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Auf dem Bild in dem Artikel zu den Reality-Shows 2026 ist eine Hand mit einer Fernbedienung im Vordergrund zu sehen, die auf einen großen, leicht verschwommenen Fernseher gerichtet ist. Auf dem Bildschirm erscheinen zahlreiche bunte Vorschaubilder.
Bild aus Son of Sam: Selbstporträt eines Mörders

West Side Story in der featured-Filmkritik: It feels meistens pretty

West Side Sto­ry ist ein­er der Musi­cal-Klas­sik­er aus den 50er Jahren. Die nach­fol­gende Ver­fil­mung von 1961 räumte sog­ar zehn Oscars ab. Nun hat Steven Spiel­berg ein Remake gewagt, welch­es Musi­cal und Ver­fil­mung neu auflegt. Ob er damit überzeu­gen kann?

New York City in den 1950ern: Das Leben find­et auf der Straße statt und ist nicht immer ganz ein­fach. Wed­er für die Jungs der eimheimis­chen Jugend­bande Jets mit deren Anführer Tony (Ansel Elgo­rt), noch für die Truppe puer­to-rican­is­chen Sharks, die von Bernar­do (David Alvarez) geleit­et wird. Die bei­den Grup­pen ger­at­en immer wieder aneinan­der, da sowohl die Jets als auch die Sharks das Vier­tel für sich beanspruchen. Als Tony auf Bernar­dos Schwest­er Maria (Rachel Zegler) trifft und sie sich ver­lieben, dro­ht die Sit­u­a­tion zu eskalieren. Kön­nen die zwei Ver­liebten aus so unter­schiedlichen Wel­ten zusammenbleiben?

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West Side Story: Blasser Hauptdarsteller für eine starke Rolle

Ansel Elgo­rt, den Du vielle­icht bere­its aus dem Film „Baby Dri­ver“ kennst, übern­immt die männliche Haup­trol­le des Jets-Anführers Tony. Deut­lich größer als die anderen Mit­glieder der Gang sticht er dadurch her­vor, dass er um jeden Preis Gewalt ver­mei­den will. Im Gegen­satz zum Musi­cal und der ersten Ver­fil­mung liegt der Fokus im Remake nicht allein auf der Liebesgeschichte zwis­chen Maria und Tony. Tony bekommt ein stärk­eres Charak­terg­erüst. Der Film erzählt tief­gründi­ger als seine Vorgänger, warum er sich mehr und mehr aus den Ban­dengeschäften zurück­ge­zo­gen hat. Das nützt nur lei­der nicht viel, denn die meiste Zeit bleibt Elgo­rt erstaunlich blass und lang­weilig. Er wird der Rolle des kanti­gen und rauen Tonys nicht gerecht. Wed­er sein Baby­face noch seine schwammige Per­for­mance, die ger­ade in der Mimik oft­mals ein­fach zu lasch ist, helfen dabei. Übri­gens genau­so wenig wie den Gesangseinlagen.

Grandiose Hauptdarstellerin für eine zu flache Rolle

Das fällt vor allem immer dann auf, wenn Rachel Zegler zum Duett anset­zt. Ihre Stimme ist so präsent und gewaltig, dass sie Elgo­rt an die Wand singt und spielt. Umso bedauer­lich­er ist es, dass ihre Rolle kaum verän­dert wurde. Im Prinzip ist Maria die, die Du aus dem Orig­i­nal-Film von 1961 kennst – eben „nur“ die hüb­sche Puer­to-Ricaner­in, die zu oft naiv und zu sel­ten keck wirkt. Ihr Charak­ter bleibt die meiste Zeit flach und wird dem Kön­nen der jun­gen Schaus­pielerin nicht gerecht.

Tony (Ansel Elgo­rt) und Maria (Rachel Zegler) ver­fall­en der Liebe. — Bild: © 2021 20th Cen­tu­ry Stu­dios. All Rights Reserved.

Eine gelun­gene Hom­mage an das Orig­i­nal ist die Schaus­pielerin Rita Moreno, da sie bere­its im ersten Film zu sehen ist. Dort spielt sie die Rolle der Ani­ta, Bernar­dos Frau. In Spiel­bergs Remake nimmt sie die Rolle von Valenti­na ein – eine puer­to-rican­is­che Drogerie-Besitzerin. Sie ist Tonys Chefin und gle­ichzeit­ig seine Ersatz­mut­ter. Ihr schaus­pielerische Leis­tung ist mitunter eine der besten, da Du ihr die Angst, die sie um Tony hat, immer ansiehst. Auch ihre Zer­ris­senheit zwis­chen der puer­to-rican­is­chen Herkun­ft und dem Ver­ständ­nis für Tony und seine Jets ist ihr deut­lich ins Gesicht geschrieben.

Rita Moreno war direkt in zwei West Side Sto­ry-Ver­fil­mungen zu sehen: 1961 & 2021. — Bild: © 2021 20th Cen­tu­ry Stu­dios. All Rights Reserved.

Der neue Fokus wird leider verfehlt

Siebzig Jahre nach der ersten Ver­fil­mung des Musi­cals ver­sucht Spiel­berg erneut den Fokus auf die Romeo und Julia-Vari­a­tion zu wahren. Die Tragödie von Shake­speare bildete bere­its im Musi­cal die Grund­lage. Im Film von 1961 waren Tony und Maria zen­traler Dreh- und Angelpunkt. Nun set­zt Drehbuchau­tor Tony Kush­n­er mit dem Kon­flikt zwis­chen Jets und Sharks einen neuen Akzent, ohne dabei die Rah­men­hand­lung zu verän­dern. Diese Idee funk­tion­iert zwar über weite Streck­en des Films, ent­pup­pt sich aber oft­mals als zu ober­fläch­lich und schnell abge­han­delt. Beispiel­haft hier­für ste­ht die fixe Lösung der Prob­leme der jun­gen Män­ner bei­der Grup­pen, genau­so wie über­bor­dende Aggres­sion und deren Ursprünge. Gerne hät­ten wir auch hier mehr Tiefe gesehen.

Jets gegen Sharks: Riff (Mike Faist, links) gegen Bernar­do (David Alvarez, rechts). — Bild: © 2021 20th Cen­tu­ry Stu­dios. All Rights Reserved.

Ein bildgewaltiges Remake 

Steven Spiel­berg set­zt auch für West Side Sto­ry auf seinen Stamm-Kam­era­mann Janusz Kamin­s­ki und fängt Szenen ein, die durch ihre schiere Opu­lenz überzeu­gen. Mal sind es die inti­men Momente zwis­chen Tony und Maria, unter anderem, wenn sie das erste Mal aufeinan­dertr­e­f­fen, die überzeu­gen. Mal wer­den in der Total­en, mal in der Halbto­tal­en großar­tig insze­nierte Tanzszenen mit­ten auf den Straßen von New York einge­fan­gen. Diese Musi­cal-Szenen schaf­fen es in weit­en Teilen über Schwächen in der Durch­führung des neuen Erzählschw­er­punk­ts hinwegzutäuschen.

West Side Story Rachel Zegler als Maria

Gewaltige Bilder: Rachel Zegler als die sin­gende und tanzende Maria. — Bild: © 2021 20th Cen­tu­ry Stu­dios. All Rights Reserved.

Warum etwas Gutes verändern?

Zugegeben, der Orig­i­nal­film hat­te auch seine Schwächen. Selb­st Leonard Bern­stein, aus dessen Fed­er die Musik zum Musi­cal und somit auch zum Film stammt, war laut sein­er Tochter Jamie mit dem Streifen nicht zufrieden. Trotz­dem hat der Film von 1961 immer noch Charme, wenn auch aus heutiger Sicht etwas zu kitschig. Wovon sowohl Musi­cal als auch bei­de Filme zehren, ist die Musik. Glück­licher­weise wurde sie bis auf die Song-Rei­hen­folge kaum verän­dert. So kom­men Fans auf jeden Fall auf ihre Kosten, auch wenn Ansel Elgo­rt oft­mals etwas zu schwach auf der Brust ist.

Unser Fazit

West Side Sto­ry ist ein unter­halt­sames Remake, das allerd­ings den neu gewählten Fokus auf der Rival­ität der bei­den Gangs ver­fehlt und ordentlich Tief­gang ver­mis­sen lässt, obwohl der Streifen die Chance dazu gehabt hätte. Ein­drucksvolle Tanzszenen und die ge- und beliebten Hits des Musi­cals wie „I feel pret­ty“ oder „Amer­i­ca“ sor­gen aber dafür, dass Du dur­chaus darüber hin­wegse­hen, beziehungsweise -sin­gen, kannst.

West Side Story

Genre: Musi­cal / Romanze
Bun­desstart: 9. Dezem­ber
Laufzeit: 157 Minuten
FSK: ab 12 Jahren freigegeben
Regie: Steven Spiel­berg
Drehbuch: Tony Kush­n­er, Arthur Laurents

Du bist ein großer Fan von Musi­cal-Fil­men? Erzäh­le uns in den Kom­mentaren, was Du an diesem Genre beson­ders inter­es­sant findest. 

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