure“ ist übrigens auch der erste Titel der Reihe, der zusätzlich herunterladbaren Content unterstützt. 2007 erscheint mit „Wipeout Pulse“ ein solides Sequel für die PSP.
2008: „Wipeout HD“, inklusive des Add-ons „Wipeout HD Fury“, präsentiert sich 2008 in schicker 1080p-Grafik und mit einer Framerate von 60 Bildern pro Sekunde. Das Spiel besteht hauptsächlich aus hochskalierten Inhalten der PSP-Vorgänger „Pure“ und „Pulse“ und wird zu Beginn exklusiv als Download über das PlayStation Network angeboten. Dass Sony in einen Bezahltitel nachträglich und zusätzlich Werbung einbaut, kommt beim Publikum nur mäßig gut an.
2012: Mit „Wipeout 2048“ erscheint der erste „Wipeout“-Titel für Sonys neue Handheld-Konsole PlayStation Vita und gleichzeitig der letzte Titel unter der Führung von Studio Liverpool (ehemals „Psygnosis“). Mit diesem Spiel schließt sich auch eine erzählerische Klammer: Wie der Titel schon suggeriert, ist das Spiel im Jahr 2048 angesiedelt und damit vier Jahre vor dem ersten Teil „Wipeout“. Die Story führt durch die ersten drei Jahre des „Anti-Gravity Racing Championships“, der gleichsam die erzählerische Grundlage für die anderen „Wipeout“-Teile darstellt. Die Kritiker loben das etwas weniger futuristische Design und finden Gefallen an der Multiplayer-Option, die als Crossplay sogar mit „Wipeout HD“ auf der PS3 funktioniert. Als Minuspunkt werden allerdings fehlende Einstellungsmöglichkeiten im Multiplayer-Modus beklagt.
Eine Wipeout-Chronik – Part IV: „Pacer“ - das Wipeout der neuen Generation
2017: „Wipeout Omega Collection“, der 2017 erscheint, ist kein neuer Titel, sondern ein in 4K-Grafik für die PlayStation 4 konzipiertes Remaster von „Wipeout HD“ (inklusive „Fury“) und „Wipeout 2048“. Wie zu erwarten wird diese Spielesammlung grundsätzlich zwar positiv aufgenommen, löst mangels neuer Inhalte aber nirgends Begeisterungsstürme aus.
Pacer: Ein neuer „Wipeout“-Teil ist bislang noch nicht im Gespräch. Fans dürfen sich allerdings auf „Pacer“ freuen. Das Kickstarter-Projekt startete buchstäblich als „Wipeout“-Klon unter dem Arbeitstitel „Formula Fusion“. Seit den ersten Testphasen ab 2017 wurde das Spiel von Grund auf überarbeitet und findet nun als „Pacer“ viel Zustimmung in der Anti-Gravity-Community. Die Ähnlichkeiten sind kein Zufall. Hinter dem verantwortlichen Studio R8 stecken viele Köpfe, die schon am prämierten „Wipeout 3“ mitgearbeitet haben, inklusive „Wipeout“-Musik-Urgestein Tim Wright alias „Cold Storage“.
Wipeout (Videospielreihe)
Plattformen | PlayStation 1 / 2 / 3 / 4 / Portable / Vita, Nintendo 64, Sega Saturn, MS-DOS, MS Windows | |
Veröffentlichung | Wipeout Omega Collection | 2017 |
Wipeout 2048 | 2012 | |
Wipeout HD | 2008 | |
Wipeout Pulse | 2007 | |
Wipeout Pure | 2005 | |
Wipeout Fusion | 2002 | |
Wipeout 3 | 1999 | |
Wipeout 64 | 1998 | |
Wipeout 2097 | 1996 | |
Wipeout | 1995 | |
Kosten | ab ca. 20 Euro | |
Publisher | Sony Interactive Entertainment | |
Entwickler | Psygnosis, SCE Studio Liverpool, Xdev, Clever Beans, Creative Vault Studios |
Welcher Wipeout-Titel darf in keiner Sammlung fehlen? Und welcher Soundtrack hookt Dich?