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“Spione Undercover – Eine wilde Verwandlung“ in der featured-Filmkritik: Lieber den Agenten im Haus als die Taube auf dem Dach
Was ist die perfekte Tarnung für Spione? Genau: Tauben! Musst Du nicht verstehen – tun wir auch nicht; ist aber witzig. Warum der Film trotzdem eine durchwachsene Nummer ist, erfährst Du in der featured-Filmkritik zu Spione Undercover.
Hinweis vorab: In der Pressevorführung wurde die deutsche Sprachfassung des Films gezeigt. In dieser spricht Moderator Steven Gätjen die Hauptrolle. In der Originalfassung tut dies Will Smith. Dieser hat eigentlich eine feste Synchronstimme: Jan Odle. Probleme mit der Stimmbesetzung durch Promis haben wir bereits in der featured-Filmkritik zu Pets 2 angesprochen. Aber auch in diesem Fall erscheint das Casting unnötig.
Tauben: Die perfekte Tarnung
Der nerdige Tüftler Walter Beckett (dt. Jannik Schümann) entwickelt einen Trank, mit dem er Menschen kurzzeitig in eine andere Lebensform verwandeln kann. Der beliebte, begehrte und eingebildete Geheimagent Lance Sterling (dt. Steven Gätjen) seinerseits trinkt das Gesöff versehentlich. Und verwandelt sich in eine Taube. Das ungleiche Team versucht nun an den Terroristen Killian (dt. Torsten Michaelis) heranzukommen. Denn dieser begeht nicht nur Verbrechen und nimmt dabei irgendwie die Gestalt von Lance Sterling an, sondern bedroht außerdem noch die Welt mit einer Horde Killerdrohnen. Die Hetzjagd führt alle Beteiligten einmal um den ganzen Globus. Und neben der Spionage hätte Sterling gerne auch wieder einen federlosen Körper – ohne Schnabel.
Spione Undercover: Im Deutschen kein Ohrgenuss
Nicht falsch verstehen: Stimmen sind Sache des Geschmacks. Und als Person haben wir natürlich nichts gegen Steven Gätjen. Toller Moderator, klasse Arbeit im Filmjournalismus – supi supi, klasse. Aber warum um Himmelwillen, muss er denn Will Smith synchronisieren? Gätjen ist schlichtweg kein Schauspieler; hat schlechtes Timing und neigt beim Sprechen zum Übertreiben. Das würde vielleicht weniger auffallen, wenn der Charakter ein komplett fiktiver wäre. Nun wurde der Geheimagent aber auf Will Smith maßgeschneidert. Will Smith! Ein Mime der ursympathisch ist, aber nach Jahrzehnten des Typecastings immer die gleiche Rolle spielt. Charmanter Alleskönner mit Segelohren und großer Klappe. Und Smith’ deutscher Stammsprecher Jan Odle spricht diesen Charakter im Prinzip im Schlaf und gibt dem Schauspieler in deutschen Fassungen bisweilen mehr stimmliche Nuancen, als dieser originär mitbringen würde. Für ein Groß des deutschen Publikums ist das Gesicht also mit einer bestimmten Stimme verknüpft – und einer guten Performance. Leider holt uns das Spiel von Steven Gätjen tatsächlich an manchen Stellen raus.
Auch Newcomer-Star Tom Holland (Spider-Man: Homecoming) hat eine feste Stimme: Christian Zeiger. Der wurde diesmal durch den Teenieschwarmschauspieler Jannik Schümann ersetzt. Der macht seinen Job gut – man merkt: Schauspieler. Das ändert allerdings nichts daran, dass man auch hier die routinierte Perfektion des Stammsprechers vermisst. Wie üblich in so einem Fall, bleibt bei uns ein Fragezeichen zurück. Wir wünschen uns an dieser Stelle mehr Respekt vor der deutschen Synchronbranche.
Harte Geschichte in kindlicher Verpackung
Eine Frage ploppte schon während der Pressevorführung auf: Für wen ist der Film gemacht? Denn obgleich die Gags und die bunten Bilder, die temporeiche Inszenierung eine junge Klientel ansprechen werden, ist die Geschichte um Rache, Blutopfer und dergleichen eine ausgesprochen harte Kost. Die Action ist zweifelsfrei nie am Limit des Zeigbaren. Aber spätestens, wenn jemand mit einer bionischen Armprothese Killerdrohnen steuert, um einen Geheimdienstapparat auszuschalten, fragen wir uns, welches sechsjährige Kind – denn der Film hat ein FSK-6-Siegel, damit gut zurechtkommt. Für Erwachsene hingegen mag der Film dann wiederum oft zu albern anmuten. Aber auch das ist natürlich Geschmacksache.
Spione Undercover: Kurzweilige Unterhaltung mit Problemen
Wenn Du die Möglichkeit hast, schaue Spione Undercover gerne in der Originalfassung. Dein Kind wird womöglich noch kein Englisch sprechen, mit dem hölzernen Spiel von Steven Gätjen aber auch noch kein Problem haben. Am Ende ist Spione Undercover ein unterhaltsamer Film, der dank des hohen Tempos und seiner visuellen Komik ein sicherer Griff für mitteljunges Publikum ist. Nachmittägliches Popcornkino für Familien – und Tauben.
Spione Undercover – Eine wilde Verwandlung
OT: Spies in Disguise
Genre: Animation / Abenteuer / Comedy
Bundesstart: 25. Dezember 2019
Laufzeit: 102 Minuten
FSK: Ab 6 Jahren
Regie: Troy Quane
Drehbuch: Brad Copeland, Lloyd Taylor
Pidgeon: Impossible – Der originale Kurzfilm
Spione Undercover basiert auf dem Kurzfilm Pidgeon: Impossible aus dem Jahr 2009, produziert und geschrieben von Lucas Martell. Und den kannst Du nun folgend gratis anschauen, zum Glück in der Originalfassung. Viel Spaß.
Kurzfilm oder Blockbuster? Welche Version der Geschichte gefällt Dir besser? Wir freuen uns auf Deine Meinung und picken sie in den Kommentaren auf.
Bilder: © 2019 Twentieth Century Fox