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Film-Review: „Deadpool 2“ – Der X-Men-Film, den wir verdient haben
Deadpool ist zurück. In dem – fast schon zu schnöde – betitelten Sequel „Deadpool 2“ feuert das Team um Regisseur David Leitch ein wahrlich kunterbuntes Feuerwerk der guten Laune ab. Was der Antiheld diesmal liefert und an welcher Stelle man die Stellschrauben nachziehen könnte, erfährst Du in unserem Review.
Fortsetzungen haben viele Funktionen. Sie können eine begonnene Geschichte weiter- und zu Ende erzählen. Sie können die Geldkuh melken. Und dann gibt es Weiterführungen wie Deadpool 2. Die liefern vor allem Fanservice, beantworten offene Fragen und öffnen Türen für andere Franchises. Film ab.
Deadpool vs. Cable: Der Antiheld ist zurück
Filme mit Comic-Thema locken trotz R-Rating das Publikum ins Kino. So beliefert das Studio mit Logan, Deadpool 2, Venom und New Mutants (2019) vor allem Marvel-Fans, die Lust an erwachsenen und kompromisslosen Stoffen haben. Und bisher fährt das Studio gut damit. Bei Deadpool 2 hat man deshalb alles genommen, was im ersten Teil gut funktioniert hat, und es mit X(-Men) multipliziert.
Nach dem Happy End im ersten Teil befindet sich Deadpool aka „DP“ / „Red“ / „Pool Boy“ (Ryan Reynolds) nun auf einer weltweiten Mission, um den Bösen den Garaus zu machen. Eine Verkettung unglücklicher Umstände sorgt dafür, dass er sich voll und ganz dem Superhelden-Dasein widmen kann. Zeitgleich reißt der Mutant Cable (Josh Brolin) aus einer Post-Apokalypse in die Gegenwart, um eine persönliche Rechnung zu begleichen. Ein effektreicher Mega-Clash: unausweichlich!
Unverkrampft, aber nicht unkonventionell
Schon der erste Deadpool-Film war weniger unkonventionell, als das Gros des Publikums es sich eingeredet hat. Die vierte Mauer wird seit Anbeginn der Filmgeschichte durchbrochen und nüchtern betrachtet war auch der übrige Film eine recht konventionelle Heldenreise. Stört natürlich trotzdem nicht, wenn es Zoten und Action im Minutentakt gibt.
Überwiegend geben sich hier schräge Figuren mit markigen Sprüchen die Klinke in die Hand. Sofern sie die Gelegenheit dazu bekommen. Denn wie so häufig, ist der Trailer in einigen Punkten eine Mogelpackung. Vor allem die Einführung von Zazie Beetz als Domino verschafft dem Film aber ordentlich Pluspunkte. Die Chemie zwischen ihr, DP und Cable ist zweifelsfrei eines der Highlights und macht neugierig.
Effektspektakel – ohne spektakuläre Effekte?
Ein Superheldenfilm wie Deadpool lebt von Effekten. Schon der stählerne Colossus ist ein Blickfang. Auch Cable und viele andere Figuren aus dem X-Men-Universum sind atemberaubend in Szene gesetzt. Punktabzug gibt es allerdings trotzdem. Vor allem bei figurenbezogenen Effekten wie Stürzen oder Schlägen wirken die VFX oft zu unnatürlich. Gerade so, als ob man sich nicht hätte entscheiden können, wie genau die Schwerkraft nun eigentlich funktioniert. Das wird Deadpool-Fans zweifelsfrei nicht sauer aufstoßen, fällt allerdings dann auf, wenn man andere Großproduktionen mit CGI-Protagonisten (siehe „Planet der Affen“-Trilogie) zum Vergleich heranzieht. Aber keine Sorge: Wenn Cable bumm bumm macht, stört es vermutlich auch keinen Zuschauer mehr, was der Rezensent in Review XY über den Effekt der Schwerkraft geschrieben hat.
Der bessere X-Men-Film
Deadpool 2 ist zweifelsfrei der bessere X-Men-Film. Hier geht es auch um die Rettung der Welt – aber irgendwie ein bisschen schmaler und minimalistischer. Das Autorenteam um Rhett Reese war sich bewusst, dass man hier Figuren hat, die selbst in den Comics eher Nische als Mainstream sind – Protagonisten mal ausgenommen. Warum dann also zu allem und jedem eine ausufernde Backstory und viel Drama fabrizieren? Und in Anbetracht der letzten X-Men-Filme mit löchriger Handlung und fragwürdiger Motivation ist Deadpool 2 zweifelsfrei der X-Men-Film, der in letzter Zeit am meisten Spaß gemacht hat. Und dank ein, zwei netter Einfälle findet DP nun auch seinen Platz in der aktuellen Kontinuität – irgendwie, auf eine krude Art und Weise.
Kurz: Deadpool 2 ist eine Action-Granate par excellence, ein gelungenes Sequel und zeigt nicht zuletzt, dass die harten Kerle einen weichen Kern haben – vor allem, wenn ihr Seelenleben eine Großbaustelle ist.
Deadpool 2
Genre: Superhelden / SciFi / Action
Bundesstart: 17.05.2018
Laufzeit: 119 Minuten
FSK: Ab 16 Jahren
Regie: David Leitch
Drehbuch: Rhett Reese, Paul Wernick, Ryan Reynolds
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