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The King’s Man: The Beginning in der featured-Filmkritik: Steifer als ein Anzug
Vier Jahre nach dem letzten „Kingsman“-Film erzählt Regisseur und Drehbuchautor Matthew Vaughn mit dem Prequel „The King’s Man: The Beginning“ von den Anfängen der Geheimorganisation. Ob es ihm dabei wieder gelingt, Charme, Witz und Action zu vereinen?
Großbritannien zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Conrad (Harris Dickinson) wird schon früh mit den Gefahren, die in der Welt lauern, konfrontiert. Seine Mutter Emily (Alexandra Maria Lara) wird bei einem humanitären Einsatz in Afrika vor seinen und den Augen seines Vaters Herzog Orlando Oxford (Ralph Fiennes) getötet. Nach diesem Schicksalsschlag hat es sich der Herzog zur Aufgabe gemacht, seinen Sohn von allem Bösen fernzuhalten. Als ein mysteriöser Bösewicht mithilfe von fiesen Gehilf:innen, wie Rasputin (Rhys Ifans) und Mata Hari (Valerie Pachner), die Welt in einen Krieg stürzen will, plant der junge Conrad zur Armee zu gehen. Durch die Sorge um seinen Sohn wird der Herzog kreativ und der Grundstein der Organisation Kingsman gelegt.
Vater-Sohn-Konflikt, Weltkriegs-Drama, Spionageabenteuer oder doch ein Kingsman-Film?
Der neue Kingsman-Film steigt bei der Hintergrundgeschichte von Herzog Orlando ein, der herrlich knorrig von Ralph Fiennes verkörpert wird. Du lernst ihn als fürsorglichen Vater kennen, der vor allem durch seine Ernsthaftigkeit den Ton angibt. Nur sehr langsam entfaltet sich das volle Ausmaß der Geschichte, die doch sehr voluminös daherkommt. Einerseits erzählt Matthew Vaughn, der bereits bei den beiden anderen Kingsman-Filmen für Regie und Drehbuch verantwortlich war, eine Vater-Sohn-Geschichte, andererseits versucht er aber auch, die äußeren Umstände, nämlich den ersten Weltkrieg, zu erfassen. Als ob das nicht schon genug wäre, setzt Vaughn dann auch noch auf eine Spionage-Story und verzettelt sich komplett.
The King’s Man: The Beginning: Echtes Kingsman-Feeling kommt nur selten auf
Die beiden Vorgänger „Kingsman: The Secret Service“ und „Kingsman: The Golden Circle“ sind durchzogen mit grandioser Action und trockenem Humor. Im Vergleich dazu könntest Du enttäuscht werden, wenn Du erwartet hast, dass auch das Prequel daraufsetzt.
Du wirst in The King’s Man: The Beginning weder grandiose Action noch trockenen Humor antreffen. Genauso wenig wie erzählerische Spannung. Einzig die Szene, in der Orlando und Conrad gegen Rasputin antreten müssen, um einen fiesen Plan zu vereiteln, ist wirklich gut inszeniert. Nur sie reicht – mit viel gutem Willen – an die wohl bekannteste Szene aus dem ersten Film heran, in der Geheimagent Galahad (Colin Firth) in einer Kirche durchdreht und alles niedermetzelt, was ihm in die Quere kommt. Vaughns Fähigkeit, Actionszenen wirklich eindrucksvoll zu inszenieren, blitzt im Prequel nur kurz auf, aber dafür umso imposanter: Rhys Ifans als Rasputin vollzieht minutenlang einen choreografierten Kampf, bei dem sogar Balletttänzerinnen des Bolschoi-Theaters blass aussehen würden.
Wenige Highlights in einem ansonsten eher ermüdenden Prequel
Diese Szene hilft zwar dabei, die darauffolgende halbe Stunde zu überstehen, je weiter die Geschichte allerdings voranschreitet, desto langweiliger wird sie. Oftmals wirkt der Streifen mehr wie ein Erster-Weltkriegs-Drama und weniger wie ein actiongeladener Spionagefilm. Zentraler Aspekt wird mehr und mehr der Konflikt zwischen Vater und Sohn, den sie aufgrund ihrer verschiedenen Sichtweisen auf den Krieg haben. Die deutlich spannendere Geschichte, rund um den mysteriösen Bösewicht und seine Schergen, gerät zunehmend in den Hintergrund. Da hilft es auch nicht, wenn diese Story noch schnell im letzten Drittel des Films in den Vordergrund gerückt wird. Dafür ist es deutlich zu spät, denn der Frust darüber, dass The King’s Man: The Beginning sich viel zu ernst nimmt und dabei oftmals verzettelt, hat sich schon eingestellt.
Unser Fazit zu The King’s Man: The Beginning
Als Kingsman-Fans haben wir uns auf das Prequel gefreut, um mehr über die Gründung der britischen Geheimorganisation zu erfahren. Die freudige Erwartung auf gewohnt überbordende Action, bissigen Humor und britischen Charme, wurde aber letztendlich enttäuscht. Matthew Vaughn hat sich zu viel vorgenommen und dabei die Kernkompetenzen der Filmreihe aus den Augen verloren. Wir hoffen sehr, dass es beim nächsten Teil wieder besser wird und schauen bis dahin lieber noch einmal die ersten beiden Kingsman-Filme.
The King’s Man: The Beginning
Genre: | Action, Spionage |
Bundesstart: | 6. Januar 2022 |
Laufzeit: | 131 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren freigegeben |
Regie: | Matthew Vaughn |
Drehbuch: | Matthew Vaughn, Karl Gajdusek |
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