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The Mortuary in der featured-Filmkritik: Feinster Episoden-Grusel nach alter Sitte
Eine junge Frau bewirbt sich um einen Job beim finsteren Bestatter Montgomery Dark. Dieser erzählt der Bewerberin eine Handvoll Schauergeschichten. Warum diese Horror-Anthologie ein Must-Watch für Gruselfans ist, erfährst Du in der featured-Filmkritik zum neuen Kinostreifen „The Mortuary“.
Eine Anthologie ist ein Sammelwerk für mehrere literarische Texte. Horror-Anthologien erzählen also eine Reihe an Gruselgeschichten und haben eine lange Tradition. Schon 1919 erzählten sich Conrad Veidt und Co. im deutschen Stummfilm „Unheimliche Geschichten“ fünf kurze Grusel-Anekdoten. Und wer könnte die „Creepshow“ (1982) von Stephen King und George A. Romero vergessen? „The Mortuary“ von Autor und Regisseur Ryan Spindell hat das Potential zum Publikumsliebling. Warum, finden wir jetzt raus.
Raven’s End: Die letzte Ruhestätte für Spukgeschichten
Sam (Caitlin Custer) bewirbt sich beim Bestatter Montgomery ‚Monty’ Dark (Clancy Brown) um einen Job als Hilfskraft. Während der egozentrische Monty die taffe junge Frau durch sein Beerdigungsinstitut „Raven’s End“ führt, erzählt er drei Horrorstorys. Eine vierte steuert Sam selbst bei.
Die erste Kurzgeschichte erzählt von der raffinierten Taschendiebin Emma (Christine Kilmer), die sich während einer Party in einem mysteriösen Zimmer versteckt und feststellen muss, dass sie doch nicht allein ist. In der zweiten Story verführt der ruchlose Uni-Mädchenschwarm Jake (Jacob Elordi) die neue Studentin Sandra (Ema Horvath) und bezahlt den One-Night-Stand mit einer Veränderung, die ordentlich an seiner Männlichkeit rüttelt. In der dritten Erzählung treibt die schwere Krankheit seiner Ehefrau den armen Tropf Wendell (Barak Hardley) zu einem folgenschweren Entschluss. Die Highlight-Episode „The Babysitter Murders“ interpretiert die bekannte Geschichte um eine Babysitterin, die von einem Psychopathen bedroht wird, gänzlich neu.
Moral Stories to Tell in the Dark: Modern gedacht, originell verpackt
2019 kam mit „Scary Stories to Tell in the Dark“ die Filmadaption der gleichnamigen Kurzgeschichtensammlung(en) in die Kinos. Die bekannten Gruselgeschichten wurden dort in einen Plot um eine Teenie-Clique und ein verfluchtes Buch gezwängt. Auf diesen hätte man allerdings lieber verzichtet und stattdessen eine weitere Kurzgeschichte erzählt.
Diesbezüglich bleibt „The Mortuary“ bei seinen Wurzeln und erinnert in allerbester Weise an schwarzhumorige Formate wie „Geschichten aus der Gruft“ (1994), „Trick ‚r Treat“ (2009), neuerlicher auch „Tales of Halloween“ (2015) oder „The ABCs of Death“ (2012). Erfrischend ist „The Mortuary“ auch, weil Regisseur und Autor Ryan Spindell nicht einfach nach einem billigen Twist heischt. Ohne dabei mahnend zu wirken, schneidet er in den Episoden stilvoll Themen wie Geschlechterrollen und das US-amerikanische Gesundheitssystem an.
Kunstblut: Launiges Effektgewitter mit gut aufgelegtem Cast
„The Mortuary“ erinnert mit seiner Retro-Pop-artigen Ausstattung stellenweise an „Riverdale“, „The Chilling Adventures of Sabrina“ oder auch „Eine Reihe betrüblicher Ereignisse“. Seitens der Effekte gibt es echtes Kunstblut und digitale Tentakel; ein gesunder Mix aus praktischen, Make-up- und CGI-Effekten (Computer-Generated Imagery).
Clancy Brown („Die Verurteilten“) als Montgomery Dark macht mit blassem Teint und gelben Zähnen einen verdammt guten Job. Das gilt im Prinzip zwar für alle Darsteller, aber Clancy Brown vermittelt mit seiner Performance einen Charme, den Filmfreunde vielleicht auch empfinden, wenn sie Peter Cushing in „Die Todeskarten des Doktor Schreck“ (1966) sehen. Hauptdarstellerin Caitlin Custer wirkt in zwei, drei Szenen der Rahmenhandlung etwas emotionslos, dies trübt aber nicht das Filmerlebnis.
The Mortuary: Der Halloween-Tipp 2020
„The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte“ ist die gut erzählte und kurzweilige Horror-Anthologie, die uns in den vergangenen Jahren gefehlt hat: Episoden-Horror aus einem Guss, mit Köpfchen und Kunstblut, der sicherlich auch einen zweiten Teil ausfüllen würde. Vielleicht ist alles bahnbrechend, aber der Film weiß, dass er Unterhaltungskino in einem betagten Sujet ist und geht damit erstaunlich clever um.
Ein featured-Filmtipp für Fans von Episoden-Horror.
The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte | |
Originaltitel: | The Mortuary Collection |
Genre: | Horror |
Bundesstart: | 22.10.2020 (Kino) |
Laufzeit: | 110 Minuten |
FSK: | (ausstehend) |
Regie: | Ryan Spindell |
Drehbuch: | Ryan Spindell |
Welche Horror-Anthologie lehrt Dich das Gruseln? Wir freuen uns auf Deine Filmtipps in den Kommentaren!