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#VRob: Hacking the Heist – Bild vom Bild im Bild
Du hast Deine VR-Brille oft auf dem Kopf und durchforstest täglich das Netz nach Apps und Games aus der virtuellen Realität? In meiner kleinen VR-Kolumne entdeckst Du regelmäßig neue VR-Highlights für Dein Smartphone und spannende News aus der Branche. Heute: Hacking the Heist.
Kunst gehört zu den wertvollsten Gütern unserer Welt. Und Gemälde hingen/lagen/standen schon immer im Fokus gieriger Langfinger. Die Augmented-Reality-App „Hacking the Heist“ nutzt Apples ARKit-Technologie, um Besucher eines Bostoner Museums die Schätze der Vergangenheit zurückzubringen.
Boston, 1990: Der Raubzug im Isabella Stewart Gardner Museum
Bis heute steht der Fall des Isabella Stewart Gardner Museum Theft beim FBI auf der Top-Ten-Liste der größten/schlimmsten Kunstverbrechen. Der Fall ist bis heute ungelöst, obgleich zahlreiche Bücher und Dokumentationen sich diverse Erklärungen zusammenreimen und die Fakten immer wieder neu interpretieren. Bestätigt ist Folgendes:
Am Abend des 18. März 1990 verschafften sich zwei unbekannte Männer, verkleidet als Polizisten, Zutritt zum Museum. Sie überwältigten und fesselten die Nachtwächter. In der folgenden Stunde schnitten sie dreizehn Bilder aus den jeweiligen Rahmen und entwendeten an diesem Abend Kunst im Gesamtwert von 400 Millionen Euro.
Gemäß den Regeln der Museumsstifterin Isabella Gardner müssen die Bilder der Sammlung an ihrem jeweiligen Platz bleiben und dürfen nicht um- oder abgehangen werden. Infolge dessen hängen die leeren Bilderrahmen bis heute an ihrem Platz.
Hacking the Heist: Modern AR(T)
„Hacking the Heist“ nutzt Apples ARKit, um die gestohlenen Gemälde digital wieder in ihre leeren Rahmen zu setzen. Die Anwendung ist denkbar einfach. Du hältst die Kamera deines Smartphones in Richtung des leeren Rahmens und schaust Dir das Bild an. Die ARKit-Technologie macht es möglich, dass Du das Bild aus jedem Winkel einsetzt. Diese neue Form von Fixierung eines virtuellen Objekts in der realen Welt hat auch schon der verpasst.
Bisher stehen zwei der 13 Gemälde zur Auswahl. Zum einen wäre da Rembrandts „A Lady and Gentleman in Black“.
Außerdem kannst Du Dir noch das Gemälde mit dem unfassbar griffigen Titel „Christ in the Storm on the Sea of Galilee“ ansehen – ebenfalls von ‚Rembrandt’ van Rijn.
Und so sieht es aus, wenn Besucherinnen die App ausprobieren.
Video: Vimeo / Cuseum
A Cuseum Experience
In Zukunft sollen auch die restlichen elf Gemälde in die App eingepflegt werden. Das passiert vermutlich mit dem offiziellen Start der App. Bis jetzt ist das ganze Projekt nämlich ein Produkt reiner Fanliebe. Das Bostoner Entwicklerstudio Cuseum hat „Hacking the Heist“ unkommerziell entwickelt, um das Bostoner Museum zu unterstützen.
Trotzdem soll die App bald für Besucher des Museums zur Verfügung stehen. Und dann sicherlich auch mit dem vollständigen Satz an Gemälden. Übrigens: Auf der offiziellen Website von Cuseum finden sich über 100 Projekte, in denen die AR- und VR-Technik zur digitalen Bildreproduktion schon Anwendung gefunden hat. Ein Blick lohnt sich.
Klimt-Zug: Der Lebensbaum
Zum einhundertsten Todesjahr des österreichischen Malers Gustav Klimt hat sich das MAK, das Österreichische Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, an die AR-Spezies von Cuseum gewandt. Besucher des Museums können auf ihren Smartphones und Tablets nun eines der größten Kunstwerke des Wiener-Jugend-Stilisten lebendig werden lassen.
Video: Vimeo / Cuseum
Das „Unendliche Ornament“ ist beeindruckend, tatsächlich aber nur Teil eines größeren Kunstwerks, dem sogenannten Stoclet-Fries. Das Gesamtwerk entstand im Speisesaal der damaligen Privatvilla von Ingenieur und Bankier Adolphe Stoclet in Brüssel. Obwohl der Lebensbaum seinerzeit überbordend positiv betrachtet wurde, ist er tatsächlich nur wunderschönes und hypnotisches Füllmaterial. Das Original, wie auch sein AR-Pendant, kannst Du im MAK bewundern.
Kann man Dich mit Augemented und Virtual Reality wieder ins Museum locken, oder braucht es das am Ende gar nicht? Und magst Du Haselnusstafeln? Eine Führung durch die Kommentare beginnt zur vollen Stunde, immer unter dem Artikel.