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MamaBird: Wie Drohnen in Malawi Frauen und Kindern das Leben retten
Dass Frauen und Technik wunderbar zusammenpassen, zeigt das Start-up-Programm F-LANE seit mittlerweile drei Jahren. Einer der diesjährigen Finalisten hat zwar (noch) keine Damen im Team, dafür aber eine vielversprechende Idee: MamaBird will mit Drohnen die medizinische Versorgung von Schwangeren, Müttern und Kindern in Afrika sichern.
Ohne Frage hat sich MamaBird Großes vorgenommen. Das Start-up aus Washington D.C. sieht die Zukunft der ländlichen Grundversorgung von Entwicklungsländern auf dem Luftweg. Ihr Drohnen-Service soll nicht nur die Gesundheitssituation von Müttern und Kindern verbessern, sondern eine ganze Generation zum Umdenken bewegen. Warum es so wichtig ist, moderne Technologien an die Frau zu bringen, zeigt die aktuelle Lebensrealität in Malawi.
Live-Eindrücke aus Malawi: Eine Reise mit Folgen
Kein Auto, keine Straße und kein Arzt oder Krankenhaus im Umkreis von 30 Kilometern: Wer in einem der abgeschiedenen Dörfer von Malawi medizinische Hilfe braucht, hat schlechte Karten. Viele Schwangere im ländlichen Raum bringen ihre Kinder zu Hause zur Welt – unter miserablen hygienischen Bedingungen. Die Sterberate von Säuglingen ist in Malawi alarmierend hoch. Kinder, die durchkommen, sind oft unterernährt. Von dieser Situation war der amerikanische Drohnen-Entwickler Thomas Lauzon bei seinem ersten Besuch in Malawi so schockiert, dass er beschloss, etwas zu unternehmen.
Unicef verbindet zwei Technologie-Visionäre
Den richtigen Partner hatte Lauzon mit Eugene Maseya bereits gefunden. Der Unternehmer aus Malawi kennt nicht nur die Probleme in seinem Heimatland, sondern brachte ebenfalls technisches Know-how und Erfahrungen in Drohnen-Anwendungen mit. 2016 lernten sich die beiden über eine Ausschreibung von Unicef kennen. Die Hilfsorganisation plante einen Drohnenkorridor in Malawi, über den unbemannte Luftfahrzeuge (UAVs) Blutproben in Krankenhäuser transportieren können. Der Zuschlag für das Programm ging zwar an ein anderes Team, doch die beiden Drohnen-Tüftler hatten schnell eine andere Idee.
Women first: Hochmoderne Drohnen für eine neue Versorgungsstruktur
Das Duo erkannte das Potenzial, autonome Drohnen zur Verbesserung der medizinischen Grundversorgung von Schwangeren, Müttern und ihren Kindern einzusetzen. Dieser Plan nahm im September 2017 mit der Gründung des Start-ups MamaBird konkrete Formen an. Lauzon und Maseya entwickelten Drohnen, die bis zu 15 Kilogramm schwere Pakete über 100 Kilometer weit transportieren können. Medizin, Impfstoffe und andere lebenswichtige Dinge können so schnell, kosten- und energieeffizient in weit entfernte Gebiete geliefert werden.
Bedarfsgerechte Grundversorgung per Self-Ordering
Vorerst plant MamaBird drei verschiedene Hilfspakete. Ein Clean-Birth-Kit soll unter anderem Desinfektionsmittel und Medikamente transportieren. Um der Unterernährung Herr zu werden, erhalten die Frauen in einem anderen Paket kalorienreiche Fertignahrung. Eine Babybox soll das notwendigste Equipment für die Erstausstattung bereitstellen. Die fliegenden Prototypen möchten Lauzon und Maseya in dem nun eingerichteten Drohnenkorridor von Unicef testen. Zehn bis 20 Versorgungszentren in Malawi würden reichen, um mit dem Drohnen-Service das ganze Land abzudecken. Geliefert werden die Pakete auf Bestellung der Frauen, damit verfolgen die Gründer ein langfristiges Ziel.
Mut zur Technik: MamaBird will Frauen in technischen Bereichen stärken
Gerade in ländlichen Regionen Afrikas – aber auch in vielen anderen Ländern der Welt – scheinen Frauen und Technik noch immer nicht zusammen zu passen. MamaBird möchte Frauen hingegen darin bestärken, moderne Technologien zu nutzen, um ihre eigene Lebenssituation zu verbessern. Dorfgemeinschaften könnten mit Smartphones oder Tablets ausgestattet werden, damit Frauen im Ernstfall die Hilfspakete per App bestellen und die Drohne selbst zurückschicken können. Wenn junge Mädchen sehen, wie ihre Mütter die Hightech-Geräte bedienen, könnte es Denkmuster aufbrechen und auch die Töchter ermutigen, sich mit technischen Themen zu beschäftigen.
MamaBird in Berlin: F-LANE-Finalisten pitchen auf der Republica
Mit diesem Ansatz landete MamaBird bereits unter den fünf Finalisten des Startup Accelerators F-LANE, das das Vodafone Institut 2016 ins Leben gerufen hat. In Zusammenarbeit mit dem Impact Hub Berlin und der Social Entrepreneurship Akademie fördert das Programm technologieorientierte GründerInnen, die ein soziales Problem angehen und ihre Lösungen gezielt an Frauen adressieren. Seit März nehmen Maseya und Lauzon im Rahmen von F-LANE an einem Schulungsprogramm teil, bei dem sie unter anderem im Bereich Marketing, Finanzen und Präsentation geschult werden. Nach sechs Wochen intensivem Coaching folgt am 2. Mai der vorläufige Höhepunkt: Beim Final Pitch der Re:publica werden sie ihre Geschäftsidee vor Investoren und Entscheidern aus Wirtschaft, Medien und Politik vorstellen.
Für MamaBird ist es eine große Chance, ihr ambitioniertes Vorhaben bald realisieren zu können. Für tausende Frauen und Kinder in Afrika würde der Drohnen-Service höhere Lebenschancen und neue Perspektiven bedeuten.
Neben MamaBird pitchen am 2. Mai vier weitere GründerInnen ihre vielversprechende Geschäftsidee. Welche Teams die Entscheider beim Final Pitch der Republica besonders überzeugen, erfährst Du natürlich bei uns.
Was hältst Du von dem Drohnen-Service in Malawi? Schreib uns, warum MamaBird die Chance bekommen sollte, seine Idee zu realisieren!