Weltfrauentag 2018
Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Vernetzung in den Social Networks: Ein ganz bisschen Fluch - aber so viel Segen

Ich wurde mit 14 auf der Spi­taler­straße in Ham­burg als Mod­el „ent­deckt“. Ich hat­te das große Glück, direkt von ein­er der besten deutschen Agen­turen vertreten zu wer­den – allerd­ings erst mal auf sehr klein­er Flamme. Zum einen, weil ich eben noch so jung war und meine Eltern mir etwa 400 Jahre Hausar­rest gegeben hät­ten, wenn ich mein Abi nicht fer­tig machen würde. Zum anderen, weil meine Mut­ter die Mode­branche für einen Sün­denpfuhl knapp hin­ter Sodom und Gomor­ra hielt. 

Freiwild-Model

Tat­säch­lich wird man als junges Mod­el, das auf der ganzen Welt in erster Lin­ie dafür gebucht wird, gut auszuse­hen, sich und das Pro­dukt gut in Szene set­zen zu lassen und dabei möglichst die Klappe zu hal­ten, nicht immer mit flächen­deck­en­dem Respekt behan­delt. Es gibt Sprüche über das Ausse­hen. Es gibt Men­schen, die offen­sichtlich davon aus­ge­hen, dass man als Mod­el, das ja nun mal seinen Kör­p­er als Arbeitsmit­tel ein­set­zt, auch für zwis­chen­men­schliche Aktiv­itäten buch­bar sei. Es gibt Men­schen, die jede Frau, die mit ihrem Ausse­hen Geld ver­di­ent, automa­tisch für zu wenig tal­en­tiert hal­ten, um irgen­deinen „vernün­fti­gen“ Beruf zu erler­nen. Alleine die Annahme, Mod­el­ing sei kein vernün­ftiger Beruf, ist in meinen Augen absurd. Dass es als Mod­el nicht aus­re­icht, Glück in der DNA-Lot­terie gehabt zu haben, ist kaum jeman­dem bewusst. Aber das ist eine andere Geschichte.

Twitter – Friedhof der ewig Gestrigen 

Die Geschichte, die ich Euch heute zum Welt­frauen­tag erzählen möchte, hat nicht direkt etwas mit meinem Job als Mod­el zu tun. Sie spielt in der schö­nen, neuen, ver­net­zten Welt – und zwar bei Twit­ter. Mein Lieblings-Social-Net­work. Ich erin­nere mich noch genau, wie ich mir nach ein­er wilden Par­ty­nacht in Ham­burg ein paar Tage nach meinem 22. Geburt­stag einen Twit­ter-Account angelegt habe. Ich wusste nicht viel über Reich­weite und die Vok­a­bel Influ­encer gab es noch gar nicht. Ich hätte damals nie gedacht, dass mehr als 50 Leute meinen Quatsch über­haupt lesen wollen und habe gehofft, dass wenig­stens nicht meine Mut­ter unter meinen Fol­low­ern sein würde. Ich legte ein­fach los mit ein­er Mis­chung aus meinen ziem­lich bescheuerten Wort­spie­len und Fußball-Kram.

Plöt­zlich, schon nach weni­gen Stun­den, hat­te ich die 50 deut­lich über­schrit­ten. Ich über­legte, ob man so was wie 1.000 Fol­low­er über­haupt jemals erre­ichen würde. Wenige Tage später war es soweit. Plöt­zlich hat­te ich Fol­low­er von über­all her. Die meis­ten aus Deutsch­land natür­lich, aber auch aus den USA, Aus­tralien oder ganz exo­tis­chen Gegen­den – Bay­ern oder so.

Eine Frau, die hübsch, intelligent und lustig ist? Das kann nicht sein! 

Mit diesem ver­meintlichen „Erfolg“ kamen sie aber aus den Löch­ern. Die selb­ster­nan­nten „Wel­terk­lär­er” und „Alleswiss­er”. Die Leute, die schon viel länger auf Twit­ter waren, als ich, aber weniger Fol­low­er hat­ten. Die, für die es offen­sichtlich wichtig ist, wie viele Men­schen einem bei Twit­ter fol­gen. Die, die nicht begrif­f­en haben, dass Men­schlichkeit zählt und Dinge, die man tut – keine Witzchen auf einem Kurz­nachrich­t­en­di­enst. Und auch einige mit sehr vie­len Fol­low­ern melde­ten sich. Dort schien offenkundig die Angst umzuge­hen, vom virtuellen Twit­ter-Thron gestoßen wer­den zu kön­nen. Unab­hängig davon, dass es für den Wert eines Men­schen vol­lkom­men irrel­e­vant ist, wie viele Fol­low­er er irgend­wo hat, gab der Tenor der Kri­tik – wenn man sie denn über­haupt so nen­nen kann – mir den­noch Grund zur Sorge. Und ja, das gebe ich zu, anfangs traf es mich auch persönlich.

Weltfrauentag 2018

Fake News auf Twitter 

Kaum hat­te ich meine ersten Tweets in die Welt ver­schickt, die (jeden­falls für Twit­ter-Ver­hält­nisse für eine New­com­erin wie mich) große Beach­tung erfuhren, gab es eine Vielzahl von Behaup­tun­gen, ich sei nicht echt. Ich würde ver­mut­lich ein Pro­jekt von eini­gen so genan­nten Elite-Twit­ter­ern sein, wie eine Gruppe von Twit­ter­ern genan­nt wurde, die durch ihre hohe Fol­low­er-Zahl einen großen Ein­fluss auf das Net­zw­erk hat­ten. Oder ein Pro­jekt ein­er Wer­beagen­tur. Oder ein dick­er, übergewichtiger Truck­er, der Mod­elfo­tos benutzt, um im Inter­net eine Form von Ruhm zu erlangen.

Alles in allem wur­den alle denkbaren Klis­chees bedi­ent. Und das nicht von einzel­nen, son­dern anfangs für eine ganze Weile von ein­er sehr stat­tlichen Anzahl von Twit­ter­ern. Für die war es offen­sichtlich abso­lut undenkbar, dass eine Frau fol­gende Attribute vere­inen könnte:

  • Okay, ganz lustig
  • Hüb­sch
  • Jung
  • Ist Mod­el
  • Hat sechsstel­lige Fol­low­er-Zahlen auf Twitter
  • Inter­essiert sich für Fußball
  • Hat sog­ar poli­tisch etwas beizutragen
  • Macht sich nicht nur Gedanken über Make-up
  • Trinkt Cham­pag­n­er in Luxu­sho­tels, campt aber auch gerne mit dir und trinkt Bier aus der Flasche

Das kon­nte nicht sein. Was läge näher, als von ein­er großen Ver­schwörung auszugehen?

Wie gesagt – als das los­ging, war ich ger­ade seit weniger als ein­er Woche 22 Jahre alt. Das ist fast sieben Jahre her. Heute kann ich darüber lächeln, die ersten Monate waren aber schw­er. Was soll man denken, wenn einem im Inter­net das, was man veröf­fentlicht, gar nicht zuge­traut und man auf­grund sein­er Erschei­n­ung in Schubladen gesteckt wird. Von Men­schen, die mich nicht ken­nen und niemals je ein Wort mit mir gesprochen hat­ten. Wenn man als Fake oder Illu­sion abgekanzelt und dazu verurteilt wird, entwed­er lustig, intel­li­gent oder schön zu sein. Alles geht nicht. Jeden­falls nicht als Frau. Bei einem Mann mit sehr vie­len Fol­low­ern habe ich noch nie mit­bekom­men, dass es hieß, das ist doch bes­timmt eine Wer­beagen­tur oder die Erfind­ung von son­st irgendwem. Sowas passiert nur uns Frauen.

Change The World, Make It A Better Place 

Die Ver­net­zung, die mir diese Erfahrung einge­bracht hat, hat mich aber auch gerettet. Das Netz kann uner­bit­tlich sein – aber das Gute über­wiegt. Man kann Hil­fe, Unter­stützung und Sup­port von Men­schen erleben, die man son­st niemals ken­nen gel­ernt hätte. Mit­tler­weile kann ich sagen, dass ich einige der wertvoll­sten und lieb­sten Men­schen in Meinem Leben auf Twit­ter oder Insta­gram ken­nen gel­ernt habe. Men­schen, die ein­er Frau zutrauen, nicht nur ein hüb­sch­er Klei­der­stän­der zu sein. Die ihre Schwächen nicht dadurch kom­pen­sieren wollen, indem sie andere runterputzen.

Heute, 150.000 Fol­low­er später, aus­ges­tat­tet mit einem blauen Hak­en als Ver­i­fika­tion, ist es etwas abge­flaut. Ganz weg ist es nicht. Wird es ver­mut­lich auch nie. Das spielt aber auch keine Rolle. Was für mich zählt ist: Die Welt ist voller Men­schen, die für Gle­ich­berech­ti­gung aller Lebe­we­sen ste­hen. Und die kön­nen sich durch die Möglichkeit­en der Con­nec­tion heute viel bess­er und schneller ken­nen­ler­nen, aus­tauschen und Flagge zeigen gegen die ewig Gestri­gen. Das macht mich froh und vor allem auch hoff­nungsvoll für die Zukun­ft. Frauen durften lange nicht wählen, kein Bankkon­to haben, ohne Zus­tim­mung des Mannes keinen Job annehmen. Verge­wal­ti­gung galt in der Ehe nicht als Straftat. Das alles ist selb­st bei uns in Deutsch­land noch gar nicht so lange her. Aber heute nicht mehr nachvol­lziehbar. Daher bin ich mir sich­er, schon unsere Kinder kön­nten Dinge wie ungle­iche Bezahlung für so abstrus wie wir heute ein reines Män­ner­wahlrecht halten.

Dafür müssen wir uns aber alle weit­er für Frauen auf der ganzen Welt ein­set­zen. Und uns ver­net­zen. Also: Lasst uns die Welt verändern!

Alles Liebe, Eure Marie

Wie viel Frauen­pow­er es noch auf der Welt gibt, vor allem bei Voda­fone, erfährst Du hier.

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