In the Shadow of the Moon
© Netflix
Vier luftig bekleidete Maklerinnen
Gru und die Minions
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In the Shadow of the Moon: Die Erklärung zum Netflix-Thriller

Hart­näck­iger Cop trifft auf mys­ter­iöse Serienkil­lerin: Das Net­flix Orig­i­nal In the Shad­ow of the Moon bietet allerd­ings noch deut­lich mehr als eine span­nende Mörder­hatz. Ver­schiedene Zeit­ebe­nen und philosophis­che Fragestel­lun­gen machen den Genre-Mix näm­lich zu einem über­raschend tief­gründi­gen Film. Wenn du eine Erk­lärung zur Hand­lung des Thrillers und dessen Bedeu­tung brauchst, wirst du hier fündig.

Uner­müdlich wie ein Uhrw­erk bringt Net­flix Filme her­aus und beweist dabei nicht immer ein glück­lich­es Händ­chen, wie beispiel­sweise der zynis­che Thriller Die Kun­st des toten Mannes oder der über­ladene Stranger Things-Abklatsch Rim of the World offen­legten. Mit In the Shad­ow of the Moon gelingt dem Stream­ing-Gigan­ten jedoch endlich wieder ein großer Wurf.

Der Mix aus Cop-Thriller, Sci-Fi-Dystopie und Fam­i­lien­dra­ma überzeugt mit düster­er Ästhetik, starken Darstellern und einem so span­nen­den wie außergewöhn­lichen Plot. Wer sich nicht im Vor­feld den sehr spoil­er­lasti­gen Trail­er angeschaut hat, wird ziem­lich über­rascht sein, was für eine Art Film Regis­seur Jim Mick­le (Hap and Leonard) da insze­niert hat.

Achtung, es fol­gen Spoil­er zu In the Shad­ow of the Moon!

Boyd Holbrook in In the Shadow of the Moon

Thomas Lock­hart (Boyd Hol­brook) will die mys­ter­iöse Mörderin schnap­pen | © Netflix/Sabrina Lan­tos

In the Shadow of the Moon: Die Handlung

Philadel­phia, 1988: Der ambi­tion­ierte Polizist Thomas Lock­hart (Boyd Hol­brook) ist voller Vor­freude. Seine Frau Jean ste­ht kurz vor der Geburt der gemein­samen Tochter, während er der Beförderung zum Detec­tive ent­ge­gen­blickt. Doch in nur ein­er Nacht verän­dert sich sein Leben schla­gar­tig.

Jean stirbt bei der Ent­bindung und lässt ihn tragis­cher­weise als allein­erziehen­den Vater zurück. Zudem bekommt er es mit ein­er mys­ter­iösen Serienkil­lerin (Cleopa­tra Cole­man) zu tun, die schein­bar ohne Motiv vere­inzelte Men­schen auf äußerst ungewöhn­liche Weise tötet. Auf der Jagd nach ihr wird er Zeuge, wie die Frau von ein­er U-Bahn erfasst wird und stirbt - zumin­d­est dieses Prob­lem scheint also gelöst.

Neun Jahre später wird der mit­tler­weile als Detec­tive tätige Lock­hart jedoch eines Besseren belehrt. Erneut find­et eine Mord­serie statt, die der von 1988 verdächtig ähnelt. Und tat­säch­lich kann der cle­vere Cop auch dies­mal wieder dieselbe Frau als Täterin aus­machen. Aber wie ist das möglich?

Cleopatra Coleman in In the Shadow of the Moon

Welch­es Motiv hat die Kil­lerin Rya? | © Netflix/Sabrina Lan­tos

Schließlich find­et er her­aus, dass es sich bei dieser um eine Zeitreisende han­delt, die aus der Zukun­ft kommt und alle neun Jahre auf­taucht, um eine bes­timmte Anzahl von Men­schen zu töten. Weil ihn sowohl sein Schwa­ger und Vorge­set­zter Holt (Michael C. Hall) als auch sein Part­ner Mad­dox (Bokeem Wood­bine) für ver­rückt hal­ten, zieht er sich immer mehr zurück, ver­nach­läs­sigt seine Tochter und wird zunehmend besessen von dem Fall.

Es braucht jedoch zwei weit­ere Zyklen - sprich 18 Jahre - bis Lock­hart das Motiv der Frem­den ver­standen hat. Die Frau namens Rya ist seine eigene Enke­lin und wurde von ihm höch­st­per­sön­lich auf die Ver­gan­gen­heit­sreise geschickt. Um einen ver­heeren­den und von Rassen­hass geprägten Weltkrieg in der Zukun­ft zu ver­hin­dern, soll Rya ganz bes­timmte Per­so­n­en eli­m­inieren, die in den Jahren zuvor den Keim dieses Has­s­es gesät und ver­bre­it­et haben.

Da Lock­hart dies endlich erkan­nt hat, lässt er Rya gewähren und ebnet so den Weg für eine friedlichere Zukun­ft. Er selb­st kann sich nach langer Zeit erst­mals men­tal von dem Fall lösen und demzu­folge wieder inten­siv­er für seine Fam­i­lie da sein.

Die wahrhaft bösar­ti­gen Mörder find­est du übri­gens in diesen 7 ver­stören­den Fil­men über Serienkiller.

Michael C. Hall in In the Shadow of the Moon

Dex­ter-Star Michael C. Hall als Polizist Holt in In the Shad­ow of the Moon | © Netflix/Sabrina Lan­tos

Die Erklärung zu Netflix’ In the Shadow of the Moon

Vorwärts oder rückwärts? Die Zeitlinien in In the Shadow of the Moon

So schnell man auch als Zuschauer den Brat­en riecht, dass in In the Shad­ow of the Moon Zeitreisen ein Rolle spie­len,  dürfte  anfangs den­noch etwas Ver­wirrung herrschen. Dabei hält sich Regis­seur Jim Mick­le gar nicht erst mit Zeit­para­doxa, alter­na­tiv­en Real­itäten oder ähn­lichen Begrif­f­en aus der Quan­ten­physik auf.

Bei genauer­er Betra­ch­tung wird deshalb ziem­lich deut­lich, wie die Zeitlin­ien im Film zu ver­ste­hen sind. Pro­tag­o­nist Lock­hart liefert darin sog­ar selb­st die plau­si­bel­ste Erk­lärung. Seine Fig­ur bewegt sich - wie alle anderen auch - in der Zeit vor­wärts. Die 27 Jahre von 1988 bis 2015 erlebt er also ganz nor­mal in chro­nol­o­gis­ch­er Rei­hen­folge ohne Zeit­sprünge.

Rya hinge­gen reist in der Zeit zurück, kann allerd­ings nur alle neun Jahre für kurze Zeit im jew­eili­gen Jahr auf­tauchen. Ihre Zeitreise begin­nt dem­nach im Jahr 2015, gefol­gt von 2006, von 1997 und endet schließlich im Jahr 1988. Für sie verge­hen in dieser Zeit ins­ge­samt nur wenige Stun­den.

Das bedeutet: Wenn Lock­hart im Jahr 1988 erst­mals auf Rya trifft, ist es für seine Enke­lin bere­its das vierte Aufeinan­dertr­e­f­fen mit ihm während ihrer Reise. Obwohl sie dabei stirbt, taucht sie deshalb neun Jahre später wieder quick­lebendig auf, da in ihrer Zeitlin­ie 1997 vor 1988 stat­tfind­et.

Boyd Holbrook und Michael C. Hall in In the Shadow of the Moon

Lock­hart und Holt sind bei ihren Ermit­tlun­gen nicht immer ein­er Mei­n­ung | © Net­flix

Es ist nur eine (Mond)phase: Wie funktionieren die Zeitreisen?

Allzu detail­liert wird auch dies im Film nicht erläutert. Etwas Licht ins Dunkel bringt jedoch der Physik­er Naveen Rao (Rudi Dhar­ma­lingam) in ein­er Szene. Im Jahr 1997 sucht der Wis­senschaftler Lock­hart auf und erk­lärt ihm, dass durch eine spez­i­fis­che Posi­tion des Mon­des in sein­er Umlauf­bahn eine Raum-Zeit-Brücke entste­ht. In diesen Mond­phasen, die alle neun Jahre auftreten, sind die Zeitreisen also möglich.

Rao ist es auch, der in der Zukun­ft eine Tech­nolo­gie entwick­elt hat, um besagte Mond­phasen­brücke zu nutzen und Rya in die Ver­gan­gen­heit zu schick­en. Zudem stammt von ihm auch das geheimnisvolle Serum, das Rya ihren Zielob­jek­ten injiziert und dessen tödliche Wirkung von Rao selb­st aus der Zukun­ft her­aus aus­gelöst wird.

Der Physik­er hat demzu­folge die oper­a­tive Kon­trolle über Ryas Mis­sion, die augen­schein­lich bis ins kle­in­ste Detail durchge­plant wurde. Über die genaue Funk­tion­sweise der mit Wass­er gefüll­ten Kapsel, in der Lock­harts Enke­lin die Zeitreise antritt, kann indes nur spekuliert wer­den.

okeem Woodbine, Boyd Holbrook und Michael C. Hall in In the Shadow of the Moon

Bokeem Wood­bine, Boyd Hol­brook und Michael C. Hall in In the Shad­ow of the Moon | © Net­flix

Mord mit System: Der Grund für die Zeitreisen

Ryas riskan­ter Auf­trag ist weitaus mehr als ein physikalis­ches Exper­i­ment. Da die Zivil­i­sa­tion der Zukun­ft dem Unter­gang gewei­ht ist, sind die von ihr aus­ge­führten Tötun­gen gewis­ser­maßen notwendig, um die Men­schheit vor ein­er glob­alen Katas­tro­phe zu bewahren.

Als Opfer wur­den daher gezielt Per­so­n­en her­aus­gepickt, die als Wurzel dieses Übels fungierten und die Gesellschaft mit ihrer men­schen­feindlichen Ide­olo­gie infil­tri­erten. Rya schal­tet jene Per­so­n­en sys­tem­a­tisch nacheinan­der aus - und löscht somit Stück für Stück die von Hass getriebene Idee, bevor sie Jahre später in einem Weltkrieg kul­minieren kann.

Der zu Beginn des Films gezeigte Ter­ro­ran­schlag im Jahr 2024, der als Aus­lös­er dieses Grauens galt, find­et so gar nicht erst statt. Mil­lio­nen von Men­schen wer­den gerettet und haben eine erhe­blich pos­i­ti­vere Zukun­ft vor sich.

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Interessantes Gedankenspiel: Die Bedeutung von In the Shadow of the Moon

Ein unmoralisches Unterfangen?

Die Drehbuchau­toren Gre­go­ry Wei­d­man und Geof­frey Tock haben sich in In the Shad­ow of the Moon einem dur­chaus anspruchsvollen The­ma angenom­men. Mit ihrer Vari­ante eines Was-wäre-wenn-Szenar­ios tauchen sie tief in philosophis­che, ethis­che und moralpoli­tis­che Sphären ein.

Schon lange wird sich in der Philoso­phie mit fol­gen­der The­o­rie beschäftigt: Wenn man in die Zeit zurück­reisen und Adolf Hitler bere­its als Baby töten kön­nte, sollte man es tun? Wäre ein der­ar­tiger Präven­tiv­mord moralisch vertret­bar? Eine ähn­liche Frage greift auch In the Shad­ow of the Moon auf und bezieht dazu selb­st ziem­lich klar Stel­lung.

Auch wenn Lock­hart so langsam däm­mert, welch (edles?) Motiv hin­ter Ryas Tat­en steckt, verurteilt er ihr Ver­hal­ten zunächst und betra­chtet sie weit­er­hin als Mörderin. Doch selb­st er akzep­tiert schließlich ihr Vorhaben, nach­dem er begreift, was damit auf dem Spiel ste­ht. So ist im Film gewis­ser­maßen auch der let­zte Zwei­fler überzeugt wor­den, dass die mörderische Zeitreise richtig und unumgänglich ist.

Neg­a­tive Kon­se­quen­zen - seien sie moralis­ch­er oder quan­ten­physikalis­ch­er Natur - klam­mert der Net­flix-Thriller hier fast voll­ständig aus. Die Aus­sage ist rel­a­tiv ein­deutig: Der Zweck heiligt die Mit­tel. Und den­noch - oder ger­ade deshalb - lädt Jim Mick­les Werk abso­lut zur Diskus­sion ein.

Ste­ht dieser machi­avel­lis­tis­che Grund­satz nicht völ­lig kon­trär zur human­is­tis­chen Inten­tion von Ryas Plan? Wahrschein­lich. Doch was wür­den wir an Ryas oder Lock­harts Stelle tun?

Viel mehr als reine Fiktion

Zugle­ich punk­tet In the Shad­ow of the Moon aber auch mit einem anderen Aspekt. Los­gelöst von den Sci­ence Fic­tion-Ele­menten weist der Film näm­lich erstaunlich aktuelle Bezüge zur realen Gegen­wart auf.

Ein Blick auf das derzeit­ige poli­tis­che Kli­ma reicht bere­its aus: Ein US-Präsi­dent, der ras­sis­tis­che Het­ze betreibt. Oder hierzu­lande die AFD, die die Ter­ro­rangst der Bevölkerung aus­nutzt, um ihre ähn­lich rechts­gesin­nte Agen­da durchzuset­zen.

In the Shad­ow of the Moon treibt diese poli­tis­che Entwick­lung auf die Spitze und präsen­tiert eine Zukun­ft, in der blind­er Hass voll­ständig Einzug in die Gesellschaft erhal­ten hat und uni­ver­sale Zer­störung verur­sacht.

Die etwas plaka­tive Sym­bo­l­ik - eine zer­störte US-Flagge mit nur fünf Ster­nen, eine Afroamerikaner­in als Mär­tyrerin - stört die Aus­sagekraft dieses Szenar­ios nur ger­ingfügig. Ein Szenario, das näm­lich alles andere als vol­lkom­men abwegig erscheint und dur­chaus als War­nung ver­standen wer­den kann.

Die Mach­er des Films stellen dieser Dystopie eine fast schon roman­tis­che Lösung ent­ge­gen. Frem­den­feindlichkeit ist viel zu weitver­bre­it­et, um sie mit ein paar Tötun­gen aus­löschen zu kön­nen. Doch ste­ht die Botschaft hier ohne­hin im Vorder­grund: Recht­sradikale Gewalt gibt es nicht nur im Film und sollte schnell­st­möglich eingedämmt wer­den.

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