Jason (Cecilio Andresen) und Mirco (Florian David Fitz) auf dem Weg zum nächsten Fußballspiel.
© NIK KONIETZNY
Saw X
Ein Mann mittleren Alters, mit fragendem Blick und gesenkter Brille.
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Wochenendrebellen | Filmkritik: Fußball überwindet alle Grenzen

Fußball trifft The Big Bang The­o­ry – im Film „Woch­enen­drebellen“ find­en ein Vater und sein autis­tis­ch­er Sohn über den Sport zusam­men. Wir ver­rat­en Dir in unser­er Filmkri­tik zu Woch­enen­drebellen, welche emo­tionale Reise Dich ab dem 28. Sep­tem­ber erwartet.

Woch­enen­drebellen basiert auf ein­er wahren Geschichte und auf dem gle­ich­nami­gen Roman, geschrieben von Mir­co und Jason von Juter­czen­ka.

Jason (Cecilio Andresen) ist ein beson­deres Kind – er ist Autist, weshalb für ihn jed­er Tag eine reizüber­flutete Her­aus­forderung darstellt. Als seine Wutaus­brüche eine Gren­ze über­schre­it­en, stellt die Schule seinen Eltern ein Ulti­ma­tum: Entwed­er find­et er einen Aus­gle­ich oder er muss auf eine Förder­schule wech­seln. Aus Zufall kommt Jason mit dem The­ma Fußball in Kon­takt. Jed­er in sein­er Klasse ist ein Fußball­fan, also braucht auch er einen Lieblings­fußball­club, sagt man ihm.

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Doch Jason hat noch keinen und will seine Entschei­dung nicht leicht­fer­tig tre­f­fen. Vater Mir­co (Flo­ri­an David Fitz) wit­tert eine Chance. Damit brechen die bei­den zu einem großen und ner­ve­naufreiben­den Aben­teuer auf: Sie müssen alle Vere­ine Deutsch­lands besuchen, um ein finales Urteil zu fällen. Während der Sohn hohe Ansprüche an seinen zukün­fti­gen Lieblingsvere­in stellt, ent­pup­pen sich die Sta­di­en als wahre Reiz­ex­plo­sio­nen. Zwei Wel­ten tre­f­fen aufeinan­der.

Ein Leben mit Autismus

Für die einen ist es die pure Lei­den­schaft, für die anderen ein­fach nur irgen­deine Sportart unter vie­len: Woch­enen­drebellen ver­ste­ht sich als Bindeglied, zwis­chen seinen bei­den Haupt­fig­uren und den zwei Ziel­grup­pen. Der Fußball ist die Basis des Films, aber nicht der Haup­taspekt. Im Zen­trum bleiben die Emo­tio­nen ein­er Fam­i­lie, die alles tut, um den All­t­ag zu meis­tern. Trotz aller indi­vidu­ellen Wün­sche und Prob­leme, wie zum Beispiel Kar­riere und Fam­i­lie unter einen Hut zu bekom­men.

Jason (Cecilio Andresen)

Jason (Cecilio Andresen) fällt es schw­er damit umzuge­hen, wenn Regeln nicht einge­hal­ten wer­den. — Bild: © NIK KONIETZNY

Bevor das Runde ins Eck­ige kommt, nimmt sich der Film viel Zeit, um Dir zu ver­an­schaulichen, was ein Leben mit Autismus bedeutet. Während beispiel­sweise die Sit­com „The Big Bang The­o­ry“ das The­ma mit sein­er Fig­ur Shel­don Coop­er eher auf witzige Weise behan­delt, ist der Ton hier deut­lich ern­ster und men­schlich­er. Jason kann Sicher­heit und Frieden nur durch strenge Regeln gewährleis­ten. Jed­er Bruch dieser Regeln löst Angst und Wut in ihm aus.

So ste­ht die Fam­i­lie jeden Tag vor einem Minen­feld poten­zieller Aus­raster. Diese kön­nen bere­its dadurch aus­gelöst wer­den, wenn Jason seinen gewohn­ten Sitz­platz an der Bushal­testelle nicht bekommt. Als Mut­ter Fatime (Aylin Tezel) an die Gren­zen ihrer Kräfte stößt, muss der son­st auf Kar­riere eingestellte Vater ein­sprin­gen und erst­mals seinen Sohn richtig ken­nen­ler­nen.

Fatime (Aylin Tezel) bringt gemeinsam mit Tochter Lucy Jason (Cecilio Andresen) zur Schule.

Fatime (Aylin Tezel) bringt gemein­sam mit Tochter Lucy Jason (Cecilio Andresen) zur Schule. — Bild: © NIK KONIETZNY

Ein Fußball-Film, auch für Nicht-Fußballfans

Mir­co und Jason fahren Bahn, quetschen sich in Zuschauer­ränge, ver­fol­gen Spiele und arbeit­en Jasons Kri­te­rien­liste ab. Wie sieht es mit der Nach­haltigkeit des Vere­ins aus? Tra­gen alle Spiel­er die gle­ichen Schuhe? Gibt es ein pein­lich­es Maskottchen? Es ist ein großes Vergnü­gen, die Fußball­welt aus den Per­spek­tiv­en von bei­den wahrzunehmen. Es sind ger­ade die kleinen Dinge, die kleinen Szenen und Schritte die die bei­den aufeinan­der zuge­hen, die hier­bei viel aus­machen. Genau­so wie die amüsan­ten Dialoge, in der physikalis­che The­o­rien auf Sport­geschicht­en tre­f­fen.

Jason (Cecilio Andresen) und Mirco (Florian David Fitz) im Bord-Bistro

Jason (Cecilio Andresen) und Mir­co (Flo­ri­an David Fitz) im Bord-Bistro — Bild: © NIK KONIETZNY

Der Film macht Dich nicht zum Fußball­begeis­terten, son­dern führt Dir aber vor Augen, warum der Ball­sport so viele Men­schen begeis­tert. Außer­dem beleuchtet der Streifen wie ein klein­er Junge alles auf sich nimmt, um als Außen­seit­er Teil von etwas Großem zu wer­den.

Ein Auf und Ab der Gefühle

Auch wenn Sport­begeis­terung zu über­trieben­er Verk­lärung und Kitsch neigt, kommt der Film zum Glück ohne diese aus. Eine plöt­zliche Wun­der­heilung find­et eben­falls nicht statt. Auf jeden Fortschritt in der Beziehung zwis­chen Vater und Sohn fol­gt auch eine Nieder­lage. So kommt es zu Momenten, in denen die Bedürfnisse der bei­den nicht miteinan­der zu vere­in­baren sind. Beispiel­sweise, wenn Mir­co auf­grund von Ter­min­druck einen Plan über Bord wer­fen muss, diese Änderung bei Jason jedoch zu Unruhe und Leid führt. Es ist ein ständi­ges Auf und Ab, das bei­de Per­so­n­en an ihre Gren­zen treibt. Witz und Tragik, Hoff­nung und Verzwei­flung sind immer spür­bar und kön­nen jed­erzeit zum Vorschein treten.

Du wirst die Welt aus Jasons Augen sehen und einiges Inter­es­santes über die Chaos­the­o­rie ler­nen, genau­so wie Du die Welt aus Mir­cos Augen sehen wirst, der die Bedeu­tung des Vater-seins für sich ent­deckt und viel Kraft daraus schöpft.

Das erste Mal gemeinsam im Stadion: Mirco (Florian David Fitz) und Jason (Cecilio Andresen)

Das erste Mal gemein­sam im Sta­dion: Mir­co (Flo­ri­an David Fitz) und Jason (Cecilio Andresen) — Bild: © NIK KONIETZNY

Wochenendrebellen in der Kritik: Unser Fazit

Herz­er­wär­mend, tragisch, großar­tig – Woch­enen­drebellen nimmt sich einem wichti­gen The­ma an und bringt zwei inter­es­sante Wel­ten mit viel Detail­liebe zusam­men. Man muss Fußball nicht mögen, um diesen Film zu lieben. Im Zen­trum ste­ht eine rührende Geschichte zwis­chen Vater und Sohn, die nach und nach ler­nen die Sichtweise des anderen zu ver­ste­hen.

Woch­enen­drebellen
Genre: Dramödie
Bun­desstart: 28. Sep­tem­ber 2023
Laufzeit: 109 Minuten
FSK: ab 6 Jahren freigegeben
Regie: Marc Rothe­mu­nd
Drehbuch: Richard Kropf

Wirst Du Dir Woch­enen­drebellen im Kino anse­hen? Ver­rate es uns gerne in den Kom­mentaren!

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